Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1887
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- 1887-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1887
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- Deutsch
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3448 Nichtamtlicher Teil. 153, 6. Juli 1887. der von Güterexpeditionen nach dem Gewicht registrierte Bücherver sand nicht nur keinerlei Maßstab für die in Betracht kommenden Werte, sondern auch nicht einmal einen Anhaltspunkt für den Um fang des wirklichen zu stände gekommenen Geschäfts abgiebt; ent halten ja doch unsere Ballen gewichtsschwere aber billige Journale mit leichten aber teuren Büchern, ä condition- mit festen Sendungen, Antiqnaria mit Novitäten — und das alles wieder mit Krebsen in sehr gemischter Gesellschaft. In der einen Beziehung höchstens bietet die Vergleichung des Bücher versands ab Stuttgart im Jahre l886 mit früheren Jahren einiges Interesse dar, als allenfalls daraus auf die Zu- oder Abnahme der Produktion geschlossen werden könnte, und in dieser Hinsicht kon statiert der Jahresbericht der hiesigen Handelskammer, daß der Versand im Jahr 1886 einige Hundert Doppelzentner weniger als 1885 betragen hat und somit auf den Stand von 1884 zurück- gegangen ist. Ebenso ist der Export nach Amerika infolge der jetzt dort herrschenden schlechten Erwerbsverhältnisse, der Einfuhr beschränkungen und der mangelhaften Nachdrucksgesetzgebnng er heblich gesunken. Geradezu vernichtend haben sich für die Ausfuhr nach Ruß land die ungeheuerlichen Zollerhöhungen erwiesen, und auch Österreich gegenüber wird der Widerstand des deutschen Verlags- bnchhandels gegen die schon eingeführten oder vorgeschlagenen Zoll- und Steinpelbelastungen gelegentlich der Erneuerung des deutsch-österreichischen Handelsvertrags eine Frage von eminenter Bedeutung sein. Die Ereignisse im deutschen Buchhandel sind Ihnen alle aus den Verhandlungen in der Generalversammlung des Börsenvereins oder ans dem Börsenblatt hinlänglich bekannt und ich will Sie mit einer Aufzählung derselben nicht bemühen; vielleicht darf ich aber erwähnen, daß die vom Börsenverein erwähnte Berner Litteraturschutzkonvention zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Haiti, der Schweiz, Spanien und Tunis inzwischen — am 17. Mai — seitens des deutschen Reichs tages in ihren einzelnen Teilen ohne Widerspruch genehmigt worden ist. Die gemeinsamen Interessen des süddeutschen Buchhandels fallen wie in den zuletzt erwähnten, so in den meisten Angelegen heiten mit denen des großen deutschen Buchhandels zusammen, und wenn als der Zweck unseres Vereins in dem ersten Paragraphen seiner Satzungen die Pflege jener speziellen Interessen bezeichnet ist, so könnte die Bedürfnisfrage unserer Korporation in Zweifel gesetzt werden; aber, meine Herren, der Buchhandel und speziell der süddeutsche, hat seine Aufgaben von jeher von der ideellen Seite aufgefaßt und es ist nicht zu leugnen, daß denn doch ein gewisser gemeinsamer Zug dem Buchhandel in Süddeutschlaud eigen ist. In mancher Frage, die heute auf der Tagesordnung steht, von der aber vor Jahren wenige glaubten, daß sie auf die Tages ordnung kommen und praktisch werden könnten, ist der süddeutsche Buchhandel vorangegangen, und einer seiner Angehörigen, der mehrere Jahre den Vorsitz hier führte, hat cs durchgesetzt, daß diese Theorieen nunmehr in die Praxis übersetzt werden sollen. Es ist in der That der Geist des süddeutschen Buchhandels, der unseren verehrten Börsenvereinsvorsitzeuden Adolf Kröner ge leitet hat, als er mit seinen epochemachenden Vorschlägen zur Reorganisation des Börsenvereins den Anstoß gegeben, und es ziemt sich wohl, auch an dieser Stelle anerkennend des Mannes zu gedenken, den wir einen der Unfern nennen. Wenn auch der Verein an sich auf ein Verdienst in dieser Richtung keinerlei Anspruch zu erheben in der Lage ist, so hat doch der Verkehr in ihm und die alljährlich wiederkehrende Berührung der süddeutschen Kollegen unter einander einen Ton geschaffen, der mit allem, was der