Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1888
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18880716
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188807165
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18880716
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-16
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3568 Nichtamtlicher Teil. 162, 16. Juli 1888. sind eben Fülle, in denen Nachsicht verlangt und gewahrt wird es ist niemand unfehlbar, und in Geschmackssachen ist nicht zr streiten. Anders aber verhalt es sich bei der Frage: Original vder Kopie? Echt vder Faksimile? Da wird der Händler gar- nicht vorsichtig genug sein können; denn Mißgriffe strafen sich hart, und das Urteil der betrogenen Kunden ist unerbittlich; mau glaubt eben nicht, daß der Händler selbst betrogen sein könne, und schiebt ihn: alle Schuld, womöglich die betrügerische Absicht selbst unter. Die Unterscheidung nun, in welcher Abdrucksgattnng ein Stich, in welcher Ausgabe ein Buch vorliegt, ist nicht schwer; die vorzüglichen Hilfsmittel, welche wir hierfür haben und die sich jeden Tag um neue Monographieen vermehren, haben alle diese Fragen, wie schwierig sie auch oft scheinen mögen, gelöst und so ausführlich behandelt, daß man nur nötig hat, sich nach ihnen zu richten; anders aber ist es, wenn der Zweifel auftaucht: Ist dieses Blatt, dieses Buch alt oder neu? Und niemals sind diese Zweifel häufiger aufgetaucht als eben jetzt, wo die Kunst der täuschenden Faksimiliernng zu einer Höhe gestiegen ist, auf der sich fast kein Fortschritt mehr denken läßt, und niemals auch waren sie be rechtigter als in einer Zeit, in der die Lust am Sammeln in die weitesten Kreise gedrungen ist, die große Nachfrage bei doch beschränktem Angebot aber eine Nachahmung geradezu heraus fordert. Mittelgut giebt es ja noch genug; je mehr aber das Beste nach und nach in feste Hände gelangt, je mehr wird man mit Faksimiles vorlieb nehmen müssen; Faksimile und Falsifikat aber wohnen nahe beieinander. Es wird daher zur Lösung dieser Fragen unumgänglich nötig sein, sich vorher über die Technik des Faksimilierens zu unterrichten; ist doch ein Falsifikat in allen Fällen ein Faksimile, und nur durch das Vertrantsein mit den Kennzeichen des letzteren werden wir elfteres erkennen können. Wenn wir nun versuchen in den nachfolgenden Zeilen zu vörderst einen kurzen Ueberblick der Geschichte und Technik des Faksimile zu geben, so müssen wir vorausschicken, daß es nicht unsre Absicht sein konnte, eine ausführliche erschöpfende Dar stellung zu geben; das würden, abgesehen von der Fülle des Stoffes, schon Zweck und Umfang dieses Blattes nicht gestattet haben, sondern es war nur unsre Absicht, auf dieses Thema hin- znweisen, seine Bedeutung darzulegen und abzuwarten, ob nicht vielleicht andere mehr Befähigte sich seiner bemächtigen würden; der Abriß, welchen wir geben, hat nur pragmatisch sein sollen. Bevor das Faksimile nach seinem Wert für Kunst und Litteratur wird gewürdigt werden können, bedürften wir einer Bibliographie desselben, eines beschreibenden nicht nur, sondern auch kritischen Verzeichnisses aller Faksimiles; das wäre schon eine Geschichte selbst, und die in ihr notwendiger Weise enthaltene Kritik der verschiedenen Manieren würde für alle, die sich, sei es als Künstler, sei es als Gewerbtreibende, mit ihm beschäftigen müssen, von größtem Wert und hervorragendem Nutzen sein, von sicherlich nicht geringerem, als für die beteiligten Kreise der Katalog aller galvanoplastischcn Nachbildungen wäre, nach welchem man kürzlich von bernsener Seite verlangt hat. Je mehr wir nun bei Ausarbeitung unseres Themas, welches wir nicht ohne Grund »Versuch« genannt haben wollen, auf uns selbst angewiesen waren, je mehr auch bedürfen wir freundlicher Nachsicht; Rom ist ja nicht an einem Tage erbaut worden und wir werden froh sein, auch nur einen Stein, wenn es selbst nicht der Grundstein sein sollte, herbeigetragen zu haben. Die Handbücher für Bibliothekswissenschaft ließen uns in unfern Nachforschungen völlig im Stich, selbst Ed. Rouveyres eonnni88anee8 neoö88aire8 a nn biklioplnls bot nichts, die Kenn zeichen, welche es z. B. für Inkunabeln giebt, passen samt und sonders auch für die Facsimiles derselben, und das einzige Werk, in welchem Material enthalten war: Endel, lo llrugnaAe, giebt wenig und das