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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1888
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- Deutsch
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162, 16. Juli 1888. Nichtamtlicher Teil. 3569 Verfahren, der Stahlstich und die photomechanischen Reproduktions- manieren, den Kupferstich auf ein kleineres Gebiet eingeschränkt haben, dach eigentlich nur zu seinem Vorteil; sie nahmen ihm das Handwerksmäßige und gaben ihn der Kunst zurück; er hatte nicht mehr nötig, all die Landkarten, Bilderbogen, Andachts- blüttchen, Geschäftsempfehlungen, Dutzendporträts u. s. w. ans- zufiihren, und der beste Beweis für die nutzbringende Konkurrenz der andere» Manieren ist die Beobachtung, das; das 19. Jahr hundert mindestens ebenso viele große Künstler auf dem Gebiet des Kupferstichs aufzuweisen hat, wie die ihm vorangegangeuen; daß ihm dafür die vielen Mittelmäßigkeiten der Küssest, Engel brecht, Sysang, Strahovsky u. s. w. mangeln, ist doch gewiß kein Nachteil?! Trotz der Anfeindungen nun, welche die Lithographie fand — und Fercht weiß manches davon zu erzählen — begegnete sie auch bald Freunden und Gönnern, und die ersten größeren Arbeite», welche vermittelst ihrer ansgeführt wurden, waren Fak similes. Es waren Albrecht Dürers Rnndzeichnungen zu Kaiser Maximilians Gebetbuch, deren Original die Münchener Hof- und Staatsbibliothek bewahrt, welche kaum 10 Jahre nach Erfindung der Kunst 1808 aus Scnefelders Institut hervorgiugcu. In 7 Heften, zusammen 43 Blatt, in 2 Ausgaben, schwarz und in den Originalfarben ausgenialt, machten sie zum erstenmal wei teren Kreisen diese Perle Dürerscher Kunst bekannt, und die Publikation fand so viel Beifall, daß 1818 bereits eine zweite Auflage erschien, die Johann Stuntz besorgte und um 8 Blatt, die Zeichnungen Cranachs zu demselben Gebetbuch, vermehrte; später wurden, zumal nachdem Franz Taver Stöger die Steine erworben, noch mehrere Auflagen veranstaltet. Diesem großen Unternehmen schloß sich kürz darauf ein zweites, nicht minder bedeutendes an, welches wie das erste der hochsinnigen Förderung des Freiherrn von Aretin, der nach und nach 30 000 Gulden darauf verwandte, sein Eutsteheu verdankt, nämlich die Nachbildungen der Handzeichnnugen des königl. Kupfcr- stichkabinetts in München, die von 1810 an im Verlage der Zellerschen Buchhandlung im Umfang von 72 Heften, zusammen 432 Blatt unter dem Titel »Osuvros litbograpdiguss« erschienen. An ihnen hat einer der größten Künstler der Lithographie, Johann Nepomuk Strixner, den besten Teil; diese Faksimiles präsentieren sich als vorzüglich gelungen, und wir erfahren u. a. durch Ferchl, daß mau, um die Wirkung derselben bis zur Täuschung zu erheben, auch das Schwärzen mittels Rauch an wandte und sie dann mit dem Pinsel behandelte oder in Gouache ausmalte, wie es Strixner später bei seinen Blättern der Boisserae schen Gallerie gethan. — Das Münchner Unternehmen fand Nach ahmung. 1822 erschienen bei Didot in Paris Imitationen von Originalhandzeichnungen ans dem Müsse Royal in Lithographieen von Jsabey L Hesse, 1833 in Wien desgleichen nach solchen der Sammlung des Erzherzog Karl; Holzschnitte faksimilierte die Lithographie z. B. in Maßmanns Ausgabe von Holbeins Todten- tanz, Blättern, denen Douce täuschende Aehnlichkeit nachrühmt, Manuskripte wie den Ooclox Lnug'allsnsw tzuatuor Lvangsl., heraus- gegebeu von H. C. M. Nettig, Zürich 1836, mit Vorliebe aber Auto graphen, deren Wiedergabe mit Hilfe des Steins in besonders täuschender Weise gelingt; da erschienen 1836—1838 Dorows Faksimiles von Handschriften berühmter Männer und Frauen, 1843 Delarues Isoxraxbis clss Uommss oslsbros lithographiert von Börard, Chateaugiron, Duchesne, Tremisot und Vertier, 1846 Felix Bogaerts reeasil ä'-cutoprapüss, in demselben Jahre in Stutt gart die Sammlung historisch berühmter Autographen u. s. w. Alte Drucke sehen wir vorzüglich kopiert in I. W. Holtrops Nonumenw IxpoArapstiguss, 1868 von E. Spanier im Haag lithographiert. — Zur Wiedergabe alter Drucke unter unmittelbarer Zuhilfe nahme des Originals hatte Seneselder ein Verfahren erfunden, welchem er keinen besonderen Namen beilegt, das er aber in seinem Lehrbuch ausführlich beschreibt. Er präparierte dazu das Original und druckte es dann auf den Stein, von dem nun weitere Abzüge gemacht werden konnte». Ob er diese Manier in umfänglicher Weise zur Anwendung gebracht hat, entzieht sich unserer Kenntnis; dem Lehrbuch sind einige recht gelungene Proben beigefügt. Ein ähnliches Verfahren — wir entnehmen die Notiz Fnlkenstein — erfanden zwanzig Jahre später die Gebrüder Paul und August Dupvnt in Paris, indem sie nämlich vermittelst einer sners rsprocwotivo Letterndruck auf Stein übertrugen und ohne Beschädigung derselben damit Neudrucke bewerkstelligten; ob ihr Verfahren praktisch ansgeuutzt wurde, bleibt zweifelhaft; der Aka demie legten sic als Proben Blätter aus Ausgabe» des Jsidvrus von Sevilla (Hain 9275) und Theokrit (Hain 15 477) vor. Eudel erwähnt als besonders täuschend eine von ihm Gillotage genannte Manier, die dem eben erwähnten Verfahren sehr ähnlich zu sein scheint; allerdings tritt bei ihr, von Firmin Gillvt 1850 erfunden, an Stelle des Steins eine Zinkplatte. Auf demselben Prinzip, nämlich der direkten Auweudung des Originals als Matrize, beruht auch der heute so genannte auastatischc Druck, welcher z. B. zum Neudruck von §S8tu8 äs vorborum 8i§nikkea- lions, Jdelers Chronologie, Heinsius' Bücherlexikou, Bd. 11 u. a. diente; er empfiehlt sich besonders in den Fällen, in welchen ein Neudruck mittels Lettern des schwierigen SatzeS wegen zu kost spielig wäre, und er hat den Vorteil, unähnlich Senefelders Ver fahren, welches sicherlich das Original zerstört habe» muß, das selbe ziemlich unbeschädigt zu lassen. Bei dein Stahlstich, welcher in den zwanziger Jahren der Lithographie als Jllnstratiousverfahrcn zur Seite trat und ihr eine sehr wirksame Koukurreuz machte, indem er sofort den Markt mit seinen Erzeugnissen überschwemmte, brauchen wir uns für unser Thema nicht lange aufzuhalten; er gab uns zwar in An lehnung an englische Vorbilder eine ganze Reihe schöner Werke, wie das malerische und romantische Deutschland, Meyers Uni versum, die A. H. Paynescheu Galleriewerke u. a.; als eigent lich faksimilierendes Verfahren hat er aber keine Rolle gespielt, man wolle denn etwa die Stiche Karl Frommels nach Flaxman oder die A. Rsveils nach I. A. Ingres hieher rechnen! Bevor wir nunmehr zur Photographie übergehen, müssen wir noch ei» Verfahren erwähnen, welches mit keiner der eben besprochenen oder noch zu besprechenden Reprodnktionsmauieren irgendwelche Ähnlichkeit hat, aber zu sehr in den Begriff des Faksimile fällt, als daß wir es übergehen dürften, wir meinen den Naturselbstdrnck. Wie R. von Perger in einem inter essanten Aufsatz über die Geschichte der polygraphischen Er findungen berichtet, ist der Gedanke, welcher diesen; Verfahren zu Grunde liegt, nicht neu; er findet sich schon auf den Südsee inseln und geht in der Geschichte bis 1557 auf Alessio Pede- montese zurück, dem dann Antonio Mizaldi, Johann und Theo phil Kentmaun, Zenobius Paeini, Mare Aurel Severin, Moncoys, Boecone, Joh. Hier. Kniphof, Seligmann, Trampe folgten, bis das Verfahren, immer noch in sehr primitiver Weise nahe unsren Tagen von Joseph Schuppe, Mareellin Bonnct und Charles dÄiguebelle, von letzterem mit Anwendung des lithographischen Steins, wieder ausgenommen wurde Der Ruhm der Erfindung wird durch alle diese Vorgänger den Herren Worring und Auer von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien nicht geschmälert; denn diese bildeten sie erst technisch vollkommen aus und ermög lichten eine über dilettantische Spielerei hinausgehende Anweudnng. Der Naturselbstdruck liefert in der That Faksimiles von einer Treue, an der nichts mehr auszusetzen ist, außer vielleicht die beschränkte Anwendung, die über Blätter lebender Gewächse nicht hinausgeht, diese aber auch, wie z. B. in C. von Ettingshausens Blattskeletten der Dikotyledonen, desselben Fächerskeletten der Farrnkräuter, in Ungers zahlreichen Schriften in den iMturs printsct Soacvooä« u a. in einer Naturtreue, deren sich kaum die Photographie zu rühmen vermag. «Fortsetzung folgt.)
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