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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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5, 8. Januar. Nichtamtlicher Theil. 77 theilung von zwei Werken, die er aus seiner Feder demselben übergeben hat, geschlossen: Seine Abhandlung über internationale Verlagsverträge und seine Sammlung von Liedern und Gedichten aus der Zeit des französischen Krieges. Mit Einsicht und Geschmack richtete er jedes ihm anver traute Werk her, auf das sorgfältigste bedachte und bearbeitete er die Mittel der Verbreitung, und fleißig, in wirklicher Sorge diese Verbreitung zu schaffen, war er bemüht. Wenn der Er folg hinter seinen Erwartungen zurückblieb, so suchte er die Gründe zu ermitteln, auch in den gründlichsten Erwägungen mit Be freundeten, oft ohne die Lösung dieser Räthsel zu finden; trat aber ein Erfolg ein, so hatte er eine wahre Freude, die weniger dem Gewinn als dem Gelingen galt. Er war ein sicherer, solider, fleißiger Verleger. Einst beklagte er sich, daß das „so genannte" Glück mit dem goldenen Füllhorn an ihm manches Mal vorübergehe, wobei er denn aber auch wohl wußte und offen bekannte, daß der Betrieb und Verkehr im Großen und Ganzen das nach allen Seiten ihm gewähre, was er erwarten könne und was er für die Freudigkeit zur weiteren Arbeit brauche. Ich sagte, er sei nicht nur ein Buchhändler aus Beruf und Neigung für die eigensten Interessen, sondern auch ein Buch händler für den Buchhandel gewesen. Die Zeit, die ihm blieb, oft auch die Zeit, die er mit Aufopferung sich schaffen mußte, widmete er dem Gemeinwesen des Buchhandels, der Organisation desselben, der Verwaltung der Corporationen, der Herrichtung zweckmäßiger Einrichtungen und den Versuchen zur Verbesserung derselben. Er nahm nach gründlicher Vorbereitung Theil an den Berathungen über die meisten Fragen, die dem Buchhandel zur Berathung und Entscheidung Vorlagen, über die von Staat oder Reich Gutachten erfordert wurden. So war Enslin Mit glied der Heidelberger Conferenz zur Berathung eines inter nationalen Normalvertrages, einer Angelegenheit, die jetzt einer weiteren Lösung entgegengeht, tagte er in den mehrfachen Con- ferenzen über den Brockhaus'schen Antrag auf Herausgabe einer Geschichte des Buchhandels in Leipzig, Halle, Koburg, welche unter seiner Leitung stattfanden. Zum September 1878 hatte Enslin nach Weimar eine Conferenz zur Berathung buchhändlerischer Reformen berufen. Das Bedürfniß nach solchen Reformen und nach der Regelung vieler Verhältnisse des Buchhandels und seines Wesens und Ver kehrs war immer lebhafter und lauter geworden. Enslin wollte versuchen, auf dem Wege gründlicher Durcharbeitung der Fragen zu praktischen Punkten zu gelangen, die zu einer Lösung oder Aenderung der Nolhstände führen könnten. Er hatte eine Reihe von Thesen der Conferenz übergeben, die erschöpfend zusammen faßten, was zu bedenken und berathen stand, und er leitete die Berathung derselben. Diese Tage brachten keine reife Frucht, aber eine Revision der Statuten des Börsenvereins folgte ihnen, an der Enslin sich wieder in der September-Conferenz 1879 in Leipzig nach Wahl des Vorstandes betheiligte, wie er zu gleicher Zeit und später Mitglied der Berathungen über die Umgestaltung des Börsenblattes war. In allen seinen Arbeiten, Worten und Aeußerungen in diesen für uns und ihn wichtigen Dingen spiegelt sich der gerade, sichere und ruhige Verstand Enslin's, sein Streben nach dem Besten, nach dem Erreichbaren, seine Gerechtigkeit und Klugheit. Er schaffte sich durch Prüfung der Fragen ein Urtheil, stellte sich auf dasselbe und suchte nach den Zielen zu gelangen, deren Erreichung Aufgabe blieb. Seine Worte waren stets von Be deutung, meist maßgebend; nie wurden sie verkannt, stets voll gewürdigt. Enslin's