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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1883
- Strukturtyp
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- 1883-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1883
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- Deutsch
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4470 Nichtamtlicher Theil. ^ 236, 10. October. Kunstliteratur u. s. w. Sie stehen nur mit den Verlagshäusern ihrer Specialität in offener Rechnung und haben meist durch große Bezüge besondere Vortheile, die ihnen erlauben, Rabatt in derselben Höhe wie der Verleger selbst zu geben. Der Haupt- theil ihres Lagers besteht indessen aus Antiquariat und das ist gerade der wesentliche Unterschied gegen die deutschen Verhältnisse. Ich möchte deshalb die französischen Sortimenter bezeichnender Sortimenter-Antiquare nennen. Die Antiquaria kaufen sie auf den fast jeden Tag stattfindenden öffentlichen Auctionen oder bei Privaten an. Mit der Länge der Zeit sammeln diese Ge schäfte meist ein bedeutendes Lager, das ihnen erlaubt, jede Nach frage auf irgend welches Buch ihres Faches, gehöre es dem 17. oder dem 19. Jahrhundert an, sofort zu befriedigen. Dieser Umstand hat, und nicht mit Unrecht, Paris den Ruf verschafft, daß man hier alles findet; ich möchte hinzufügen: vorausgesetzt, daß man an der richtigen Thür anklopft. Aus dem Vorstehenden geht hervor, daß es unmöglich ist, in Paris in demselben Geschäft beispielsweise ein Handbuch der Musik, eine Geschichte der Mathematik, eine griechische Grammatik und einen Roman in neuen Exemplaren zu kaufen. Noth- gedrungen muß man vier Geschäfte besuchen, und wenn man nicht die Adresse einiger Specialhäuser oder den Verleger kennt, so ist man sicher, einen halben Tag auf dem Pariser Pflaster zu bleiben, um das Gewünschte zu finden. Im Allgemeinen verkauft der Sortimenter-Antiquar nur, was er auf Lager hat oder was er ohne besondere Schwierigkeiten besorgen kann, für alles übrige genügt die stereotype Antwort: das habe ich nicht, das kenne ich nicht, oder wenn er höflich sein will: das finden Sie vielleicht bei dem oder jenem College». Er macht keine An sichtssendungen; Frankreich ist noch das glückliche Land, wo das Buch nicht den Kunden, sondern der Kunde das Buch suchen muß. Da der Sortimenter-Antiquar weder mit Ansichtssendungen, noch Abrechnung noch Remittenden zu thun hat, so gehört seine ganze Zeit dem Einkauf und Verkauf, der Anfertigung von Katalogen und dem Ordnen des Lagers. Die auf ein Minimum beschränkte Buchhaltung und Correspondenz ermöglichen es, daß Geschäfte mit circa 125,000 Fr. jährlichem Umsatz besorgt werden vom Prinzipal, dessen Frau und einem Gehilfen, der zugleich alle Ausläufer- und Packerdienste besorgt. Im höchsten Falle sind zwei Commis das dienende Personal, wenn überhaupt der jüngste nicht besser gänzlich in das Markthelfercorps zu rechnen ist. Min destens ein Drittel des Provinzialbuchhandels ist in Händen von Frauen. Selbst im Pariser Sortimentshandel spielt die Frau eine Hauptrolle, und ich kenne einige Geschäfte, in denen man sich für irgend eine literarische Auskunft besser an die Frau als an den Mann wendet. Das reine Antiquariat, d. h. der Handel mit Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts, ersten Classikerausgaben, Büchern mit Gravüren, Unicis auf Pergament oder farbigen Papieren, Büchern berühmter Bibliophilen, überhaupt werthvollen, alten und seltenen Werken ist in Paris stets von großer Bedeutung ge wesen. Bedeutende Persönlichkeiten der wirklichen wie der Geld aristokratie, Gelehrte und Literaten halten den Besitz einer Biblio thek (meist Specialsammlung) für unentbehrlich und suchen in deren Vollständigkeit einen besonderen Ruhm. Auf schöne Exem plare und prachtvolle Einbände legt man hohen Werth; die Renovirung eines Bandes kostet oft bis 200 Fr., der Einband ebensoviel und mehr. Diese Vorliebe für Bücher und Pflege der Privatbibliotheken, die