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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1863
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1863-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1863
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- Deutsch
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370 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. M 21, 18. Februar. Nichtamtlicher Th eil. Paul Friedrich Trömel, Buchhändler und Theilhaber von F. A. Brockhaus' Sortiment und Antiquarium in Leipzig, so berichtet der N. Anz. f. Bi- bliogr. rc., ist nach längerem Leiden im 31. Lebensjahre am 1. Januar gestorben. Es ist noch nicht viel über ein Jahr her, daß der Verstorbene den Verlust seines, ebenfalls dem Buch- händlcrstande angchörigen jüngeren Bruders zu betrauern hatte — er schrieb mir damals am 28. Deccmber 1861: „Wie ein Schlag aus heiterem Himmel hat uns gestern, als trauriger Nachklang unserer Weihnachtsfrcuden, die betrübende Kunde ge troffen , daß unser guter Bruder in New Pork nach nur kurzem Krankenlager am 5. d. M. gestorben ist. Sie haben uns und speciell dem Geschiedenen, den Sie ja noch kurz vor seinem Weg gänge von hier in voller Lcbenssrische gesehen, immer eine so freundliche Thcilnahmc gewidmet, daß Sie uns auch bei diesem schmerzlichen Verluste Ihr Beileid nicht versagen werden. Die letzten Briefe des Bruders waren noch voll von heiterer Laune, und wir wähnten ihn fröhlich im Kreise seiner Freunde das Weih nachtsfest feiernd, während wir nun erfahren mußten, daß ihn an diesen Tagen schon die Erde deckte. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie schmerzlich wir von diesem Verluste betroffen sind. Ein Trost ist uns noch zu wissen, daß er in guter Pflege war, und von keiner Seite etwas versäumt worden ist, was sein Leben hätte retten können. Ein heftiger Anfall von Untcrlcibscntzün- dung, die ihn schon hier einmal dem Grabe nahe gebracht, hat ihn in wenigen Tagen hinweggerafft. Er selbst hat die Gefahr nicht geahnt, in der er schwebte, und sein Tod ist ein ruhiger, sanfter gewesen" — und schon jetzt ist der ältere Bruder dem jüngeren im Tode gefolgt. Es ist eine gar schöne und löbliche Sitte, den Abgeschiede nen einen Nachruf zu widmen. Eine solche Sitte ist aber da, wo cs einem Manne wie Trömcl gilt, um so gerechtfertigter, als Trömel's, wenn auch leider nur kurzes, doch wahrhaft gesegne tes Leben eines rühmenden Nacbrufcs in jeder Hinsicht würdig erscheint. Die edle Anspruchslosigkeit, ja übergroße Bescheiden heit, die Dich, verklärter Freund, im Leben zierte, würde aller dings einen solchen Nachruf nicht gut heißen; allein die Ucber- lebcnden haben gegen einen Verstorbenen andere Verpflichtungen als gegen einen Lebenden, und die Pietät gegen Dich darf mich nicht abhalten, Deiner den Lesern des Anzeigers gegenüber, dem Du immer Deine bcsondercTheilnahmc und wohlwollende Unter stützung gewährt hast, in Ehren zu gedenken. Zwar haben schon die Chefs der Buchhandlung F. A. Brockhaus, welcher Trömel von seinen Lehrjahren an bis zu seinem Tode angehört hatte, in wenigen, aber beredten Worten die Verdienste und Tugenden des Verstorbenen der Welt verkündet. Trömel's Leistungen im Ge schäfte, sagen sie, waren so ausgezeichneter Art, daß sie ihm vor mehrercnJahrcn schon die Hauptleitung eines wichtigenZwciges ihres Geschäftes, des Sortiments und Antiquariums, mit Ver trauen übergeben, und ihn selbst zum Theilhaber daran im letzt- vergangenen Jahre annehmen konnten; sic haben den Verstorbe nen nicht nur als intelligenten, gewandten und zuverlässigen Mit arbeiter, sondern überhaupt auch als einen Mann von dem edel sten Streben, vielseitiger Bildung, seltener Biederkeit und Lie benswürdigkeit des Charakters schätzen gelernt, weshalb sein An denken bei ihnen und in ihrem Geschäfte immer ein ehrenvolles und gesegnetes bleiben werde. Bei diesen Worten, Ullerdings höchst ehrender Anerkennung kann und darf ich