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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1891-09-09
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1891
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- Deutsch
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209, 9. September 1891. Nichtamtlicher Teil. 5139 kommende landwirtschaftliche Ausstellung hoffte der Sortiments- Buchhandel aus einen großen Fremdenverkehr und durch diesen auf teilweiscn Ersatz für das entgangene Weihnachtsgeschäft des Vorjahres. Leider haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Die Reisesaison litt unter der höchst ungünstigen Witterung, und die Ausiiellung, welche zwar gut besucht war, führte dem Detail geschäfte nicht jene Fremden zu, welche rege Kauflust mit sich brachten, so daß das Betriebsjahr in dieser Richtung weit hinter anderen Jahren zurückstcht, denen keine Ausstellung zu statten kam. Der Verkauf von Brotartikeln bewegte sich weiter nach abwärts, indem die noch immer fortdauernde Vermehrung von Teil-Konzessionen den Sortimentsbuchhandel auf das tiefste schädigt. Endlich zählte das Weihnachtsgeschäft iu jeder Richtung zu den schlechteren. Als Hauplursache dieses bedauerlichen Verlaufes werden angeführt: die allgemeine Abnahme des Wohlstandes unserer Bevölkerung, die nationale und konfessionelle Svaltung und Ver hetzung der Parteien, die Ueberlastung durch Steuern und Ge bühren, Zölle und Gefälle aller Art, die in keinem normalen Verhältnisse wachsende Konkurrenz und die drückenden gesetzlichen Bestimmungen, welche auf den Preßgewerben lasten. Die Abnahme des Wohlstandes ist leider eine Thatsache, welche wohl niemand bestreiten wird; manche Klassen der Bevölkerung sind ohne Verdienst und leben in bedrängten, schwierigen Ver hältnisse». Das Buch kommt erst in letzter Linie zur Anschaffung, und es geht dies auch aus jene Kreise über, welche die Erzeug nisse der Literatur nicht für Luxus halten dürfen, nämlich auf Gelehrte und Studierende. Diese haben in normalen Zeiten einen ganz beträchtlichen Bedarf; die nicht Begüterten unter ihnen gaben einst Privatlekiionen oder hatten anderen Nebenverdienst, welcher es ihnen ermöglichte, Studienwerke anzuschaffen. Die Privatlektionen sind beinahe verschwunden oder werden so schlecht bezahlt, daß davon für ein Buch nichts übrig bleibt; der Neben verdienst hat aufgehört. Tausende absolvierter Studenten finden keine Anstellungen, sind also auch als Bücherkäufer unmöglich geworden. Die nationale und konfessionelle Spaltung der Parteien schädigt das Buchhändler-Gewerbe im höchsten Grade. Der Ab satz besteht fast ausschließlich in deutschen Büchern: Ungarn und Czechen enthalten sich seit Jahren prinzipiell der deutsche» Litte- ratur; ein deutsches Buch ist dort ebenso verpönt, wie vielleicht nur noch in Frankreich Dazu kommt die konfessionelle Unduld samkeit, durch welche ein weiterer Ausfall verursacht wird Hier sind die Luxuskäufer in Betracht zu ziehen. Bibliotheken cinzu- richten und zu erhalten, wie es in anderen Ländern Sitte ist und wie auch bei uns in früheren Jahren begonnen wurde, ist aufgegeben. Der Besitzende, gleichgiliig welcher Konfession er angehört, schränkt seine Luxusausgaben ein, er vermeidet jeden Aufwand, um nicht Anlaß zu Aergernis zu geben, und so bleiben die Bücher unverkauft, die Geschäfte gehen zurück. Mit Auf bietung der größten Mittel, durch einen bald nicht mehr gesunden Kredit und alle geistige und physische Anstrengung ist es nur schwer möglich, sich aus der Höhe seines Umsatzes zu erhalten, seine Spesen zu verdienen. Was die Ueberlastung mit Steuern betrifft, so werden die Rekurse nicht beachtet, die Notschreie nicht gehört, man treibt exekutionsweise die Steuern ein, und der Buchhandel zahlt, so lange er zahlen kann, bis cs endlich nicht mehr möglich sein wird. Er wünscht daher nur lebhaft, daß dieser Zeitpunkt nicht zu nahe sei und daß bald eine Aenderung Platz greife. Nicht weniger empfindlich treffen den Buchhandel die Ge bühren. In keiner kaufmännischen Branche giebt es so viele kleine Geschäftspapiere, wie im Buchhandel; nirgends muß umsonst so viel geschrieben und gebucht werden; alles das ist aber als stempel- und gebührenpflichtig zu behandeln, sonst erfolgt die Notionierung. Einfache Bestellzettel werden als Kaufverträge ausgelegt und zehnfache Strafe im Gnadenwege auferlegt. Die über Nacht verfügte Stempelung von Zeitschriften brachte im Berichtsjahre solche Ausfälle mit sich, daß viele Tausende verloren gingen. Abgesehen von diesen enormen Verlusten, welche der Sortiments-Buchhändler zu erleiden hatte, brachte der Zeitungsstempel auch den schon im Vorjahre be fürchteten, höchst beklagenswerten Umstand mit sich, daß der Verkehr über Wien nach den Ländern der ungarischen Krone aushörte. Ter Buchhandel Ungarns bezog sein Zeitschriften- Material, wie es die betreffenden geschäftliche» Einrichtungen mit sich brachten, durch semen Wiener Kommissionär Nachdem dieser aber gezwungen wurde, die Journale zu stempeln, Ungarn hingegen keinen Zeitungsstempel kennt, ist es naheliegend, daß der ungarische Buchhandel seinen Zeitschristenbedarf direkt vom deutschen Verleger bezog Mit dieser Aenderung der Bezugsweise eines Brotartikels entfiel aber bei vielen Handlungen das Be-, dürfnis, in Wien einen Kommissionär zu halten. Der Buchhandel ist ein konzessioniertes Gewerbe, und man sollte glauben, daß dadurch auch Beschränkung auf eine gewisse Anzahl oder nach bestimmten Prinzipien bedingt sei; das scheint aber nicht der Fall. Die Behörde steht nicht an, unausgesetzt mindestens solche Teil-Konzessionen, namentlich in Wien, zu ge währen, welche bald dem Buchbinder den Verkauf von Schul büchern, dem Papierhändler den Kalender- und Schulbücher- Verschleiß, dem Reisebureau den Vertrieb von Karten, Plänen und Reisebüchern u. s. w. gestatten. Alles das geht auf Kosten des Buchhändlers, nachdem der Bedarf nicht derart gestiegen ist, um — unbeschadet der heute existierenden — auch noch andere, neue Geschäfte ernähren zu helfen. Endlich sind wohl auch die bestehenden, gesetzlichen Vor schriften an dem Darniederliegen des Gewerbes schuld. Das ganz veraltete Gesetz zum Schutz des litterarischen Eigentums bedarf der Reform; ein diesbezüglicher, vom Buchhändler-Verein ausgearbeiteter neuer Gesetzentwurf erwartete die Erledigung seitens der Regierung bisher vergebens. Ebenso unzeitgemäß ist das geltende Preßgesetz, und wird dasselbe als Haupthindernis für jeden Aufschwung betrachtet. Eine Petition um Abänderung wird abermals seitens der Buch industriellen im Abgeordnetenhause eingebracht werden. Fällt das alte Preßgesetz mit seinen einengcnden Bestimmungen, so ist vielleicht eine Aenderung zum Besseren in nicht zu weiter Ferne; eine Selbsthilfe ist — bei der bestehenden Gesetzgebung — unmöglich. Der Verlags-Buchhandel, durch lokale Verhältnisse weniger berührt, gewährt im allgemeinen ein erfreulicheres Bild. Wenn auch besonders in die Augen springende Unternehmungen im Laufe des Jahres 1890 nicht hervorzuheben sind, so ent wickelten die produzierenden Verlagsfirmen doch auch in der Berichtsperiode eine rühmenswerte Thätigkeit. Durch sie wurden die Druckindustrie, sowie alle übrigen Zweige der graphischen Künste gut beschäftigt und eine Reihe schöner Werke, die dem Kammerbezirle entstammen, gereicht dem gesamten deutschen Bücher märkte zur Zierde. Vor allem ist es der wissenschaftliche Verlag, der mit großer Hingabe gepflegt wird und dem in vielen Fällen große Opfer gebracht werden. Er reiht sich dem Deutschlands würdig an und sein Verdienst ist es, daß das seit Jahrzehnten daselbst bestandene Vorurteil gegen unsere litterarischen Erzeug nisse immer mehr entkräftet wird. Doch ist der Kampf, welchen unser Verlagsbuchhandel mit Deutschland zu führen hat, ein harter. Dort sind es die billigen Erzeugungskosten, hier die zahlreichen Konzessionen, die an deutsche Verlags-Buchhandlungen für Zweigniederlassungen erteilt werden, die ihm eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz bereiten. Die Spezialisierung greift auch hier immer weiter durch, und größere Leistungssähigkeit ist die natürliche Folge. Medizin und Naturwissenschaften, Litteraturgeschichte, Philosophie, Archi- teklur, Gewerbskunde und Technologie haben durch mehrfache gute Werke Bereicherung erfahren, desgleichen die österreichische 6S0»
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