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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1890-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1890
- Sprache
- Deutsch
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Zu der Dauerhaftigkeit einer Organisation gehört aber vor allem auch das Vertrauen in bewährte Führer. Ihr Verein hat immer das Glück gehabt, Führer an seiner Spitze zu haben, denen er mit vollem Vertrauen, mit voller Hingebung folgen konnte. Möge ihm dieses Glück inimer erhalte» bleiben! Sie haben insonderheit auch jetzt Männer au Ihrer Spitze, welche Ihren Verein durch alle Gefahren glücklich hindurch führen, deshalb darf ich Ihrer freudigsten Zustimmung gewiß sein, wenn ich Sie bitte, mit mir das Glas zu erheben und Ihren Vorstand leben zu lassen. Er lebe hoch! (Allseitigcr rauschender Beifall.) Des Reichsgerichts gedachte Herr Arn o ld Bergstraeßer aus Dnrmstadt, indem er ausführte: Es sei ihm vergönnt gewesen, Pläne und Modell des zukünftigen Reichsgerichtsgebäudes zu sehen, welches demnächst in der stolzen Stadt Leipzig zur Vollendung kommen solle. Ei» glänzender Bau in italienischer Großarchiteklur würde den höchsten deutschen Gerichtshof in seinen Räumen bergen, ein monumentales Denkmal, würdig des große» deutschen Reichs, das ihn errichte. Aber das Reichsgericht habe es auch seit der Zeit seiner Begründung verstanden, sich im Bewußtsein der Nation fcstzusetzen als ein Hort der Rechtssicherheit, und man lebe der Ueberzcugung, daß es auch ein Hort der Rechtseinheit werde. Er fordere auf, ein Hoch auszubringen auf die Mitglieder des Reichsgerichts und seinen Präsidenten, diese» Mit kämpfer au der nationalen Einheit, von dem die Sage gehe, daß er jeden Abend 12 Seiten aus Goethe, nicht Ent scheidungen!, lese. Großer Beifall lohnte den Redner und mit Begeisterung wurde seinem Rufe entsprochen. Herr Senntspräsident des Reichsgerichts I)i. Drechsler erwiderte mit ungefähr folgenden Worten: Auf den deni Reichsgerichte gewidmeten Toast habe ich die Ehre in Abwesenheit des Herrn Präsidenten vr. von Simson zu antworten. Es ist die Rede gewesen von den Beziehungen des Reichs gerichts znm Buchhandel. Das Reichsgericht hat in seiner amtlichen Thätigkeit, wie ich auf Grund zwanzigjähriger Erfahrung versichern kann, kaum Gelegenheit gehabt, als Richter gegenüber dem Buchhandel einzuschreiten und Be ziehungen in diesem Sinne zu haben. Ich bin seit meiner zwanzigjährigen Beschäftigung im Reichsgerichte gerade mit der Entscheidung derjenigen Rechtsfälle betraut, welche den Verlagskontrakt und das Autorrecht betreffen, und zur Ehre des deutschen Buchhandels kann ich bezeugen, daß das Reichs gericht nur in seltenen Fällen Veranlassung gehabt hat, über Streitigkeiten aus dem Berlagsvertrage und über Nachdrucks- sälle zu entscheiden. Möge es auch in Zukunft so bleiben und das Verhältnis des Reichsgerichts zum Buchhandel in diesem Sinne fort- bestehen! Es ist vorhin der Gäste gedacht worden. Vor neunzehn Jahren war ich zum ersten Male Gast beim Kantate-Fest mahl. Ich glaube der älteste Gast zu sein. Niemals habe ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, die Ausstellung des Buchgewerbes zu durchmustcrn. Auch heute habe ich diese Ausstellung genauer angesehen. Da ist mir das Wort des Dichters ins Gedächtnis zurückgerufen worden: »Auch das papierene Geschlecht will sich lebendig freuen Und um zu bleiben zeitgerecht, sich jederzeit erneuen.