Erhaltung eines soliden Buchhandels, der Ab schaffung von Mißbräuchen, der Erkenntnis der Interessengemein schaft zwischen Verlags- und Sortimentsbuchhandel und der Auf rechterhaltung guter und angenehmer Beziehungen zwischen beiden förderlich ist, in harmonischem Einklang steht. Das, meine Herren, ist noch nicht überall im deutschen Buchhandel so, und wenn auch alle Hoffnung vorhanden ist, daß der Kampf bald endgiltig sieg reich ausgekämpft sein wird, so sind doch, wie Ihnen ein Blick in die Tagesblätter zeigt, noch nicht alle Gefahren ausgeschlossen und es giebt noch manches zu thun. Direkte Aufgaben werden dabei an den Süddeutschen Buchhändlerverein schwerlich herantreten; aber sollte es der Fall sein, so könnte und würde ohne allen Zweifel auch der Verein in die Praxis eintreten. Inzwischen, meine Herren, lassen Sie uns damit zufrieden sein, eine Pflanzstätte und ein Heim für kollegiale Gesinnungen überhaupt und ein Krystallisationspunkt für den süddeutschen Buchhandel zu sein. Damit schließe ich meine Ausführungen und frage Sie, ob etwas dazu bemerkt werden will? (Es meldet sich niemand zum Wort.) Herr Schöpping-München verliest hierauf den Kassen bericht, aus welchem sich bei einer Jahreszunahme um 308 ^ 30 X ein Gesamtvermögen von 3809 ^ 27 ^ ergiebt. Nach Prüfung und Richtigbefund seitens der ernannten Revisoren, der Herren Prechter-Stuttgart und Bonz-Stuttgart, wurde dem Herrn Kassierer die Entlastung ausgesprochen. Vorsitzender: Gestatten Sie mir, meine Herren, ans den Einlauf zurückzukommen, den ich Ihnen in meinem Geschäftsbericht als besonders bemerkenswert bezeichnet habe. Es ist dies der dem Verein zugestellte Separatabdruck des Artikels: »Die Guldenwährung und der österreichische Verlags buchhandel« von der Gropius'schen Buchhandlung in Berlin. Dieser Aufsatz wendet sich gegen die willkürliche Preisberechnung der über wiegenden Mehrzahl der österreichischen Verleger, welche den öster reichischen Gulden, dessen Kurs im März aus 1 ^ 58 ^ stand und seit Jahresfrist zwischen 1 ^ 74 ^ und 1 -/rl 59 X geschwankt hat, gleichwohl mit 2 ^ in Anrechnung beziehungsweise Umrech nung bringen. In der That ladet ein solches Verfahren zum direkten Bezug aus Österreich, wobei selbstverständlich die Preise in öster reichischer Währung zu entrichten sind, also um die Kursdifferenz von 40 ^ auf 2 oder 20U billiger sind, geradezu ein, und es erhellt, daß die deutschen Sortimesttsbuchhändler, die noch dazu die Frachtspesen rc. zu tragen haben, einer solchen Konkurrenz nicht gewachsen sind. Meine Herren! Es steht meines Erachtens auch unserem Ver ein wohl an, gegen eine solche Verleugnung der Jnteressen- solidaridät, welche letztere zwischen dem deutschen und öster reichischen Buchhandel glücklicherweise besteht und bisher nicht angefochten wurde, Verwahrung einzulegen, und ich schlage Ihnen vor, in dieser Richtung eine Resolution anzunehmen, daß der Süddeutsche Buchhändlerverein die in dem Artikel der Gropius'schen Buchhandlung in Berlin niedergelegten Beschwer den als begründet und sofortige Abhilfe als dringend wünschens wert erklärt. Die vorgeschlagene Resolution fand die Annahme der Versammlung. Die Verkündigung des Wahlergebnisses beruft die statuten mäßig ausscheidenden Herren Schöpping-München undWittwer- Stuttgart wieder in den Vorstand. Dieser besteht außer den beiden Genannten aus den Herren Egon Werlitz-Stuttgart, Ehr. Lim- barth-Wiesbaden, C. Winter-Heidelberg und Fr. Schulthcß- Zürich. Nach Erledigung der Tagesordnung, bei dem Fehlen von Anträgen aus der Versammlung und dem Verzicht der letzteren auf ausführliche Besprechung einiger vorliegenden weiteren Gegenstände schließt der Vorsitzende die Generalversammlung mit dem Ausdrucke des Dankes und der Bitte um gleich zahlreiches Erscheinen im nächsten Jahre. Vermischtes. Buchhändlerische Fachschulen in Österreich. — In der »Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz« (gleichzeitig als Sonder druck im Berlage von Carl Graeser in Wien herausgegeben) veröffent-
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