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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1886
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 6145 255, 3. November 1886. glieder ein Risiko trugen. Das Risiko trug nur der selbstlose Kommissionär. Gerade in dem Mangel des Risikos aber ist die Ursache dafür zu suchen, daß der Verein der deutschen Sortiments buchhändler ein totgeborenes Kind war. Das Risiko ist eben das treibende Element, das zur Dichtigkeit anspornt, der Kitt, der bei Vereinen niit geschäftlichen Zwecken zusammenhält; Ge winn ohne Risiko ruft Lethargie hervor. Wie das Vereinsgeschäft des Vereins der deutschen Sorti mentsbuchhändler, trotzdem es seinen Mitgliedern nur Vorteile, kein Risiko bot, zu keiner Blüte gekommen ist, so dürfte der gleiche Umstand des fehlenden Risikos auch dem Unternehmen des Hannover-Braunschweigischen Verbandes sich nachteilig erweisen. Die Verleger haben keine Ursache derartigen Unternehmungen wohlwollend gegenüber zu treten. Je nach dem Absatz, den ein Sortimentsgeschäft von den Artikeln eines Verlegers erzielt, schätzt der Verleger naturgemäß den Wert einer Verbindung. Geht ihm durch indirekten Bezug der Überblick, wohin seine Artikel thatsächlich gehen, verloren, so ist das für ihn, wenn auch nicht gerade nachteilig, so doch mißlich; der Sortimenter dagegen lockert durch den indirekten Bezug Verbindungen, die in alter Weise sich zu erhalten für ihn sehr häufig als vorteilhafter sich erweisen dürfte. —r. Vermischtes. Lateinische Druckschrift. — Dem Fürsten Bismarck hatte der Magistrat von Berlin ein Exemplar der zu Ehren der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte von der Kommune Berlin herausgegebenen Schrift über die hygienischen und medi zinischen Einrichtungen Berlins überreicht. Hierauf ist aus dem Spezial-Bureau des Reichskanzlers die Antwort an den Magistrat eingetroffen, in welchem der Fürst für die Übersendung des Buches dankt, jedoch bedauert, von dem Inhalte des Buches nicht Kenntnis nehmen zu können, weil er es grundsätzlich ablehue, Drucksachen zu lesen, welche iu deutscher Sprache mit lateinischen Lettern her gestellt sind. Dante in der Türkei. — Vor einiger Zeit machte die Mitteilung, daß Dantes »vivina OoMiusäin« im türkischen Reiche in Acht und Bann erklärt worden sei, die Runde durch die europäischen Blätter (mitgeteilt im Börsenbl. Nr. 223). Über die Ursache dieser.Verfügung wird nun in der »Wiener Allg. Ztg.« Folgendes erzählt: Der Leiter der türkischen militärärztlichen Schule, Sudda Pascha, hatte einst auf einer italienischen Reise Dante's »Göttliche Komödie« mit den herrlichen Doräschcn Bildern gesehen und an dem Werke solchen Gefallen gefunden, daß er es kürzlich in Florenz bestellte. Das Buch wird in Konstantinopel bei seiner Ankunft, der Vorschrift gemäß, einem der Censoren vorgelegt, der es mit nach Hause nimmt, um die prächtigen Bilder mit Muße be trachten zu können. Da nimmt Plötzlich eine Abbildung seine Aufmerksamkeit in Anspruch: ein Mann, dem Typus und der Kleidung nach offenbar ein Muselman, steht mit einer tiefen Grube in der Magengegend da — das ist offenbar eine der türkischen Nation zugefügte Schmach! Das Buch gelangt an den Leiter des Censur-Burcaus, der mit vieler Mühe heraus bringt, der also zugerichtcte Mohammedaner sei kein geringerer als Mohammed, der Religionsstifter, selbst, den der strenge Totenrichter Dante in einem der vielen Kreise seiner »Hölle« ewige Qualen erdulden läßt. Tags darauf stand die »vivinre Oommsckia« auf dem Index des türkischen Censur-Bureaus. Die Wahrheit der obigen Begebenheiten vorausgesetzt, drängt sich uns hier, obwohl der Vergleich der beiden Werke eigentlich kaum statthast ist, doch die Erinnerung an Corvins »Pfaffenspiegel« zu lebhaft auf, um sie zurückhalten zu können. Auch dieses übrigens keineswegs so durchaus lautere Buch, als welches es vielfach hingcstellt zu werden Pflegt, erschien seit vierzig Jahren, ohne im Gebiete des jetzigen Deutschen Reiches (Bayern ausgenommen) das Aufsehen der Behörden zu erregen Dieser Mißerfolg gelang erst im letzten Jahre dem beigegel cncn Bilderschmuck ei»es Künstlers, dessen Talente hier natürlich nicht mit der Dorsschen Kunst etwa in eine Linie gestellt werden sollen. Handelsbeziehungen zu Rußland — Die »Allg. Ztg.« schreibt: Nach Mitteilungen, welche sich auf Gerüchte in St. Peters burger Finanzkreiscn stützen, soll ein deutsch-russischerHandelsvcrtrag in Sicht gekommen sein. Man könnte um so eher geneigt sein, jenen Gerüchten einen thalsächlichen Wert beizumessen, als, wie erinnerlich, unlängst Minister v. Bötticher die Erwartung einer besseren Ge staltung der deutsch-russischen Handelsbeziehungen ausgesprochen hat. Indessen gilt es doch noch, wie von sonst gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, für sehr unwahrscheinlich, daß mit dem autokratischen System, welches auch in der russischen Finanz- und Zollverwaltung herrscht, gebrochen werden und Rußland sich so bald auf Konventio naltarife einlassen sollte. Die Anzeichen, auf welche sich jene Mit teilungen stützen, lassen zunächst nur erkennen, daß wohl eine end liche Beseitigung der den russischen Zollbehörden eigenen Willkürlich- keiten und thatsächlichen Einfuhrerschwerungen bei der Zollab fertigung zu gewärtigen ist. Würde ein solcher Wandel der Dinge schon von den deutschen Exporteuren willkommen geheißen werden, so wäre damit allerdings noch nicht ausgeschlossen, daß es gelingt oder gelungen ist, einer Fortsetzung der russischen Absperrungsmaß regeln vorzubeugen und die St. Petersburger Centralinstanz zu einer billigeren Rücksichtnahme auf die freundschaftlichen Bezieh ungen beider Länder in der Zollpolitik zu veranlassen. Immerhin wird es für unsere mit dem Absatz nach Rußland rechnende Pro duktion gut sein, sich keine übermäßigen Hoffnungen zu machen und Nachrichten über Vereinbarung eines Konventionaltarifs mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Verordnung betreffs Schülerbibliotheken. — Ein neuerer Erlaß des preußischen Kultusministers beschäftigt sich mit den Anschaffungen für Schülerbibliotheken der höheren Schulen. DieProvinzialschulkollegien hatten dieNeuanschaffungen während der letzten beiden Jahre einer Prüfung zu unterziehen, die fast durchweg zu einer Billigung der von den Lehrerkollegien getroffenen Auswahl führte. Schon jetzt beobachtet eine Anzahl von Schulen die Sitte, die Zugänge zur Schülcrbibliothek in ihren Jahresprogrammcu zu verzeichnen, wodurch die Kenntnisnahme für die Provinzialschul kollegien wesentlich vereinfacht wird. Der Minister ordnet nun an, daß dieses Verfahren allgemein angewendet werde. — Pcrsonalnachrichtrn. Julius Bindcwald ft. — Am 25. Oktober erlöste ein sanfter Tod den bisherigen Inhaber der Akademischen Buchhand lung in Greifswald, Herrn Julius Bindewald, von jahrelangen schweren Leiden. Der Verstorbene, welcher in der Blüte der Jahre hinweggenommen wurde, war ein kenntnisreicher und geschäfts gewandter Buchhändler und gewann sich in gesunden und kranken Tagen durch seine liebenswürdige, entgegenkommende Art und seine treue Gesinnung die Herzen aller, welche ihm nahestanden. Sein Andenken in Ehren zu bewahren wird seinen vielen Freunden im Buchhandel eine liebe Pflicht sein.
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