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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1890-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1890
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- Deutsch
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Satz, sondern sich an bekannte Vorbilder anlehnend arbeitet, doch häufig geschickt, namentlich in der Farbenzusammenstellung zu komponieren weiß. Wir möchten nur dringend raten, in Bezug auf Stileiuheit genauer zu sein, da das so sehr häufig vorkommeude Ver wenden von stilistisch ganz verschiedenen Ornamenten in einer Arbeit vermieden werden muß. Ein Versuch der Firma Hau schild, die bekannten Münchner Kalender Knorr L Hirths sowie vr. Huttlers in Bremen einzuführen, indem sie einen ähnlichen Kalender unter dem Namen »Bremer Wand-Kalender« herstellte, darf als recht gelungen bezeichnet werde». Kann sich auch die Zeichnung desselben von A. Töpfer, Direktor des Bremer Ge- werbemuseums, weder an Ursprünglichkeit noch Frische mit den prächtigen Münchner Arbeiten messen, so hat sie doch vor jenen voraus, daß auf den Druck eine größere Sorgfalt ver wendet wurde und so das bei den Münchnern häufig gar zu Manieriert-absichtliche in der Nachahmung des Alten, unserer heutigen Technik gegenüber Anachronistische, vermieden wurde; auch die Berliner Kalender von Döpler und Hoffacker haben ja darin schon Besserung geschaffen. Von demselben Zeichner stammt auch ein Kalender, welchen die Druckerei ihren Kunden widmete; derselbe steht jedoch mit dem vorerwähnten nicht auf einer Stufe. Alles in allem muß man sagen, daß die Arbeiten der Firma Hauschild auf dem Gebiete der Accidenz die besten sind, welche in dieser Abteilung ausgestellt sind. Die Lichtdruckanstalt von W. Hiehold L Sohn in Claus thal hat auf dem von ihr beherrschten Gebiet eine ganz vorzüg liche Sammlung ihrer Arbeiten ausgestellt. Als beste Teile dieser Sammlung müssen die Reproduktionen nach gußeisernen Oefen einer Dasseler Eisenhütte gelten, welche bis in die feinsten Details mit wunderbarer Klarheit die Gegenstände wiedergeben. Ferner finden wir Lichtdrucke nach Kupferstichen und kunstgewerb lichen Gegenständen, unter letzteren mehrere schöne Blätter mit Möbeln. Auch die landschaftlichen Aufnahmen sowie die Inte rieurs norddeutscher Lloyddampfer und Dampfer aus See sind sehr gut gelungen. Auf einem großen Tableau sind sodann die verschiedenen Reproduktionsverfahren zusammengestellt, und man kann daraus ersehen, daß das Absatzgebiet der Firma ein weites ist; davon geben auch Zeugnis die in Mappen ausliegenden weiteren Druckproben, unter ihnen Detailaufnahmen aus Lloyd dampfern, sowie ein im eigenen Verlag erschienenes Merkchen: »Die Kaiserstadt Goslar« mit 15 Lichtdrucken. Ferner befindet sich in der Sammlung noch ein Lichtdruck nach einer Original aufnahme von zwei Kindern in größerem Format, der allerdings beweist, daß auch derartige Photographieen durch Lichtdruck ersetzt werden können, wenn es auch für die Praxis keine rechte Be deutung hat, da man Privataufnahmen doch höchst selten in größeren Auflagen gebrauchen wird. Wir kommen nunmehr zu zwei Ausstellungen, die wir zu den interessantesten der Gesamtausstellung der Graphik rechnen müssen. Es sind dies Heinrich König in Lüneburg und D. Kropp jr. in Bremen. Die alphabetische Reihenfolge fügte es, daß diese beiden, welche verwandten Zielen zustreben, auch im Katalog nebeneinander stehen. Beide sind Zeichner, welche haupt sächlich die Schrift pflegen und zwar mit Vorliebe in Anlehnung an die Meister des 15. und 16. Jahrhunderts; während König aber außer seinen Handzeichnungen auch Schriften, Initialen und Ornamente ausgestellt hat, welche von Schriftgießereien repro duziert sind und sich in den typographischen Werkstätten längst Heimatrecht erworben haben, hat Kropp nur Handzeichnunge» und zwar namentlich Diplome ausgestellt. Wenn wir nun mehr diese beiden Künstler in ihren Arbeiten vergleichen, so wird auch dem oberflächlichen Beobachter sofort auffalleu, daß König entschieden der überlegene ist. Während man bei Kropp einen allerdings sehr anerkennenswerten Fleiß und große Korrektheit bemerkt, fehlt ihm doch ganz der eigentliche künst lerische Funke, der sich bei König in jedem Zug seiner Buch stabenformen erkennen läßt; das außerordentliche Gefühl für schöne und edle Buchstabenformcn, wie es unfern großen Meistern der Renaissaneezcit eigen war, lebt auch in ihm und setzt ihn in den Stand, seine Arbeiten wohl im Geist jener Meister, aber doch auch wieder in moderner und eigener Auffassung auszu führen. Wir haben zwar von König manche schöne Arbeit ge sehen und gingen mit großen Erwartungen in seine Ausstellung, aber wir müssen sagen, daß diese unsere Erwartungen durch das dort Gebotene noch weit übertroffen waren; denn wir sahen eine Sammlung vor uns, welche das Herz des Kenners mit Entzücken erfüllen, das Auge des Laien aber mindestens fesseln mußte. Perlen dieser Sammlung sind der herrliche Initial IV in »Wir obere und andere Meister des Amts der Schlosser«, welches sowohl in der Originalzeichnung, als im Abdruck vom zinko- graphischen verkleinerten Clicho vorhanden ist, ferner das markige b! in »Entwürfe für Buchausstattung«, sowie die Initialen in den Jahresfest-Programmen der Münchner Buchdruckerci von R. Oldenbourg. Ein ganzes Alphabet von Kanzlei-Initialen in der Manier des federgewandten alten Nürnberger Schreibmeisters Neudörffer und Leisten in demselben Stil fülle» l 3 Blätter, und jedes derselben muß als mustergiltig bezeichnet werden. Auch Schriften finden wir dort, so unter andern die bekannte Münchner Renaissance-Fraktur, welche von der Schriftgießerei E. I. Genzsch in München geschnitten wurde, eine der schönsten Schriften unserer modernen Stempelschneiderei, — alle Schriften Königs aber zeichnen sich durch große Schönheit der Formen, welche nicht zum mindesten in der Regelmäßigkeit liegt, sowie klare und edle Manier aus und wir wagen im Hinblick auf diese gesamten kalligraphischen Leistungen Königs zu behaupten, daß wir ihn für den bedeutendsten Schriftzeichner in seinem Genre halten, den wir überhaupt besitzen und von dem selbst Meister wie Smck und Döpler noch lernen können. Auf einem andern Tableau befinden sich auch figürliche Zeichnungen von König, und zwar Entwürfe für Wein- und Speisekarten, von denen die meisten schon von Schriftgießereien veröffentlicht sind. Wenn auch diese figürlichen Sachen lange nicht an Königs Schriftzeichnungen hinanreichen, sich vielmehr häufig von Anlehnungen an andere moderne Zeichner (Stuck, Seder, R. Seitz) nicht freihalten, so spricht aus ihnen doch frisches Leben und zeichnerischer Schwung. Diese Blätter sind gleichfalls in Originalen und verkleinerten Reproduktionen aus gestellt. Ein Diplom für den Lüneburger Musikvereiu, auf Per gament gezeichnet, möge noch erwähnt sein; wenn auch nicht ver kannt werden soll, daß die Hauptfigur wie die Blumen und Putten etwas süßlich erscheinen, so ist doch die Wirkung auf dem Pergament eine vorzügliche. So bedeutend nun die zeichnerischen Leistungen des Besitzers der König'schen Buchdruckerei sind, so wenig können sich die ausgestellten Druckarbeiteu mit elfteren messen, und es berührt eigentümlich, daß selbst direkte stilistische Fehler zu beobachten sind, während das wunderbare Material, das die Offizin in den Zeichnungen ihres Chess besitzt, nur in wenigen Fällen ausgenutzt ist. Ueber D. Kropp jr , Assistent des Gewerbemuseums zu Bremen, haben wir im allgemeinen schon oben unsere Ansichten ausgesprochen, indem wir den Fleiß und die sorgfältige Detail ausführung in seinen Arbeiten hervorhoben. Dies zeigt sich unter anderem in der Hymne an Kaiser Wilhelm ll., die eine recht geschickte Zeichnung der gleichfalls im Stil der Nürnberger Schreibmeister ausgeführten Züge und Initialen zeigen. Was wir aber vermissen, ist die rechte Einheitlichkeit in Ornament und Schrift; denn das elftere zeigt meistens architektonische For men und will, da es außerdem durchweg recht schwer in der Farbe ist, zu den leichten Zügen der Schrift nicht passen; man verlangt bei derartigem monumentalem Rahmen auch monumental wirkende Schrift, wie sie solche eigentlich nur die Antiqua bietet. Ueberhaupt ist das Ornamentale im allgemeinen recht erfindungs arm und teilweis sogar steif zu nennen; auch der eigentümliche gelbe, etwas krasse Ton, welcher die Grundstimmung der meisten
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