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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X» 287. 20. Dezember 1920. Beschlagnahmte Druckschristc,,. — Durch Beschlutz des Amtsge richts Hof vom 1. Dezember 1920 sind beschlagnahmt worden: MarquisdeSade: Justine, die Leiden der Tugend, und Juliette, die Wonnen des Lasters, sowie Elise Schubitz: Abenteuer einer deutschen Buhlerin. Die Bücher stellen sich als schamlose Machwerke schlimmster Art dar. .1 1119/20. Der Staatsanwalt beim Landgericht. lDcutsches Fahndungsblatt Stück K5S8, vom 18. Dezember 1820.) Persollalnachrichten. Aus dem Bibliothekswesen. — Einen Ruf als Direktor der Leip ziger Universitätsbibliothek, als Nachfolger von Geh. Hofrat Karl Boysen, hat der Direktor der Universitätsbibliothek in Freiburg i. B. Professor vr. Emil Jacobs erhalten. — Der Hilfsbibliothekar an der Universitätsbibliothek in Münster i. W., vr. pkil. Hein rich Jansen, ist zum Bibliothekar daselbst ernannt worden. Gestorben: am 15. Dezember nach kurzem, schwerem Krankenlager im 79. Le bensjahre Herr Albert Aber, Inhaber der Firmen Hirsch- waldsche Buchhandlung und August Hirschwald in Berlin. Der Verstorbene, der sich auch durch längeren Aufenthalt im Aus lande für seinen Beruf vorgebildet hatte, wurde von seinem Vater Eduard Aber 1862 als Prokurist in obengenannte Firmen ausgenommen, die damals außer von Eduard Aber noch von dem Sohn des Grün ders, Ferdinand Hirschwald, geleitet wurden. Am 12. Mai 1872 wurde Albert Aber Teilhaber der Firmen und hatte die Freude, noch 27 Jahre niit Vater und Vetter gemeinsam an dem AuflEu der großen Firma zu arbeiten. Im Jahre 1899 starben diese kurz hintereinander, und seit 25. September 1899 war der jetzt Verstorbene alleiniger Inhaber der bei den Firmen, die er in den verflossenen 21 Jahren im Sinne seiner Vorgänger tatkräftig weitergeführt hat. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man dem Buchhandel hier die erfolgreiche Tätigkeit des Verstorbenen im einzelnen vorfiihren, sie ist zu bekannt. Albert Aber war von bescheidener, vornehmer Natur, der es nicht liebte, in der Öffentlichkeit von sich reden zu machen. Wer aber als Fachmann in seine Unter den Linden gelegene Sortimentsbuchhandlung trat, der fühlte sich dort heimisch und wohlbcraten. Auch seine Kollegen schätzten Albert Aber als tüchtigen Geschäftsmann und liebenswürdigen Men schen, was in schöner Weise bei Gelegenheit des 190jährigen Jubiläums seiner Firmen im Jahre 1916 zum Ausdruck kam. SyreWal. Wie sind Bücher billiger z» erstatten? So wünschenswert für den Verlag billige Papierpreise wären, so sollte doch der Verlagsbuchhandel Ansichten der Art, wie sie Herr Ver- liagsbuchhändler Eugen Diederichs in Nr. 277 des Börsenblattes (bzw. in der »Tat«) äußerte, energisch widersprechen. Man käme sonst auf ähnliche Methoden, und zwar ohne den Umweg iiber die Enteignung der Papierfabriken, die Bücher gleich billiger zu liefern, anstatt sie erst langwierig billiger herzustellen. Rezept: Man beschlagnahme bei der Firma Diederichs die Verlagsbestände aus der Friedenszeit und der Kriegszeit, sagen wir ruhig: bis zum Anfang des Jahres 1920 oder 1919, und enteigne sie, nicht zum Liebhaberwert, sondern zum Werte des jeweiligen Herstellungsjahres. Im Ernst gesprochen: die Papierfabriken sind doch (ebenso wie die Bücher) mit Goldmark hergcstcllt und können niemals mit Papier mark abgelöst werden! Man höre doch auf, dem Staate solche trauri gen Vorschläge an die Haud zu geben. Entweder sozialisiere man alles oder nichts. Ausnahmegesetze gegen einen bestimmten Zweig befür worte,! und dann sich beklagen, wenn die gleichen Maßnahmen gegen einen selbst angewandt werden, kann man doch wohl nicht. So etwas kann man mal sagen, aber nicht niederschreiben und drucken lassen. Auch nicht als Verleger einer Zeitschrift. Man lese im gleichen Börsenblatt wenige Zeilen weiter unten, daß die Sowjetregierung den Privatbesitz an Büchern aufgehoben hat, und daß alle Bücher Rußlands unter die Sowjetbibliotheken verteilt werden. Vielleicht stärken solche Vor gänge das Verantwortlichkeitsgefiihl gegenüber wenig überlegten Äuße rungen. Paul Bau mann, Verlag Die Wende. A n t w o r t. Herr Baumann betrachtet meinen Vorschlag betreffs der Papier- > fabriken als ein Ausnahmegesetz, und ich bin ihm sehr dankbar für! Rerknrtrvorll. Red. t. V.: Richard Älbert! — Berlog: Der Börsen Druck: Ramm L Seemann Sämtlich in Leip^o. — Adresse der ISIS seine Erwiderung, weil sie mir Anlaß gibt, noch einiges Wesentliche zu der Frage zu sagen. Schließlich handelt cs sich ja nicht darum, Herrn Vaumann zu überzeugen, sondern daß man Probleme sieht und über deren Lösung selbständig nachdenkt. Das selbständige Nachdenken wird leider heute durch die Sugge stion der Presse mit ihrer Fabrikation der Rassenmeinnng