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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1891
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 4997 203, 2. September 1891. unerwartet) ich glücklicher Vermittler der reichen Gabe sein darf; — besonders günstige nenne ich sie: denn ich habe unseren Theodor Körner sehr lieb. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener R. Brockhaus.» Das in grüne Seide eingebundene und mit den ebenfalls in Seide geflickten Emblemen »Leycr und Schwert» geschmückte Taschenbuch, welches sich zum Schutze in einer Brieftasche von feinem roten Leder befindet, war seinerzeit ein Geschenk der Baronin Henriette v Pcreira- Arnstcin an Körner, als er von Wien ins Feld zog. Der hochinte ressante Inhalt des Taschenbuches ordnet sich folgendermaßen; Die ersten fünfzehn der mit Goldschnitt versehenen Notizblätter nehmen teils mit Bleistift, teils mit Tinte nicdergeschricbenc Tagcbuchaufzcichnungcn ein. Dieselbe» umfassen die Zeit vom 15. März bis zum 22. August 1813, ein Beweis, daß der Dichter die kostbare Brieftasche bis zu seinem am Frühmorgen des 26. August erfolgten Tode bei sich getragen hat. I» genauer Reihenfolge hat Körner die Standorte des v Lützow'schen Freikorps innerhalb des obengenannten Zeitraumes verzeichnet und besondere Erlebnisse dieser Tage in ausführlicher Schilderung bei- gefügt. Die bei weitem wertvollste Abteilung der Brieftasche bilden die aus diese Tagcbuchnotizcn folgenden Seiten Dieselben bergen die ersten Abfassungen oder Niederschriften der später von KLrner's Vater, l)r. CH G Körner, unter dem Titel »Lcyer und Schwert» herausgcgcbcncn Gedichte des Sängers der Befreiungskriege, und diese ersten Nieder schriften sind um so bedeutsamer, als sic nicht nur Varianten der be kannten Gedichte, und von diesen wiederum welche, die sogar doppelt, d. h. erst mit Bleistift und dann nochmals mit der Feder niedergeschricben wurden, sondern auch noch zahlreiche »»gedruckte begeisterte Vaterlands- lieber enthalten, die unbegreiflicher Weise in die genannte Sammlung nicht mit ausgenommen worden sind Bezeichnend für die gemütvolle und fromme Denkungsart des jugendlichen Helden ist es, daß sich unter diesen ungedruckten Liedern noch zwei andere als in -Lcyer und Schwert- schön enthaltene tiefempfundene Gebete vorfinden. Auch die erste Niederschrift des von einem glühenden Patriotismus durchwehten »Ausrufs an die Sachsen» ist in den Blättern des 2 l8 Seiten füllenden Notizbuches mit zu finden Das am 23 August in Kirch-Jesar mit Bleistift nicdcrgcschricbene -Schwcrtlied- und verschiedene kleinere Notizen bilden den Abschluß der Aufzeichnungen, welche, wie schon erwähnt, teils mit Bleistift, teils mit Tinte niedergeschricben sind. Bei verschiedenen Gedichten ist die erste Blcististabsassung, welche vielleicht im Felde unter freiem Himmel oder beim flackernden Lagerfeuer entstand, mit Tinte nachgezogcn Die Schristzüge sind sämtlich gut erkennbar, ein Beweis, mit welcher Sorgsalt die teuere Reliquie bisher ausbewahrt worden ist. Rührende Andenken für den Beschauer bilden auch ein zwischen die Blätter des Buches eingelegtes grünseidcncs Haarband und zwei gepreßte Stiefmütterchen, ohne Zweifel Andenken an die Braut. Wie schon oben erwähnt, ist das kostbare Taschenbuch ein Geschenk der Baronin Henriette v. Pereira-Arnstcin an