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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1908
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- Deutsch
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7596 Börsenblatt f, d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 160, 13. Juli 190b. die Liga für Volksbildung goldene Medaillen stiften. Sie sollen alljährlich für besondere Verdienste auf dem Gebiete des Bildungs- wcsens und für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen werden. — Die Mitglieder des Komitees für die Ehrung des Grafen L. N. Tolstoj haben beschlossen, eine -Leo Tolstoj- Gesellschaft, wie die ausländischen Shakespeare-, Dante-, Goethe- und andere ähnliche Gesellschaften, zu gründen. Man beabsichtigt, ein Tolstoj-Museum zu errichten und Materialien über Tolstojs Leben und Wirken zu sammeln und zu bearbeiten. — Am 8./21. März veranstaltete die Bibliographische Gesellschaft in Moskau zur Feier der zweihundertjährigen Einführung der bürgerlichen Schrift eine Ausstellung mit dem Bilde Peters des Großen und Schriftproben aus den verflossenen zweihundert Jahren. In der feierlichen Sitzung dieser Gesellschaft wurde die Urkunde verlesen, durch die diese neue Schrift eingeführt wurde. — In Warschau bildete sich eine Gesellschaft polnischer Schrift steller und Journalisten, um die beruflichen Interessen ihrer Mitglieder und ihre gegenseitigen Beziehungen zu regulieren. Auch ist dort eine Gesellschaft »Das Slawentum- entstanden, die die besten Werke über die Geschichte der slawischen Literaturen ins Polnische übersetzen und herausgeben will. — Die Mitglieder des ukrainischen Klubs -Gromada- wollen neue Mittel und Wege ausfindig machen, um ihre nützlichen und billigen Volksschriften, die bereits in 600000 Exemplaren gedruckt sind, stärker zu ver breiten. Der Absatz dieser Schriften läßt viel zu wünschen übrig, weil die Landbevölkerung zum Bücherkaufen zu arm ist. — In der letzten Generalversammlung der Mitglieder der Charkower Öffentlichen Bibliothek wurde mitgeteilt, daß im verflossenen Jahre 1704 Bände, also der vierte Teil dieser Bibliothek, gestohlen worden sei. — In St. Petersburg ist kürzlich eine Gesellschaft für das Bibliothekwescn entstanden, die sich mit der Reform der russischen Bibliotheken beschäftigen will. Vorläufig soll ein Normaltypus für die Volksbibliotheken aufgestellt werden. Präses dieser Gesellschaft ist Graf I. I. Tolstoj, der ehemalige Minister der Volksausklärung, Vizepräses ist Professor Ptaschizkij. — In der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg wurde der Versuch gemacht, taubstumme junge Leute für den Btbliothekdienst heranzubilden. Der Versuch soll günstig aus- gefallen sein. Die Oberpreßverwaltung beschloß, den Schriftsteller Arzybaschcw wegen seines Romans -Ssanin- gerichtlich zu belangen. Der Ro man wurde zuerst in einer weitverbreiteten Zeitschrift veröffentlicht und dann in zwei Auflagen (30 000 Exemplaren) publiziert. Es ist kein eigentlicher Roman, sondern nur eine Reihe von Episoden und Szenen aus dem Leben der gebildeten russischen Jugend, die sich über die Art und Weise unterhält, wie man sich eines Weibes bemächtigen könne und wie junge Mädchen in die Netze dieser entarteten Jugend fallen. Die Hauptperson des Romans und sein Freund, der Verführer seiner Schwester, sind Egoisten, die nur an die Befriedigung ihrer Gelüste denken. Die hier ge schilderten Szenen werden in vulgärem Tone erzählt. Alle em pörenden Details sind mit soziologischen und moralischen Thematen vermengt, die zum Teil geistreich und originell, zuweilen aber auch geistlos und banal sind. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Verfasser sehr talentvoll ist und daß sein Buch nicht ohne Aufregung gelesen werden kann. Abgesehen von den darin ent haltenen schmutzigen Szenen und Phrasen, die dem Buche einen Skandalersolg verschafft haben, muß konstatiert werden, daß es ein in der neuen rusisschen Belletristik epochemachendes Werk ist. Der erst dreißigjährige Verfasser wird hoffentlich sein großes Talent künftig wohl auf würdigere Weise verwerten. — Zu den Auf sehen erregenden Büchern der jüngsten Zeit gehört auch Leonid Andrejews -Der Hungcrzar». Es wurde in großen Auflagen ge druckt, stark verbreitet und soll dem Verfasser schon 15 000 Rubel eingetragen haben. Es wird überall besprochen, und alle Zeitungen wetteifern, ihre Meinung darüber zu äußern, es als das hervor- vorragendste Werk der russischen Literatur, als ein Meisterstück zu verkündigen. Nur wenige wagten es bisher, einen kritischen Maßstab daran zu legen. Einer von diesen wenigen sagte, es will ein symbolistisches Drama sein, ist aber nur eine naive Allegorie, eine unverständliche Rhetorik bornierter