Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1892-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1892
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18920111
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189201110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18920111
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-11
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
7, 11. Januar 1892. Nichtamtlicher Teil. 161 leider aber auch an dem Uebel der Langweiligkeit und viel zu geringen Augenfälligkeit krankt. Die reichen, schmückenden Formen der Renaissance zum Teil mit dem Barock verbunden, brachten Paul Wennhak in Halle, (Merkwort: »Pallas Athene«), Carl Opitz in Dresden (»Me litta«) und Richard Dorschfeldt in Magdeburg (»Nur rastlos bethätigt sich der Mann«) zur Verwendung. Allen dreien wurde je eine ehrenvolle Erwähnung zu teil. Der weitaus beachtens werteste dieser Entwürfe tst der zuletzt genannte von Dorschfeldt. Drei symmetrisch angelegte Felder auf hellbläulichem Karton wer den von einem reichgeschmückten und heiter belebten Rahmen eingeschlossen, in dessen saubere und originelle Zeichnung uns zu vertiefen uns großes Vergnügen machte. Viel weniger gefiel uns der Entwurf »Pallas Athene« von Wennhak, obwohl dieser Künstler zu dem nie versagenden Mittel gegriffen hat, seine Zeichnung von schwarzem Grunde abzuheben, und einen weiteren Effekt durch eine Opferflamme herbeizuführen sucht, deren Strahlen sich bedeutungsvoll über die Zeilen des Einzeltitels verbreiten. Ganz verbraucht ist die noch vor einem Jahrzehnt vielfach übliche stilvolle Buchdecken-Zeichnung, wie Carl Opitz sie uns vorlegt Sie bildet im wesentlichen einen wuchtigen architektonischen Bau, von den üblichen, weit aus ladenden Voluten überdacht und von einem gelehrten Käuzchen gekrönt, wie sich denn die Eule, noch mehr als der Doepler'sche Pegasus, der auch nicht selten vorkommt, hier ungemein häufiger, aber nicht immer gelungener Verwendung zu erfreuen hat. In der Mitte hängt ein Bannertuch herab, das der Aufnahme des Einzeltitels dienen soll. Im Unterbau ist ein Bücherfach angebracht, davor ein Genius mit Buch und Lorbeer; noch manche andere Requisiten, als Globus, Büste, Opferflamme und anderes, finden sich unter dem Zielwerk verteilt, ohne bei aller Mühe der Erfindung und Zeichnung in ihrer Zusammenstellung den Gedanken, dessen Verkörperung sie dienen sollen zum Aus druck zu bringe». Nicht übel erfunden ist der Entwurf von Fritz Courths in Halle (Merkwort: »Rast ich, so rost ich«), der ein kleines Diplom davnngetragen hat. Auch er hebt sich, wie viele andere, aus schwarzem Grunde heraus. Ein schmales Rahmcnwerk mit wenigen, leichten Barock-Ornamenten umschließt oben und unten je ein schmales Feld, während das Mittelfeld in der Form eines Vorhangs gebildet und mit breitem Flcchtwerk am obereren Felde angehängt ist. Die Einordnung dieses Mittelfeldes geschieht mit starker Verschiebung nach rechts, so daß links ein senkrechter Streifen frei wird zur reichen Ausschmückung mit Wappen, Blättern und Blumen und mancherlei beziehungsvollem Attribut, deren An ordnung übrigens den gewandten Künstler verrät. Recht originell und wirkungsvoll ist das Motiv des Bandgeflechts, durch dessen breite Maschen der tiesdunkle Untergrund sichtbar wird und eine kräftige Betonung der Flächengliederung hervorbringt. Wenig gefallen wollte uns der gelbliche Ton des Entwurfes; ein zartes Blau oder Grün, durch Grau abgestumpft, hätte gewiß eine ein schmeichelndere Wirkung gehabt. Etwas mager fanden wir den Entwurf R. Noacks in Leipzig, der sich das Motto »Humor« gewählt und ein großes Diplom erobert hat. Ein Knabe, ausgerüstet mit den Zeichen der Gelehrsamkeit, Buch, Brille und Gänsekiel, nur mit einer am Schulterriemen hängenden Mappe bekleidet, aus der ein zweites Buch hervorschaut, hält mit der Rechten ein Wappenschild, das einen Halbmond zwischen zwei Sternen zeigt. Ueber die linke Schulter lehnt die lorbeerbekränzte Stange einer Fahne, deren Tuch sich oben nach rechts verbreitet und Raum für die Auf nahme des Gesamttitels bietet. Die Zeichnung ist braunrot auf mattgelbcm Papier. Recht geschmackvoll, aber gar zu sauber gekünstelt sind drei Entwürfe Paul Augustins in Leipzig-Reudnitz, von denen uns die beiden je mit einem kleinen Diplom ausgezeichneten besser gefallen haben, als der dritte, der mit einem großem Diplom «eunundsiins»lgst«r Jahrgang. bedacht wurde. Letzterer trägt das Motto: »(^)«, die beiden anderen: »Gefälsts?