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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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222, 23. September 1912. Nichtamtlicher Teil. SörjenblaU *. tz. Dtjchn Buchhandel. 11155 derer durch die Welt. Aber ganz weit hinten, wo die Baum- fchotteu am tiefsten sind, wo Rosen blühen und die Waldvögel von Brünhildens feuerumbrannten Saal, von Siegmunds und Siegiiudes Geschwisterliebe singen, da liegt der niedrige Efeuhügcl mit der inschristlosen Steinplatte, der das, was am Meister sterblich gewesen, unter sich birgt. So hat Bah- reuth uns allen etwas zu geben gewußt, und nicht wenigen sind wohl diese Stunden zum Erlebnis geworden. Schon am Freitag abend war ein größerer Kreis von Kollegen um den Verbandsvorslaud versammelt, der im Grand- Hotel sein Hauptquartier ausgeschlagen hatte. Wie fröhlich schütteln wir uns immer wieder die Hände, wie treuen Gruß tauschen wir aus, wie knüpfen die Freundschaftsbande sich stets enger, je häufiger wir in der Kampflinie ncbeneinander- stehen! Wer den Geist, der so in den Kreis- und Ortsvereinen gepflegt wird, nicht kennt, wer ihn gar künstlich meidet, der bestiehlt sich selbst, der kennt auch die beste und edelste Seite unseres trotz alledem und alledem an Idealen so reichen Berufs nicht, die echte Kollegialität, die es jedem leicht macht, als dienendes Glied sich dem Ganzen anzuschließen und unter- zuordncn. Schon auf die Zusammenkunft am Freitag fielen die Schatten der späteren ernsten Verhandlungen, und über Wiederverkäuferfrage und Verkaufsordnung insbesondere wurde eifrig debattiert. Am Sonnabend mittag war dann alles vollzählig versammelt, und als Prager um 3 Uhr die Tagung für eröffnet erklärte, war der schöngeschmückte Saal der Gesellschaft »Frohsinn« mit den Vertretern des gesamten deutschen Buchhandels gefüllt. Neben den Abgeordneten der Kreis- und Ortsvcreine waren die Vorstände des Börsen vereins und des Deutschen Verlegervereins anwesend. Der Kommissionärverein, die Vereinigungen der Grossisten und der Buch- und Zeitschriftcnhändler hatten Abordnungen entsandt, ebenso war das Barsortiment und das Kommissionsgeschäft durch eine ganze Reihe von Mitgliedern vertreten. Zahlreiche Gäste waren zugegen und dann die Bayreuther Kollegen, an der Spitze Georg Niehrenheim, der in liebenswürdigster Weise und mit großer Umsicht die Vorbereitungsarbeiten für uns geleistet hatte, deren Umfang niemand unterschätzen mag. Über die Verhandlungen selbst wird den Lesern des Blattes noch berichtet, außerdem mag schon heute auf den im Oktober erscheinenden stenographischen Bericht hingewiesen werden. Der erste Tag brachte die Verhandlungen über die Prüfungsausschüsse der Lehrervereine und über die Wieder verkäuferordnung, die nunmehr nach geklärter Sachlage und nach langer Vorarbeit des Verbandsvorstandes ihrer Durch führung mit raschen Schritten entgegengehen dürste. Nach sechsstündiger Arbeit haben wir im »Goldenen Anker« gemein schaftlich gegessen und das Fazit der stellenweise hoch- dramatischen Verhandlungen gezogen, ein Fazit, auf das wir schon heute mit Freude und Genugtuung glauben blicken zu können. Bis spät in die Sonntagnacht hinein haben dann in lauschigen Gaststubenwinkeln noch kleine Kreise alter Freunde und Kampfgenossen zusammengcsessen, und manch bauchige Flasche edlen Weins vom Stein hat dabei Wohl den Korken lassen müssen. Sonntag früh war aber alles wieder bei der Arbeit versammelt, und Punkt g Uhr schlug wieder der schwarze Hammer mit dem silbernen Widmungsschild der Kreis- und Ortsvereine auf den Vorstandstisch. Die Revision der Ver kaufsordnung, die Frage der Gesälligkeitslieferungen und die der Remittendenexemplare standen auf der Tagesordnung. Nach wieder sechsstündiger Arbeit, um 3 Uhr war alles vorüber, und wir wandelten zum »Grand-Hotel«, in dessen schönem Hellen Saale die festliche, blumengeschmücktc Tafel gedeckt war. Etwa 70 Teilnehmer des Verbandstages sahen nach dem langen arbeitsreichen Vormittag den Freuden von Küche und Keller und fröhlicher Unterhaltung entgegen. Prager begrüßte die Gäste, dann nahm der Schriftführer des Ver bandes das Wort zu folgender Festrede: »Meine Herren Kollegen! Der Verbandstag hat uns diesmal südlich der Mainlinie geführt. Wem ginge nicht das Herz auf, wenn er den Namen Frankenland hört! Wer dächte da nicht an Nürnberg und Bamberg, Würzburg und Aschaffenburg, an Rothenburg, Wertheim und Miltenberg, Lohr und Gmünden und die ganze Perlenreihe hochgctürm- ter mittelalterlicher Städte und Nester! Wer sähe nicht den Main in Schlangenkrümmen seinen Weg suchen, wer spürte nicht den Duft der Weinberge, das Rauschen der Odcnwald- uiid Spessartbuchen, des Fichtelgebirgs frische Waldkllhle! Wer aber dächte nicht auch an Bayreuth, dieses Mekka der Kunst, zu dem aus allen Landen viele Tausende wallfahrten, um an deutschem Wesen und deutscher Kunst zu genesen, an Jung-Siegfrieds blondem Reckentum, an Hans Sachsens aufrechter, echt deutscher Art und Kunst! Darum weil dem Zauber des fränkischen Landes sich niemand zu entziehen vermag, wollen wir zuerst dem gastlichen Boden, auf dem wir stehen, unfern Gruß bringen. Herzlicher Dank gebührt dann unserm Kollegen Niehrenheim, der in aufopfernder Weise sich in den Dienst des Verbandes gestellt und für das Zustandekommen unserer Tagung in jeder Weise gesorgt, der uns durch eine Festgabe erfreut hat, die uns nach Jahren noch, wenn wir ihr im Bücherschränke begegnen werden, an diese Bayreuther Tage erinnern wird. Herzlichen Dank auch unserem Kollegen Habeland, der uns gestern schöne Postkarten verehrt hat. Ich glaube, den Bayreuther Kollegen versichern zu dürfen, daß der Aufenthalt in ihren Mauern uns alle durchaus befrie digt, und daß diese Befriedigung sich voraussichtlich in Helles Entzücken wandeln wird, wenn wir nunmehr, ledig jeder Pflicht und frei von den Fesseln der Arbeit, heut nachmittag und morgen uns den Schönheiten der Umgebung erst recht werden widmen können. Endlich wollen wir der Arbeit gedenken, die der gestrige und der heutige Tag uns gebracht haben. Ob wir friedliche Einigung erzielt oder ob hart Meinung gegen Meinung ge standen hat, und oft das Wasser viel zu tief erschienen ist, um ein Zusammenkommen für möglich erhoffen zu dürfen, immer müssen und werden wir doch das eine Ziel vor Augen haben, dem Ganzen zu dienen, dem Wohle des deutschen Buch handels. Wenn jeder im deutschen Buchhandel dieses Ziel unverrückbar vor Augen hätte, wie leicht würde es uns sein, Mißverständnisse zu beseitigen, Wolken zu zerstreuen, die Kraft, die wir öfters im Bruderkampf gegeneinander ge brauchen, geschlossen nach außen zur Geltung zu bringen! Ein Tag wie der heutige ist ganz dazu angetan, wieder einmal daran zu erinnern, daß wir alle, besonders aber daß Verlag und Sortiment Kinder einer Mutter sind. Ge schwister mögen sich entzweien,mögen hart aneinandcrgeraten, immer aber müssen und werden sie sich in den Armen der Mutter wicderfinden. Darum wollen wir der fröhlichen Hoff nung Raum geben, daß die ernsten Fragen, die gestern und heute uns bewegt haben, bei gemeinschaftlicher Arbeit, bei weiser Mäßigung, bei feinstem Verantwortlichkeitsgefühl auf allen Seiten ihre glückliche Lösung finden werden, ns quick ckstrimonti rss publica capiat. So lassen Sie uns die Gläser leeren auf das Wohl, die Stärke und Gesundheit des deut schen Buchhandels, aus ein gedeihliches Zusammenarbeiten der Vorstände des Börsenvereins und des Verbandes, des Verbandes und seiner Mitglieder!« Mit Freuden stimmte jeder ein, denn diese Zusammen arbeit aller mit allen ist am letzten Ende doch die sicherste Garantie für eine gesunde Weiterentwicklung des deutschen Buchhandels. Georg Niehrenheim sprach seine Freude aus, 1453'
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