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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1890-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1890
- Sprache
- Deutsch
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2568 Nichtamtlicher Teil. ^ 108, 12. Mai 1890. dessen juristisches Hauptlehrbuch später in mehr als 70 Auflagen erschien. Und wiederum in diesen Tagen habe ich aus dem mich innig berührenden Briefwechsel eines Autors mit seinen Ver legern in den letzten 60 Jahren mit Genugthuung ersehen, daß solche Treuverhältnisse zwischen Schriftstellern und Buch händlern bis zur Gegenwart bestehen Die beim Kantatemahl geläufige Wendung von der Ehe zwischen Buchhandel und Schriftstellerwelt ist mir keine Phrase, sie ist mir wahrhafte Wirklichkeit geworden; hat doch mein Vater vor Jahren ein anmutiges Buchhändler- töchterchen heimgeführt und ich wieder die Tochter eines gelehrten Autors. — Gehet hin und thuet desgleichen. Dem engen Bunde der Schriftsteller und Buchhändler gilt mein Glas. Die ehrenwerten deutschen Schriftsteller leben hoch! Diesem Hoch aus Deutschlands Schriftsteller antwortete Herr I)r. Friedrich Bienemann: Hochgeehrte Herren! Im Namen der Schriftsteller, deren amtlicher Vertreter hier zu sein ich die Ehre habe, danke ich Ihnen für Ihr letztes Hoch. Und es wäre nur natür lich, daß auch ich, meine Herren, Sie leben ließe. Denn Sie sind hier die freundlichen Wirte, zudem hängen wir so eng zusammen, daß des einen Tod der Tod des andern wäre, wie des eine» Leben die Lebensbedingung des andern ist. Aber wollte ich nun dem Wunsche lauten Ausdruck geben, daß Sie, die Herren Verleger zumal, besonders hoch leben 'mögen, so dürfte es doch fraglich scheinen, ob ich damit ganz im Sinne der von mir Vertretenen spräche. Denn die Meinung kann Wohl als unter den Schriftstellern im allgemeinen verbreitet gellen, daß Sie, meine Herren, schon eine gewisse Höhenstufe des Lebens erreicht haben, die die Schriftsteller zu ersteigen noch bemüht sind; der Wunsch gilt allgemein, daß mehr, als es geschieht, die geistig schaffende Kraft der Arbeit nach ihrem Gehalte geschätzt werde und nicht nach ihrem klingenden Ertragswert Be urteilung finde. Daher stammen die Mißverhältnisse zwischen den beiden Gruppen, deren mein verehrter Herr Vorredner gedachte; ich will hier nicht weiter sie berühren Sie stammen aber auch aus dem Mangel an Einblick der eine» in die Lage der andern. Und das war früher anders, wie der Herr Vorredner aus der Tiefe seiner Forschungen heraus be zeugen konnte Es knüpften sich engere persönliche Bande zwischen Verlegern und Schriftstellern. Da freut es mich zu erfahren, daß gerade in diesen Tagen hier ein solches Band wieder geknüpft wird. Von weit größerer Bedeutung freilich, hoffe ich, wird für den Ausgleich der Anschauungen hüben und drüben der heute von Ihnen angenommene Antrag Ihres Vorstandes hinsichtlich der Ausarbeitung einer Verlagsordnung werden. In der rechten Weise in Angriff genommen und durchgesührt, kann er schon durch die Kenntnisnahme und Würdigung der wechselseitigen Interessen zu einer guten Grundlage gedeihlicher Zusammenarbeit führen. Aber das ist doch erst ein Ausblick in die Zukunft und wir stehen im Heute. Wie wäre es da, wenn wir uns einigten in der Anerkennung des Dritten, der uns, Ver legern wie Schriftstellern, unentbehrlich ist zur Hervor bringung des absatzfähigen Buches der Neuzeit, der Ihnen und uns erst das heutige Dasein ermöglicht? Meine Herren! Es steigt der Tag heraus der 450 jäh rigen Gedächtnisfeier von Gutenbergs weltentwlckelnder Er findung. Lassen Sie uns gedenken der edlen schwarzen Kunst, mit deren Entfaltung ein schöpferisches »Es werde Licht!