unterbun- den. So möchte ich nicht nur Herrn Baumaun, sondern jeden Kollegen fragen: wie weit hat er einen Begriff davon, in welchem Maße jetzt dl« Großindustrie die Preise für die Konsumenten durch allzu hohes Ver dienen übermäßig hinausschraubt, und dazu gehört natürlich auch di« Papierindustrie. Wenn eine Papierfabrik 186°/o Dividend« gibt, so ist doch ganz klar, daß sic wenigstens den gleichen Betrag schon für Ab schreibungen und Neuanschaffungen von Maschinen als NescrvcsondS znrllckgelegt hat. Also der Verdienst ist wesentlich größer und wirb ge- Wonnen durch Trustbildung, zum Schaden des Konsumenten. Ein aus führlicher Aufsatz, der dies unter Beifügung von lauter Beifpielen schildert, erschien in der »Tat» aus der Feder eines bürgerlichen De mokraten im Novemberheft unter dem Titel »Sintflut». Dieser Auf satz wurde von dem Verfasser an sämtliche größeren Blätter Deutsch lands aller Parteien geschickt mit der Bitte, sich zum Thema zu äußern. Alle schwiegen sich ohne Ausnahme aus. Im Dezemberhcst der -Tat», in dem ich meinen Vorschlag zur Verbilligung der Bücher machte, sin- dct sich als praktisches Beispiel aus der näheren Umgebung Jenas fol gende Tatsache angeführt: »In Thüringen ist neuerdings Erwcrbs- loscnsürsorge auf genossenschaftlicher Grundlage probeweise derart or ganisiert, baß jene sich zu einem neu zu erlernenden Handwerksbetrieb zusammenschließen. Der erste wohlgelungene Versuch wurde mit dem Flechten von Läufern, Teppichen, Stuhlsitzcn usw. gemacht. Dabei stellt sich heraus, daß die Genossenschaft den Quadratmeter mit 18 liefern kann. Die Industrie verlangt aber 288 ./k silr das gleiche. Mögen geringere Abweichungen im Preisunterschied noch aus Einzel heiten zurückgchcn, die mir nicht bekannt sind: jedenfalls die Tatsache steht bei diesem Beispiel fest: wir alle zahlen für das, was mir kaufen, viel mehr, als nötig wäre.» Betrachten wir dagegen den Verleger und den Vorschlag des Herrn Baumann, die Vorräte des Verlegers aus früherer Zeit entsprechend »cm Herstellungspreis zu enteignen. Der Verleger ist nicht Produzent, sondern Konsument und Produzent zugleich, und die Preisbildung sei ner Bücher entsteht durch seine Eigenschaft als Konsument. Wird diese gehemmt, durch übermäßigen Verdienst seiner Lieferanten, wird auch die Konsnmentenausnahmefähigkcit des Sortiments und auch der All gemeinheit gehemmt. Es ist daher bei folgerichtigem Denken durch aus nötig, zuerst bei der Wurzel einzusetzen und nicht etwa beim Stamme oder bei den Blättern. Was nun den Verleger betrifft, der unter den heutigen Verhält nissen seine alten Verlagsvorräte verkauft, so ist es das Seltsame, daß man, je mehr man vertäust, desto ärmer wird, und dadurch unterscheidet sich der Verlag grundsätz lich von dem Fabrikanten, der die Not des Volles ansnutzt, um nicht an der allgemeinen Verarmung mit teilzu nehmen, sondern »och von ihr profitie ren will. Habe Ich z. B. eine alte Auslage verkauft, so wäre es ge schäftlich viel richtiger, statt sie neu zu drucken, ich kaufte dle alte Auf lage wieder zu dem Preise zurück, zu dem ich sie verkauft habe, dann würde ich dte Bücher viel billiger bekommen, als wenn ich sie ne» drucken wollte. Wenn ich als Verleger den Standpunkt der Papicr- fabrikanten einnehmen würde, so würde ich meine älteren Verlagswerkc heute mit dem Zehnfachen des ursprünglichen Preises verkaufen,—aber so verkauft man sie mit dem Zwei- und Dreifachen, einfach weil man das Empfinden hat, baß übermäßige Verteuerung geistiger Werke ein Unglück für das geistige Leben unseres Volkes ist und man solange wie möglich dieses Unglück mildern will. Das nenne ich Gemein- schaftsgcist, von dem immer so viel geredet wird, aber jedem sträuben sich die Haare, wenn er Lenkt, er solle ein Opfer bringen, das Opfer läßt man bekanntlich lieber den andern bringen. Ter Vorschlag des Herrn Baumann, meine Verlagswerkc zu enteignen, wird fast anto- matisch durch die Entwicklung burchgeführt, cs wäre wirklich viel ren tabler, wenn man kein Buch verkaufte und so die Werte wachse» ließe. Jede neue Auflage bedeutet einen Verlust für den deutschen Verleger, der damit an dem tragischen Geschick unserer Verarmung icilnimmt. Es würde mich freuen, wenn noch von anderer Seite Stimmen zu dieser Frage erfolgten, — warum sollte nicht einmal zuerst aus dem Buchhandel ein Vorschlag zum nacktsten Schritt sozialer Gesundung ge macht werden? Für mich persönlich besteht gar kein Zweifel, baß di« soziale Gesundung, die ja kommen muß, weil wir sonst zugrunde gehen, ! ans genossenschaftlicher Organisation bestimmter Berufsgruppen bc- I ruht. Eugen Diederichs. erein der Deutschen Bnchdändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerdaud Redaktion und Ervedttton: Letmta. Dertchtöniep 2« lBllchSänblerbauSs
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