in Frankreich schon seit Jahrhun derten existirt, hat der Jetztzeit eine große Masse der Geistcs- schätze der vergangenen Jahrhunderte überliefert und wird es dem Antiquar noch lange erlauben, aus ihnen Nutzen zu ziehen. Die großen Auctionen werthvoller und seltener Bücher aus den Bibliotheken bekannter Pariser Bibliophilen sind letzter Zeit von den Antiquaren'Olanäin, Lorqusl und Laditts geleitet worden. Die Auctionen finden meist im llötsl vrouot wäh rend der Nachmittagsstunden statt, um Privaten und Bibliophilen die Theilnahme zu ermöglichen. Circa 25 Firmen in Paris widmen sich fast ausschließlich dem Handel mit seltenen Büchern, die bekanntesten derselben sind: Lnillisn, Lolin, Lru- nox, Olauäin, lüouquot, Ourol, 6d. Lntont, ^1. Lon- tnino, Daditto, ll. Llartin, Nnisonnouvs k Oio., kor- qnst, Rouquotts, ll'oollonor, Sollvabo. Dieser Zweig des Antiquariats verlangt eine lange Praxis, eine ausgedehnte Bücher- kenntniß und eine große Vertrautheit mit dem Auctionswesen. Dieser Schilderung der gebildeten Antiquare muß ich, in Anbetracht ihrer Zahl und Bedeutung im Volksleben, einige Bemerkungen anknüpfen über eine andere Art Antiquare (ihre technische Benennung ist „b ouquinists"), obgleich sie mit den ersteren nur das gemein haben, daß beide alte Bücher verkaufen, freilich sehr verschiedenen Werthes. In allen Stadttheilen, haupt sächlich aber auf der ganzen Quai-Linie des linken Seine-Ufers, vom Laut ab bis zum kont 8t. Niobvl, stellen diese Büchertrödler in Holzkästen von ca. einem Quadratmeter Um fang ihre Bücher aus. In diesen Kästen ruht Alles friedlich bei einander, was bereits durch die dritte und vierte Hand wieder an den Büchertrödler kam und was beim Antiquar und Ver leger als unverkäuflich erkannt und aus Mangel an Raum ver kauft wurde. Die Classification ist interessant, denn sie ist nicht etwa nach irgend einem wissenschaftlichen System, sondern nach den Preisen hergestellt. Hier ein Kasten, Preis für jedes ein zelne Stück 15 C., dort ein anderer mit 50 C.-Stücken u. s. w. Ein Buch wird in Paris so leicht nicht werthlos, immer und immer wieder kehrt es in die Hand eines Trödlers zurück. In den Privathäusern, in den Hotels, wo Tauchnitzbände und Reise- lektüre aller Art zurückgelassen wird, überall sind sie unermüd lich, Alles, was einem Buch, Broschüre oder Journalheft ähn lich sieht, zusammenzuraffen. Den Haupttheil ihrer Waare kaufen die Büchertrödler der Quais in den Auctionen, die namentlich im Winter fast täglich Abends gegen 8 Uhr im Hause 8i1- vostrs, kuo clos dons onkants stattfinden. Am Schluffe der öffentlichen Auctionen werden die Bücher, die dem ver- auctionirenden Antiquar nicht der Mühe Werth schienen, in den Katalog ausgenommen zu werden, ferner incomplete Exemplare, Bruchstücke eines Werkes und Bücher, die in der Auction keinen Käufer über einen Franken fanden, zu Packeten von 10—100 Piocen zusammöngeschnürt und dann zusammen meistbietend ver steigert. Es ist interessant zu sehen, wenn ein solches Packet auf deu Tisch geworfen wird, wie sich alle Interessenten darüber Herstürzen, um in Blitzesschnelle einige verkäufliche Bände heraus zufinden. Es kommt mitunter vor, daß gerade von den ver- hältnißmäßig besten Bänden dieser oder jener spurlos verschwindet, oder daß zwei verschiedene Pallete verwechselt oder vermischt werden, was bei der Schnelligkeit der ganzen Operation gar leicht geschieht. Der Mangel eines Sortimentsbuchhandels in der Provinz und die Centralisation des Verlagshandels am Commissions platze selbst haben zur natürlichen Folge, daß ein Pariser Com missionsgeschäft, wie etwa das unserige in Leipzig, nicht gedeihen kann. Und in der That: vier Häuser, Unoiiotts L Oo., ^.Ilouarä L Knulon, Olubrius und genügen der Hauptsache nach fast dem ganzen französischen Buchhandel für seine Vertretung in Paris. Die Bedeutung dieser Firmen geht mit Ausnahme Uaollölts's über die eines mittleren Leip-
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