« und »Glückauf!« Den angenehmsten Ein druck empfingen wir von »Gückauf«; auch »Gefällts?«, das in gleicher Manier gezeichnet ist, hat große Vorzüge. Den gering sten Erfolg vor unserer unbefangenen Anschauung hatte wie be merkt (L). Dieses letztere ist etwas einfacher in den Formen gehalten als die beiden erstgenannten, obwohl es wie diese die Häufung der Zierlichkeiten und Effekte anstrebt und sich, wie alle drei, im wesentlichen der weißen Linie auf schwarzem Grunde bedient. Dieser Untergrund ist überall gleich tief gehalten und wird nur da, wo er Heller erscheinen soll, durch weiße Punkte mehr oder minder übersät, was seinen Zweck vollkommen erreicht. Was Augustin bietet, dürfte am besten mit ungemein sauberer Filigran- oder Spitzenmnster-Arbeit verglichen werden, in deren Entwurf und Ausarbeitung er Meister zu sein scheint. Darum wollte es ihm auch weniger gelingen, als er, wie bei (^) ge schehen, sich mit wenigeren, einfacheren und kräftigeren Formen hervorwagte. Hier hat ihm die Komposition augenscheinlich Mühe gemacht und zeigt nichts von dem Gefälligen, Ungezwunge nen der beiden anderen Entwürfe, namentlich von »Glückauf«. Ein recht anmutiger und wirkungsvoller Entwurf ist auch »Rotkehlchen« von Carl Schack in Wien, der die davon getragene ehrenvolle Erwähnung mit allem Fug verdient, vielleicht sogar einer höheren Auszeichnung würdig gewesen wäre. Recht gut erfunden ist auch der gleichfalls ehrenvoll erwähnte Entwurf »Rococo« von Ernst Feind in Herzenhain, der in der flotten und gefälligen Verwendung der Rokokosormen seinem Merkwort vollkommen entspricht Von weiteren Gekrönten empfingen das kleine Diplom Arthur Peschel in Berlin. Richard Guhr in Halle, bei dem sich der Inbegriff der Gesamiliteratur in einem erschreckenden Griesgram von Mönch verkörpert, ferner Moritz Härtel in Chemnitz, dieser mit einem sauber gezeichneten, aber reichlich ver brauchten Thema. Eine ehrenvolle Erwähnung erstritt sich der Entwurf »Leben heißt kämpfen« von Moritz Röbbeckc in München, der, wohl nicht ganz programmgemäß, sich auf die Angaben des Einzeltitels und der Verlagsfirma beschränkt und als einzigen Schmuck einen brillant gezeichneten schwebenden Genius mit Laute und Lorbeerkranz aufweist. Außer den im vorstehenden kurz beschriebenen Entwürfen, die sämtlich Preise davongetragen haben, brachte die Ausstellung noch eine außerordentlich große Zahl anderer, die sich keiner An erkennung dieser Art zu erfreuen hatten. Keineswegs darf dieser Mangel zu der Annahme berechtigen, daß sie im Werte erheblich gegen die prämiierten zurückständen Unter ihrer Menge laufen freilich noch mehr der Sonderbarkeiten und Langweiligkeiten unter, als unter den bevorzugte»; doch findet sich auch unter ihnen manche brauchbare und dankenswerte Arbeit, deren Nichtbeachtung seitens des Preisrichters wohl nur durch die ungeheure Menge des zu beurtei lenden Stoffes verschuldet ist, die nur gar zu leicht den freien Blick trübt und das Urteil schwanken läßt. Alle diese Arbeiten aber geben Zeugnis von dem großen Interesse, das sich in der zeichnenden Künstlerwelt dem Buchgewerbe zugewendet hat und dessen rege Belhätigung wir mit dem aufrichtigsten Danke anzuer- kennerP) haben. Nachträglich, nachdem dieser kurze Bericht zum Druck be fördert war, wurde uns Gelegenheit geboten, auch den mit dem ersten Preise ausgezeichneten Entwurf: »Gute Litteratur erheischt geschmackvolles Kleid« von Paul Bäbler in Paris zu sehen. Er zeichnet sich durch Einfachheit und Klarheit aus; wenige Blüien und mäßig ausgeschmückte Streifen vereinigen sich zu einem ruhigen, aber keineswegs besonders wirkungsvollen Bilde. Ihren Halt findet die Zeichnung in zwei nahe dem oberen und unteren Rande quer über die Breite des Umschlags gelegten Bcjndern, die durch ein (übrigens verzeichnetes) Helles Flechtorna ment auf tiesbraunem Grunde ziemlich kräftig herausgehoben 83
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder