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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1891
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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2584 Nichtamtlicher Teil. 101. 4. Mai 1891. ehrten Vorredner vernommen haben, sind wir zu herzlichem Danke verpflichtet Diese gute Meinung hat man jedoch nicht zu allen Zeiten gehegt. Ich erinnere mich, kürzlich ein wesentlich anderes Urteil gelesen zu haben, das ungefähr folgendermaßen lautet: »Darin, daß die Buchhändler meistens Iiomines illitsiati sind, liegt der Hauptgrund, warum so viele schlechte Bücher geschrieben, gedruckt, verhandelt und gelesen werden. Der Illiteratu? kann Werke von gründlichen Gelehrte» nicht würdigen; er schiebt sie aus die Seite, will kein Honorar zahlen, verlegt auch keine gründlich geschriebenen Werke, sondern nimmt nur Broschüren und Romane von Witzlingen und Halbwisser». Aus Gewinnsucht spielt er durch allerlei Schleichwege den Leute» die schlechtesten Bücher in die Hände, nur um als großer Kaufmann flott leben zu können.« Meine Herren, es muß allerdings damals vor hundert Jahren schlimm ausgesehen haben; und um diesem Not stände ei» Ende zu machen oder wenigstens ihm abzuhelfen, ist der, aus dessen Munde das eben citierte Urteil stammt, vom Universitätskatheder herabgestiegen und hat selbst eine Buchhandlung errichtet. Auf diesem Wege scheint es allerdings auch nicht gegangen zu sein; denn bereits nach zwei Jahren verschwindet die Firma des Professor-Buchhändlers wieder. Nun, meine Herren, Sie wissen ja alle, auf welche Weise die heutig.'», die besseren Zustände herbeigeführt worden sind. Zunächst hat unser Stand sich aus der Halbgebildetheit heraufgearbcitet. Und wenn wohl auch heute noch manch mal der Verleger, besonders der wissenschaftlicher Werke, dem Eunuchen vergleichbar sein mag, dem der Genuß der kostbaren Schätze, die er behütet, versagt ist, so weiß er diese Schütze doch zu würdigen und zahlt für ihren Erwerb manchmal sogar ein Honorar. Anderseits habe» sich auch die Professoren Kenntnis verschafft von dem Betriebe des Buchhandels, sie sehen hinein in das Getriebe des Bücher marktes, sie kennen die Schwierigkeiten des Absatzes. Auf dieser gegenseitigeu Annäherung beruht das gegen wärtige so erfreulich gute Verhältnis zwischen Gelehrten und Buchhändlern, und gerade die Universität Leipzig hat stets ein Verständnis für die Bestrebungen und Verdienste des Buch handels gehabt, dessen hervorragende Vertreter sie gar oft durch Verleihung des Ehrendoktorhutes auszeichnete. Mit dem Wunsche, daß dieses gute Verhältnis fortbestehen möge, trinken wir auf das fernere Blühen unserer Univer sität und aus das Wohl ihrer uns durch ihre Gegenwart beehrende» Vertreter. Sie leben hoch! Mit brausendem Hoch wurde auch dieser Aufforderung ent sprochen, und bevor noch die Begeisterung sich gelegt, bestieg der Rektor der Universität, Herr Geheimer Hosrat Professor vr. Bi »ding, das Rednerpult, um mit seinem machtvollen Organ der Versammlung Folgendes zu sagen: Hochansehnliche Festversammlung! Gestatten Sie mir, auf einen ernstgemeinten, aber humo ristisch motivierten Toast ernst zu antworten! Denn ich sehe den Schatten eines großen Toten in diesem Augenblick durch diesen Saal schreiten. An dem Tage, wo ganz Deutschland unter dem gewaltigen Eindruck von dem unerwarteten Tode Helmuths von Moltke steht, wäre es eine schwere Undankbarkeit, seiner nicht verehrend zu gedenken. Wir beklagen den Tod unseres unbestritten größten Feldherrn, unbestreitbar aber auch eines unserer größten Gelehrten, »ach unserem unvergeßlichen Kanzler Fürst Bismarck des bedeutendsten politischen Redners, eines Mannes vom feinsten Stahle, festen, männlichen Willen und reichster