Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1891
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18910824
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189108242
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18910824
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-24
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wir unsere deutschen Kolonisten in England halb und halb entschul digen, wenn sie nicht alles das thun können, was die Verleger und Schriftsteller ihres Vaterlandes von ihnen erwarten. Wo sollten Otto, der Kommis, und Karl, der gebildete Kellner etwas über die lilterarische Bewegung in Deutschland hören? Sie sind nicht mehr zu Hause. Die erfahrene Stimme des Buchhändlers und die lärmende Belehrung der »Xneipss« erreichen sie nicht mehr. Eine andere Sache, die bemerkt zu werden verdient, ist die, daß die deutsche Litteratur, als Bezeichnung für die große Masse der deutschen Bücher sich nicht mit dem Begriffe deckt, mit dem man die in Großbritannien erschienenen Werke als englische Litteratur bezeichnet. Wir haben keine Schriftsteller von Ruf, die aus schließlich für Schottland, für Irland oder für unsere großen nördlichen Grafschaften schreiben. London zieht alles an sich und streut es als Samenkorn wieder aus. In Deutschland ist die Litte ratur noch nicht kaiserlich-national geworden Die Bewegung, die mit der Zeit das Hauptgewicht des Verlagshandels nach Berlin verlegen wird, setzt eben erst ein, und für jetzt hat Otto, derKommis, der von Pommern kommt, andere lilterarische Götter als sei» Freund Siegfried, dessen jugendliche Zähne in Bayern auf die ersten Brat würste gebissen haben. Ganz ebenso provinziell gefärbt, wie uns die Schriften eines Schotten Vorkommen würden, der niemals Aberdeen verlassen hat, sind die Bücher Süddeutscher gegenüber den Berlinern. Die Gewohnheiten und nationalen Bestrebungen, die Empfindungen und die Empfindsamkeit von Nord und Süd sind verschieden, und man kann Stuttgarter und Münchener Leser finden, die mit einem preußischen Autor keine näheren Berührungs punkte haben, als ein Engländer mit einem New-Aorker. Merkwürdig genug behauptet Wien, die alte Kaiserstadt Deutsch lands, keineswegs die erste Stelle in der deutschen Schriftsteller und Berlegerwelt. Unter den Verlagscentren ist Leipzig das erste, dann kommt Berlin, Stuttgart, München, Braunschweig und Hamburg, während Dresden einen hohen Rang für Kunstreproduktionen ein nimmt. Aber was schöne Wissenschaften, Geschichts- oder wissen schaftliche Werke betrifft, so kommt Wien nirgend in gleichem Maße in Betracht. Vor kurzem wurde in Wien eine Zeitung mit Beschlag belegt, weil sie eine Stelle aus einem Buche abgedruckt hatte, in der gesagt war, daß die Protestanten im sechzehnten Jahrhundert von einem österreichischen Erzherzog verfolgt worden seien. Diese Art der Censur, welche alle möglicherweise herabsetzenden Hindeutungen ans lebende oder tote Mitglieder des Kaiserhauses bestraft, erklärt manches; es besteht eine fortdauernde Behutsamkeit, deren Notwendigkeit durch die Thatsache bezeugt wird, daß die beiden bedeutendsten Wiener Dramatiker des gegenwärtigen Jahrhunderts aus ihren kleinen Beamtenposten entlassen wurden, weil die offizielle Welt ihre Neckereien übel nahm. Der Deutschösterreicher, der sein Talent entdeckt hat, geht nach Leipzig und wird dort ein bessererer Deutscher als die anderen; er bemüht sich so zu schreiben, daß die Leser seine Geburtsstadt vergessen. Es wird ein Tag kommen, wo das mit allen Schriftstellern der Fall sein wird, die unter dem schwarzweißroten Banner schreiben. Politische Ereignisse können die Bewegung beschleunigen oder verzögern; aber schon jetzt ist deutlich zu bemerken, daß die Heranwachsende Generation der Schriftsteller sich bemüht für den weiten Büchermarkt von ganz Deutschland zu schreiben. Es ist erst einundzwanzig Jahre her, seit Nord und Süd aufgehört haben, sich feindlich zu begegnen, und zwar in erbitterterer Feindschaft als sie selbst sich heute erinnern können. In weiteren zwanzig Jahren werden bayrische und württem- bergische Schriftsteller es ebenso unter ihrer Würde halten, nur als lokale Berühmtheiten zu gelten, wie Franzosen, die von Marseille oder Lyon nach Paris übersiedelt sind. Der Glanz, den Berlin heute über Deutschland verbreitet, gleicht zwar noch nicht dem von Paris über Frankreich, aber die Strahlen der neuen großen Hauptstadt dringen täglich weiter und weiter mit einer immer mächtiger wachsenden Anziehungskraft. Vermischtes. Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Neu ausgestellt sind aus der Vorbildcrsammlung 100 Tafeln Reproduktionen von Holz schnitten des 15. bis 18. Jahrhunderts, die dem von Georg Hirth und Richard Muthcr herausgegcbenen Werke:-Mcisterholzschnittc aus vier Jahrhunderten- (München und Leipzig, G. Hirth's Kunstver lag. Geschenk des Herrn Verlegers) entnommen sind. Von diesem auf 10 Lieferungen mit 200 Tafeln berechneten Werke liegen jetzt 8 Liefe rungen vor. Die Publikation hat den Zweck, die Geschichte des Nach- schniltes und also der Zeichnung für den Hochdruck von ihren Anfängen bis zu ihrer Neugestaltung im >9. Jahrhundert zu veranschaulichen, und gicbt vornehmlich seltenere Blätter und Unika, zum Teil in Original- Größe, zum Teil in Verkleinerungen in gut gelungenen Zinkätzungen wieder. Ausstellungspreise. — lieber die von der Ausstellung des internationalen Gcographcn-Kongrcsscs in Bern erteilten Auszeichnungen ging uns folgende Mitteilung zu: Den «Großen Preis» erhielten in Deutschland: Dietrich Reimer (Berlin) und Justus Perthes (Gotha): in Oesterreich Artaria, E. Hölzel, geographisches Institut der Uni versität (Wien); in Frankreich Hachette, Fr. Schräder (Paris), letz terer für sein Mont Pcrdu-Rclief; in Italien Paravia (Turin); in Schweden Baron Nordenskiöld (Stockholm) für seinen Faksimile- Atlas zur Geschichte der Kartographie; in der Schweiz das Pesta- lozzianum (Zürich), die Permanente Schulausstellung (Bern), Schlumpf, vorm. Wirrster L Randeggcr (Winterthur), Ing- Jm- feld und Prof. Heim (Zürich), Ing. Simon (Jntcrlaken) für sein herrliches Jungfrau-Relief. — Von den 14 «ersten Preisen» erhielt Deutschland einen (Piloty L Löhle in Münchens, von den 17 -zweiten- vier (Wagner L Debes (Leipzig); Hirt (Breslau); Vel- hagcn L Klasing (Leipzig); Direktor Kunz (Allzach-Mülhausen). Die meisten Preise.überhaupt (14s gewann die Schweiz; dann Deutschland und Oesterreich je 7, Frankreich 6, Italien 4, Schweden 3, Belgien 2, Finnland 2. Ausstellungsprcis. — Auf der-Ersten Italienischen Architektur- Ausstellung zu Turin 1890- haben die Herren Heßling L Spiel- meycr (CH. Claesen L Cie.) in Berlin ein Lcrdienftdiplom erhalten. Landesausstellung in Prag. — Auf der Landesausstellung in Prag sind auch die polygraphischen Gewerke (IX. Gruppe) durch 136 Firmen würdig vertreten. Unter den auf den ^Buchhandel entsallcnden 26 Firmen kennzeichnen sich als die hervorragendsten: I. Otto und F. Simäiek (beide Firmen durch größere illustrierte Werke und Belle tristik vertreten), F. Kytka (Kartographie, Reiselitteratur und Jugend schriften), I. L. Kober (Schulbücher, Naturwissenschaften und Techno logie), A. Rctnwart (Landwirtschaft), Fr. Rivnüö (Reiselitteratur), Bursik L Kohout (Medizin). Die Firmen I. Fuchs und I. S. Vilimek haben eigene Pavillons erbaut und lassen daselbst durch Schnellpressen Buch- und Stcindruckarbcitcn ausführcn. — Auch die Firmen I. Otto und Ed. Beaufort beschäftigen im Jndustrie-Palastc selbst je eine Schnellpresse; erste« Firma läßt daselbst einen D"l der Auflage des großen böhmischen illustrierten Konversations-Lexikons (-Ottüv olovoilr vauön^-) drucken. — In einem besonderen Pavillon ist eine sehr reichhaltige retrospektive litterarischc und typographische Aus stellung veranstaltet, die in systematisch geordneter Weise die Fortschritte der in Böhmen erschienenen Litteratur und die Entwickelung der Typo graphie im letzten Jahrhundert veranschaulicht. Insel, Verein jüngerer Buchhändler in Tübingen-Reut lingen. — Das am 16. August abgehallene achtzehnte Stiftungsfest der -Insel- hatte insofern unter der Ungunst der Witterung zu leiden, als cs wegen des in der Nacht vorher gefallenen Regens nicht möglich war das Waldfcst im Olgahain in seinem ganzen Umfange abzuhalten. Trotz dieser Witterungsvcrhältnisse hatte sich eine Anzahl von Kollegen aus Stuttgart mit ihren Damen, aus Jagdwagcn durch den Schönbuch fahrend, um 11 Uhr in Bebenhauscn eingefunden, woselbst sie von einigen Insulanern herzlich begrüßt wurden. Nach kurzer Rast wurde das Jagdschloß Kloster Ackenhausen eingehend besichtigt und danach ein einfaches Mahl eingenommen. Unterdessen hatte sich in Tübingen noch unser altes treues Mitglied Herr Hoffmeister mit Damen eingcsundcn und war mit den geladenen Damen aus Tübingen und dem Unterzeichneten über Sand nach Beben - Hausen gewandert, wohin sich die übrigen Insulaner von Tübingen und Reutlingen auch bereits aus den Weg gemacht hatten. Um 4 Uhr stieg man dann zum Olgahain empor, woselbst die Gesell schaff durch einen Trunk frischen, guten Bieres gestärkt wurde. Namcn4 dcr Insel begrüßte Herr Straubing die Erschienenen herzlich und be dauerte, daß cs unmöglich sei, das geplante Waldfcst abzuhaltcn. 648 Achtundsünszigster Jahrgang.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder