Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1891
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18911021
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189110211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18911021
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-21
- Monat1891-10
- Jahr1891
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6196 Nichtamtlicher Teil. 245, 21. Oktober 1891. zeit, Kündigungsfristen u. s. w., anerkenne, und die Gehilfen vertreter ließen es an Drohungen, die neunstündige Arbeitszeit mit Gewalt durchznsetzen, nicht fehlen. Die Leitung der Gehilfenschaft hat zwar angesichts der Haltung der öffentlichen Meinung und der Bereitschaft der Prin zipale nicht gewagt, den längst verabredeten Streik sofort beginnen zu lassen, aber aufgegeben hat sie ihn nicht, sondern ihn nur aufgeschoben. Es ist die Losung ausgegeben worden, die neun stündige Arbeitszeit und die Lohnerhöhung auf jeden Fall zu erzwingen und zu sicherer Erreichung dieses Zieles die Prinzipale zu günstiger Zeit, d. h. zur Zeit flotten Geschäftsganges und vollzogener Abrüstung, mit einem allgemeinen Streik zu überfallen. In allen größeren Druckstädten haben allgemeine Gehilfenversamm lungen dieser Losung zugestimmt und ihren Führern unweigerlichen Gehorsam zugesichert und die Streiksteuern werden überall weiter erhoben. Aus diesem friedenstörenden Verhalten der Gehilfenschaft folgt nun eine große Unsicherheit der Verhältnisse im Buchdruck gewerbe, die bereits jetzt schon ihre Rückwirkungen auf die mit dem Buchdruckgewerbe in engen Beziehungen stehenden Erwerbs zweige des Buchhandels, der Buchbinderei, der Schriftgießerei, der Papierfabrikation, des Papierhandels u. s. w. äußert, hier den Unternehmungsgeist lähmend und Arbeitslosigkeit erzeugend, und schließlich natürlich dem ganzen Buchdruckgewerbe, einschließlich seiner Arbeiter, zu größtem Schaden gereichen müßte, wenn es den Buchdruckereibesitzern nicht gelingen sollte, bald wieder nor male Verhältnisse herbeizuführen. Zu dem letzteren Zwecke haben die Buchdruckereibesitzer ihre auf Corpsgeist und Solidarität fußende Verteidiguugsorganisation weiter ausgebildet und verstärkt und diejenigen Maßnahmen zur Ausführung gebracht, welche die Fürsorge für ihre Geschäfte wie für ihre Arbeiter erfordern und die Ausführung unaufschiebbarer Arbeiten auch während eines Streiks ermöglichen. Allerdings wird die streiklustige, organisierte Gehilfenschaft, die den Prinzipalen das Recht zu jeder Verteidigung bestreitet, an einzelnen dieser Maßnahmen, wie z. B. dem Ersatz streikwütiger durch fried liebende Gehilfen, wenig Gefallen finden und ihretwegen vielleicht sogar hier und da einen Streik vom Zaune brechen; doch fällt hierfür die Verantwortung auf sie zurück. Vom Buchhandel, der Presse und iveiten Kundenkreisen des großen Publikums sind hierin die Buchdruckereibesitzer bis jetzt in wirksamer und dankenswerter Weise unterstützt worden und es ist auch anzunehmen, daß diese Unterstützung, die in der Hauptsache in der sofortigen Aufgabe dringlicher und der Aufschiebung nicht dringlicher Arbeiten'; bestand, so lange anhalten wird, bis wieder stetige Verhältnisse im Buch druckgewerbe zustande gebracht sind, was in wenigen Wochen der Fall sein wird. Das „Kaiserlmch". Dieses großartige Verlagswcrk Rudolf Mückenbergers in Berlin liegt jetzt vollendet vor. Der Weg, auf welchem es ins Publikum gelangte — worüber uns das Schlußblatt belehrt — ist ein im Buchhandel nicht gerade häufig vorkommender; un gewöhnlich ist aber auch die Ausstattung dieses Buches, und des halb wird man es wohl nicht unangemessen erachten, wenn wir es hier zuni Gegenstände einer kurzen Betrachtung machen. In der Gegenwart, wo man es trotz allem Suchen nach Stil noch immer zu keinem Stil der Gegenwart gebracht, wohl aber die ganze Reihe der Stile, vom romanischen bis zum Zopf und zum japanischen, durchlaufen hat, verlangt mau in der Regel doch von einem eleganten Buche, von einem Prachtwcrke, daß es einheitlich durchgesührt sei, daß also ein Stil, sobald ein solcher überhaupt in demselben, in seinen Ornamenten, Leisten, Initialen u. s. w., zum Ausdruck kommt, auch streng eingehalten werde. Selbst dem oberflächlichen Beschauer, der nur in dem »Kaiserbuch« blättert, muß es jedoch auffallen, daß dasselbe gegen diese Grund regel sündigt, eine Sünde, die allerdings, nur scheinbar ist und über die uns die Titel-Erläuterung »Acht Jahrhunderte deutscher Geschichte, von Karl dem Großen bis Maximilian I.