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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1883
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- Deutsch
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- Saxonica
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Erfüllt nun die alte Organisation heute ihren Zweck nicht mehr? Man muß ohne Weiteres zugeben, daß die schnelleren und billigeren Verkehrsmittel der neuesten Zeit den directen Verkehr in vielen Fällen unbedingt empfehlen; der intelligente Buchhändler hat seinen Geschäftsbetrieb schon längst dem ent sprechend abgeändcrt und hält in der Führung seines Geschäftes mit allen Neuerungen des Verkehrs Schritt; aber die alte Or ganisation kann er nicht entbehren. Es ist Thatsache, daß die neue Gewerbeordnung dem deutschen Buchhandel Elemente zu geführt hat, die sich mit der bestehenden Ordnung nicht ver tragen. Es ist nicht abzuleugnen, daß der Geschäftsbetrieb im Großen, wie ihn die Neuzeit auch innerhalb des Buchhandels immer mehr und mehr begünstigt, leicht die alte Organisation entbehren und einen echt kaufmännischen Betrieb vorziehen kann; aber es ist trotz alledem unzweifelhaft, daß die alte Organisation unentbehrlich und die Beschützung des Sortimentshandels noth- wendig ist für das Fortbestehen der gleichmäßigen geistigen Ent wicklung unserer Nation außerhalb der Großstädte, für die Existenz des Verlages und Sortiments in mittleren und kleinen Städten und für Leipzig als Commissionsplatz. Wenn man aber die Unentbehrlichkeit der alten Organi sation anerkennt, so folgt naturgemäß daraus, daß man sie zu erhalten und zu beschützen suchen muß. Die freie Concurrenz und die kaufmännische Betriebsweise, wie ich sie an der Hand französischer Zustände geschildert habe, wird auch in Deutschland dieselben oder ganz ähnliche Folgen haben: die Centralisation an wenigen bevorzugten Plätzen, die Unterdrückung der mittleren und kleineren Geschäfte selbst an diesen Centralplätzen durch die mit großem Capital arbeitenden Häuser, das Verschwinden des Verlags und des Sortiments in den Provinzialstädten, den Verfall des Commissionsgeschäftes. Ob die Metamorphose in fünfzig Jahren vollendet ist oder ob sie ein ganzes Jahrhundert zu ihrer Entwicklung braucht, wer nann das sagen? Aber vor sich gehen wird sie ohne allen Zweifel, sobald die freie Concurrenz die Schranken der alten Organisa tion durchbricht. Wenn jetzt der oder jener Sortimenter der Centralplätze, aus seiner günstigen Lage Nutzen ziehend, dem Provinzialbuch handel Schaden thut und dessen Munden nach den Central plätzen zieht, wenn jetzt der oder jener Verleger lieber direct an einen Privaten mit 10"/j, Rabatt als mit 25°/, an einen Sortimenter liefert, so ist sicher augenblicklich kein Ruin des Sortiments davon zu erwarten; ja die Folgen sind noch gering genug, daß sie von Anderen als von den Betroffenen kaum be merkt werden, und daß weder die Verlagshandlungen noch deren Corporationen etwas Ernstliches dagegen gethan haben. Man sollte aber in den leitenden Kreisen begreifen, daß es sich hier nicht um einzelne Fälle, sondern um ein Prinzip handelt, und wenn man es nicht gestatten will, sollte man mit aller Macht dagegen kämpfen. Einige der großen Verleger, die Verleger- Vereine oder am besten der Börsenverein, sollten offen und klar zu erkennen geben, ob der Sortimenter zu jedem ihm gutdün- kenden Preise verkaufen darf oder nicht, ob der Verleger direct liefern darf oder nicht, d. h. ob freie Concurrenz für alle ge stattet ist oder nicht. Die jetzt gültigen Usancen im deutschen Buchhandel ge statten die freie Concurrenz nicht; trotzdem üben einige Firmen dieselbe ungestraft aus; darin liegt offenbar eine große Unge rechtigkeit und ein Nachtheil für alle übrigen Firmen, die nicht wagen, die alten Usancen zu verlassen, bevor das entscheidende Wort gesprochen worden ist. Nach der gemeinen Rechtsanschauung ist nichts zu sagen gegen eine rationelle kaufmännische Betriebsweise, die man mit Schleuderei jetzt bezeichnet, weil sie den gegenwärtig gültigen Usancen zuwider ist; die einzige Waffe, um ihr entgegenzutreten, liegt in der Hand des Verlagshandels. Wie es dem Sorti menter gesetzlich frei steht, seine Waare zu einem beliebigen Preise zu verkaufen, so ist der Verleger frei, zu liefern, an wen ihm gut scheint. Von dem Vorgehen und den Beschlüssen der Verleger wird hauptsächlich die Entscheidung der jetzigen Ver hältnisse abhängen. Ich wünsche von ganzem Herzen und in ihrem eignen Interesse, daß die Verleger sich erinnern, daß der Verlagshandel in Deutschland nicht einigen Sortimentern, son dern der Gesammtheit seine Blüthe verdankt, und daß sie sich nicht von kleinlichen und von Sonder-Jnteressen leiten lassen bei ihren Beschlüssen. Es hat dem deutschen Buchhandel nie an Männern gefehlt, die begriffen haben, daß der Buchhandel nicht ein Handel wie der mit Kartoffeln oder Wolle ist, in dem es bloß darauf ankommt, viel Geld in kurzer Zeit zu verdienen, die begriffen haben, daß der Buchhandel den geistigen Regungen der Nation zu folgen und diese auszubilden hat und folglich die Organisation acceptiren soll, die diesen Zwecken am besten entspricht,und denen der Grundsatz feststeht, daß die Interessen der Gesammtheit nicht Einzelnen geopfert werden dürfen. Hoffen wir, daß auch in der gegenwärtigen Lage solche entschlossenen, mit weitem Blick begabte Männer her vortreten, die die alte Fahne Hochhalten und die alte Organi sation erhalten und beschützen, die allein dem deutschen Buch handel seine Bedeutung und sein Ansehen im In- und Auslande erworben hat. A. Mr. Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens des Buchhandlungs- Gehilfen-Vcrrins zu Leipzig am 6. u. 7. October 1883. Nicht nur in froher Rückerinnerung einer fünfzigjährigen wechselvollen und thatenreichen Vergangenheit, sondern auch im dankbaren Bewußtsein des ernsten, gewaltigen Unterschiedes der politischen Physiognomie des Jubeljahres 1883 gegen das re volutionär aufgeregte, gewitterschwüle Gründungsjahr 1833 fei erte in den jüngstvergangenen Tagen des 6. u. 7. October der Leipziger Buchhandlungs-Gehilfen-Verein das Gedächtniß seiner vor fünfzig Jahren am 5. October erfolgten Begründung. Die außergewöhnlich zahlreiche Betheiligung von Alt und Jung, von ergrauten Prinzipalen nicht minder wie von den jüngsten der Berufsgenossen, von den Vertretern des Börsen- vereins-Vorstandes, von den Vätern der Stadt, von Deputa tionen, die aus der Ferne freudig herbeigeeilt waren, bewies das lebhafte allgemeine Interesse des gesammten Buchhandels und der außerhalb unseres Berufes stehenden Kreise der ehr würdigen Buchhändlerstadt Leipzig an der seltenen Feier. Diese war, um allen Ansprüchen der festlichen Anforderungen und des individuellen Geschmacks gebührend Rechnung zu tragen, in vier gleich originelle, gleich wichtige Hauptabschnitte zweck mäßig eingetheilt und bot den Theilnehmern einen Commers, einen ernst-feierlichen Weiheact, ein Festessen und einen Ball. I. Der Commers. Wohl an 400 Theilnehmer fanden sich zum Vorabend am Sonnabend den 6. October im rothen Saale des Krystallpalastes vereinigt, die Feier mit Gesang, heiterer Rede, einem launigen Festspiel und dem üblichen ausgiebigen Trünke nach alter deutscher Art würdig zu eröffnen. Es war ein fröhliches Durcheinander animirter Unterhaltung, — gab es doch allenthalb alte Freunde zu begrüßen, in leidige Vergessenheit gerathene alte Bekannt schaften zu erneuern und die Erinnerung an gemeinsam verlebte
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