Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1888

Nichtamtlicher Teil. 3711 170, 25. Juli 1888. dieser Gelegenheit gehaltenen inhaltreichen Reden des Burstehers Herrn Kröner, der Herren Oberbürgermeister Or. Georgi nnd Super intendent vr. Pank nichts weiter als das Schlußgebet mitgcteilt wird, so läßt sich die Bemerkung kaum unterdrücken, daß irgend eine ausgeprägte Stelle aus einer der drei Reden diese Seite des Textes wohl zweckentsprechender ausgefüllt hätte. Auch in der dritten Abteilung: »Die Frankfurter Bücher messe im 16. Jahrhundert« sind die Abbildungen von besonderem Interesse, so namentlich die Darstellung eines Buchladens um 1500 nach einem Bilde von H. Leys. Die Entzifferung alter in Licht druck beigefügter Schriftstücke nnd eines Kobergerscheu Prospektes muß man billig Gelehrten oder buchhändlcrischer Geduld über lassen. Ein anschauliches Bild der »alten Leipziger Buchhändler messe" bietet schließlich die vierte Abteilung der Festschrift. Wir finden da u. a. eine von dem heutigen Aussehen (die Kirche allen falls ausgenommen) durchaus verschiedene Abbildung des Nicolai- kirchplatzes mit den umliegenden Baulichkeiten, zu denen ja später besonders die Buchhündlerbörse gehörte, ferner Abbildungen der alten Abrechnungsgebäude, des Paulinerhofs, des Richterschen Kaffeehauses u. s. w. Zwei Doppelbilder stellen den herrlichen, wiederholten Umwälzungen längst zum Opfer gefallenen ehemaligen »Schützenhausgarten mit dem Trianon- und das »Cantatefestmahl im Schützenhaus 1870« dar. Gern lassen wir uns durch den teilweise noch aus eigener Anschauung darstellenden Berichterstatter in die gute alte Zeit versetzen, und es beschleicht uns fast ein heimatliches Sehnen nach den alten Plätzen. Wer aber wollte sich nicht zugleich des neuen Buchhändlerheims und der großen Vorteile, die es bietet, von Herzen freuen! Und so heißen wir denn auch mit Freude diese schöne Festschrift willkommen, die in Bild und Wort gebannt, die alten und neuen Stätten uns vor Augen führt, die Erinnerung an Tote und Lebende getreulich wach erhält! Die Firmen, welche in so anerkennenswerter Weise ihr In teresse für die Sache des Buchhandels kundgaben, sind: Aarland L Sohn, F. A. Brockhaus, W. Drugulin, Fischer L Wittig, Ferd. Flinsch in Leipzig; Albert Frisch in Berlin; I. G. Fritzsche, R. Gerhold's Gravleranstalt, Hübel L Denck, Julius Klinkhardt in Leipzig; Körner L Dietrich in Reudnitz; Heinrich Riffarth in Berlin; Römmler L Jonas in Dresden; Sieler L Vogel, Sinsel L Co. in Leipzig; Siudders L Kohl in Reudnitz; Kupferstecher B. Mannfcld in Berlin; Architekt Visscher van Gaasbeck, I. I. Weber in Leipzig und Bazar-Actien-Gesellschaft in Berlin. Mit höchster Anerkennung und aufrichtigem Danke aber sei am Schlüsse dieser Besprechung nochmals des thatkräftigen, künst lerisch und schriftstellerisch gleich gehaltvoll schaffenden Dreibundes gedacht, welcher die Urheberschaft des hübschen Buches auf sich genommen hat, der Herren Otto Nauhardt, Adolf Titze und Artur Seemann. Nur eine bewundernswert kurze Frist vom Empfang des Auftrages bis zur vollkommenen Vollendung des kleinen Prachtbandes konnte bei äußerst vorgeschrittener Zeit den Genannten zugebilligt werden; ihrem Eifer und ihrer schrift stellerischen wie verlcgerischen Gewandtheit genügte ein einziger Monat zur Erfüllung der keineswegs einfachen Aufgabe. Das Gelingen ist neben dem opferbereiten Entgegenkommen der oben genannten Geschäfte vor allem der bewährten Tüchtigkeit und Hingebung dieser drei Vereinsgenossen zu danken, mit deren Wahl der Festausschuß eine so überaus glückliche Hand gehabt hat. Vermischtes. AllgemeinerDeutscherBuchhandlungs - Gehilfen - Verband. — Bei der am Sonntag den 15. d. M. vormittag im Deutschen Buch händlerhause in Leipzig abgehobenen 20. ordentlichen Hauptversammlung wurden bei einer Anwesenheit von 119 Teilnehmern 1210 Stimmen ab gegeben Es waren vertreten die Kreise Brandenburg, Sachsen, Norden, Sachsen-Thüringen, Bayern. Baden, Rheinland, Westfalen, Schwaben, Schlesien