Volksredner, der letzte Akt einer mystisch-anarchistischen Komödie. — Ein Almanach zu Ehren des Grafen Leo Tolstoj soll, wahrscheinlich schon Ende August, erscheinen und gleichzeitig in allen Kulturländern ver öffentlicht werden. Alle, die jemals mit dem Grafen bekannt waren, die mit ihm verkehrten, oder die Briefe und sonstige Materialien von ihm oder über ihn besitzen, werden ersucht, das Betreffende bis zum 1./14. August d. I. an P. A. Ssergejenko in Klin, Gou vernement Moskau, zu senden. — Einen seltenen Erfolg hatte K. Tschukowskijs Buch -Von Tschechow bis zu unfern Tagen». Es wird bereits eine dritte, ergänzte Auflage vorbereitet. — -Ein russisches Leidensbuch« soll der Titel eines Buches sein, das Bio graphien von Personen enthalten wird, die während der Schreckens zeit getötet oder vergewaltigt wurden. — Der Literaturfonds, dem das Verlagsrecht sämtlicher Werke des Dichters Nadson ge hört, bereitet die 23. Auflage seiner Gedichte vor, unter denen sich auch solche befinden sollen, die erst kürzlich entdeckt wurden. — I. A. Grinjewskaja hat ein sünfaktiges Drama in Versen -Finstere Tage- beendet. Es werden darin die Zeit des Puga- tschewschen Aufstands und die damalige Lage der Gutsbesitzer und Bauern geschildert. Der Komponist Jaschnjew will es als Libretto zu einer Oper verwerten. — »Das Bibliothekswesen» ist der Titel eines vom Bibliothekar W. Waffiljew verfaßten Buchs, das die Technik dieses wissenschaftlichen Gebiets behandelt und mit Abbildungen und Mustern von Katalogskarten rc. versehen ist. (Preis 50 K.) W. I. Schönrock, Professor der Moskauer Universität, Bio graph N. Gogols und Kenner der russischen Literaturgeschichte, soll an akuter Geisteszerrüttung erkrankt sein. — Der bekannte Gelehrte, ehemalige Professor der Moskauer Universität, P. Winogradow, den man vor einigen Jahren zwang, seine Vor lesungen einzustellcn und der seitdem eine Professur in Oxford bekleidete, ist wieder als Extraordinarius für allgemeine Geschichte nach Moskau zurllckberufen. — Peter Struve prophezeit, daß im Bereiche der russischen Sinnesrichtung sich nächstens eine Wendung zum gesunden Menschenverstand vollziehen werde und daß auch Mereschkowskij und dessen Freunde sich vom Mystizismus ab wenden werden. Auf dem Büchermarkt wurde bereits beobachtet, daß Bücher »dekadenten- Inhalts nicht mehr so stark wie bisher verlangt werden. — Die Direktion des russischen Buchhändler- und Verlegervereins machte bekannt, daß am 22. Juni (5. Juli n. St.) dieses Jahres, zur Feier des 25jährigen Bestehens dieses Vereins, ein feierliches Dankgebet im Veretnslokal stattfinden sollte. In der darauf folgenden Generalversammlung sollte darüber beraten werden, wie dieses Jubiläum sonst noch gefeiert werden könnte. — Am 13./26. Mat d. I. feierte der 68jährige N. I. Ogloblin sein fünfzigjähriges Buchhändler-Jubiläum. Er war seit 1858 im Geschäft von S. Litow in Kijew beschäftigt und übernahm es im Februar 1876 auf eigene Rechnung. Diese Buchhandlung ent wickelte sich so glänzend, daß man sie vielleicht als die be deutendste russische Provinzialbuchhandlung bezeichnen kann. Ogloblin wird als einer der solidesten und kenntnisreichsten Kollegen unter den russischen Buchhändlern hochgeschätzt. Er hat sich auch als Verleger wissenschaftlicher Werke verdient gemacht. In seinem Antiquariat sind seltene und wertvolle Bücher zu finden. Durch die Petersburger Abteilung seines Geschäfts hat er die Möglichkeit, alle Neuigkeiten des Büchermarktes sofort zu erhalten. Für die Verbreitung der Volksbildung im Südwesten Rußlands war Ogloblin von großer Bedeutung und namentlich auch als Bekämpfer des polnischen Elements. Er zeichnet sich, als Kaufmann, dadurch aus, daß er keinen Kredit beansprucht und seinen ganzen Bedarf nur gegen bar bezieht. Um seine erschütterte Gesundheit zu festigen, hält er sich gegen wärtig am Südufer der Krim auf. — In St. Petersburg ist das Bücherlager des Grafen L. L. Tolstoj (Sohn) durch eine Feuers brunst gänzlich vernichtet worden. — Während der großen Über schwemmung in Moskau hat das städtische Bücherlager stark ge litten. Viele sehr wertvolle Bücher sollen vernichtet worden sein. — Für die Herausgabe von Amfiteatrows -Phantastische Wahr heiten- wurde der Verleger I. D. Ssytin zu einer Geldstrafe von 3000 Rubel verurteilt. — In den Moskauer Buchhandlungen wurde der erste Band der von der Firma -Proffweschtschentje- (Aufklärung) herausgegebenen -Großen Enzyklopädie- beschlag nahmt. — Der Moskauer Buchhändleroerein hat eine dem An denken an K. A. Kasnatschejew gewidmete Bibliothek im Werte von 1000 Rubel gestiftet. — Die Buchhandlung -Prawowcdenije- (Jurisprudenz) des Herrn I. K. Golubew in Moskau hat
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