Dienste und Verdienste als langjähriges Mitglied unseres Vorstandes, als Vorsitzender des Börsenvereins während zehn Jahren, als Mitglied und Arbeiter in den verschiedensten Abtheilungen unseres Gemeinwesens sind in ihrer Fülle und in ihrem Gewichte vom größten Werthe — aber seine wesentlichste Bedeutung beruhte nicht allein in diesen so nützlichen Diensten, sondern in dem Gewichte und Ansehen seiner Person und seines Charakters. Ihm war das seltene Glück verliehen, daß man an ihn glaubte, daß die Reinheit seines Willens, die Uneigennützig keit in allen seinen Thaten überall erkannt ward, weil er sich einfach gab, wie er war, offen und ehrlich sagte, was er dachte. Er besaß die Kunst, ohne Schwäche oder Nachgiebigkeit Gegen sätze auszugleichen, schwierige Verhältnisse zu klären, Partei stimmungen und -Stellungen zu lösen und zu versöhnen. Sein Wirken in der Oeffentlichkeit ruhte auf seiner Güte, auf der Selbstlosigkeit seines Wesens und auf der Sicherheit seines Ur- theils. Es war ein erfolgreiches, ein geachtetes und verehrtes. Die Corporation der Berliner Buchhändler übertrug ihm schon 1855 das mühselige Schatzamt, das er sechs Jahre führte; während fünfzehn, wenn auch nicht unmittelbar sich folgenden Jahren war er ein Mitglied des Hauptausschusses, der für die Berathung besonderer Fragen dem Vorstande zugegeben ist und von demselben consultirt wird. Mit ganz besonderem Ernste und mit großer Neigung be trieb er seine Mitgliedschaft des Literarischen Sachverständigen- Vereins. Die von ihn gearbeiteten Referate in oft schwierigen Fragen über Nachdruck waren überaus gründlich und trafen stets den entscheidenden Punkt; er scheute keine Mühe zur Klarlegung des Thatbestandes und schöpfte aus einem sicheren, festen Urtheil das Votum. Den Debatten in dem Vereine widmete er seine verständige Einsicht in das Wesen der Gesetzgebung und seine umfassende Erfahrung auf dem Gebiete des Buchhandels. Wie er für uns thätig war, so war er auch als Bürger des Staats und der Stadt eifrig an den Stellen, die er nach seinem Sinn sich gewählt hatte, thätig. Er wirkte als ein be sonders beauftragtes Mitglied eines Armen-Vereins unter manchen Beschwerlichkeiten stets barmherzig, freudig, Praktisch; er war in mannigfachen Beziehungen zu verschiedener Zeit politisch thätig und gesellte sich den Männern zu, die auf Gebieten arbeiteten, denen auch er seine Kraft und Zeit widmen wollte: so z. B. dem Gustav Adolphs-Verein, vor allem dem Central-Verein für die Pflege verwundeter Krieger. Im Jahre 1876 übertrug er seine Sortimentsgeschäfte der befreundeten Buchhandlung von Bath; von da ab konnte er sich mit größerer Ruhe den Arbeiten seines Geschäftes und seiner Aemter zuwenden. Aber neben denselben wußte er seiner Neigung zu literaturgeschichtlichen Studien und Untersuchungen Raum zu schaffen und wir haben manche Resultate derselben kennen gelernt, die neben den Arbeiten der Gelehrten von Fach mit Ehren be stehen. So die bereits genannten zwei Schriften im eigenen Verlag und so seine letzte Arbeit über die ersten Theateraufführungen des Goethe'schen Faust im Verlag der Gebrüder Pactel 1880. Im Jahre 1866 sammelten wir Beide im Buchhandel für Kriegslazarethe geeignete Bücher zur Vertheilung an die Lazarethe unserer kranken und verwundeten Soldaten. Nach Sichtung der Eingänge wurde je nach den eigentümlichen Bedürfnissen der einzelnen Lazarethe eine Auswahl der gebundenen Schriften zu einer kleinen Bibliothek zusammengestellt und abgesandt. Es war uns eine Genugtuung, daß wir helfen konnten die Tapferen er freuen, die für das Wohl und den Ruhm unseres Vaterlandes litten. Beim Ausbruch des Krieges 1870 stellte sich Enslin sofort dem Centralbureau für die im Felde verwundeten und erkrankten
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