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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1887
- Sprache
- Deutsch
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840 Nichtamtlicher Teil. 36, 14. Februar 1887. Der Verleger will in vielen Fällen die volle Übersicht über das Verbleiben seiner Verlagskinder behalten und behauptet, sie durch Vereinssortimcnte zu verlieren, er fürchtet, nach und nach seine Kenntnis der thcitigen Sortimenter einznbüßen, und gerät ans die Idee des direkten Verkehrs mit dem Publikum. Das; das Publikum durch Zusendungen der Verleger ebenso inkommo diert und abgestumpft wird, wie durch diejenigen der Sorti menter, sollte sich der Betreffende wohl überlegen. Im Anfang geht es ganz gut, bald aber tritt die Ermüdung ein, und der Verleger erhält dieselben Grobheiten, die der Sortimenter sich gefallen lassen muß. Endlich sieht sich der Verleger in seiner Kalkulation durch die Partiebezügc beeinträchtigt, weil er für einen Teil seiner Auflage den gewöhnlichen Rabatt von 25°/g statt des Freiexemplar- und Barrabatts zu gewähren pflegt. Als Leiter eines mittelgroßen Sortiments spreche ich aus Erfahrung, wenn ich behaupte, daß die Verleger ihre guten und thcitigen Helfer vom Sortiment jetzt nach drei Jahren noch eben so gut kennen wie vorher. Daß das Sortiment vielerorts er schlafft, ist Thatsache, rührt aber nicht von dem bequemen Bezug vom Vereinssortimeut her. Die große Konkurrenz, die Über produktion (daß der Sortimenter innerhalb eines Jahres sich für drei, vier Konkurrenzwerke ins Geschirr werfen soll), die un genügende Ausbildung und die dieser entspringende Gleichgiltig keit des Personals und zum großen Teil eine nicht zu vertilgende Bequemlichkeit sind viel wichtigere Faktoren, wenn cs die Gründe aufsuchen heißt, warum der oder jener schöne Verlagsartikel kein ersprießliches Resultat ergeben hat. Auf welche Weise ein Buch zum Standardartikel wird, kann dem Verleger gleichgiltig sein, wenn er es nur wird und damit ans das stehende Lager des Bereinssortiments gelangt! Daß die Faulenzer hinterher davon profitieren, ist im Laufe der Welt begründet. Ein thätiger Sortimenter weiß seine Ver leger warm zu erhalten und wird nicht von ihnen vergessen. Werke, für welche er Absatz hat, verlangt er und erreicht bei vorsichtiger Auswahl Resultate, für welche er beim Verleger iu den meisten Fällen Anerkennung findet. (Es giebt auch Aus nahmen!) Solange er also seine Wahlzettel sorgfältig prüft und sein Börsenblatt gehörig durchstudicrt, wird er bei seinem Ver langen in den meisten Fällen den Verleger entgegenkommend finden, wenn er auch für einen oder den anderen Artikel später zum Vereinssortimeut übergeht. In unserem Geschäft ist es be ständig so gegangen und wir haben keinen Freund unter den Verlegern deshalb eingebüßt. Die in zweiter Linie erwähnten Extrarücksichten für. Extra bemühungen sind »ns mit wenig Ausnahmen wie früher zu teil geworden, wären aber auch vou keinem Belange, wenn sie ver loren gingen. Der Saldo wird allerdings etwas schmaler, der Verleger weiß aber warum, wenn die Barbezügc des Bereinssortiments den Ausfall decken. Und nun zum Schluß die Frage: Treten nicht ganz die selben Folgen beim Bezug von Volckmar, Koch L Co., Friese L Lang ein? Die Klagen der Verleger kommen meist daher, daß sie die Resultate der Vereinssortimcnte zu gering finden, und datieren diesen ungünstigen Erfolg von einem Mangel an Verwendung von seiten des Vereinssortiments, ohne zu bedenken, daß das Vcreinssortiment nichts weiter thun kann, als aus Novacirkn- laren und Börsenblatt passende Artikel auszulesen und cirkulariter zum Partiebczug cinzuladcu. Diese Manipulation hat nur halb gute Resultate geliefert, und selbst eine im November 1885 vom Vereinssortimente iu Olten arrangierte, mit vielen Kosten ver bundene Ausstellung von Neujahrsneuigkeitcn hat das Geschäft nicht wesentlich gefördert. Man werfe dafür den Stein nicht auf das Vereinssortiment, es hat sein Möglichstes gethan; ja man hat nicht einmal recht, wenn man den Sortimenter des Mangels an Unternehmungslust beschuldigt. Wer es erlebt hat, wie sich in den Jahren 1868 — 1875 der Durchschuittsaufwaud für ein litterarisches oder künstlerisches Ncnjahrsgescheuk für wohlhabende Leute zwischen 50 Fr. und 100 Fr. hielt und auch die Über schreitung letzterer Summe nichts Abschreckendes hatte, und sieht, wie dieser Durchschnittspreis seit den letzten zehn Jahren ans 80 Fr., 60 Fr., 40 Fr. und noch tiefer hcrabjank iu zunehmen dem Reduktionsverhältnisse zu den -Ü/z, 4'/.,, 4, 3"/,, 3!4°/„igcn Zinsen der Staatspapicre, der sieht sich seine schön gebundenen Ladenhüter zweimal und dreimal an, ehe er sie vermehrt. In folge dieser Verhältnisse hat mancher Verleger nicht die gehofften Erfolge gehabt; wohl aber läßt sich behaupte», daß diejenigen Artikel, welche sich durch die Thätigkeit der Sortimenter und durch die Gunst des Publikums (fiudsut. mm. lato. libolli) zum Lagcrartikcl cmporzuschwingcn wußten, durch das Vcrcinssorti- mcnt ganz wesentlich unterstützt wurden. Sie stehen nicht in Masse auf den Sortimentslagern, sie stehen aber da und sind bei Nachfrage in allen gutversorgtcn Sortimentshandlnngcn zu finden und, wenn sie heute verkauft werden, flehen sie morgen wieder frisch da.*) Und nun für die Verleger in betreff der übrigen Punkte die gleiche Frage wie an die Sortimenter: Treten nicht ganz dieselben Verhältnisse ein beim Bezug von Volckmar, Koch L Co., Friese L Lang? — Unter Nr. 2 unserer Hauptbcstrebungen führten wir die Errichtung von Kommissionslagern auf. Auch diese Hoffnung ist nur mit Ausnahmen durch Erfolg gekrönt worden. Es hat sich gezeigt, daß massenhafte ä condition-Lieferung und Konimissions lager sich nicht mit einander vertragen. Die Tendenz, das Ka pital nur für Artikel, die vom Verleger nicht ä condition zu erhalten sind, anzugreifen, ist im Buchhandel zu tief eingewurzelt, als daß für einen Mehrgewinn von 8—10 ein fester Bezug gewagt würde. Gut rentiert hat sich das Kommissionslagcr in denjenigen Fällen, wo der Verleger für das Lager ein Exemplar ü condition giebt, Mehrbedarf nur fest. In solchen Fällen wird der Mehrbedarf vom Vereinssortimcnte bezogen als schneller er hältlich, wenn auch nicht immer billiger. Es ist vielleicht hier der Platz, von der Taktik einiger Ver leger zu reden, welche behaupten, daß sie durch L condition- Versorgung einzelner bevorzugter Sortimente das Vcrcins- sortiment entbehrlich machten. Wir sind überzeugt, daß die Praxis die betreffenden Herren Verleger von dieser Meinung zurückbringcn wird. In erster Linie will der Sortimenter seine festen Artikel absetzcn, ü condition-Artikel stehen im zweiten Glied. Dem verständigen Sortimenter liegt aber garnichts daran, von Artikeln, deren Absatz ungewiß ist, 10 Exemplare auf Lager zu haben .(selbst in großen Sortimenten könnte hierzu der Platz fehlen), um zur Ostermcsse vielleicht 2 Exemplare zu bezahlen, 6 zu remittieren und 2 zu disponiere». Hat er von Anfang an nur 1 Explr. ü cond., das er im Verkaufsfalle morgen vom Vereinssortiment aus ersetzen kann, und der Ver leger gestattet ihm, dieses Exemplar zur Ostermesse zu dispo nieren, so ist dem Sortimenter und dem Verleger besser gedient. Besonders der Verleger kann — in Berücksichtigung oben erwähnter falscher Voraussetzung — das Gleiche bei der fünffachen Anzahl von Sortimentern zur Ausführung bringen und hat obendrein die Sicherheit, im Vcreins-Sortiments-Katalog seine Artikel aus genommen zu sehen. Nur auf diese Weise ist es ihm möglich, seine Auflagen auf ein annehmbares Minimum zu reduzieren. Es folgen die Journalbezüge, welche sich zum größeren Teil ebenfalls als illusorisch erwiesen haben. Die Verleger wollen nicht jedem einzelnen die Vorteile großer Bezüge gönnen und stellen Skalen auf, die für den kleinen Sortimenter, der Spesen und Arbeit iu Berücksichtigung zieht, die indirekte Auf- *> Es ist eine falsche Voraussetzung, daß ein Knude, wenn er ein bestimmtes Buch kaufen will und es nicht bei seinem gewöhnlichen Bnch- bändler findet, zu einem anderen geht. Er kaust sehr häufig statt eines Buches etwas anderes, besonders derjenige, der aus Rechnung kaust.
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