es aber nicht be wenden lasten; ich, der ich das Glück undVergnügen gehabt habe, zu des Verstorbenen Freunden und näheren literarischen Be kannten zu gehören, fühle die Verpflichtung und das Bedürf nis meinem Gefühle von Pietät und Dankbarkeit für Trömel's treue und liebevolle Freundschaft, sowie meiner Hochachtung seiner literarischen Verdienste noch besondere Worte zu geben. Was Trömel's literarische Verdienste anlangt, so sind diese frei lich nicht, wie vielleicht der Eine und der Andere erwarten dürfte, durch zahlreiche und dickleibige Publicationcn repräscntirt, seine verdienstvollen literarischen Leistungen finde» sich vielmehr in einigen Heften und Bändchen von verhältnismäßig geringem Umfange niedergelegt. Aber diese Hefte und Bändchen stehen an Gehalt und Gediegenheit weit über so manchem umfangrei chen Werke. Zuerst und vor allen habe ich unter Trömel's lite rarischen Leistungen seiner „Schillcrbibliographie" Erwähnung zu thun, die zwar noch nicht im Drucke erschienen, aber, von Haus aus zur Veröffentlichung bei Gelegenheit der Schillerjubel- seicr 1859 bestimmt, schon ein paarmal druckfertig gewesen, und nur durch die fast übergroße Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit der Trömcl immer und immer etwaige Lücken zu ergänzen, das nicht ganz Richtige zu verbessern und alle Unebenheiten zu beseitigen unablässig bemüht war, seither von der Veröffentli chung zurückgehalten worden ist. Die Tcömel'sche „Schiller bibliographie" wird sich der von Salomon Hirzel herausgegebe nen „Goethebibliothek" würdig und durchaus ebenbürtig zur Seite stellen; wie die „Goethcbibliolhck" in Bezug auf Goethe, so wird die „Schillcrbibliographie" in Bezug auf Schiller alles dasjenige enthalten, was für die künftigen Herausgeber einer kritisch gesichteten Ausgabe unseres großen Dichters an Mate rial dazu erforderlich ist. Die Schillcrbibliographie, die der Verstorbene eine Reihe von Jahren hindurch mit besonderer Liebe und unermüdlicher Sorgfalt gepflegt hat, und selbst in den Tagen seiner Krankheit weiter zu vervollkommnen bestrebt ge wesen ist, soll und wird ein würdiges Denkmal seines verdienst lichen literarischen Wirkens sein. Nächst der „Schillerbibliogra phie" stelle ich, um der von Trömel schon vor einem Jahrzehendc vorbereiteten, aber ebenfalls noch nicht im Drucke erschienenen „Literatur des Nibelungenliedes" hier nur beiläufig zu geden ken , die 1861 ausgegebene „kibliotbegus ^morioame. Lstalozue rsisoiinö ä'uns Oollociion clo Illvro» preoioux sur I'^meriquö psrn» llspui, s, lleoouvorto jusqu'» l'sn 1700" unter den Trvmcl'schen Arbeiten mit oben an. Diese Schrift, die mit einer fast minu tiösen Genauigkeit und wirklich bewundcrnswcrther Accuratessc gearbeitet ist, hat allen Anspruch daraus, als eine Art biblio graphisches Meisterwerk zu gelten. Wie trocken und ermüdend auch Manchem das Anfertigen von Katalogen erscheinen mag, so hat cs doch Trömcl, unterstützt von reichen Fonds gediegener bibliographischer und litcrar-historischer Kenntnisse, verstanden, eine nicht nur in allen ihren Thcilen tüchtige und wahrhaft aus gezeichnete, sondern auch für jeden echten Bibliophilen höchst interessante Arbeit zu liefern, die, gleichviel ob die im Kata loge verzeichnet? prächtige Sammlung nach allen Enden der Welt hin zerstreut werden sollte, einen dauernden Werth behalten wird. Zu Trömel's bibliographischen Verdiensten rechne ich ferner die Zusammenstellung des seit 1856 bei Brockhaus unter dem Titel „Allgemeine Bibliographie" erscheinenden Verzeichnisses der wichtigeren neuen Erscheinungen der deutschen und ausländi schen Literatur. Man hat schon wiederholt Versuche gemacht, eine alle Erscheinungen der Literatur ohne Ausnahme umfassende allgemeine Bibliographie zusammenzustellen; diese Versuche sind aber auf vor der Hand noch unüberwindliche Hindernisse ge stoßen und deshalb so ziemlich resullatlos geblieben. Ist es da-
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