« über den Erdkreis erklang! Führen Sie jene ehr würdigen Gestalten in der Schaube sich vor Augen, di mein Herr Vorredner eben erst herausbeschworen, die Drucker, Verleger, Buchführer zugleich und nicht selten auch Schrift steller waren, und blicken Sie um sich auf deren heutige Nachfolger in Ihrer Mitte! Meine Herren! Das nächste Glas gelte den Vertretern der die Welt aus den Angeln hebenden Kunst in Ihrem Kreise — die Buchdrucker leben hoch! Als vorletzter Redner versuchte noch Herr Karl Franz Koehler den um diese Stunde üblichen und unvermeidlichen allge meinen Lärm des Festes zu durchdringen; aber leider waren, seine Worte nur der auserlesenen Schar der Zunächstsitzenden vernehm bar. Er gedachte der fünfzigsten Wiederkehr des Tages, an welchem der anwesendeHerr CarlRuprecht senior ans Göttingen zum erstenmal im Jahre 1840 die Leipziger Messe besuchte. Ohne Zweifel wird diese hier nachträglich zu allgemeiner Kennt nis gebrachte Mitteilung den vielen Freunden des Jubilars von besonderem Interesse sein. Zu diesen nachträglich Aufgeklärten gehörte übrigens der in weiter Entfernung vom Rednerpulte ahnungslos sitzende Jubilar selber, der erst durch die persönlich überbrachten Glückwünsche des Oberbürgermeisters und anderer Festteilnehmer zu seiner Ueberraschung den Inhalt des Toastes erfuhr und lebhaft bedauerte, bei dem herrschenden Tumult auf eine Erwiderung verzichten zu müssen. Nun geschah aber doch etwas, was keiner, vielleicht den Herrn Redner selbst nicht ausgeschlossen, für möglich gehalten hätte. Herr Otto Petters aus Heidelberg stellte sich ans Redner pult Wie das Oel zur Beruhigung des tosenden Meeres ver wendet wird und beruhigend aus die sich überstürzenden Wellen und Brandungen wirkt, so legte sich der Sturm bei seinem Er scheinen, seine Armbewegungen wirkten verständlich und — »Da ward's "still«. Aber nicht nur still, mäuschenstill wurde es, und mit über all vernehmbarer Stimme (so weit die »Akustik« des Saales, wenn überhaupt von solcher gesprochen werden kan», das zugiebt) umgeben von Neugierigen, belagert wie Fürst Bismarck dereinst im Reichstage, begann der Orpheus der Kantate-Essen: Heisa Juchheisa, Dudeldumdei! Das geht ja hoch her, bin auch dabei! Ist das eine Schar von Buchhändlern, Von Verlegern und von Sortimentern? Treibt man so mit Kantate Spott, Wo Eure Zunft in so großer Not? Und wenn Ihr fragt: (juiä tnoioinus nv8, sSchoß? Wie machen wir's daß wir kommen in Adolf Kröners Ut ait illis, Und also spricht er: Macht allesamt Front gegen das Schleuder-Gelichter! Oontsnti ostoto! Begnüget Euch alle Mit 50/0 im äußersten Falle. Dann werdet Ihr singen auf alle Fällt! Uadont kua kuta IlbsIIi! Diese wunderbare Kapuzinerpredigt, strotzend von Humor, dürfen wir leider nicht vollständig bringen und müssen aus unten stehende Bemerkung verweisen.*) Der Appell des Herrn Petters an die Wohlthätigkeit hatte einen schönen Erfolg. Gegen 1200 fließen den Unterstützungsvereine» des Buchhandels für unsere Armen und Notleidenden zu. Nach dieser pekuniären Erschöpfung war die Versammlung nicht mehr beisammen zu halten. Das Bedürfnis nach frischer, nach »Leipziger« Luft erwachte gar zu lebhaft. Hinaus in den Garten war der allgemeine Wunsch — Ja, wo ist denn der direkte Aus gang zu dem? war die von viele» Seiten kommende Frage. *) Herr Petters ist bereit, dieselbe zum Besten der Unterstützungs- Vereine drucken zu lassen, wenn zahlreiche Bestellungen bei ihm cingehen. Der Preis soll eine Mark nicht übersteigen
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