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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1920
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X; 294, 29, Dezember 1929, den hat. Dieses dokumentarisch« Ergebnis einer Kullurannähe- rung ist mit einer Tinte geschrieben, die für die nächste, uns wich tigste Zukunft politisch leuchtender bleibt, als die der Pläne für kulturell-polilische Annäherung, Wenn es aber jemand darum zu tun sein sollte, über die politische Richtigkeit geistiger Politik eine deutsche Äußerung zu vernehmen, so sei es erlaubt, «in noch überaus gültiges Wort von Bismarck anzuführen, der mit aktuel ler Genauigkeit zum Ausdruck bringt, daß — und aus welchem mit wesentlichsten Grunde — de» literarischen und rhetorischen Meinungen und Bestrebungen keinerlei politische Wirkung eiu- geräumt werden kann. In den Gedanken und Erinnerungen heißt es: »Die geistige Potenz der oberen Zehntausend in der Presse und auf der Tribüne ist von einer zu großen Mannigfal tigkeit sich kreuzender Bestrebungen und Kräfte getragen und ge leitet, als daß die Regierungen aus ihr die Richtschnur für ihr Verhalten entnehmen könnten, solange nicht die Evan gelien der Redner und Schriftsteller vermöge des Glaubens, den sie bei den Massen finden, die materiellen Kräfte, die sich Hart im Raume stoßen, zurVerfüguughaben«, Laßt uns um uns schauen, ob diese materiellen Kräfte bei uns, oder gar bei anderen Völkern schon wirklich so bedeutend geworden sind, sich der Jdeenmacht geistiger Zukunftvorweg- nehmer schon so unterworfen haben, daß aus deren Erfolg die vis Major gereift wäre, mit der dann die Politik — nach Bismarck — zu rechnen hätte! Es ist heutigen Tages nichts dazu zu sagen, die Tatsachen überschreien uns, — Soviel — weniger als es fein könnte! — über die politische Folge und Bedeutung einer Vergeistigung politischer Zwecke und Methoden, bei der das Buchwesen aktiv und passiv beteiligt wäre. Es bleibe an dieser Stelle die Frage unerörtert, ob und in wieweit die Kulturstellung und die Kulturbestrebungen eines Volkes überhaupt mit der Politischen Verfassung und Lage seines Staates verkoppelbar sind. Es kann hier auch nicht untersucht werden, welche binnen- nationalen Folgen sich von einer solchen Verknüpfung poli tischer und kultureller Willens- und Talkreise ergeben könnten. Für die heutigen Zustände erschiene mir der letztere Punkt besonders bedeutsam. Gegenüber der Frage, ob zwischen außenpolitischen Zwecken und Methoden und der Auslandverbreitung deutscher kulturell- literarischer Kräfte und Güter ein Zusammenhang besteht, habe ich mir die — verneinend« — Antwort schon vorweggenommen in meinem in den »Grenzboten« 1919 <Nr, 40) erschienenen Auf sätze »Export geistiger Arbeit--, Ich habe heut« aus ihm diese paar Sätze betonend wiedergegeben: »Wir haben uns nicht vorzudrängcn zu politische» Ausgaben, aus deren geistige Lösung keine kurzfristige phantastische Hoffnung ange bracht ist , , . Jede politische Absicht schaltet bei der Ausfuhr gei stiger Arbeit aus. Nur dann kann diese geistig wirksam, wirtschaft lich nützlich werden. Diese Notwendigkeit schließt aus, daß sich der Staat ihrer als Mittel bediene, oder daß sie vom Staat als solchem bewußte Vorschubtetstung erfahre. Dessen Anteil an der Aufgabe, an der Arbeit und an dein Erfolg« ergibt sich aus seiner allgemeinen Pflicht, das geistige Leben der Ration zu hüten und zu stärken, die wirtschaftlichen Kräfte zu beschützen, zu stützen und zu entwickeln. Daraus folgt, daß der Staat nichts mit der Organisation einer Ausfuhr geistiger Arbeit zu tun hat. Selbstverständlich ist daniit nicht gesagt, daß der Staat der Ausfuhr geistiger Arbeit nicht jede tunliche Erleichterung bieten soll: »der nur die Trennung politi scher Propaganda irnd geistiger Expansion gibt der letzteren die nötige Unbefangenheit und Gradheit, mit der sie im Ausland in Erschei nung treten soll , . ,« Im Anschluß an diese Warnungen habe ich die Stellung und die Aufgabe, die Möglichkeiten und Hoffnungen der geistig be rufenen und fachlich auserwählien Kreise und Einrichtungen, der deutschen Schriftstellerschaft und des deutschen Buchhandels, knapp dargestellt, und darin ist meine von der des Herrn vr. Hucb« ner sehr verschiedene Auffassung von der Wirkung rmbehördlichcr, unbeamleter kulturell-literarischer Expansivbetätigung scharf ge- Iö44 kennzeichnet. Während er es nicht für