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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1887
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- 1887-01-10
- Erscheinungsdatum
- 10.01.1887
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Schwarz- und Weiß-Ausstellung in Leipzig. Die Verlagsbuchhandlung von Franz Lipperheide in Berlin hat sich unbestritten ein großes Verdienst erworben dadurch, daß sie die erste deutsche Schwarz- und Weiß-Ausstellung ver anstaltete. Dieselbe fand im Mai 1886 zu Berlin, eine zweite Ende vorigen Sommers in Weimar, eine dritte im vergangenen Herbst zu München statt; die vierte ist die zu Neujahr dieses Jahres vom Centralverein für das gesamte Buchgewerbe in Leipzig ange regte und mit einem Katalog begleitete, welche im Erdgeschoß der Leipziger Buchhändlerbörse eröffnet wurde: eine Ausstellung von Originalzeichnungen und deren Wiedergabe in Holzschnitt. Die erste dieser Art Ausstellungen überhaupt fand im Jahre 1880 zu London statt und wurde von dem Verleger des »OlraplUo« veranstaltet. Zwei Jahre später folgte eine ähnliche von Cassell L Cie., welche Veranlassung gab, daß die Verleger von großen illustrierten Zeitschriften alljährlich Schwarz- und Weiß- Ausstellungen für Originalzeichnungen der bedeutendsten von ihnen gebrachten Illustrationen zu veranstalten Pflegen. Brachte doch das vorige Jahr schon sechs solcher Ausstellungen, ein Beweis dafür, daß das englische Publikum denselben lebhaften Anteil schenkt. Die Idee solcher Ausstellungen fand auch in Paris Anklang, so daß 1885 eine erste, und 1886 eine zweite »Exposition Intso- nationals äs Llano ot Xoir« vom Verleger E. Bernard ver anstaltet wurde. Diese Ausstellungen bieten Bleistift-, Feder-, Kreide- und Rötel-Zeichnungen, Kohlezeichnungen, Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte, Lithographieen, Aquarellen, Pastells, Gouachemalereien, Grisaillen rc. rc. Es ist ja nur zu wahr, wenn geklagt wird, daß in großen Kunstausstellungen Zeichnung, Stich und Schnitt als etwas ganz Nebensächliches behandelt worden sind; man fand sie in die bescheidensten Winkel, Nebenräume, Gallcrieen, Korridore u. s. w. verwiesen, wohin das Publikum selten ein Auge wendet, wenn auch unser Leipzig hierin ab und zu eine rühmliche Ausnahme ge macht hat. Die Veranlassung zu einer deutschen Schwarz- und Weiß- Ausstellung gab die am 1. Oktober 1885 von Herrn Franz Lipper heide in Berlin ausgeschriebene Preiskonkurrenz für die besten zur Veröffentlichung in der von ihm herausgegebenen »Jllustrirten Frauenzeitnng« bestimmten Zeichnungen, welche nach Einlieferung öffentlich ausgestellt werden sollten. Was die Verlagshandlung mit diesem Preisausschreiben beabsichtigte, war ein künstlerisches Ziel von bedeutender Tragweite: nämlich die Hebung des deut schen Jllustrationsholzschnittes. Nehmen wir nun den Katalog zur Haud und betrachten wir die ausgestellten Originale, deren nicht viele zu den »Auserwählten« zählen; denn das Preisrichter-Kollegium hat ziemlich streng seines Amtes gewaltet; es sind von 221 Bewerbern 342 Zeichnungen eingegangen, von denen nur 25 zu den »Auserlesenen« zählen und ansgestellt sind. Von bereits veröffentlichten Zeichnungen sind die Holzschnitte den Originalen gegenübergestellt, wie das in London Brauch ist. Farner sind noch 23 Originale ausgestellt, welche bereits in der Jllustrirten Frauenzeitung veröffentlicht worden sind. Die Auswahl dieser Blätter wurde von der Ausstellungskommission des Vereins Berliner Künstler getroffen. Von den 48 ausgestellten Originalzeichnungcn, die als her vorragende Leistungen auf diesem Kunstgebiete zu betrachten sind, nehmen zunächst die drei preisgekrönten unsere ganze Aufmerksam keit in Anspruch. Es sind dies: 1. Die Fischhalle in Amsterdam von Hans Herrmann in Berlin; 2. Vor dem Alster-Pavillon zu Hamburg von Hans Bartels in München; 3. »Beim Forsthanse« von Karl Rickelt in München. Alle drei sind Gouachemalereien d. i. die