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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1921
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- 1921-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1921
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Redaktionell«! Teil. X- 173, 27, Juli 1921. Vom Buchhandel in Holland. Der holländische Buchhandel leidet seit Monaien an Er scheinungen, die auf ihn, als einen Teil des Handels, in gleichem Matze einwirken wie auf das gesamte niederländische Wirtschafts leben. Die Löhne sind wie überall in der Kriegs- und Nachkriegs zeit erheblich gestiegen und haben die Materialpreise, in Ver bindung mit dem beinahe duraigeführtcn Achtstunden-Arbeitstag, sehr verteuert, so datz die Herstellungskosten im allgemeinen wie im besonderen für das Buch ungemein in die Höhe gegangen sind. Dagegen ist die Ausfuhr eben infolge der hohen Preise wie auch durch das Sinken der Valuta in den hauptsächlichsten Absatz gebieten von Holland sehr zurückgegangen, während die Einfuhr bedeutend gestiegen ist. Dieses ungünstige Verhältnis wie der allgemeine Weltwirtschaftszustand äutzcrn sich am augenfälligsten in dem schlechten Stand der Börse. Jedes Volk hat seine bestimmten Charakterzüge. In Deutsch land wird wenig bekannt sein, daß dem »nüchternen-- niederländi schen Volke von seinen besten Kennern die Freude am Glücksspiel, an Geschäften und an der Spekulation nachgesagt wird. Ein sprechendes Beispiel dafür ist die spekulative Anlage von großen Summen in Mark, österreichischen Kronen und russischen Rubeln. Der Auf« und Niedergang der Börse wird hierzulande viel all gemeiner verfolgt, als es z. B. in Deutschland der Fall ist, und es liegt aus der Hand, datz ein allgemeiner Niedergang der Kurse tiefgehenden Einfluß aus die Kauflust und Kaufkraft des Publi kums ausübcn mutz. — Verstandesmenschen, wie die Niederländer andererseits sind, beginnen beim Luxus zu sparen, wenn das Ein kommen mit den notwendigen oder als notwendig angesehenen Ausgaben des täglichen Lebens nicht Schritt halten will, und trotz allen versuchten gegenteiligen Beweisen wird das Buch, mit Aus nahme der wissenschaftlichen Literatur, die nach wie vor dem Geistig-Schaffenden als Handwerkszeug unentbehrlich ist, noch immer als Luxusartikel betrachtet. Nun hätte der Buchhandel Wohl den Ausfall von seinen bisherigen Kunden durch Heranziehung der neuen Reichen und der durch hohe Löhne vielfach besser als der kleine Mittelstand ge stellten Arbeiterklasse decken können. Aber ohne die nötige Füh lung mit diesen Kreisen ist es bisher nicht gelungen, dort das Bedürfnis nach dem Besitze von Büchern zu Wecken. Andere Erwcrbsstände haben verstanden, vom Reichtum der Kriegs gewinnler-- und vom gehobenen Wohlstand der Arbeiterklasse Nutzen zu ziehen. Der Buchhandel ist leer ausgegangen. Unter diesem ungünstigen Zeichen stand das letzte St. Ni - colaasgeschäft, das, wenn auch in schwächerem Matze, dem niederländischen Buchhandel das bedeutet, was das Weihnachts geschäft dem deutschen Buchhandel ist. Es kann gewöhnlich als der Höhepunkt des buchhändlerischen Geschäftsganges gelten. Dieses Mal hat das St. Nicolaasgeschäft sehr spät und nur zögernd eingesetzt, um sich nur vereinzelt über die Höhe eines regen Geschäftsganges zu erheben. Auch in der Folgezeit ist das Geschäft schlecht geblieben, und noch deuten keine Zeichen auf Besserung. So ist cs erklärlich, daß viele Buchhändler sich in ihren Bestellungen beschränken, Lagerbestellungen fast gar nicht und Neuigkeitenbestellungen nur in unbedingt notwendigem Um fange aufgeben. Hierzu werden sie auch durch die Verteuerung der Bücherpreise gezwungen, da die Vermehrung des. Betriebs kapitals nur in Ausnahmefällen mit der Erhöhung der Bücher preise Schritt gehalten hat. Wie schon oben angedeutet, wird das Buch in seinen ver schiedenen Arten nicht gleichmäßig vom Niedergang der Kauf kraft und Kauflust betroffen. Das wissenschastlicheBuch weiß im allgemeinen seinen Platz zu behaupten, wenn auch große und teure Werke wenig Käufer finden. Vom amerikanischen wissenschaftlichen Buche kann selbst ein erhöhter Absatz festgestellt werden, trotzdem sein Preis den des französischen, deutschen und selbst des englischen Buches bedeutend überragt. Auch bedeutende politische und finanzpolitische Werke finden willige Käufer, wäh rend das schöne Buch die Krisis in vollem Umfange empfindet. Doch sind auch hier je nach dem Herkunftslands bedeutende Unterschiede zu bemerken. 