wünschenswert, oder doch nicht für genügend national erfolgreich hält, wenn -außerhalb des bestehenden offiziellen Vertreterapparats wohlgemeinte, aber zusammenhanglose Geistesfäden zu anderen Völkern hingespon nen werden» — wobei er Sonderinteressen wittert —.kann ich kaum entschieden genug hervorheben, daß die Kuliurkreise eines Vol kes Expansivbestrebungen um so erfolgreicher betreiben können, je unabhängiger sie von den politischen, mehr trennenden als ver bindenden Verhältnissen zu arbeiten vermögen. Man kann heut zutage unmöglich die Arbeit des expansiven Buchhandels mit diplomatischen Wirkungen multiplizieren; man kann es besonders nicht, wenn die letzteren sich im Zustande der Schwäche, ja selbst einer gewissen internationalen Hörigkeit befinden. Wäre gegen wärtig unsere kulturelle Entfaltung mit unserem politischen Or ganismus verknüpft, so wäre sie mit diesem gefesselt. Dagegen kann heutzutage der nicht außenpolitisch engagierte Buchhandel beträchtliche Auslandswirknngcn vollbringen, weil er fem von politischen Bindungen und Trennungen rein kulturelle, kulturell allgemein gültige Interessen wahrmmml, deren Förderung frei lich — gerade in dieser Unabhängigkeit — Stützung und Geltend machung deutscher nationaler Werte und Kräfte bedeutet, also auch — mittelbar — politisch befruchtend werden kann. Eine starke, rege Exportbuchhandlung erzielt für bas Deutschtum größeren kulturellen (politisch keimhaften) Nutzeffekt, als ein ganzes Sti ftern der Literaturdiplomalie, das zudem erst geschaffen werden müßte, während es doch gerade jetzt auf ungesäumte, rasche Aus landsarbeit ankommt. Zu dieser Lösung erst einen neuen Be amtenapparat aufbauen zu wollen, der mit seinen geistigen Ten denzen im internationalen politischen Organismus isoliert da stände und jeder Beziehung zu den fremden Völkern eben noch solange entbehrte, als er auf diese und auf deren politische In stanzen nicht politischen Einfluß gewonnen hätte, — das komm! mir so vor, als ob Deutschland «ine Telcgraphentechnlk einsühren möchte, für die nirgends !m Auslande Aufnahmeantennen be ständen, aber die überall mit stärkeren, eben politischen, Energien durchkreuzt werden könnte. Sie vermöchte nur Verwirrung zu stiften und würde gerade dadurch erprobte, wirksame Leitungs wege schädigen, unter Umständen sogar zerstören. Für die Aus sichtslosigkeit, ja Gefährlichkeit offiziell politischer Kulturpropa ganda hat sich gerade in den letzten Monaten ein warnendes Beispiel in Chile ereignet, wo ein (freilich, einstweilen nur halb-) amtliches (und halbjournalistisches) Agententum es fast fertig brachte, die regen Kulturbcziehungen und -Sympathien zu stören und zu dämpfen, die gerade durch den deutschen Buchexport dort hin nach langen Trennungsjahren wieder Nahrung und Steige rung erfahren hatten. Hierin gipfelt das ungemein aktuelle Interesse, das der deut sche Buchhandel den Tendenzen einer Diplomatisierung deutscher Kulturexpansion zuzuwenden hat, daß auch die gediegenen, edlen Kulturbestrebungen in politische Gaukeleien verzerrt würden. Etwas anderes als solche kann gerade im gegenwärtigen Zeit punkte nicht herauskommen, wenn sich diplomatische Ohnmacht und Unfähigkeit kulturell aufplustern möchte. Ich bezweifle nicht, daß die Huebnerschen Ideen über eine solche Entwicklung hinausreichen, hinauszielen, aber von ihrer Zukunftsspitze müssen wir den Blick auf die Basis der Gegenwart zurllckholen. Der Beifall, den wir seinen wohlbedachten Vor schlägen zu zollen haben, gilt nicht dem Höhenflug, sondern dem Niederschlag, den die bedeutsamen Anregungen in unserer Zeit finden sollten. Wir werten nicht die Kraft, die ins noch Uferlose strebt, sondern den Geist, der den vorhandenen, gegebenen, den zeitlich bedingten Kräften unserer Außenpolitik nutzbar gemacht werden soll. In dieser müssen die Huebnerschen Ideen nicht als Muskel, sondern als Nerv in Erscheinung treten; als ein Nerv, der den aktiven Kräften unserer Kulturexpansion Hcllsicht, Tief sicht vermittelt, Erkenntnis erschließt, Bahn leuchtet und sie vor Hemmungen, Gefahren behütet. Die Diplomatie soll nicht Poli tische Kraft, die sie nicht einmal übermäßig hat, kulturell aus prägen wollen, noch umgekehrt, sondern sie soll den kulturellen Kräften vor allem politisch die Wege freimachen und di« ihnen bisher gerade ihretwegen entgegenstehenden politischen Wider-
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