Kunst der Bilderzeugung mittelst wasserlöslicher Deckfarben. Während man beim Aquarell vorzugsweise durchsichtige Farben auf weißem Papier, welches die Hellen Tönungen bewirkt, anwcndet, braucht man bei Gouache Deckfarben, welche den Grund nicht durchscheinen lassen, so daß das Weiß ebenfalls aufgetragen werden muß. Die Gouachebildcr haben darum alle wegen Mangels an Transparenz ein stumpfes, mattes Aussehen. Herrmann malte mit chinesischer Tusche und Deckweiß; Bartels mit chinesischer Tusche, bringt auch dunklere Aquarellfarben damit in Verbindung, und Kremser Weiß; Rickelt malte in Elfenbcinschwarz und chinesisch Weiß. Diese ganz er staunlichen Leistungen moderner Freilichtmalerei stellen freilich ganz bedeutende Anforderung bei ihrer Reproduktion durch Holz schnitt und verlangen einen Holzschneider, der durch und durch ein feinfühliger Künstler sein muß, welcher es versteht, die Stimmungen des Originals durch richtige Slrichlagen genau wiederzugeben. Diese Anforderung an dea Holzschnitt verlangt, daß die Zeich nung viel kräftiger wirke und größere LebenLwahrheit entfalte, was bisher mehr oder minder vernachlässigt wurde. Daher kam es, daß unsere großen illustrierten Blätter Deutschlands viel zu viel Kopiecn von Gemälden brachten und die Zeichnung gering schätzte n Die Schuld daran trugen zum Teil auch die Künstler selbst, welche ost nur schwer oder auch gar nicht für die durch den Holzschnitt zu vervielfältigenden Zeichnungen zu gewinnen sind. Die Wiedergabe des mit dem zweiten Preise ausgezeichneten Bildes scheint uns von den dreien die bei weitem gelungenste zu sein; als weniger gelungen ist der Schnitt des ersten und dritten; das letztere namentlich, über dessen Original ein zarter Duft und Schmelz wie ein wundervoll poetischer Hauch gebreitet ist, scheint uns am wenigsten den künstlerischen Anforderungen vollständig Genüge zu leisten; fast kommt es uns vor, als habe der Künstler seine Arbeit nicht mit der nötigen Ruhe und Sammlung beenden können. Nach den drei preisgekrönten treten uns acht weitere Gouache blätter und zwei Aquarellen entgegen von Langhammer, Strützel, Kämpfser, Henseler, Kallmorgen, Stolten berg, Ravel, Bartels (s. Nr. 2) und Gude, welchen bei der Preisbewerbuug ausdrücklich eine »ehrenvolle Erwähnung« als Auszeichnung zu teil geworden ist. Von diesen ziehen uns die bereits veröffentlichten »Auf dem Heimwege« von Otto Strützel, »Markt in Utrecht« von Fritz Kallmorgen und »Heringsfischer auf Rügen« von Hans Bartels ganz besonders an, deren Wiedergabe in Holzschnitt treu und wahr und darum als recht effektvoll zu be zeichnen ist; diese können sich mit den fremdländischen Erzeug nissen dieser Kunst vollständig messen und stehen mit diesen auf gleicher Höhe. Unter den weiter ausgestellten Blättern folgen nun zunächst sieben, welche der Verleger Franz Lipperheide dadurch ausgezeichnet hat, daß er sie für seine Zeitschrist ankaufte, unter welchen Kochs »Winterpocsie«, Kallmorgens »Winter in Westend«, sowie Saltzmanns »Schlechtes Wetter« die anziehendsten sind, welche besonders wirkungsvoll hervortrelen. Wenn die übrigen nicht so zur Geltung gelangen, so dürste wohl die für sie wenig günstige Stellung, sowie der Mangel an genügendem Licht in dem Aus stellungslokal hieran die Schuld tragen. Unter den nun folgenden dreiundzwauzig Originalen begegnen wir alten Bekannten, über die wir uns in der Jllustrirten Frauen zeitung in ihren beiden letzten Jahrgängen als über hervorragende Leistungen sattsam gefreut haben; denn sie beweisen uns, daß es mit nnserm deutschen Holzschnitt doch nicht so schlimm steht, um den Vergleich mit fremdländischen Erzeugnissen etiva nicht aushalten zu können. — Wir finden hier Franz Skarbinas »Berlin zu Groß vaters Zeit« und desselben »Maifeste«, ferner Stoltenbergs »Am Strande zu Scheveningen« und »Im Lübecker Schifferhaus«, Rickelts »Verlassene«, Schlittgens »Vordem Ball«, Ncstels 18*
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