« Ich habe mich gefreut und war erstaunt über die tech nischen Fortschritte, die ich allenthalben wahrnahm. Möge das Streben nach Vervollkommnung immer sich geltend machen, wie bisher, und immer von Erfolg begleitet sein. Trinken Sie mit mir auf das strebsame Buchgewerbe! Es bewähre sich fort und fort! Die anerkennenden Worte des Herrn Redners fanden dank bare Aufnahme und freudige Zustimmung. Sodann betrat Herr Paul Sieb eck aus Freiburg, Mit glied des Vorstands, das Rednerpult zu folgendem Trinkspruch auf die Universität Leipzig: Hochansehnlichc Versammlung! Wir leben in der Zeit des Spezialismus. Während frühere Besucher der Messe bezw. der Kantate-Essen sich erinnern werden, daß die Ehrengäste meist in einem Universal-Toast gefeiert wurden, wird jetzt jeder einzelnen Kategorie der selben besonders gedacht. Der deutsche Buchhändler, von dem Wunsche beseelt, mit der fortschreitenden Kultur doch mindestens Schritt zu halten, verfällt unwillkürlich dem Zuge der Zeit, also der Speziali sierung, und dieses Zeitgeistes mußte auch der Vorstand des Börsenvereins einen Hauch verspürt haben, wollte er nicht hinter der Zeit Zurückbleiben. Daher die Spezialisierung der Festreden auf die Ehrengäste. Und erst die Toaste selbst! Ich will nur ein Beispiel erwähnen: Früher feierte man die Stadt Leipzig, jetzt ihre Luft, ihr Wasser — was ist dies anderes als ein spezielles Eingehen auf Spezialitäten! Ich will der ja ganz anerkennenswerten Luft und dem ebenfalls ganz respektablen Wasser Leipzigs nicht zu nahe treten, aber ich muß doch sagen, daß mit dem Namen Leipzig noch ganz andere Spezialitäten verknüpft sind als diese, z. B. eine Universität. Ihrer zu gedenken ist eine besondere Ehrenpflicht gerade des Buchhandels, sagen wir — ein berechtigter Spezialismus. Danken ihr doch nicht bloß die Wissenschaft und deren Jünger, sondern auch der deutsche Buchhandel unendlich viel. Es ist schon öfter von den Vertretern der Hochschule ans den engen Zusammenhang zwischen der Universität und dem Buchhandel Leipzigs hingewiesen worden, mit Recht ist daran erinnert worden, was sie Gemeinsames haben, z. B. Pflege der Wissenschaft, Verbreitung guter Gedanken u s. f. Mir fällt gerade auch etwas ein, was Universität und Buchhandel Leipzigs Gemeinsames haben: mau nennt sie so oft in einem Atemzuge mit Berlin. Berlin und Leipzig — was schließen die beiden Wörtchen alles in sich ein! Den Universitäten Leipzig und Berlin ist nun aber etwas nicht gemeinsam, das ihnen auch nie gemeinsam werden kann, das ist ihr Alter, oder um mich eines aka demischen Ausdruckes zu bedienen, die Zahl ihrer Semester. Darin ist die Universität Leipzig der Berliner für immer über. Eine altehrwürdige Universitas littsrarum et srtium — das ist eine der seltensten und schönsten Spezialitäten Leipzigs. Möge die Universität Leipzig — von Semester zu Semester wachsend und gedeihend — ihres Alters in ewiger Jugend sich freuen, möge sie blühen zum Heil der Wissen schaft, der akademischen Jugend und — des deutschen Buch handels. Lassen Sie uns diesen Wunsch zusammenfassen in ein kräftiges: Vivat, üorsat, ersseat — die Universität Leipzig lebe hoch!!! Die zündenden Worte wurden mit kraftvollem, nicht zu überhörendem Organ in den Saal hineiugerufen und fanden all seitigen freudigen Anklang. Mögen die Wünsche des verehrten Herrn Redners vollauf in Erfüllung gehen! Dem Vorredner erwiderte der Uoetor magmiüous Herr Ge heimer Hofrat Professor Ur. Wundt nnt ungefähr folgender sowohl nach Form wie Inhalt vollendeter Rede: Hochgeehrte Herren! Der Vorredner hat in überaus freundlicher Weise der Universität gedacht. Er ist dabei von der Spezialisierung ausgegangen, welche, wie er meint, gegenwärtig die Wissenschaften ergriffen habe, und welche auch in diesen Tischreden ihren Ausdruck finde, indem der zweite Toast, den man früher auf die Gäste aus gebracht, jetzt in mehrere Toaste zerfalle, teils auf die Stadt
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