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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1883
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18830108
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1883
- Monat1883-01
- Tag1883-01-08
- Monat1883-01
- Jahr1883
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1883
- Autor
- No.
- [6] - 78
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Krieger zur Verfügung. Er ward mit Freuden angenommen und gleich zu einem wichtigsten Posten berufen, auf welchem er die Pflege der Krieger im Felde zu organisiren und zu betreiben hatte. Diese außerordentliche Arbeit hat er mit einer Hingabe, einer Treue, Lust und Kraft, frischen Herzens und heiteren Sinnes ausgesührt, daß er unser Aller Erstaunen über seine Opferfähig keit und die allseitigste Anerkennung seiner Leistungen fand. Hier entstand auch nach und nach seine Sammlung von Gedichten und Liedern aus der Kriegszeit, die zu den werthvollsten Beiträgen zur Charakterisirung jener großen Zeit stets gezählt werden wird. Als Enslin im Herbste 1879 mit seiner Gattin das Silber fest ihrer sie beglückenden Ehe feierte, welcher nichts fehlte zu vollster Befriedigung, zu vollstem Glücke, als der so ersehnte Besitz von Kindern, da war unser Freund ein lebensfroher, kraftvoller, thätiger Mann, dem wir mit gutem Recht, wie wir glaubten, das goldene Fest zurufen konnten. Aber schon im Januar 1881 traf ihn nach manchen Leiden und Mahnungen der erste Anfall der Krankheit, die ihn lähmte und ihn am 25. Juni 1882 in das Grab riß. — Ein reiner, guter Mensch, ein trefflicher Genosse, ein treuer Freund ist uns in ihm geschieden, und unsere Klage ist eine gerechte und tiefe! In einem dem Gedächtniß Th. Ehr. Fr. Enslin's ge widmeten Nachruf (aus der Zeitschrift für Gymnasialwesen ab gedruckt im Börsenblatt 1851, Nr. 60) lesen wir: „Der nähere Verkehr mit ihm war in hohem Grade anziehend; man hatte immer den Eindruck als von einem ruhigen, klaren, unbestech lichen Verstände, und von einem durchaus gesammelten Wesen, das durch keinerlei Affect so leicht aus der Fassung zu bringen war, weshalb auch, wo es zu handeln gab, Entschiedenheit des Willens und Consequenz ihn auszeichneten und näher zum Ziele führten: Besonnenheit, Geradheit und eine ungemeine praktische Tüchtigkeit war das Hervorstechendste in seinem Charakter." Diese Worte bezeichnen, wenngleich nicht erschöpfend, auch den Sohn, unfern Freund Adolph Enslin; Gang und Arbeit seines Lebens bestätigen sie, so verschieden dasselbe von dem seines Vaters sich gestaltet hat. Nicht erschöpfend, denn wenn wir Adolph's Eigenschaften zu- sammenfaffen, so stellen wir an die erste Stelle sein redliches Herz, sein tiefes Gemüth. Enslin war ein im wahren Sinne des Wortes liebenswürdiger Mensch; er erwies Liebe und Wohl wollen und empfing beides reichlich wieder. Im elterlichen Hause war er erzogen in der Achtung und Treue für die Familie, in seinem eigenen Hause war er, wenn auch ohne das Glück, eigene Kinder zu erziehen, wahrhaft der Vater desselben. Er hat seine Eltern geehrt und geliebt, seine Geschwister in treuer Liebe ge pflegt und berathen, der trefflichen Gattin ist er der bewährte Freund ihres Herzens gewesen, geblieben, und seinen Freunden stand er in guten und bösen Tagen unentwegt zur Seite; — ich habe das reichlichst erfahren. Er erweckte und verdiente Ver trauen und seine Schreibstube hat die guten und klugen Worte gehört, mit denen er die Fragen beantwortete, welche die Sorge seiner Freunde und der vielen Vertrauenden in Bedenken, Noth und Streit ihm stellte, mit denen er Rath ertheilte und Trost zusprach. — Er gehörte zu den seltenen Freunden, zu denen man geht, wenn man eine Last auf dem Herzen hat; man ladet die Last auf die Schulter eines solchen Freundes und fühlt sich ge tröstet, daß sein Herz sie mitträgt; zu den Freunden, denen man vertrauensvoll klagt, damit man einen Vertrauten des Leides habe. Seinen Rath durfte man befolgen, denn er besaß die größte Klugheit: in der Schlichtheit und Noblesse seiner Gedanken nur das Gute und Gerechte anzurathen. Die tiefen Fragen des Daseins verarbeitete unser Freund in verschwiegenem Gemüthe, aber sie belasteten dasselbe nicht; er erkämpfte sich eine Ruhe und Heiterkeit, deren harmonische Wirkung wir dankbar empfanden. Mit wahrem Interesse strebte er, die Erscheinungen auf ver schiedensten Gebieten der Wissenschaft und des Lebens zu ver folgen, und er gewann damit den Ueberblick, dessen seine Teil nahme an dem Fortschritt bedurfte. Im Umgang und Verkehr liebte Enslin eine heitere Be quemlichkeit überall, wo er Verständniß für sich uud seine Art erkannte; er war ein geselliger Mensch, er konnte die Gesellig keit nicht entbehren; er wollte in ihr Anregung empfangen, Ge danken austauschen, einen Gewinn davontragen. Vielen Kreisen war er der belebende Mittelpunkt. Gern pflegte er seine Be lesenheit und Beschäftigung mit den Dichtwerken der deutschen Literatur zum Stoff, manchmal sogar zum ausschließlichen, des Gespräches zu machen. Die Gabe des Gedächtnisses hat er be sonders ausgebildet und war mit demselben stets bereit, seine Behauptungen, seine Kritik zu begründen. Fern von jeder Affec- tation nahte er sich wohlwollend den Frauen und er erweckte ihre Sympathie und ihr Vertrauen. Die Kinder hatte er sehr lieb; sie fühlten das. Erschien er, so eilten sie zu ihm und reichten ihm die Hand. Er war überall ein willkommener Genosse, der Kreis seiner näheren Freunde fühlte eine Oede, wenn er fehlte. Das freundlichste Talent war unserm Freunde verliehen, mit anspruchsloser, geholt- und empfindungsvoller Dichtung den Aus druck seiner Theilnahme an den Fest- und Ehrentagen seiner Freunde zu schmücken. Zu dem Winterfeste der Berliner Buch händler mußte er das Beste an Arbeit und guter Laune liefern, und wir halten die kleinen dramatischen Dichtungen, in denen er poetisches Vermögen, Können und Wissen nicht dilettantisch bewies, in bester Erinnerung. Jener Nachruf an Theodor Enslin sagt, daß, wenn auch bei Theodor Verstandesklarheit das Vorherrschende gewesen, doch besonders in der freieren Geselligkeit die an ihm haften gebliebene süddeutsche Lebendigkeit und Gemüthswärme immer auch zum Worte gekommen sei und die Unterhaltung mit ihm außerordent lich angeregt und angenehm gemacht habe. Diese Lebendigkeit und Gemüthswärme aus einem sanfteren nnd wärmeren Lande hat der Sohn von dem Vater geerbt. Die Beschäftigung niit der deutschen Literatur und ihrer Geschichte hat Enslin anhaltend betrieben. Er kannte die Werke der schönwissenschaftlichen Literatur namentlich von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, vor allem Goethe auf das beste, ja zum Theil so im Einzelnen, daß der Wortlaut der hervorragen den ihm besonders bedeutenden Theile ihm eingeprägt blieb. Dieses Wissen verwerthete er. Er theilte es mit und bei seinen mannigfachen Arbeiten legte er es zu Grunde. Seine Belesen heit war erstaunlich in ihrem Umfange und in der Zuverlässig keit, mit der sie ihm zu Ernst und Scherz das ergiebigste Material lieferte. Von Jugend auf hatte er den Besuch des Theaters fast als eine Nothwendigkeit erkannt, der er sich gern überließ. Er konnte sich nicht an dem Genüsse ersättigen, den ihm die Dar stellung der begeisternden Schöpfungen der Dichterheroen gewährte; mit feinstem Verständniß verfolgte er das Dichtwerk in seinem Aufbau und seiner Entwickelung, erkannte er die eigenthümliche Auffassung der Darsteller. Die Musik, die er nicht selbst aus übte, liebte er leidenschaftlich und er gab sich dem Strom der Empfindungen, die sie in ihm erweckte, voll mit bewegter Seele hin. Die Werke der bildenden Künste lernte Enslin kennen. Sein feiner Geschmack führte ihn sicher zu dem Besten und Harmonischen;
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