den Sänger der Befrei ungskriege, einer der wichtigsten Gönnerinnen Theodor Körners in Wien. Die Freundschaft, welche diese edle Dame dem aufstrebenden Dichtcr- genius des jugendlichen Körner cntgegcnbrachte, ist von der Familie Körner bis zum Tode des letzten Gliedes derselben, der Mutter Körners, weitergcpflcgt worden. Das beweist auch das mit dem Taschenbuche Körners nun ebenfalls in den Besitz des Körner-Museums übcrgcgangene Original des Brieses der Mutter Körners an die Baronin Pereira, mit welchem dieselbe unter dem 15 Juni 1835 die Schenkung der Brief tasche an letztere begleitet. Der Brief, der auch in dem obenerwähnten Rudolf Brockhaus'schen Körncrwcrkc abgcdruckt ist, lautet folgendermaßen: »Berlin, 15. Juni 1835. Hochverehrte Freundin! Sehr erwünscht war mir ein kurzer Besuch von Frl. v. Saaling, die mir sagte, daß sie nach Wien reiste, und mir anbot, was ich wünschte, an Sie, edle Frau, zu bestellen So nehmen Sic aus meiner Hand das Gcdcnkbuch zurück, das Sie mit freundlichem Wohlwollen einst unserm Theodor gaben. Es beglückt mich, es in Ihren Händen zu wissen! Es kann ja bbld auch mir die Stunde schlagen, die mich zu meinen Lieben trägt Ich gedenke Ihrer oft mit herzlicher Liebe und Achtung und erfreue mich an allen den Schönen und Herrlichen und Guten, das Ihnen in Ihren geliebten Kindern geworden ist. Sie können meiner nicht so innig gedenken, wie ich Ihrer, weil Sic zu wenig von mir wissen. Der vergangene Winter hielt mich in Krankheit befangen und ich glaubte den Ruf bald zu hören, der nach der Heimat führt — so war es aber nicht — ich sänge an, mich wieder zu erholen. Der Brand in Wöbbelin hat uns einen Verlust durch die Bücher gegeben, die ein Professor Passow dahin schenkte, um daß sich die Fremden da ein- schricben. Viel schöne Worte in vielen Sprachen waren darin, besonders von Engeländcrn, so thun mir die Gedichte von Felicia Hcmans leid, die voll Gemüt sich aussprachen, herrlich und schön. Acht»»dsü»fzigster Jahrgang. Ich bitte Sic unserer Freundin Frau v. Pichler das herrlichste zu sagen. Gedenken Sie meiner wie ich Ihrer gedenke. Maria Körner. - Hinzuzusügen ist noch, daß nach dem im Jahre 1859 erfolgten Tode der Baronin Pereira daS Doppclgcschenk an deren Tochter Gräfin Flora Fries überging. Als die Gräfin Fries im Jahre 1882 starb, erbte laut testamentarischer Bestimmung deren Sohn, Graf August Fries, die kostbaren Papiere, dank dessen hochherziger Entschließung dieselben am heutigen Tage der Handschriftcnabtcilung des Körner-Museums ein- verleibt werden konnten Vermischtes. Buchhändler-Verband für das Königreich Sachsen. — Der Buchhändlcrvcrband für das Königreich Sachsen wird am Sonntag, den 13. d. M., mittags 12 Uhr, aus dem königlichen Belvedere in Dresden zu seiner diesjährigen Hauptversammlung zusammentreten. (Vrgl. die Bekanntmachung im amtlichen Teile der heutigen Nummer.) Aus dem Antiquariat. — Die von Herin Gustav Fock in Leipzig erworbene, an Werken zur exegetischen Theologie hervorragende Sammlung des Professors H. Oliramare in Genf ist in ihrem ganzen Umfange von einer bedeutenden amerikanischen Universitäts-Bibliothek angekauft worden. Buchhändler-Reklame in Rom. — In einem Artikel, über schnellen »Die anschlägigcn Römer-, bringt Oscar Justinus in der Vossischcn Zeitung unterhaltende Mitteilungen über das großartig ent wickelte