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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1891
- Sprache
- Deutsch
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Interessen dient, rechnen wir eine jährliche, zielbewußte Aus stellung im Bnchhändlerhause. Als das Haus der Buchhändler am Nikolaikirchhos am 1. Mai 1836 eingeweiht wurde, empfing es in der Taufe den Namen »Buchhändlerbörse«. Derselbe stand im vollständigen Ein klang mit den Zielen, welche die thatkräftigen, jedoch vorsichtigen Männer ins Auge gefaßt hatten, welchen die unauslöschliche Dank barkeit der Nachkommen für die durch sie so praktisch angebahnte frische Entwickelung des Buchhändlerreiches gesichert bleibt. Diese Männer wollten vor allem eine sichere Basis für die rein ge schäftliche Ordnung des Rechnungswesens haben, deshalb bauten sie eine »Börse«. Mit der zunehmenden Macht des Vereins wuchsen aber auch dessen Ziele. Man begnügte sich nicht mit der materiellen Befestigung derselben, man wollte auch den idealeren Zielen Rechnung tragen. Teils direkt, teils durch die thatkräftige Mitwirkung des Vereins der Leipziger Buchhändler, der auch das Börsenblatt be gründet hatte, wurden neben Bestellanstalt, Unterstützungswesen u. dgl. auch Bibliothek, Schule, Ausstellung ins Auge gefaßt. Da ergab sich jedoch, daß der Bau, der anfänglich manchem zu groß angelegt erschien, nicht einmal für die rein geschäft lichen Zwecke ausreichte, wie viel weniger für die idealeren Die Schule, die noch heute ein Nomadenleben führt, und die Bcstell- anstalt mußten auswandern; die Bibliothek nahm den einen der beiden Parterresäle in Beschlag, nur der andere, nicht gerade große, dazu noch durch vier mächtige Holzfäulen beengte und schlecht beleuchtete Raum verblieb der Ausstellung. Hier fristete diese ein langes schweres Dasein, ganz dem Zufall preisgegeben, ohne daß man die Durchführung eines dem engen Raume angepaßten knappen Planes wagte. Einigemal wurde zwar ein Anlauf ge nommen an den Fesseln zu rütteln und einen Ansbruch aus dem Hause zu versuchen; die Freiheit war jedoch nur eine augen blickliche, welche bei der Rückkehr in die alten Verhältnisse die Engigkeit dieser noch fühlbarer machte. Eine gute Folge hatte dieser harte Kampf um das Dasein. Das Gefühl der Notwendigkeit einer stehenden gemeinsamen Ver tretung der technischen und künstlerischen Bestrebungen auf dem Gebiete des Buchgewerbes trug wesentlich mit bei zur Begründung des »Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe«, welcher, da der Gelderwerb für ihn ausgeschlossen war, für seine Bestrebungen keiner Börse bedurfte, im Gegenteil von der Gunst und Gabe derjenigen leben muß, die es verstanden haben, das Geld zu erwerben. Gegenseitiges Bedürfnis mußte indessen bald zu einer engeren Verbindung mit dem im Laufe der Zeit reich gewordenen Börsen verein führen, als dieser im Jahre 1888 nicht eine neue »Börse«, sondern ein »Buchhändlerhaus«, das man in anderen Ländern einen Palast des Buchhandels genannt haben würde, baute. Der Centralverein konnte, seiner Organisation nach, mit Aussicht auf Erfolg die Ausstellungsarbeit übernehmen, denn er beschäftigt sich das ganze Jahr mit dem Ausstellungsstoff. Der Börsen verein konnte Obdach und Entgelt für die Arbeit liefern. So trat eine Verbindung ein, die nicht gerade mit einer Ehe, in welcher beide Teile alles Gute und alles Ungemach mit einander teilen, zu vergleichen ist, aber, um in der Börsensprache zu reden, zu einer Art Kommanditgesellschaft führte, in welche der Börsen verein als Kommanditär eintrat, dagegen dem Centralverein die Arbeit und die Verantwortlichkeit überließ Der Centralverein gewann hiermit eine» festen heimatlichen Boden für seine Bestrebungen; der Börsenverein wurde ohne eine nennenswerte Vermehrung der bisher auf die Ausstellung verwandten Kosten, einer ihm lästigen Arbeit los und ledig, die ihm sogar in der jetzigen Ausdehnung, wo die Ausstellung in Verbindung mit dem Buchgewerbemuseum sich zu einer permanenten gestaltet hat, zu leisten fast unmöglich geworden wäre. Eben weil diese Vereinigung aus gegenseitigem Interesse beruht und