« Ausschluß giebt. Nicht nur im erzählenden und beschreibenden Worte, auch in Schrift und Bild sollte» uns diese acht Jahrhunderte vorge führt werden, und deshalb wählte man das Ornament, die Minia turen und Initialen, die Kopf- und Seitenleisten und Schluß vignetten auch aus den wertvollste» Dokumenten und Manuskripten, welche aus jenen fernen Tage» durch der Zeiten Drang und Sturm zu uns herübergekommen sind, dabei alle graphische Kunst und die hochvollendete Technik der Gegenwart aufwendend, um uns die Meisterwerke der Vergangenheit in getreuer Nachbildung oder Nachahmung vorzusühreu. Dieser Umstand erklärt den Mangel an Stileinheit oder vielmehr den Stilüberreichtum dieses prächtigen Werkes, dem am Schlüsse ein ausführliches Verzeichnis aller darin enthaltenen Ab bildungen, Initialen u. s. w. beigegcben ist, welches auch die Quellen genau bezeichnet, denen sie entnommen wurden. Man wird also diese bildlichen Darstellungen, farbenreichen Miniaturen, prächtigen Randleisten u. s. w. mit doppeltem Interesse betrachten, denn sie enthalten, neben ihrem künstlerischen Werte, sozusagen einen Kursus über die Entwickelung des Buchornaments, von der Zeit des großen Karl und Reichsbegründers, hindurch durch Romanik, Gotik bis zur Erfindung des Buchdrucks durch Guten berg und darüber hinaus bis zur Renaissance. Der Kursus aber, den wir hier durchmacheu, ermüdet nicht durch trockene Lehrhaftig keit, durch theoretische Breite, — es ist die angewandte Theorie, die vollendete Praxis, welche uns aus allen Seiten des Buches entgegentritt und unser Auge erfreut. Was nun die Art der Ausschmückung, die Jlluftrationsver- fahren, welche in dem Kaiserbuche angewandt wurde», betrifft, so sind sie sehr mannigfaltig, der Löwenanteil aber ist dem litho graphischen Farbendruck, der Chromolithographie, zugefallen, und die Kunstaustalten von Ernst Wasmuth und Otto Troitzsch in Berlin haben sich in diese die höchste Sorgfalt erfordernde Arbeit geteilt und sie in gleicher Schönheit zu Ende geführt. Nicht nur die äußerst farbenreichen, durch Gold und Silber noch gehobenen Miniaturentafelu, auch die Seiteneinfassungen, die großen prächtigen Initialen, die Kopf-, Rand- und Schlußleisten sind chromolithographisch hergestellt, und selbst die kleineren ein farbigen Initialen, wie wir sie in Manuskripten vorgutenber- gischer Zeit und in den Jnkunabeldrucken, von der Hand des Rubrikators eingesügt, erblicken, sind in lithographischem Farben druck auSgeführt, eine Arbeit, die um so größere Sorgfalt und Genauigkeit erforderte, als sie stets streng übereinstimmen mußte mit dem Buchdruck des Textes. Ein anderer Zweig der höheren graphischen Kunst, die Photogravüre, diese Rivalin der bildenden Künste, ist vertreten durch eine Reihe tadellos schöner Tafeln aus Heinr. Riffarths Kunstanstalt zu Berlin, die jedoch auch durch die große Anzahl von trefflichen Zinkätzungen und Autotypien, welche das Buch schmücken und dessen Text erläutern, sich ein wesentliches Verdienst um dessen Herstellung erworben hat. Wir dürfen übrigens über der technischen Wiedergabe der Illustrationen nicht deren Urheber, Herrn Th. Kutschmann, vergessen, der sowohl architektonische oder andere künstlerische Details mit peinlichster Sorgfalt zu kopieren, wie Ansichten historisch merkwürdiger Stätten charakte ristisch zu erfassen und mit leichtem Stift wiederzugeben gewußt hat. Auch der Holzschnitt ist zur Illustration herangezogen wor den, in einigen, allerdings nur sehr wenigen Fällen nicht gerade mit Glück. Als zur Ausstattung des Buches gehörend seien noch die feinen, den Bilder- und Miniaturentafeln vorgebundenen Deck blätter aus Seidenpapier erwähnt, denen man eine Linie in Grau oder Rot, mit dem einköpfigen Reichsadler als Eckstück, wohl auch mit der Bezeichnung der nachfolgenden Tafel in matter
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder