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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1891
- Strukturtyp
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- 1891-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1891
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- Deutsch
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239, 14 Oktober 1891. Nichtamtlicher Teil. 6007 Schon vor Jahren bedauerten seine Freunde, daß er sich zu wenig Muße gönne. Freilich entschädigte ihn wieder ein selten schönes Familienglück an der Seite seiner Gemahlin, einer Pie- niontesin und in jeder Beziehung wackeren Frau, die ihm zwei Töchter und einen Sohn geschenkt hat. Ueberaus schmerzlich war es für die Familie, den einst so kräftigen Mann einige Jahre lang gegen schweres Leiden kämpfen zu sehen; er selbst ertrug die Schmerzen wie ein Held; nie kam ein Wort der Klage über seine Lippen. — Freunde und Bekannte sind sich an seinem Grabe darüber einig, daß dem Verstorbenen die schöne Gabe verliehen war, jeder mann, der mit ihm zu thun halte, für sich zu gewinnen. Diese Gabe entsprang indessen nicht wie so oft einer gewissen Leicht lebigkeit, noch weniger beruhte sie aus kühler Berechnung, sie war vielmehr eine natürliche Folge seiner rechtschaffenen Denkungsart, seines menschenfreundlichen Wesens, seiner harmonisch angelegten Persönlichkeit. Er verdiente im hohen Grade die Liebe und Verehrung seines Personals, das ihn wie einen Vater beweint. Walther hat sich bis zu seinem letzten Atemzuge als echter Charakter bewährt, er ruhe in Frieden! Rom, 10. Oktober 1891. X. X. Vom Buchhandel in Frankreich. Ucbcr die gegenwärtige Lage des Vcrlagsbuchhandcls und der schönwissenschastlichcn Schriftsteller« in Frankreich brachte die Köl nische Zeitung unlängst die folgende Mitteilung, die ihr aus Paris zugekommen war und für unsere Leser von Interesse sein wird: Wer heute die französische Presse verfolgt, wird häufig auf Artikel stoßen, in denen darüber Klage geführt wird, daß es in Frankreich mit der schönen Litteratur nicht mehr gehe, daß tue Bücher sich nicht mehr verkauften und die großen Verlags- geschäste inmitten einer Krisis ständen. Aehnliche Klagen hört man ja auch rccht häufig in Deutschland, und zwar gehen dort die Beschwerden meist dahin, daß das deutsche Publikum keine Bücher kaufe, sondern sich lieber mit schmutzigen Exemplaren aus den Leihbibliotheken begnüge, und daß außerdem der Mißbrauch des Persönlichen Ausborgens den Absatz der Bücher erschwere. Bisher sind diese Punkte in Frankreich weniger in den Vorder grund getreten, was zum größten Teil darin seinen Grund hat, daß der französische Buchhandel die Bücher zu einem ganz er schwinglichen Preise lieferte, während in Deutschland nur Wohl habendere sich einen Roman kaufen können, der in wenigen Fällen unter 5 ^ zu haben ist, sehr häufig aber das Doppelte und noch mehr kostet. Es ist kein Zweifel, daß die französische Litte ratur und mit ihr die französischen Leser sehr viel besser gestellt sind, da der hiesige Buchhandel von Anfang an so verständig ge wesen ist, den Roman durch billigere Preise auch weiteren Kreisen zugänglich zu mache» Der Einsender läßt sich nun an der Hand von Zahlen des weiteren über die großen Erfolge der französischen Romanlitteratur aus, ein Thema, das im deutschen Buchhandel zur Genüge bekannt ist und darum hier übergangen werden kann. Sodann fährt er fort: Wenn trotzdem der hiesige Buchhandel nach der überein stimmenden Ansicht der Verleger immer mehr verfällt, so ist die Ursache in erster Linie in der ungeheuren Ueberproduktion zu suchen, und wenn die Klagen der Verleger in manchem über trieben scheinen, so ist es doch auf der anderen Seite klar, daß der Markt nicht mehr imstande ist, das ungeheure ihm zuge- sührte Buchmaterial zu bewältigen. Einen äußerlichen Beweis dafür kann man jeden Tag erblicken an den vielen Läden, die in den verschiedensten Stadtteilen von Paris eröffnet werden und Bücher, die erst vor kurzer Zeit erschienen sind, in ganz neuen, unaufgeschnittcnen Exemplaren zu Schleuderpreisen verkaufen. Wie es heißt, beschäftigt sich ein großes Haus mit diesem Ver trieb, der nichts anderes zum Zweck hat, als mit den ungeheuren aufgelagerten Beständen aufzuräumen. Das betreffende Geschäft soll Hunderttausende von Exemplaren ans einmal aufkausen und sie dann mit Hilfe jener kleinen Buchhandlungen im Kleinen weiter vertreiben. Manche Verleger sind aber der Ansicht, daß man damit nichts ausrichte und sich zu einer Radikalmaßregel werde ent schließen müssen, die darin bestehen würde, daß man die Millionen und Abermillionen von Büchern, welche die Magazine nutzlos vollstauen, einfach an die Papiermühlen verkauft. Wenn man dann allerdings in der alten Weise sortfahren und ebenso viele unnütze Bücher verlegen will, so wird es nicht lange dauern, bis die Magazine wieder genau so voll gepfropft sind, wie jetzt. Dem sich vermindernden Absatz von Büchern hofft man noch auf eine andere Weise zu begegnen, indem man abermals zu einer Herabsetzung der Bücherpreise schreitet, um so den Lesern eine noch größere Verlockung zum Kaufen zu bieten. Wie es heißt, will eine große Verlagshandlung schon im Herbst einen dahinzielenden Versuch machen, der, wenn er gelingt, die anderen Verleger aller Wahrscheinlichkeit nach zur Nachfolge zwingen würde. Das Ergebnis dieses Versuches, wenn er überhaupt ge macht werden sollte, wird abzuwarten sein; doch würde er wohl eine große Wirkung haben müssen, und wenn man bedenkt, wie sehr schon jetzt die billigen Preise auf die Verbreitung der Bücher eingewirkt haben, so möchte man fast annehmcn, daß eine noch weitere Preisherabsetzung ein noch günstigeres Ergebnis haben dürfte. Nach Angabe der Verleger soll noch ein weiterer Umstand den Absatz der Bücher sehr erschweren, nämlich die Unzulänglichkeit der Buchhändler in der Provinz, die sich den Vertrieb der Bücher nicht angelegen sein lassen. Unser deutscher »Sortimenter«, der stets eine große Anzahl Bücher auf Lager hat, ist schon in Paris kaum bekannt und noch viel weniger in der Provinz, wo man mit Aus nahme einiger gerade besonders stark gefragter Werke überhaupt nichts bekommen kann. Davon, daß man, wie bei uns, die Kunden auf neu erschienene Bücher aufmerksam macht oder sie ihnen zur Ansicht ins Haus schickt, ist schon gar nicht die Rede, wie denn überhaupt der französische Kaufmann mit wenigen Aus nahmen dev Ansicht ist, daß der Kunde zu ihm ins Haus kommen müsse, um sich dort seine Ware ausznsuchen und zu holen. »Ich laufe den Kunden nicht nach« ist ein Wort, das man hier sehr oft hören kann, und an dieser Anschauung werden auch die ermahnenden Rundschreiben nichts ändern, die gegen wärtig von den Verlegern an die säumigen Verkäufer in der Provinz gerichtet werden. Endlich koinint noch ein Umstand in Betracht, der eine weniger geschäftlich-handwerksmäßige, aber rccht gewichtige Seite hat. Allgemein wird zugegeben, daß die früher in Frankreich so hochstehende litterarische Kritik im vollständigen Niedergange be griffen ist und nur noch ganz selten und ausnahmsweise ausgeübt wird Für die Künste und namentlich für den Maler fehlt es den Blättern niemals an Platz; aber mit dem zunehmenden Geschmack für diese hat in der Presse das Interesse für die Litteratur ganz offenbar nachgelassen, und eine eingehende Behandlung findet man höchstens noch bei Werken berühmter Verfasser oder bei solche», die aus irgend welchem Grunde für besonders »sensationell« ge halten werden Dagegen ist die litterarische Kritik in weitaus den meisten Zeitungen durch die bezahlte buchhändlerische Reklame ersetzt worden, die selbstredend gar keinen inneren Wert hat und von den Lesern auch recht bald erkannt worden ist. Mag der Verleger auch noch so überzeugungsvoll versichern, daß sein neuestes Buch das »Ereignis des Tages« sei, der Leser fällt doch nur selten mehr hinein, da er durch schlechte Erfahrungen klug ge worden ist Anderseits ist er aber, da ihm die Leitung einer sach gemäßen und verständigen Kritik fehlt, auch nicht mehr recht imstande, sich seine Lektüre, wie sie für seine Neigungen und seinen Geschmack paßt, ausznsuchen; ihm fehlt der Anhalt zur Beurteilung neuer Bücher und neuer Verfasser und so entschließt er sich denn häufig, lieber bei einem alten, bekannten Verfasser 808»
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