1124 Der Absatz der französischen Literatur wird ohne Zweifel durch die Tätigkeit der »l/Lction lianeaise-- beein flußt. Diese französische Propagandavereinigung entfaltet in letzter Zeit durch Veranstaltung von Vorträgen eine auch in der Öffentlichkeit ins Auge fallende rege Tätigkeit, die dem hiesigen Buchhandel zugutckommt. War schon der Vortrag von Re-no Gillouin ein literarisches Ereignis, so war es der von Henri Bor deaux in noch weit höherem Matze, auch schon dadurch, datz dieser Schriftsteller durch die niederländische Königin in längerer Audienz enrpfangen worden ist. Ein solches Ereignis hat natür lich seine Auswirkung. Im Verein mit mrderen Gründen, von denen hier nur die nach Blök*) vorhandenen -gewissen liebens würdigen Eigenschaften der französischen Ration oder die jahr hundertelangen Kulturbande- angeführt werden sollen, ist es sehr Wohl geeignet, die Tatsache zu erklären, datz das französische - schöne-- Buch seine Stellung aus der Zeit vor dem Kriege minde stens zu behaupten, wenn nicht zu verbessern gewußt hat, was von dem englischen -schönen« Buche nur beschränkt gesagt werden kann, während der Verkauf des deutschen schönen-- Buches sehr zurückgegangen ist. Diese Beobachtung stützt sich, ausdrücklich bemerkt, nicht auf statistisches Material, sondern nur auf Beobachtungen, soweit ein Buchhändler diese zu machen imstande ist. Bestätigt werden diese Beobachtungen allerdings durch wiederholte Mitteilungen von deutschen Verlegern, die seit Einführung der Valuiaordnnng über vollständiges Ausbleiben von Bestellungen aus dein valutastarken Auslände klagen. Hierzu mutz bemerkt werden, daß das Ausbleiben der Bestellungen noch lange nicht gleichbedeutend mit Versiegen des Absatzes ist. Es werden im Gegenteil noch große Mengen des deutschen »schönen-- Buches verkauft; nur ist insofern eine Veränderung cingetreten, als meistens nicht mehr die regelrechten Buchhändler, sondern S ch 1 e u d e r f i r m e n den Vertrieb übernommen haben. Diese haben zum Teil noch ein reiches Lager aus der Zeit vor der Erhebung der Valutazuschläge, teilweise ergänzen sie noch immer ihre Lager, offensichtlich unter Umgehung der Valutazuschläge, durch »Schieber« in Deutsch land. Für den deutschen Verleger ist dieser Absatz natürlich nicht als Auslandvcrkauf zu erkennen; er wird leicht geneigt sein, der Valutaordnung die Schuld am angeblichen Ausbleiben der Auslandbestellungen z u z u s ch r e i b e n. Unstreitig hat aber die Valutaordnung erheblich beigciragen, den Absatz des deutschen Buches im Auslande vor katastrophalem Niedergang zu bewahren, denn bei einem Preis, der nicht einen angemessenen Gewinn (nicht prozentual, sondern tatsächlich) abwirft, hätte das reguläre Sortiment den Vertrieb von deutschen Büchern einstellcn müssen. Dazu wäre es schon durch die Schlcuderfirmen im Laude und durch direkte Angebote aus Deutschland gezwungen worden. Dem Vertrieb von deutschen Geistesprodukten wäre damit ein vernich tender Schlag versetzt worden, da die Schleuderfirmen vermutlich nicht auf den Vertrieb von Neuigkeiten eingerichtet sind und sich auch kaum damit bemühen würden und der Vertrieb durch Pro- spekte und Kataloge von Deutschland aus schwerlich die Tätigkeit des ansässigen Sortiments ersetzen kann. Die hohen Kosten der Buch- und Druckerzeu gung hierzulande haben zu einer bedeutenden Abwanderung der Druckaufträge nach Deutschland geführt, so daß sich selbst der lanck-- veranlaßt gesehen hat, in einem Schreiben, veröffentlicht ini »Itieuxvsdiack vom äoa Soelibanckel«, auf die Pflicht der dem Oea- iralea Rsack angeschlossencn Fachverbände hinzuweisen, ihre Be stellungen den Mitgliedern, ungeachtet zeitlich höherer Preise, zu übergeben. Ob dieser Hinweis die erwartete Wirkung hat, ist zu bezweifeln. Tatsache ist, daß eine große Zahl von Druckauf- trägen nach Deutschland vergeben wird, und datz nur dadurch manche Verleger ihre Tätigkeit fortzusetzen und den Preiserhöhun gen zu begegnen imstande sind. Von tiefem Einfluß wird aller dings die soeben bekannt gewordene Verordnung der deutschen Reichsregierung sein, die die ausländischen Druckausträge mit einem Valutazuschlag von IVO °/> belegt. Es ist nur zu hoffen, daß von diesen Verordnungen die bereits erteilten Aufträge be- *) Blök, Holland. Halle 1919, Max Niemcycr.
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