und Posen, Nordwestkreis und Oesterreich-Ilngaru. Nach den Berichten des Vorstandes und erfolgter Dechargeerteilung gab die Versammlung zu der vom Vorstande vorgeschlagcnen Erhöhung des Mitgliederbeitragcs von 18 aus 24 ihre Genehmigung, erklärte sich mit einer Reihe von Satzungs-Aenderungen einverstanden und stimmte dann mit großer Mehrheit der Errichtung einer Alters- und Jnva- lidenkasse zu. Dieselbe tritt am 1 Januar 1895 in Kraft und damit in die Reihe der segensreichen Schöpsungen. in denen der Allgemeine Deutsche Buchhandlungs-Gehilseu-Verband zum Wähle seiner Angehörigen seine verdienstvolle Kraft bethätigt, ein Aus dem Rechnungs-Abschluß für das Jahr 1887 geht hervor, daß die Verbands-Kasse einen Vermögensbestand von 596 94 ausweist. Die Kranken- und Sterbekasse, welche mit einem Bestände von 66 258 93 abschließt, vereinnahmte 27 829 35 5> an Mitglieder beiträgen und Eintrittsgeldern, serner an Prinzipalsbeiträgen und Ge schenken 2548 V6 50 5>, an Zinsen 2784 ^ 70 5> und vergütete 32891 ^ 52 Krankengelder und 3550 Begräbnisgelder. Der Witwen- und Waisenkasse wurden zugesührt an Mitglieder- beiträgen l 1 265 V/l 25 5^, an Prinzipalsbeiträgen und Geschenken io 019 47 ^ «darunter 1000 ^ Beitrag voin Börsenverein, 2400 ^ Beitrag von der Buchhändler-Fechtanstalt), an Zinsen 3552 ^ 20 Ihr Vermögen erhöht sich nach Abzug der Unkosten in einem Jahre von 69 977' ^ 35 .«> aus 93 796 39 -V Für die Aitersversorgungskasse sind 374 ^55» versügbar. Bei der zum Schluß der Versammlung erfolgten Neuwahl des Vor standes wurden die bisherigen 'Mitglieder desselben, die Herren Heinrich Weise,Otto Berthold, Alex.Krauße, Otto Koller, Eduard Balda- mus und Oskar Gottwald, durch Zuruf auss neue in ihren Aemlern bestätigt. Ein Mittagsmahl in der Gartenhalle des Buchhändlerhauses ver einigte Vorstand, auswärtige Vertrauensmänner nnd Mitglieder des Kreises Leipzig, zu geselligem Verkehr, «voraus ein Spaziergang nach dem Kaiserpark unternommen wurde. Eine bei dieser Gelegenheit von Herrn O. Gottwald angeregte Sammlung für die eben beschlossene Jnvaliden- und Alters-Zuschußkasse fand freudige Aufnahme und hatte ein Ergebnis von 26 ^ 20 5.. Preisunterbietungen. — Aus Mailand schreibt man: Der Konkür- renzstreit der Musikverleger Ricordi und Sonzogno nimmt immer größere Dimensionen an, und das Publikum ist der sich freuende Dritte. Sonzogno hat das Erscheinen der beliebtesten Opern Meyerbeers und Donizettis angezeigt und verlangt bei 16 Seiten Musik und Text 25 Centesimi. Darauf kündigt Ricordi eine neue Opernsammlung an: »lla musioa universale«, welche in Heften von 16 Seiten zum Preise von 15 Centesimi erscheinen wird. Sonzogno erwidert, indem er den Preis seiner Lieferungen auf — fünf Centesimi hcrabsetzt. Bei den Preisen Ricordis wird eine ganze Oper auf drei Lire, bei den Preisen Sonzognos gar nur auf eine Lire zu stehen kommen. Am Ende erhält jeder »Käufer« vielleicht noch eine Lire zugezahlt. Verkehrswesen. — Bei Gütersendungen nach Rumänien ist der Inhalt der Frachtbriefe, insbesondere die Bezeichnung der Güter, die ver schiedenen Klauseln und Bemerkungen, von den Interessenten in latei nischen Buchstaben auszuschreiben. Anzeigeblatt Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. (38529) Hierdurch beehren wir uns Ihnen an- zuzeigeu, daß wir von jetzt an in direkten Verkehr mit dein Buchhandel treten u. Herr F. A. Brock haus unsere Vertretung in Leipzig besorgt. Probenummer» unserer Schiffsnachrichten stehen zu Diensten und verweisen wir in betreff des Preises und der Bedingungen auf unser In serat unter „Fertige Bücher" in dieser Nummer des Börsenblattes. Hamburg, 21. Juli 1888. Statt besonderer Anzeige! (38530) Heute übersiedelte ich vollständig mit meinem Verlag von Dresden nach Leipzig und bitte, auch in Ihren Büchern von dieser Ortsverän- dcrung entsprechend Notiz zu nehmen. Leipzig, Glockenstr. ll, II. d. 23. Juli 1888. G. A. Kaufmann Verlag (früher in Dresden). 506' C. Frankc's Verlag.