nicht die Selbständigkeit des einen oder des andern Teiles beengt, dürfen wir sie als eine gesunde und der weiteren Ausbildung fähige betrachten, die noch manches Nützliche zu stände bringen kann, was auf dem einen Teil allein, wenn auch aus verschiede nen Gründen, schwer lasten würde. Unter den Vorteilen, welche der Centralverein einem Zu sammenwirken darbietet, darf nicht übersehen werden, daß er, obwohl selbst unbemittelt, durch die Liberalität der kgl. Sächsischen Regierung in der günstigen Lage war, das Buchhändlerhaus mit einem seltenen Bücherschatz zu bereichern, der einen stets steigen den Wert besitzt, außerdem regelmäßig vermehrt wird und dem deutschen Buchgewerbemuseum bereits einen Weltruf erworben hat, der, wie es sich schon seit zwei Jahren zeigt, fast jeden Gebildeten unter den Leipzig Besuchenden in das Buchhändler- Haus und in die Jahresausstellung führt. Unter den oben erwähnten Verhältnissen können wir wohl mit einer gewissen Befriedigung die in wenigen Tagen bevor stehende Eröffnung der buchgewerblichen Neuigkeiten-Ausstellung ankündigen. Wir werden im nachfolgenden den Besuchenden einen kurzen orientierenden Bericht zu geben versuchen. Wenn mit der heurigen Ausstellung auch das vorgesteckte Ziel nicht vollständig erreicht wurde und dem sachkundigen Kritiker vorhandene Lücken nicht unbemerkt bleiben werden, so dürfte doch der, durch bereitwillige Unterstützung von nahezu fünfhundert Verlegern gethane Schritt nach vorwärts ein so bedeutender sein, daß nicht mehr an Erreichung des Zieles gezweifelt werden darf. Die Bedenken, welche eine kleine Minderheit der Verleger noch abhielten, sich der Ausstellung anzuschließen, verschwinden mehr und mehr und beziehen sich hauptsächlich nur auf die Einsendung bedeutender Kommissionsartikel, deren Vorhandensein jedoch um so wichtiger ist, je schwieriger man sonst Einsicht in solche Artikel gewinnt. Wir werden die Schritte nicht scheuen, um, wenn er forderlich, die eigentlichen Verleger, mögen sie nun Vertreter von öffentlichen Instituten oder Private sein, für unsere Ansicht zu gewinnen, wie es bereits mehrfach gelang, und zwar so, daß die betreffenden Werke, statt wie erbeten leihweise, dem Centralverein als Stiftungen für das Buchgewerbemuseuni überlassen wurden. Die Ausstellung enthält über l800 Neuigkeiten des Buch-, Kunst- und Landkartenhandels aus dem Jahre 1890 und den drei ersten Monaten des Jahres 1891, also um den dritten Teil mehr als in dem Vorjahr. Es ist das erste Mal, daß, abgesehen von den sachlichen Gründen, schon des Raumes wegen Abstand genommen werden mußte, Erscheinungen aus dem voran gegangenen Jahre aufzunehmen. Eine Ausnahme ist nur gemacht mit wenigen Werken aus den fernsten Weltgegenden und mit einigen wichtigen Fortsetzungswerken, die in diesem Jahre entweder zum Abschluß kamen oder weiter sortgesührt wurden, von denen die früheren Lieferungen, wenn sie keinen Platz wegnehmen, mit ausgestellt sind, z. B. das Werk Adolf Menzels, das nicht jeder so leicht zu Gesicht bekommt, oder ein Riesenwerk wie v. Hesner - Alteneck's Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des XVill. Jahr hunderts, das mit dem zehnten Band zum Abschluß gekommen und eine Schatzkammer von 720 farbigen Tafeln enthält (Preis 1200 Wenn durch die Liberalität des Verlegers ein solches Werk in seiner Gesamtheit zum Ausstellen hergegcbeu wird, so wäre es wohl nur schädigende Prinzipienreiterei, dies nicht dankbar anzunehmen. Die vorjährige Einteilung in sieben Gruppen hat sich als praktisch bewährt und wurde beibehalten, nur in einzelnen, was Zahl und Inhalt der Werke betrifft sehr reichen Gruppen hat eine weitere innere Gliederung stattgefunden. Die ganze An ordnung dürfte als ein Komproinißverfahren zwischen^dem knapp zugemessenen Raum nebst dem vorhandenen Ausstellungs-Apparat und dem sachlich richtigsten Eiuteilungsmodus angesehen werden, was, wie jeder Kompromiß, zur Folge hatte, daß etwas von dem Wünschens werten dem Erreichbaren geopfert werden mußte. So ließ es sich nicht umgehen, die großen Tafelwerke aus den verschiedenen
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