wenige in unkritischer, anekdotenhafter Form. Wir wenden uns also erst dem Faksimile zu, um dann an seiner Hand das Falsifikat zu behandeln. Nachahmung ist die Thätigkeit der Epigonen, man bedarf ihrer nicht, solange man noch eigene schöpferische Ideen genug besitzt; schwinden diese aber, so wird aus dein Heranbilden an dein Alten ganz von selbst ein Nachbilden desselben werden. In diesem Sinne war das Rokoko der letzte Stil sozusagen; schon das Empire imitierte die Antike, es war zwar originell, aber doch nicht mehr Original. Und in diese Zeit, in die Wende des ver- gangenenen Jahrhunderts setzen wir die ersten Faksimiles. Dem achtzehnten Jahrhundert war als vervielfältigende Kunst, außer dem Letterndruck, nur noch der Kupferstich geläufig; der Holzschnitt war so gut wie vergessen, und man hatte daher, war man genötigt, ein vorliegendes Original bis in die kleinsten Ein zelheiten wiederzugeben, nur die Wahl zweier Reproduktious- maniercn: entweder man stach seine Vorlage ganz in Kupfer, oder man schnitt Typen nach Muster der vorliegenden Schrift. Bildliche Darstellungen konnte man nur mit Hilfe des Kupfer stichs wiedergeben, wie denn Parmegianinos Hnndzeichnnngen 1772 von B. Bossi gestochen wurden oder Richard Earlom in seinem über vsritatis 1779 mit Hilfe der Nadel und Tuschmanier Claude Lorrain's Zeichnungen faksimilierte; auch Holbeins original ckrnn'ings, von Chamberlain 1792—1800 heransgegeben, wurden von Bartolozzi, Metz und Knight gestochen; die alten Malereien eines vatikanischen Virgil-Codex stach Taddeo Sante Bartoli n. s. w. u. s. w. Diese Manier blieb ihrer Natur nach stets freie Nachbildung, und das Auftauchen zugleich treuerer und wohlfeilerer Manieren hat sie bei Ausführung von Faksimiles fast ganz verdrängt; die wenigen Beispiele, welche wir noch ans späterer Zeit kenne», mögen denn auch gleich hier vorweggenommen werden: es sind, von anderen zu schweigen, William Joung Ottley's eollsetion ok tnemmile» ok rar« arnl enrions priatings, in der besonders die Melken auf Silber durch Kupferabdrücke auf Silberpapier täuschend wiedergegeben sind, und die Ornnwsnw cke8 maitrö8 aueisiw än XV. an XIX. Ätzele, Paris bei A. Hauser, in denen die Originale von Dietterlin, Vrcdeman de Vrieß, Meissonnier u. a. von Riester, Varin, Ducasse, Clerget nachgestochen wurden. — Viel kostspieliger und darum auch seltener ist die Wiedergabe mittels des Nachschneidens von Typen, und wir sehen denn dieses Ver fahren auch nur in wenigen Prachtausgaben angewendet: die Virgil-Handschrist der Mediceischen Bibliothek, 1741 von Pater Foggini herausgegeben, wurde dem Original genau nachgebildet; Manni schnitt die Typen; und für die Herausgabe des englischen Land- und Grundbuches, des »vomasänz' boolc«, wurden von dem Drucker Nicholls ebenfalls ganz den Schriftzügen des Originals gleichende Typen besorgt, wie sich denn auch nach Falkensteins Angabe noch später Woyde, Baker und Kipling zu Ausgaben von Bibeltexten dieses Verfahrens bedienten. — Was es mit den Ausgaben von Corneille, Racine, Mokiere, die Endel als imitiert erwähnt, für eine Bewandtnis hat, konnten wir nicht er gründen; die Monographieen von Picot, Lacroix, auch Brunet schweigen darüber, und wir glauben daher, daß Eudel die Nach drucksausgaben von Lyon und Rouen im Auge hatte, Ausgaben, die sich übrigens schon durch das »swivant la eoxie« auf dem Titel veraten. Heutzutage ist das Nnchbilden alter Drucke mit tels gleicher Typen durchaus nicht mehr so kostspielig; der Ge schmack hat die alten Lettern wieder in die Mode gebracht; große Druckereien, z. B. Drugulin in Leipzig, Theo. L. de Vinne L Cie. in Newyork u. a. besitzen ganze Mustersortimente prächtiger, stil reiner alter Typen, und so präsentiert sich beispielsweise Hollands Faustausgabe als sklavisches Faksimile des Originals. Die erste Konkurrenz, welche der bis dahin allein herrschende Kupferstich fand, war die Lithographie, und sie hatte sich denn auch von seiten der Kupferstecher von Profession keiner freund lichen Aufnahme zu erfreuen. Man fürchtete von ihr, wie von allen später auftauchenden Vervielfältigungsmanieren, die Konkur renz; man fürchtete, sie werde den Kupferstich verdrängen und denen, die ihn ausübten, das Brot nehmen. Nun ist es ja richtig, daß die Lithographie und zumal die nach ihr gekommenen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder