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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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108, 11. Mai 1S07. Amtlicher Teil. Börsenblatt f. d, Tlschn. Buchhandel. 4825 können wir im Gefühle unserer Kraft ruhig vertragen. Das Stück Anerkennung aber darin, das legen wir getrost zu den Akten dieser Zeit. Meine Herren, viele von Ihnen werden denken: es ist doch schade, daß die Gesetze unseres Gemein wesens uns verhindern, einen Mann, der sich bewährt hat als der geborene Vorsteher des Börsenvereins, wiederzuwählen. Meine Herren, ich bin nicht dieser Ansicht. Gewiß, cs ist ein stolzes Zeugnis für Herrn Brockhaus, daß es schwer ist, einen Nachfolger für ihn zu finden, und ich bin der letzte, der nicht anerkennen sollte, welche Unsumme ernster, aufreibender Arbeit in der Zeit geleistet worden ist. Unser Steuermann hat nicht Küstenschiffahrt betrieben, er hat das Schiff des Börsenvereins hinausgeleitet auf die hohe See und hat Sturm und Wetter getrotzt. Dabei hat er aber seine Offiziere und Mannschaften mit einem Geiste erfüllt, der jeden von ihnen rufen läßt: Ich bin ein deutscher Buchhändler; unbekümmert um alle Gegner, und ob die Welt voll »Bücher« wär' (Heiterkeit), werde ich das Meinige dazu tun, meinem Stande zu der Stelle zu verhelfen, ihn an der Stelle zu erhalten, in welcher er im deutschen Vaterlande zu stehen verdient! Es läge nahe, meine Herren, heute mancherlei Eigenschaften des Herrn Brockhaus rühmend hervorzuheben. Von allen denen, die mir bekannt sind, schätze ich die eine am höchsten, daß er es verstanden hat, alle Kräfte, auch die schwächsten und auch die widerstrebenden, in den Dienst des Börsenvereins zu ziehen und sie, trotzdem er ein solches Maß eigener Arbeit und eigener Willenskraft hat, zu selbständiger Arbeit zu befähigen. Seinem Nachfolger hinterläßt er nicht eine Maschine, sondern einen lebendigen Körper mit starken, kräftigen, regsamen Gliedern, und indem wir seinem Nachfolger, unserem lieben vr. Vollert, die willigste, begeistertste Heeresfolge versprechen, lassen Sie uns noch einmal unserem bisherigen Ersten Vorsteher zujubeln: Herr Albert Brockhaus, er lebe hoch! (Unter lebhaftem Beifall erhebt sich die Versammlung und stimmt in den dreimaligen Hochruf ein.) Erster Vorsteher Herr Albert Brockhaus: Meine Herren, wenn ich meine Dankesworte an Sie damit beginne, auch mit einigen Worten auf die Verdienste meines Vorredners an den Erfolgen, die wir gemeinsam erreicht haben, zu sprechen zu kommen, so meinen Sie nicht, daß wir eine Art Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit begründet hätten im Vorstande (Heiterkeit), sondern es heißt nichts weiter als den schuldigen Teil zu verteilen auf die Gesamtheit der Vor standsmitglieder, den Teil, den jeder einzelne von ihnen bei gemeinsamer Arbeit in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Meine Herren, uns sind aus der Aera, die wir bezeichnen mögen mit den Namen Kröner, vr. Brockhaus, Bergsträßer und Engelhorn und auf deren Schultern allein wir das, was wir haben leisten können, erreichen konnten, einige Herren übrig geblieben und uns in unfern Vorstand mitgegeben worden, die uns die Tradition der vorhergehenden Vorstände ver mittelten und dafür Sorge tragen konnten, daß nichts verloren gehen konnte von dem, was an Anschauungen und wünschenswerten Direktiven aus der Vorzeit nun uns übergeben werden mußte. Diese Herren haben ein volles Anrecht, mit genannt zu werden, wenn man sagt, daß die Aera unsres Vorstandes etwas Dankenswertes erreichen konnte und erreicht hat. Das sind — ich muß sie an erster Stelle nennen — die Herren Otto Nauhardt, Wilhelm Müller, vr. Wilhelm Ruprecht. Ich will, ohne auf die Verdienste und Anteile des einzelnen einzugehen, ferner erwähnen, daß der Dank, den Sie die Liebenswürdigkeit hatten auszusprechen, zu ihrem Teile gilt den drei Herren Alexander Francke, vr. Ernst Vollert und Rudolf Winkler, die Nachfolger der vorigen gewesen sind, und daß schließlich ein gerütteltes Maß auch denjenigen zu kommt, die zuletzt »meinen« Vorstand, wie man sagt, gebildet haben, den Herren Hartmann, vr. Ehlermann, Siegismund, Sellier und Voerster. Meine Herren, wenn Sie jedem der Genannten ein Zwölftel der freundlichen Gesinnung betätigen, die Sie mir ausgesprochen haben, und wenn Sie mir als dem Vorsteher über diese zwölf Zwölftel hinaus noch als Frei exemplar ein dreizehntes Zwölftel gewähren wollen, so habe ich allen Grund Ihnen zu danken für das, was Sie aus gesprochen haben und was Sie an Liebenswürdigkeit uns erweisen. Meine Herren, in der ganzen Zeit, in der ich an der Spitze des Börsenvereins gestanden habe, haben wir einen schweren Kampf gekämpft — denken Sie nicht, daß ich auf die Einzelheiten eingehen werde! — einen schweren Kampf um ein großes Prinzip, und dieses Prinzip heißt, daß das Recht des Einzelnen begrenzt ist durch das Recht der All gemeinheit, das hieß also einen Kampf aufnehmen mit allen unfern liebenswürdigen und uns zum Teil sehr nahestehenden Kollegen, die ihr Eigenrecht dem Allgemeinheitsrechte gegenüberstellten in einer dem Vorstande einer großen und ideal angelegten Gemeinschaft nicht berechtigt erscheinenden Weise, das hieß verletzen an vielen Stellen! Wir haben es trotzdem gewagt und sind froh, daß wir es getan haben. Wir haben Ihnen von Anfang an nicht versprochen, in dem unglück seligen Rabattkampfe, der seit dreißig Jahren schwebt, allen Rabatt abzuschaffen. Wir wollten uns zufrieden geben mit der möglichsten Verminderung des Kundenrabatts! Wir haben zum Anfang erklärt: Haben Sie die Güte, wenn Sie mit uns gehen wollen, nicht zu bestehen auf dem, was in vergangenen Perioden Stichwort gewesen ist: »Einheitsrabatt«. Wir können ihn vielleicht erreichen, wir wollen ihn aber auf einem Umwege erreichen. Wir sind Ihnen allen, die Sie in den Kreis- und Ortsvereinen dafür eingetrcten sind, dankbar, daß sie nicht, wie in früheren Perioden, nur das eine Ziel an strebten und deshalb auf den Umweg und das zunächst Erreichbare verzichten wollten. Wir haben einen Kampf ausgefochten, in dem immer noch der über hundert Jahre lang erschallende Ruf uns entgegentönte: Hie Provinzialsortiment, hie Berlin und Leipzig. Meine Herren, durch die aufopferungsvolle Tätigkeit der Herren von Berlin und Leipzig ist es gelungen, diesen Ruf hoffentlich endgültig zu beseitigen. Leipzig und Berlin sind uns gefolgt, und es ist dadurch auf diesem frei willig eingeschlagenen Wege eine im wesentlichen völlige Übereinstimmung des Rabatts, ein gewisser Einheitsrabatt zuwege gebracht worden. Eine andere uns entgegengetretene Schwierigkeit war die, daß der einzelne Verein selbstverständlich die Stelle des Schuhes, die ihn am meisten drückte, zuerst beseitigt und repariert zu haben wünschte: das sind die Rabatte an öffentliche Bibliotheken. Es ist uns auch da geglückt, in den Kreis- und Ortsvereinen Gefolgschaft zu finden für den Gedanken, erst den Ladenrabatt abzuschaffen und dann an die Hydra des Bibliotheksrabatts heranzugehen. Wie recht wir damit gehabt haben, das zeigen zwei Zahlen, die Sie nicht kennen, weil es zuviel Mühe macht, sie auszurechnen, die ich mir aber aus gerechnet habe. Es dauerte der Kampf um die Beseitigung der Auswüchse des Ladenrabatts fünf Viertel Jahr, und die Dauer des Kampfes um die Beseitigung der Auswüchse des Behördenrabatts war fünf Jahre! Es ist eine besonders günstige Schickung, daß es mir vergönnt war, mit meinen alten und neuen elf Vorstandsmitgliedern den Moment zu erleben, daß wir sagen können: auf beiden Gebieten ist für eine absehbare Reihe von Jahren dauernder Frieden geschaffen, so daß mein lieber Freund und Nachfolger die Möglichkeit hat, sich anderen Aufgaben zuzuwenden, die er teilweise mit uns schon in Angriff genommen hat, die uns aber in der Zeit des Dranges weiterzuverfolgen unmöglich gewesen ist. Meine Herren, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. 631
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