Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-10-17
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19211017
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192110170
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19211017
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-10
- Tag1921-10-17
- Monat1921-10
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 243. 17. Oktober 1921. gewisse Lehrbücher zum mindesten vom Lehrsilm ganz verdrängt werden. Die Lehrfilme huschen nun zwar an den Augen der zu Unterrichtenden nicht so vorüber wie die Dramen an den Augen der Zuschauer: Die Lehrfilmvorfllhrungen begleitet oder um rahmt immer ein mündlicher Vortrag (vgl. auch Börsen blatt Nr. 234: »Der gute Film-). Zudem wird das Laufbild wäh rend der Vorführung des öfteren in ein Stehbild verwandelt, wird also für längere Zeit der genauesten Betrachtung dargeboten, und außerdem wird der Lehrfilm nicht bloß einmal, er wird in der Regel mindestens zweimal den gleichen Personen innerhalb kurzer Zeit vorgeführt. Trotzdem aber wäre es für Schüler und Lehrer von größtem Vorteil, wenn Film- und Vortragsinhalt in gedrängter Kürze und mit einzelnen Bildern ausgestattel als Druckschriften erscheinen würden. Ob es sich empfiehlt, zu allen Lehrfilmen Druckschriften herzustellen, bleibe unerörtert, aber überall da, wo der Lehrfilm grundlegendes Material behandelt, ist die Anfertigung von Begleittcxten ein dringendes Bedürfnis: Die Schüler müssen daheim das Gesehene und Gehörte wieder holen, und daß die Wiederholung das Wesentliche herausgreift, dafür bietet nur das Vorhandensein eines Begleittextes die Ge währ. Auch für den Lehrer würden solche Begleittexte, wie ja wohl nicht weiter ausgeführt zu werden braucht, von großem Vorteil sein, sie würden zum mindesten für ihn eine große Arbeits- erleichterung bedeuten. In ähnlicher Weise dringend wie bei den Lehrfilmen ist die Herstellung von Bcgleittexten bet den Forschungsfilmen (den me dizinischen, den erdkundlichen, den völkerkundlichen, den histori schen, den wirtschaftlichen, den technischen usw.). An einem Bei spiel sei die Behauptung als richtig nachzuweisen versucht: Die Kulturabteilung der Unibersum-Film-A.«G. (kurz Ufa genannt) ha! ein medizinisches Filmarchiv gegründet, das bereits eine sehr große Anzahl von Filmen enthält und das noch weiter ausgebaut werden soll. Hierüber ist 1919 im Verlag der Ufa eine 62 Seiten starke Broschüre erschienen. Die Broschüre gibt auf Seite 5 als Zweck des Archivs an: »... daß aus diese Weise eine Sammlung vorzüglicher Negative in dem medizinischen Filmarchiv geschaffen wird, aus dem dann die Kopien abgegeben werden zur Anlage von Positiv-Archiven bei jeder Universität, jeder ärztlichen Fort bildungsanstalt, jeder Klinik, jedem größeren Militärlazarett, so wie bei Kreis- und Privatärzten«. Und auf den Seiten 18/19 heißt es mit bezug auf die medizinische Forschung und deren Förderung durch den Film: »Und welche Bereicherung erführe unser wissen schaftliches Arbeiten durch den Film: In einer Klinik oder einem großen Krankenhaus kommt z. B. ein seltener interessanter Fall zur Beobachtung... Zur differential-diagnostischen Sicherstel lung läßt man sich aus dem Filmarchiv die gleichen und ver wandten Fälle ... kommen, und schneller und eingehender als durch sorgsamstes Literaturstudium ist man nunmher orientiert... Aus eigenster Anschauung gewinnt also jeder, dem es zu wissen schaftlichen Forschungs- und Lehrzwecken darum zu tun ist, einen klaren überblick, während er bisher oft auf die reichlich subjektiv gefärbten Krankenblätter und Besprechungen angewiesen war.-' Nun vergegenwärtige man sich einmal, welche großen Summen heute die Filme kosten, wie schlecht die meisten wissenschaftlichen Lehranstalten und Institute dotiert sind, welche großen Räume ein umfangreicheres Filmarchiv erfordert, wie unhandlich die Filme sind, wieviel Zeit, Geld und Kraft ihre Vorführung er fordert und daß die Auswahl lediglich nach den Titeln notwen digerweise zu vielen Fehlgriffen sichren muß. Berücksichtigt man diese Umstände, so erscheint cs ohne weiteres als gewiß, daß eine lebhafte Benutzung nicht möglich sein wird. Die erschwerenden Umstände werden dagegen auf ein recht bescheidenes Maß zurück geschraubt, wenn man dazu übergeht, zu jedem dieser Forschungs- silme einen Begleittext herzustellcn, was für drei bis fünf Mark für ein Exemplar möglich sein dürfte. Dann wären nicht bloß jede der oben genannten Anstalten, sondern auch die meisten Privatleute in der Lage, eine Begleittextbibliothek anzuschaffen und im Bedarfsfall den oder die in Frage kommenden Filme kom men und sich vorführen zu lassen. Bei der Herstellung von Be gleittexten würde die Einrichtung von Filmarchiven bei Univer sitäten, Krankenhäusern usw. Wohl überflüssig, es genügte ein großes Zentralfilmarchiv, in dem von jedem Negativ einige 1SS1 Positive zum Verleihen bereitgehalten werden könnten. — Was vom medizinischen Forschungssilm gilt, gilt auch von den For- schungssilmen aus anderen Wissensgebieten. Gleichfalls unter die Lehrsilme eingereiht werden können von unserem Standpunkt aus die Filme allgemeinbildenden In halts, die populärwissenschaftlichen Filme, die landschaftlichen Filme, die Modenschaufilme usw., die heute in den Lichtspiel theatern gelegentlich vorgefühlt werden, und die späterhin einen wohl immer größer werdenden Teil der Programme der Licht spieltheater einnehmen werden. So mancher Zuschauer wäre gern bereit, den Begleittext zu einem solchen Film zu kaufen, wenn er ihn nur bekommen könnte. Die aber gibt's noch nicht. Die dritte der eingangs ausgezählten Filmarten ist der Film der wirtschaftlichen Propaganda. Dabei denken wir nicht an die Propaganda, die der Warenkonsumtion dient. Derartige Propa ganda wird ja heute vielfach in den Lichtspieltheatern gemacht. Wir denken vielmehr an die Propaganda, die die Förderung der Warenproduktion zum Zwecke hat. Ein Beispiel mag das er läutern: Auf der im Juni d. I. in Leipzig abgehallenen land wirtschaftlichen Ausstellung wurden u. a. Filme vorgeführt über »das unveredelte hannover-braunschweigische Landschwein«, »das veredelte hannoverische Landschwein», »die Verwertung des Schweines«. Zweck dieser Filme war, den Zuschauern gewisse Spezialkenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der Schweine zucht bekannt zu machen und sie zur Nachahmung anzureizen. Nun gibt es auch periodisch erscheinende Zeitschriften, die den gleichen Zweck verfolgen. Wie auf dem Gebiet der Schweinezucht, so ist es auf dem Gebiet der Viehzucht überhaupt und aus jedem wirtschaftlichen Teilgebiet, also etwa dem Gebiet des Getreide baus, des Wiesenbaus, des Obst- und Gartenbaus, des Gemüse baus, der Forstwirtschaft, den zahlreichen Teilgebieten der In dustrie, des Handwerks, des Handels und Verkehrs usw. Für alle diese Gebiete gibt es Zeitschriften und Filme. Die Zahl der Filme ist in ständigem Wachsen. Der Film hat den Vorteil, daß er Spezialkenntnisse und neue Verfahrungsweisen lebendiger und anschaulicher vor Augen führen kann, als das dem Zeitschriften artikel überhaupt möglich ist. Wenn aber hinterher der Zu schauer das Gesehene in seiner Wirtschaft zur Anwendung brin gen will, dann stellen sich bei ihm allerlei Unsicherheiten und Un gewißheiten ein, weil eben das Gesehene und Gehörte doch nicht so fest im Gedächtnis hastet wie das, was man schwarz aus weiß besitzt. Daher sollten Fachzeitschriften wirtschaftlichen Inhalts und die Filmfabriken, die Propagandafilme Herstellen, in ihrem eigenen Interesse, vor allem aber im Interesse unserer Volkswirt schaft Hand in Hand arbeiten. Die Zeitschriften sollten die Filme ihres Gebietes beschreiben und ihre Leser auf die Filme Hinweisen, Vorführungen veranlassen, und bei der Vorführung, die immer auch Nichtabonnenten der Fachzeitschriften anzieht, sollte auf den Zeitschriftenartikel htngewtesen, sollte die Zeitschrift zum Verkauf ausgelegt werden. So bahnte die Zeitschrift dem Film den Weg und der Film der Zeitschrift. Daß ein solches Verfahren gerade in einer für das Volksganze so schweren Zeit wie der gegen wärtigen für die Allgemeinheit von großem Vorteil wäre, braucht gewiß nicht Wetter dargelegt zu werden. Die Ausführungen dürften gezeigt haben, daß von einem lästigen Wettbewerb zwischen Film und Druckschrift nicht die Rede sein kann: Film und Druckschrift sind vielmehr in mannig facher Weise aufeinander angewiesen, sie können einander gegen seitig fördern. Und daß sie das tup, liegt im Interesse des gan zen Volkes. Französische Propagandapläne. Eugene Montfort schreibt unter der Überschrift »Zur Ver breitung des französischen Gedankens« im Figaro: kenüisZLlnre 6u l^ivre«, ein intelligent redigiertes Organ der Bibliographie und Bibliophilie, hat vor etwa einem Jahre eine Um frage veranstaltet, aus der man sehr viel lernen kann. Wenn man in allen Tonarten wiederholen gehört hat, das; das französische Buch im Ausland verbreitet werden soll, fragt man sich, weshalb dies so wenig geschehen ist. Die Umfrage gibt uns die Ant wort: Niemals, bis in die letzten Jahre, wurde etwas, weder von Privatleuten noch vom Staat, unternommen, um es zu verbreiten. In einer Art Größenwahn haben wir nur auf Zufall gerechnet: es
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder