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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1887-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1887
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 3447 153, 6. Juli 1887. stadt die Lehrzeit bestanden, in Mannheini und Stuttgart zu und etablierte sich, erst sieben Jahre dem Buchhandel angchörend, 1873 durch die Erwerbung von M. Fiala's Buchhandlung in Bern. Kaeser hatte die sieben Jahre gut genutzt; die erworbenen Kennt nisse und ein rastloser Fleiß zeitigten ihre Früchte, und der auch im bürgerlichen Leben als treuer und biederer Mensch geschätzte Kollege durfte sich ihrer bald, leider aber nicht lange, erfreuen. Unser langjähriges Mitglied, Herr Wilhelm Hanemann in Rastatt, durch seine früher regelmäßigen Besuche unserer Ver sammlung gar manchem von Ihnen in freundlichster Erinnerung, wurde am 3. Juli 1886 im Alter von 68 Jahren von mehrmonat lichen Leiden durch den Tod erlöst. Ursprünglich vom Wunsche beseelt, die theologische Laufbahn zu beschreiten, sah er sich durch ungünstige Verhältnisse genötigt, sich einem andern Beruf zu widmen. Nachdem er einmal den Buch handel gewählt, gab er sich seiner Ausgabe mit vollem Eifer und der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit hin. Zu Ostern 1833 trat er bei Gerstenberg in Hildesheini als Lehrling, 6>/2 Jahre später als Gehilfe bei Kollmann in Augsburg ein. Nach Ifch Jahren verließ er, zugleich mit sechs Kollegen, diese nicht ganz dornenlose Stellung, um bei Herrn Knittel, in Firma Braun'sche Hosbnchhandlung in Karlsruhe zu arbeiten. Bald wurde ihm die Filiale in Rastatt übertragen, und 1843 war er, dank seiner Tüchtigkeit und Spar samkeit, Besitzer dieses Geschäftes, womit er sich und seiner Familie eine sorgenfreie Existenz zu schaffen wußte. — Hanemann war ein Ehrenmann in des Wortes voller Bedeutung und wußte sich trotz der Anstrengungen des Berufs die Zeit abzuringen, auch dem öffentlichen Wohl in uneigennütziger Weise seine Kraft zu widmen und dabei noch die Pflichten eines liebenden Familienoberhauptes in vollem Maße zu erfüllen. Lukas Schickhardt, der unserem Vereine so lange als Mitglied angehörte, bis er zum Verkauf seines Verlagsgeschäfts »Schickhardt L Ebner« durch seine schweren körperlichen Leiden genötigt war, erlag diesen am Sylvesterabend des vorigen Jahres. Auch er ist den meisten von uns bekannt, und zwar als liebenswürdiger, gescheidter und kenntnisreicher Mann, den Nächst stehenden als ein warmsühlender treuer Freund. Gestattete es ihm seine Bescheidenheit nicht, im öffentlichen buchhändlerischen, oder gar im öffentlichen Leben überhaupt eine Rolle zu spielen, so war nichtsdestoweniger sein Urteil in Fachfragen geschätzt, und um so intensiver lebte und wirkte er hier in seinem eigenen Geschäft, dort im Kreise seiner Familie. Seine Schöpfungen als Verleger zeich neten sich durch vorzüglichen Geschmack aus und trugen den Stempel des liebevollen eigenen Schaffens an sich. In den Stuttgarter wie in den weiteren Kollegenkreisen wird Lukas Schickhardt lange und schmerzlich vermißt werden. Am 8. Februar d. I verstarb die Besitzerin einer hiesigen angesehenen Buchdruckerei und eines namentlich der Herausgabe von Kalendern und Volksschullitteratur sich widmenden Verlags geschäfts, Frau Rupfer Witwe, und 3 Monate darauf der letzte in der schmerzlichen Reihe, Herr Kollege Iwan von Tschudi, Be sitzer der Scheitlin L Zollikoferschen Buchhandlung, Verlag und Sortiment in St. Gallen, ein Mann von seltener Arbeitskraft und eine Zierde unseres Standes. Eine sorgfältige Erziehung entwickelte die vorhandenen treff lichen Anlagen des jungen Tschudi, mit denen sich ein für das Gute und Schöne warm schlagendes Herz verband, zu frühzeitiger Blüte. Er hatte sich ursprünglich für den kaufmännischen Beruf ent schieden; sein strebsamer Geist führte ihn aber zunächst zur Erwei terung seiner Studien, die vor allem der Chemie und der Zeichen kunst gewidmet waren. Nach längerem Aufenthalt in Petersburg ergänzte er sein Wissen durch eine zehumonatliche Reise durch Europa. In die Schweiz zürückgekehrt, übernahm er mit seinem Schwager Zollikoser die Verlagsfirma Scheitlin L Zollikofer nebst Buchdruckerei in St. Gallen. Seit 1868, wo er sich von seinem Teilhaber trennte und aus der Buchdruckerci austrat, gehörte seine volle Ar beitskraft dem Sortiments- und Kuusthandel, sowie der Herausgabe seines soeben in 29. Auflage erschienenen »Turist in der Schweiz«. Er ist somit einer der Kollege», welche sich auch als Selbstschöpfcr gediegener, in ihrer Art geradezu mustergiltiger Verlagsartikel einen ersten Rang zu erwerben wußten. Welch unermüdlicher Fleiß zur Durchführung solcher Doppelarbeit gehört, das, meine Herren vom Verlag, wissen Sie, die Sie ja doch auch mit manchem Ihrer Verlagsartikel mehr oder weniger verwachsen sind, und Sie, meine Herren vom Sortiment, die Sie die Lasten unseres Vcrufes zur Genüge kennen, vollauf zu schätzen! Tschudi war ei» im wahren Sinne des Wortes Achtung gebietender und zugleich liebens würdiger Charakter und besaß eine feine Geistes- und Gemüts bildung, die ihm, — obwohl ihn Neigung und Streben, die seine Zeit vollständig ausfüllten und nach anderer Seite gerichtet waren, vom öffentlichen und politischen Leben ferne hielten, — einen seltenen Freundeskreis bedeutender Männer verschafften. Dieser und der Kollegenkreis sehen den tüchtigen Mann mit Wehmut scheiden. Meine Herren! Lassen Sie uns das Andenken dieser wackeren Kollegen durch Erheben von den Sitzen ehren. (Sämtliche Mitglieder erheben sich.) Gestatten Sie mir nun, meine Herren, Ihre Blicke aus Er freuliches zu lenken. Vor allem haben wir des Jubiläums der Firma Ferdinand Enke, eines Hauses, das im Buchhandel und in der Wissenschaft lichen Welt mit gleich hoher Achtung genannt wird, zu gedenken. Das Fest des fünfzigjährigen Bestehens erhielt seinen Ausdruck durch die Herausgabe eines in jeder Beziehung musterhaft aus gestatteten Kataloges, der schon an sich ein glänzendes Zeugnis der nach sorgfältig und konsequent durchgeführtem Plan entfalteten Verlagsthätigkeit der Firma ist. Die dem Texte vorangeschickte Arbeit, eine Geschichte der von Enke in erster Reihe kultivierten Wissenschaften, der Heil-, Natur- und Rechtskunde, bildet selbst schon eine Bereicherung der Wissenschaft. Möge das Geschäft unter der intelligenten und thatkräftigen Leitung seines Chefs abermals fünfzig Jahre blühen und gedeihen! Sodann habe ich einige ehrende Auszeichnungen zu registrieren, deren sich Mitglieder unseres Vereins zu erfreuen hatten: Herrn Karl Winter in Heidelberg wurde im Oktober 1885 das badische Ritterkreuz l. Klasse vom Zähringer Löwen, Herrn Emil Hänsel- ma nn hier imJanuar 1887 die württembergische goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Die im Geschäftsjahr 1886,87 eingelaufenen 26 Schreiben beziehen sich fast ausnahmslos entweder auf die nunmehr längst überholten Wahlvorschläge verschiedener Vereine zu der General versammlung des Börsenvereins oder auf die Bewegung gegen das Rabattgeben ans Publikum. Daß wir dieser Bewegung nicht kalten Herzens gegenübcr- stehen, haben die Verhandlungen in diesem Saale schon mehrfach bewiesen; aber ebenso bestimmt wurde auch anerkannt, daß der Süddeutsche Buchhändlerverein als solcher in diese Dinge nicht direkt einzugreisen habe, und angesichts der nunmehr vom Börsen verein selbst und der von allen berufenen Seiten entwickelten Thätigkeit halte ich es für zwecklos, uns mit dieser für den Verein zunächst »akademischen« Frage zu beschäftigen. Dagegen dürfte uns ein Einlauf anderen Inhalts Gelegenheit geben, von Vereins wegen eine kleine Demonstration zu machen, und ich werde mir im Verlauf der Verhandlung gestatten, darauf zurückzukommen. Sollte indessen die geehrte Versammlung die Einzelauf führung, Inhaltsübersicht oder Verlesung der vorerwähnten Ein läufe wünschen, so bin ich hierzu gerne bereit und bitte um Ihre gefällige Äußerung. (Es wird hieraus verzichtet.) Was den Gang der Geschäfte in unserem Wirkungskreis im abgelaufenen Jahr betrifft, so ist es unmöglich, bestimmte Behaup tungen aufzustellen, da statistische Unterlagen hierzu fehlen und bei der jetzigen Organisation des Buchhandels wohl schwerlich jemals zu beschaffen sein werden; denn es liegt auf der Hand, daß z. B, 472*
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