Liebenswürdigkeit des Herzens! An solchem Tage ziemt es dem Vertreter der Wissen schaft, die den Verstorbenen auch als einen der ihren in Anspruch nimmt, den freundlichen Gruß, den Sie alle der Wissenschaft gewidmet haben, in seinem Sinne, ernst und kurz, zu beantworten, auch wenn dem Redner seine Kunst zu reden fehlt. Ihre Ausgabe, meine Herren vom Buchhandel, und die unsrige kommen darin überein, daß wir beide der idealen Ausbildung unseres Volkes und damit der Völlergesamtheit zu dienen berufen sind; wir durch Wort und Schrift, Sie durch Fixierung und Verbreitung beider. So sind wir ge borene Bundesgenossen, einander unentbehrlich, jeder zu gleich auf die Kraft und die Gesundheit des anderen gestellt, in unseren Vertretern, soweit sie durchdrungen sind von dem Geist und der Größe jener Aufgabe, von jeher freund schaftlich auss innigste verbunden. So war es stets und so soll es bleiben! Ich betrachte es als ein großes Glück meines Lebens, daß es mir vergönnt war — um von liebe» Lebenden zu schweigen! —zwei so vornehmen Buchhändler» feinster Bildung und weitesten Blickes, wie Salomo» Hirzel und Wilhelm Engelmanu, seinerzeit näher treten zu dürfen! Es hat die Wissenschaft für jeden Zweig des Handels ihre eigene Wägart. Nicht steht ihr da voran, der am meisten einbringt. Nicht ist ihr der Gegenstand des Handels gleichgiltig. Sie ist nicht gewillt, mit dem römischen Im perator von dem Goldstücke, das die Kloake eingebracht, zu sagen: non ölst, cs riecht nicht. Es riecht doch und zwar schlecht! Sie wägt den Handel nach seinem Werte für die wahre Wohlfahrt des Volkes, und dann reicht sie unbedenklich dem Buchhandel, der so stolz mit seinem Gefolge der edelsten Hilfsgewerbe einherschreitet, die Palme; denn er dient den höchsten Interessen der Menschheit; — aber freilich nur dem Buchhandel, der sich in den Dienst dieser Interessen wirklich stellt! Ich trinke aus den Buchhandel, der kein Buch aus den Markt bringt, er hätte delln zuvor nach des großen Toten Wahlspruch gehandelt: »Erst wäg es — aber nicht auf der Wage des Verdienstes, sonder» der Volksbekömmlichkeit! — dann wag es« —, auf den Buchhandel, dessen Werke der wissenschaftlichen Erleuchtung, der sittlichen Erziehung, der künstlerischen Erhebung unseres Volkes dienen, auf den Buchhandel, der dem Genius des deutschen Volkes treu bleibt und sich in allen seinen Gliedern zu dessen Apostel macht — auf den deutschen Buchhandel! Diese nach Inhalt wie äußerer Form ausgezeichnete Rede machte den denkbar tiefsten Eindruck. Das Bravorufen und Händeklatschen nach dem Verklingen der Hochrufe wollte sich lange Zeit nicht beruhigen, und die folgenden Redner hatten keinen leichten Stand mehr, um bei der mächtig gehobenen Stimmung sich verständlich zu machen. Es folgte Herr Paul Siebeck-Freiburg, zweiter Schrift führer des Börsenvereins, mit ungefähr folgendem Toast: Hochverehrte Festversammlung! Obgleich Ihre Geduld schon etwas erschöpft ist, möchte ich noch folgendes erwähnen: Ich stehe, kurz gesagt, hier im Aufträge des Vorstandes des Börsenvereins, um Sie um Eines zu bitten Wollen Sie heute auch derer gedenken, für die der deutsche Buch handel in allen seinen verschiedenen Kategorieen, seinen verschiedenen Geschäftszweigen und Richtungen da ist; für diejenigen, ohne welche sicherlich keine Verlagsordnung in 8po, keine Satzungen und keine Verkehrsordnnng für den Buch handel bestände, ich meine: die deutschen Schriftsteller! Und zwar wollen Sie aller Schriftsteller gedenken, der wissenschaftlichen, der uns künstlerisch erhebenden, unter haltenden und populären, sie Alle leben hoch! Herr vr. Bruck, Vorsitzender tus sächsisch-thüringischen Zweigvereins des Deutsche» Schriftsteller-Verbandes, toastete
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