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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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Erfahrungen der Praxis heraus als durchaus unzweckmäßig be zeichnet werden. Im Gegenteil, diese hat ergeben, daß es in vielen Fällen aus Rücksicht auf die sachgemäße Arbeits- und Zeit einteilung erforderlich ist, dieselben Kräfte verschiedenartig im Kommissionsgeschäft zu verwenden. Gerade darin liegen näm lich Vorteile, daß das Packpersonal zu den Zeiten, in denen es nicht für das Packen der Sortimenterballen benötigt wird, sich mit dem Einpacken von BerlagsauSlieferung beschäftigen kann usw. Auf diese Weise steht Wetter für gewisse eilige Arbeiten, die innerhalb einer bestimmten kurzen Zeit erledigt werden müs sen, ein unverhältnismäßig zahlreiches Personal zur Verfügung, weil es eben bei gegebener Übersichtlichkeit angängig und durch führbar ist, das gesamte Personal der anderen Abteilungen an der eiligen Arbeit teilnehmen zu lassen. Ebenso ist es — entgegen der in der Denkschrift zum Ausdruck gekommenen Ansicht — in der Ballen- und Postexpedition aus Gründen einer rascheren Erledigung nicht ratsam, die Sorti menter-Speditionen stadtweise zu vereinigen. Eine Dezentrali sation ist bei dem Versand der Zentralisation unbedingt vorzu ziehen. Als Beweis hierfür darf gelten, daß große und mittlere Betriebe die Speditionen für die einzelnen Städte eben nicht zusammengelegt, sondern geteilt haben. Zu dem wieder angezogcnen Plane des Herrn Merseburger, bei dem bekanntlich auch ein Anschluß an die am Eilenburger Bahnhof einmündenden Gleisanlagen in Aussicht genommen war, sei noch kurz in Erinnerung gebracht, daß durch eine Abschiebung der Güter auf diese Geleise, wie die schon in den ersten Kriegs jahren gepflogenen Verhandlungen mit der Eisenbahndirektion Halle ergaben, wegen der sich erforderlich machenden Umleitun gen an die Ausgangshauptstrecken «ine mehrtägige Verzöge rung in der Beförderung «intreten würde. Auch solche Vor stellungen müßten also aus dem Gesichtsfelde des Erreichbaren ausgeschaltet werden. Nicht unerwähnt soll übrigens bleiben, daß ähnliche Anschauungen und Erwägungen, wie sie die Denk schrift vertritt, vor nahezu 89 Jahren einen reformatorisch ge sinnten Berufsgenossen zu dem Schlüsse gelangen ließen, der buchhändlerische Geschäftsbetrieb entspräche dem Stande des Verkehrswesens nicht mehr, da der Buchhandel Verbesserungen und Erleichterungen, welche andere Branchen trefflich auszu nutzen verständen, spurlos an sich vorübergehen lasse. Auch da mals sollte das Heilmittel in der Gründung einer Zentralbuch handlung liegen. Wirklich posilive Vorschläge, wie eine solche praktisch errichtet werden könne, sind damals ebenfalls nicht ge funden worden. Klar war sich der Anreger des seinerzeitigen Gedankens allerdings darüber, daß bedeutende Mittel und neben dem Kapital sachkundige Leilung und ein geschultes Personal erforderlich sei, welches aber unschwer, wie er glaubte, und was für seine Zeit vielleicht zutraf, zu erlangen sein würde. Die Kapitalbeschaffung dürfte heute nicht leichter geworden sein. Jedenfalls haben es die Verfasser der Denkschrift bislang unterlassen, einen auf greifbare Unterlagen aufgebauten Finanz plan für ihre Vorschläge zu entwickeln. So wird z. B. mit der Übernahme der Leipziger Vereinsanstalten durch die Genossen schaft in der Denkschrift etwas großzügig ohne weiteres gerechnet. Gesetzten Falls, der Leipziger Buchhandel würde mit der Abgabe der Anstalten an die Genossenschaft, wenn sie zustande kommen könnte, einverstanden sein, so darf doch nicht unerwähnt bleiben, daß in den Anstalten recht namhafte Werte investiert sind, die abzulösen wären, bei größeren Umgestaltungen teilweise verloren gehen würden, und vor allem, daß die Anstalten gegenwärtig einen Etat von rund 430 000 -ä! jährlich erfordern. Desgleichen spricht sich die Denkschrift in keiner Form dahingehend aus, wie etwa bei der Übernahm« der einzelnen Betriebe bestehende Kredite abgefunden werden sollen und wie Fonds für zu über- nehmende, vielleicht nur auf persönlichem Vertrauen beruhende Schuldsummen geschaffen werden könnten. Erklärlicherweise kommen solche in jedem Kommissionsgeschäft vor, aber cs ist andererseits auch nicht möglich, sie nicht mit zu übernehmen, falls einzelne Betriebe vergenossenschaftlicht werden. Es harrt also das Rätsel, wie mit kleineren Anteilen von .4k 800.— bei be schränkter Anteilzahl im Einzelbesitz Summen, die das Zehn fache von Millionen ausmachen, beschafft werden sollen, noch d«k Lösung. Nicht weniger schwierig würden sich Regie und Pcrso- nalfragen eines neu zu schaffenden Riesenunternehmens gestalten. Denn ein derartig genossenschaftliches Institut wird kaum so rationell Wirtschaften wie ln Privätbesitz befindliche, weniger um fängliche Unternehmungen. Die Erfolge, die staatliche, sozialisiert« Betriebe gezeitigt haben, bieten sicher Anlaß zum Nachdenken in dieser Hinsicht. Sparsamkeit, Ausnutzungsmöglichkeiten, haus hälterisches Umgehen mit dem Material sind in kleinen oder durch jahrzehntelange Organisation geschulten bestehenden Betrieben bei den momentanen Arbeits- und Personalverhältnissen weit eher möglich beizubehalten, als in einer Neugründung großen Stils einzuführen. Regie und Personalfrage sind aber gerade Faktoren allergrößter Tragweite in heutiger Zeit. Lohnbewe gungen und Unzufriedenheiten finden in Großbetrieben, wie dies auch andere Branchen gezeigt haben, stets einen günstigen Nähr boden, besonders in Zeiten wirtschaftlicher Kämpfe, wie wir si« jetzt erleben. Wodurch soll die Leitung des Unternehmens etwa zu einer Verbilligung des Verkehrs führen? Die Inhaber selbständige« Betriebe wenden oft, da sie in eigenem Interesse und für eigenes Risiko arbeiten, eine außergewöhnliche Arbeitskraft auf. Sie arbeiten, um ihr Geschäft rentabel und leistungsfähig zu erhalten. Ob die leitenden Kräfte in Direktionsstellungen sämtlich geneigt sein würden, in gleicher Weise auf ihre Freizeit und ihre Familie zu verzichten, steht nicht unbedingt fest, weil ja auch ihrem per sönlichen Unternehmungsgeist« naturgemäß Beschränkungen auf erlegt sein würden und in gewissem Sinne Unfreiheiten bisher selbständiger Sachverwalter einträten. Besonderen Wert legt die Denkschrift auf die angeblich mög- lichen erheblichen Erleichterungen im Zahlungs verkehr. Diese sollen in einer neuen Form der Verrechnung durch Schaffung einer Buchhändlerbank ermöglicht werden. Ein län gerer Artikel im Börsenblatt Nr. 167 vom 29. Juli 1920 hat diese Idee noch näher behandelt. Gewiß hat der Buchhandel ein kleinliches Rechnungswesen. Dies ist aber nicht kurzerhand durch ein einfaches Entnehmen oder Gegenentnehmen zu beseiti gen, die die Denkschrift und der Börsenblattartikel Vorschlägen. Die Kommissionäre haben, als der Umformungsgedanke ihnen unterbreitet wurde, ihre fachmännischen Bedenken geltend ge macht. Als beachtlich mutz zunächst hervorgehoben werden, daß Sicherungen gegen Mißbrauch durchaus nicht einfach sind. Ver schiedene Ereignisse, die Anlaß zu weitgehenden Erörterungen im Börsenblatt waren, haben dies bereits im Verkehr der Paket- austauschstelle bewiesen. Die Gründung der Buchhändlerbank in der borgeschlagenen Form basicikt, dies ist auch in den neuen Aus führungen im Börsenblatt Nr. 167 betont, auf dem Zustande kommen der Genossenschaft überhaupt. Nun steht aber noch gar nicht fest, ob sich Tausende von Berufsgenossen verschiedenster Interessen zu einer solchen Bankgemeinschaft zusammenschließen wollen und können. Mit einem gewissen Optimismus glaubt man für die Buchhändlerbank mit 3000 Verlegern und 7000 Sorti mentern wohl rechnen zu können. Dieser Voraussetzung soll nur entgegengehalten werden, daß die jetzt im dritten Jahre ihres Bestehens arbeitende Wirtschaft liche Vereinigung deutscher Buchhändler, deren Zweckmäßigkeit kaum bezweifelt wird, zurzeit 880 Genossen zählt. Es entbehrt also nicht einer gewissen Wahrscheinlichkeit, daß man gerade hinsichtlich der Buchhändlerbank bestenfalls eben ein neue» ge nossenschaftliches Kommissionsgeschäft in Konkurrenz mit den be stehenden Privatbetrieben ins Leben treten lassen könnte. Solche Unternehmungen haben sich bereits früher versucht, wie festgestellt werden kann, ohne di« erwarteten Erfolge zu erzielen. Die Bankstelle würde selbst bei großem Umfange der Genossenschaft im allgemeinen die gleichen Arbeiten zu leisten haben wie die Barpaketkassen der gegenwärtigen Kommissionsgeschäfte. Es könnten ihr, will sie nicht bereits nach den ersten Tagen ln eine heillose Verwirrung geraten, weder die Konformstellungen hin sichtlich der Einlieferungen, noch der Weitergabe der Barsendun- ''lori
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