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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1891
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- 1891-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1891
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- Deutsch
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^ 57, 11. Mürz 1891. Nichtamtlicher Teil. 1471 diese sagten sich: »Unser Weizen kann nicht blühen, so lange der amerikanische Verleger die ausländische Ware umsonst hat«, und unsere Skeptiker hier arbeiteten der Gegenpartei drüben durch Unthätigkeit in die Hände. Es war ein ewiges Ringen zwischen Kleinmut, Zweifel und Hoffnung. Erst als ich im Januar 1885 meine im Dezember 1884 veröffentlichten Erfahrungen und Anschauungen im Münchener Verein zum Schutze deutscher Interessen im Auslande öffentlich zu vertreten aufgefordert worden war, kam die Angelegenheit in ein scheinbar lebendiges Fahrwasser, freilich nicht ohne die Erwägungen ernster Zweifel und Bedenken. Dieser Verein beschloß, sich mit den angesehensten, in den Vereinigten Staaten lebenden Deutschen in Verbindung zu setzen, was auch geschah. Die Antwort auf die Briefe von hier lautete bei allem Ernst für die deutsche Sache abweisend, so etwa, als wenn wir Gefahr liefen unsere ganze Nation von einer opportunistischen Majorität drüben verlacht zu sehen. Der damalige Vorsitzende des Vereines zum Schutze deutscher Interessen, der leider zu früh verstorbene Geheimrat Professor von Brinz in München, klopfte mir eines Tages auf die Schulter und sagte lachend: »Lassen Sie die Sache ruhen; wenn uns unsere großen deutschen Landsleute drüben schon auslachen, wie viel mehr die Amerikaner selbst«. So sah ich mich bei allem Eifer, mit welchem der Verein meine Sache erfaßt harte, verlassen und als Optimist bedauert, ich hatte das Gefühl, als gäbe man mir zu verstehen: da müßten ganz andere Männer auftreten als ich, da würden noch ganz andere Leute sich die Zähne ausbeißen als ich; ja man sagte mir sogar, daß, für Amerika natürlich, die Auf hebung des Einfuhrverbotes amerikanischen Schweinefleisches in Deutschland drüben eine viel wichtigere Sache sei. Aber die Sache sollte doch ein anderes Gesicht erhalten. Unter den deutschen Männern drüben lebt einer, auf den unser Vaterland wohl mit gleichem Stolze blickt wie der Ameri kaner, einer, der drüben geachtet, geehrt, geliebt ist und der längst auf den Präsidentenstuhl in Washington gesetzt wäre, wenn er nicht den einen großen Fehler hätte, ein geborener Deutscher zu sein. Es ist dies Senator Karl Schurz (Schwager Lenaus, Freund und Befreier Kinkels). Diesem Manne verdankt Deutsch land vieles drüben, und ihm, so dachte ich mir, mußte unser Interesse beim Schutze des geistigen Eigentums drüben in die Hand gelegt werden. Bei diesem Gedanken, mich verlassen sehend von den besten Leuten, ging ich von dem etwas einseitigen Bestreben aus, jetzt zunächst auf den Schutz des künstlerischen Eigentums hinzuarbeiten. Ich dachte mir, wenn hier der Hebel zunächst kräftig einsetzt und der Zweck erreicht Werde, so würde die Litteratur wohl in nicht unabsehbarer Zeit Nachfolgen. Ich setzte mich mit einigen amerikanischen Kunsthändlern und einigen deutschen Kunstverlegern in Verbindung. Die angebahnte Praxis, eine beliebige amerikanische Firma unter die Unterschrift der Kunstblätter zu setzen mit der bekannten Signifikation: »Lotereä uecorckillA lo tbo set ok oongress — ote. oto.« erwies sich als ein ganz zweckloser Firlefanz. Was hätte auch den amerikanischen Nachdrucker von Profession abhalten können, ein Kunstblatt zu reproduzieren, dessen deutschen Ursprung er stündlich Nachweisen konnte und von dessen Nachbildung er eine Konsequenz nicht zu fürchten brauchte, die im Strafgesetzbuch drüben nicht vorgesehen? In meinem Memorandum an das Weiße Haus in Washington brachte ich zur Vorstellung, weshalb dieses: »Lntorsä aeeoräing« rc. ein ganz haltloses Ding, ein Hirngespinst sei. Man antwortete natürlich nicht darauf, weil die Herren im Kapitol zu Washington selber einsahen, daß es nur ein Scheinbehelf sei. Aber trotz der amerikanischen »Schweinefleisch-Politik« fand ich eines Tages eine Stütze für meine Bestrebungen, die einem gewaltigen moralischen Druck nicht unähnlich war. Herr Geheimrat Professor von Bar in Göttingen und der koburg-gothaische Finanzminister Fleisch mann griffen die Sache auf; elfterer erwies mir die Ehre, mich in der neuen Auflage seines Lehrbuches für Privat recht zu citieren, auf meine Bestrebungen zu verweisen, er ver focht seine Ansichten vom Standpunkt des gründlichen deutschen Gelehrten, und, wie seiner Zeit auf dem internationalen Kon greß in seinem Referat über die Kongo-Frage ausschlaggebend, hat er es verstanden auch in dieser Frage das internationale Rechtsbewußtsein zu kräftigen, den Rechtsstandpunkt des Be sitzenden mit dem internationalen Privatrecht zu verketten. Was von Bar in seinem internationalen Privatrecht über unseren Gegenstand sagt, klingt wie die mannhafte Verfechtung eines un beugsamen Rechtes, es ist das Schwert der Themis, welches un- gezückt ruhig in der Scheide aus Wiedervergeltung wartet, bis die Stunde gekommen, es ist die erhabene Doktrin des berühmten Rechtsgelehrten vom absoluten Recht, welches nur vergewaltigt und unterdrückt, aber niemals vom Erdboden fortgefegt werden kann. Wie weit von Bars internationales Privatrecht drüben gewirkt haben mag ist schwer zu sagen; es entzieht sich unserer Forschung, aber fruchtlos sind die Gedanken dieses Göttinger Ge lehrten nicht verhallt Nicht zum geringen Teil wird es die MacKinley-Bill ge wesen sein, welche drüben eine Alteration im geschäftlichen Dasein Tausender von Existenzen herbeiführte. Die deutsche Kunst, welcher man seit zehn Jahren drüben einen Zoll von 300/s, auf ihre Gemälde und einen noch höheren auf die Rahmen auf gebürdet hatte, erfuhr durch die MacKinley-Bill eine Reduktion aus den halben Zollsatz Man hatte drüben erkannt, daß man mit einheimischen Kunsterzeugnissen das Kunstbedürfnis nicht decken könne; gleichsam bahnbrechend kettete sich hieran die repro duzierende Kunst, es ging wie eine Ueberzeugung durch die Amerikaner, daß auch den reproduzierenden Künsten die besseren Wege geebnet werden müßten, der große Hang des Amerikaners nach bildlichen Darstellungen, die Freude an illustrierten Werken, die Neigung zum Bildcrbesehen und das Bewußtsein, daß das Beste zur Befriedigung dieses Bedürfnisses nur eben gut genug, dies alles hat mitgewirkt, dem deutschen Können jenen größeren Schutz zu sichern, dessen wir nun endlich vom 1. Juli dieses Jahres an teilhaftig werden sollen. Nach Vorstehendem konnte es den Anschein haben, als hätte meine Thätigkeit in der ganzen Bewegung einen Hauptfaktor zum Zustandekommen der Bill abgegeben, oder als wolle ich dies ruhmredig dokumentieren Nein, wir haben es hier mit einer ganz anderen treibenden Kraft zu thun, die sich fast wie ein Naturgesetz von selbst entwickelt und welche plötzlich wirkt, vergleichbar dem plötzlichen Aufbrechen einer Knospe, aus die man lange gewartet, und — weil es so kommen mußte. Eine unaufhörliche Kette von jahrelangen Meinungsverschieden heiten ist gleichsam über Nacht von selbst zerrissen, wir fragen nicht mehr wie viel Streit und Anstrengung, welche Summe von opportunistischen Sonder-Interessen an dem großen Strang hin und her gezerrt, wir haben heute nur befriedigt auf das Faktum zu blicken, wobei es interessant, ja amüsant ist zu be obachten, wie die beiden Häuser der Repräsentanten und Sena toren über eine Affäre wie über etwas ganz Selbstverständliches beschlossen, und wir dürfen in den von kurzer Hand dekretierten Zustimmungen des Senates die Hand unseres deutschen Lands mannes Carl Schurz erblicken, der lieber einige, das Ganze be drohende Amendements zu Fall brachte, ehe er das Ganze zum Scheitern kommen ließ. So hat die amerikanische Nation einmal wieder gezeigt, wie unbedeutend und unwichtig ihr diejenigen Fragen der Zeit sind, welche ihr innerstes nationales Interesse nur scheinbar be rühren, und wie es nur eines recht bequem gemachten Anstoßes, einer gerade mundgerechten Affäre bedurfte, um ganz bagatell- mäßig eine Bill zu schaffen, welche für uns Europäer fast wie ein Weltereignis, während sie drüben als höchst unwichtig er scheint, dennoch aber leicht noch auf Jahrzehnte hätte hinausge schleppt werden können. Die bevorstehende Kantate-Versammlung in Leipzig wird 197»
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