Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1890

226, 29. September 1890. Nichtamtlicher Teil. 5149 Blätter bildet, wirkt nicht gerade wohlthuend. Die Schrift erscheint, ! trotzdem man dem Zeichner Technik nicht absprechen kann, etwas süßlich und wahrt aus ein und demselben Blatt nicht immer ihren Charakter. Rühmenswert aber an den Kruppschen Ar beiten ist die Fertigkeit auf Pergament zu zeichnen, denn in der That hat der Zeichner es in dieser schwierigen Technik zu einer Virtuosität gebracht, und in dieser Beziehung darf man seinem ernsten Streben die Anerkennung nicht versagen. F. W. Kück, Lichtdruckerei in Bremen, stellt ein kleines Tableau mit verschiedenen Aufnahmen nach Kupferstichen, Pla fonddekorationen w aus, die recht gut gelungen sind. Von den sonst ausgestellten Arbeiten ist nichts Besonderes zu sagen. (Fortsetzung folgt) Vermischtes. Schutz des Urheberrechts. — Am 4. Oktober wird der zwölfte littcrarischc Kongreß im Mansion House zu London eröffnet werden. Die Schriststellervereine Deutschlands und Frankreichs werden den Kongreß, welcher eine Woche tagen wird, beschicken und sich an den Verhandlungen beteiligen. Auf der Tagesordnung steht u. a. die Notwendigkeit inter nationaler Verträge zum helleren Schutz des Urheberrechts an Schrift stücken und das Verhältnis zwischen Verleger und Schriftsteller. Die französischen Vereine -Oens äs lettres- und «liutsors drawatigues- be absichtigen einen Beschluß zu beantragen, wodurch der Schutz der Negie rungen gegen den für Ausländer rechtlosen Zustand in den Niederlanden angerufen werden soll. Der nächstjährige Kongreß zum Schutze des litterarischen Eigentums soll auf Anregung von Jules Simon und anderen Franzosen in Berlin abgehalten werden. Reichsgerichtsentscheidung. — Der Redakteur einer Zeitung, welcher die Geschäfte des verantwortlichen Redakteurs thatsächlich aus- übt, ist, nack einem Urteil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 24. Juni 1890, im Sinne des Reichs-Preßgesetzes als verantwort licher Redakteur zu erachten, auch wenn er als solcher auf der von ihm redigierten Zeitungsnummer nicht genannt ist. Ein den verantwortlichen Redakteur während eines kurzen Urlaubes vertretender Redakteur hatte sich auf den von ihm redigierten Zeitungs nummern nicht als Verantwortlicher Redakteur genannt. Wegen einer nicht aufgenommene», nack ZU des Neichspreßgesetzes verlangten Berich tigung verurteilt, legte er Revision beim Reichsgericht ein. Das Reichs gericht verwarf die Revision mit folgender Begründung: »Die Eigenschaft des Angeklagten als verantwortlicher Redakteur ist von der Vorinstanz ohne Rechtsirrtum für erwiesen erachtet worden. Dieselbe hat mit Recht die Ansicht verworfen, daß für diese Eigenschaft die Benennung der betreffenden Person als Verantwortlicher Redakteur auf der Druckschrift als begriffliches Erfordernis zu betrachten sei. Denn das Gesetz stellt dieses Erfordernis in dem Sinne, daß der verantwort liche Redakteur vor seiner Angabe auf der Zeitungsnummer als solcher nicht existiere, nicht auf. Vielmehr haben die zur Wahrung der Ordnung bei dem Vertriebe einer periodischen Druckschrift ergangenen Vorschriften des Z 7 des Preßgcsetzes, woselbst die Angabe -des-, nicht »eines- ver antwortlichen Redakteurs vorgeschrieben ist, und des Z 18 daselbst, wonach die falsche Bezeichnung des Verantwortlichen Redakteurs unter Strafe gestellt ist, das Vorhandensein eines solchen schon vor der Benennung, ohne dieselbe und entgegen einer fälschlichen Bezeichnung zur Voraussetzung. Auch würde es mit der aus dem Gesetz ersichtlichen Tendenz, für periodische Druckschriften gerade in dem Verantwortlichen Redakteur einen besonders haft baren Vertreter zu schaffen, nicht in Einklang stehen, wenn lediglich durch das willkürliche Verhalten der Beteiligten der Erfolg erzielt werden könnte, daß es an einem verantwortlichen Redakteur gänzlich fehlt. Darnach kann, ohne daß dabei die rechtlichen Folgen in Betracht zu ziehen sind, welche sich daraus ergeben, daß jemand, der mit der Redaktion nicht befaßt ist, mit seinem Wissen und Willen als Verantwortlicher Redakteur bezeichnet wird, nur angenommen werden, daß schon die thatsächliche Aus übung der Geschäfte des Verantwortlichen Redakteurs diese seine Eigen schaft begründet, selbst wenn er als soscher auf der von ihm redigierten Zeitungsnummer nicht genannt ist.» Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Um den vielfachen aus den Kreisen der Besucher laut gewordenen Wünschen zu entsprechen, bleibt die Ausstellung der chromolithographischen Kunstarbeiten von Wezcl L Naumann noch einige Tage geöffnet (Sonntag d. 28. Sept., Dienstag den 30. September und Donnerstag d. 2. Oktober.) Neu ausgestellt sind 12 Taseln mit Entwürfen von Rudof Eberl (die Blume in dekorativer Verwendung! aus dem Verlage von Christian St oll in Plauen i. V. (Geschenk der Verlagshandlung), ferner die in Heliogravüre vortrefflich ausgeführten Taseln eines Werkes vonThierry- Poux, das 300^ Faksimiles von französischen Drucken des XV. Jahr hunderts enthält. Der Merkwürdigkeit halber erwähnen wir, daß Metz hier zu den französischen Druckstädten gerechnet wird. Vom Briefmarkenhandel. —Die Helgoländer Briefmarken haben im Bricfmarkenhandel eine recht erhebliche Preissteigerung erfahren. Am teuersten sind die Postkarten, welche 1879 au-gegcben worden sind und die s. Z. dadurch hergestcllt wurden, daß man die 5 ^-Karten der Emission 1875/76 mit neuer Wertbezeicknung IVs Pence — 10 be druckte. Diese Karten kosten mit Umrandung 12 ^ ohne Umrandung, also in der ursprünglichen 75 er Emission, 6 ^ pro Stück Mit 8 ^ läßt man sich die 8 Schilling-Marke bezahlen, die seit 1879 eigentlich nur für Sammelzwecke ausgegeben worden ist. 7 ^ 50 gilt die mit schwarzem Aufdruck versehene 20 H-Marke der 79er Emission. Im übrigen schwankt der Preis der Marken, Kouverts und Karten zwischen 15 ^ und 1 75 H. (Lpzgr. Ztg.) Beschlagnahme. — Der »AllgemeinenZeitung» berichtet man aus Meran vom 22. September: Gestern konfiscierte die Behörde in den hiesigen Buchhandlungen sämtliche vorhandene Exemplare des -Volks freund-, Drama in fünf Akten von Hans Vikoler. Dieser Vorgang steht in Beziehung zu einer Ehren bcleidigungsklage, welche Herr Andrä Kirchcbner, Obmann des seincrzeitigen Walther-Denkmal-Komitees, gegen den Verfasser obigen Stückes angestrengt hat. Der Handel dürste in der nächsten Schwurgerichtssession zu Bozen ausgetragcn werden. Der »Volks freund- erschien in diesem Sommer und erregte namentlich in Bozen durch seine unverkennbaren Anspielungen auf bekannte Persönlichkeiten unge heures Aufsehen. Ausstellungspreise. — Herrn Louis Westhaußer in Paris wurde von der Jury der militärischen Fachausstellung in Köln die silberne Medaille zuerkannt. Herr Alexander Koch in Darmstadt erhielt auf der Kölner Aus stellung -Wettstreit zur Verbesserung der Lage der Arbeiter« für die in seinem Verlage erscheinende Zeitschrift -Fachblatt für Jnnen-Dekoration» die silberne Medaille. Neue Bücher, Zeitschriften, Gclegenheitsschriften, Kata loge re. für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers. 1-aLor klassiseber n. moäornsr Nosikwerke sowie musikalisober Lüebsr sinnen u. kremdsn Verlags in danerbaktsn u. keinen Rio- bändeo. 2u belieben von Rrsitkopk L Härtel in Rsipriig. Ver vollständigtes Verreiekois. Oktober 1890. ölannskript kür Lueb- u. Llnsikalisubäodlsr. M. 88 8. lllusikbibliotbek. Vsrreiebnis gleiobartig gebundener IVerks dentsober Verleger im 8> sitkoxkL Oärtel'seboo Kiobande. Oktober 1890. (Kür das knblikum) KI. 8". 64 8. Oatalogo d'uva raeeolta di oxsro stampats dai Oioliti de' Ferrari io Veueria. Xntig. Katalog von II. Ooepli in Llailand. 16". 74 8. 329 Nro. Osstsrr. Ossebiebte, Oeograpbis etc. Xntig. Katalog Ho. 292 von Theodor Xokermann, Ilokbnodbaodlnng in ülüneben. 8". 22 8. 595 blrn. Ossebiebte des 8tndsntbnms u. der Universitäten, banxtsäebliob in Oentsedland. ^ntig. Katalog Ho 293 von Tbsodor Dober mann, Ookbnobbandlnng in Llvnobeo. 8". 14 8. 389 Uro. Rädagogik. Xntig. Katalog 14o. 297 von Tbsodor Xeksrmaon, llokbuebbandlung in Nüoobsn. 8". 22 8. 687 Kirn. Heuere 8prsebsn, ibre Inttoratnr n. Ossebiebte. Xntigu. Katalog Klo. 7 von K. Krsissleben's Klaobk. (O. Rsttig) io 8trassbnrg i. LIs. 8». 80 8. 2777 Uro. ^drssssn-Katalog von Robert Tesswsr in Lerlin. 23. Xuilage. 1890. 8». 40 8. Personalnachrichten. Ordensverleihung. — Dem Buch- und Kunsthändler Herrn Hugo Hölzel, Chef des geographischen Institutes von Ed. Hölzel in Wien, wurde vom Herzog von Sachsen-Meiningen das Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft verliehen. Gestorben: am 23. September in Wiesbaden, im vierundsiebzigsten Lebensjahre Herr Christian Wilhelm Kreidel. In dem nach kurzer Krankheit unerwartet Dahingeschiedenen verliert der deutsche Buchhandel einen hervorragend tüchtigen Be rufsgenossen, und alle, die ihm im Leben freundschaftlich nahe standen, betrauern den Verlust eines Mannes von großer Herzens güte und Liebenswürdigkeit. Mit geschäftlichem Scharfblick und ungewöhnlicher Arbeitskraft begabt, entwickelte er aus dem kleinen Anfänge eines Buchladens (später Jurany L Hensel) einen hoch bedeutenden Verlag, aus dem wieder eine Anzahl anderer be deutender Firmen hervorgegangen ist Sein Name hatte im deutschen Buchhandel und in der Wissenschaft einen guten Klang, sein Andenken in Ehren zu bewahren wird uns allen eine liebe Pflicht sein.