Zcttelanschlagswescn in Rom, denen wir folgende Stelle ent nehmen : Nun zu den Distributären geistiger Nahrung, den Buchhändlern. Sic nehmen ein ungeheures Terrain in Anspruch. Die vornehmsten Verleger und vornehmsten Verfasser tragen keine Scheu vor dieser Reklame. Ein prachtvolles Bild, ein bildschöner Seemann in der blauen Jacke steht aus dem Wrack eines Schisses und schaut mit düsterer Stirn in das grausig bewegte Meer hinaus, über welches Blitze leuchtend dahin zucken. Daneben steht E de Amicis neues Buch -Uebcr den Ozean», welches in wöchentlichen Lieferungen erscheint. Mit nichi viel kleineren Tafeln zeigt das Etablissement des Verlegers Sonzognv in Mailand die letzten Abenteuer des berühmten Tarlarin von Alfred Daudet an und giebt eine kurze Analyse des Helden, der als ein «Aufschneider im besten Glauben- aufzufasscn sei. Das offizielle Eisenbahnkursbuch auf weiß- rot-grün und gclbstrcifigem Zettel empfiehlt sich für den laufenden Monat für einen halben Frank und ladet gleichzeitig zu einem Abonne ment für das ganze Jahr ein. Ein ungeheures Plakat verkündet, daß ein Professor und Ingenieur einen Band »Praktische Instruktion für Fcucrer- mit einer Einleitung, bestimmt für die Eigentümer von Dampfkesseln, den Band zu anderthalb Lire, hcrausgegebcn hat. Das Plakat ist entsprechend dem feurigen Zweck scharlachrot. Nicht scharlach- aber blutigrot injccniert sich eine Publikation, welche den Memoiren des Scharfrichters Krauts vielleicht zu vergleichen ist. lieber derselben zeigt uns ein großes farbenprächtiges Bild den Henker in Hemdsärmeln hinter der Guillotine stehend, vor dem Kreise der Karabinier! und Zuschauer das blutige Haupt des soeben Gerichteten emporhcbend. Mastro Tiito — das ist der Name des edlen Mannes, der 516 Personen um ein Kops gekürzt hat ist cs, welcher die Memoiren seines thatenrcichcn Lebens niedergeschricben Hai. «Wir bringen sic mit einem Vorwort, das die Geschichten von priestcrlichen Märtyrern erzählt; Seiten, strotzend von Blut, und jeder Patriot wird sic zähneknirschend und zitternd lesen, zähneknirschend über die Barbarei der Tyrannen, zitternd vor Liebe, für die Helden, welche mit Hintansetzung ihres Lebens dazu beigetragen haben, sic zu bekämpfen.» Nach diesen aufstachclnden Tiraden, die sämtliche Märtyrer nun mit Namen auf- sichren, steht kleinlaut: Die Lieferungen kosten 5 Centesimi — 4 Sie sind also noch weit billiger, als die unsrigcn und sind auch nicht als Hintertreppen Littcratur zu bezeichnen, aus dem Grunde, weil cs in Rom — keine Hintertreppen giebt. Ein Anschlag, mit ticfschwarzen Rändern wie eine Traueranzeige eingefaßt, verkündet, daß man den Katalog einer großen Sammlung aus der Bücherei eines hohen geistlichen Würdenträgers gratis verteilt. Dieselbe enthält juristische und geistliche Bücher sowie andere Genres. Ein anderes Plakat wendet sich wie Tiberius Gracchus an das Volk. Es lautet: »Römer! Endlich nach vielen Jahren ist die Stunde ge kommen, Einkäufe von modernen und nützlichen Büchern zu machen. Man braucht sich bloß dort und dort hin zu begeben. Dort wird man ein ungeheures Lager finden in juristischen, medizinischen, illustrierten Büchern, Romanen, Sachen für Liebhaber; alles zum Verkauf stehend und lächerlich billig!» Man sicht, der Buchhandel in Rom versteht seine Sache. — — 672
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