Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1921
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- 1921-08-13
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188, 13. August 1921. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. jeder sich mit Wissenschaft und speziell Literatur Beschäftigende ein Wort dazu sprechen. Gewiß, für jede Zeitschrift, die der Bezieher sammelt und aufhebt, also auch einbinden läßt und dann seinen Schätzen einverleibt, wird es diesem wünschenswert sein, um das lästige und zeitraubende Durchblättern zu vermeiden, einen geordneten Überblick über den ganzen Inhalt jedes Bandes in handlicher Form zu besitzen. Es kann sogar solcher Wunsch über ein allgemeines, chronologisch geordnetes Inhaltsverzeichnis noch hinausgehen und sich — je nach Lage der Sache — auf ein Orts-, ein Sachregister oder ähnliches, z. B. Verzeichnis der Illustrationen usw., erstrecken. Maßgebend für solche Wünsche ist nicht nur die Eigenart der betreffenden Zeitschrift selbst (Umfang, Vielseitigkeit des Textes usw.), sondern auch die Rücksicht auf den Kreis der Bezieher und welche besonderen Interessen allge mein für diese in Betracht kommen. Auch der Preis der Zeitschrift kann unter Umständen ausschlaggebend sein. Es muß berücksichtigt werden, daß die Herstellung eines solchen Ver zeichnisses nicht nur eine sehr mühsame und zeitraubende, sondern auch kostspielige Arbeit ist, die größte Genauigkeit erfordert; hinzu kommt dann noch die technische Herstellung und Vervielfältigung, die nament lich jetzt, bei den hohen Papier-, Satz- und Druckpreiscn, durchaus nicht so einfach ist und nicht »nebenher« mit »billig« einkalkuliert werden kann. Es entsteht dabei unwillkürlich die Frage: Ist cs überhaupt notwendig, eine Zeitschrift, die gerade jetzt doppelt schwer mit Erhal tung ihrer Existenz zu kämpfen hat, mit Herstellung eines Inhalts- Verzeichnisses zu belasten?, und die andere Frage: Ist der Kreis derjenigen Interessenten, die ein solches Verzeichnis unbedingt haben müssen, so groß, daß man die Forderung nach einem solchen als im allgemeinen Interesse bezeichnen muß? Ich glaube, in beiden Frage fällen wird die Antwort strikte verneinend oder doch bedingungs weise verneinend ausfallen. Die Frage dagegen, ob der Bezieher einer Zeitschrift ein unbedingtes Anrecht auf ein Inhaltsverzeichnis hat, wird nicht restlos zu bejahen sein. Allerdings spricht der bis herige Usus, d. h. wenn der Zeitschrift von Anfang an oder seit vielen Jahren ein solches Verzeichnis — auch mit Titel — beige- geben wurde, dafür, daß eine plötzliche Einstellung unberechtigt sein würde, denn durch die bisherige Lieferung ist der Bezieher in den guten Glauben versetzt, daß Titel und Inhalt laufend beigegebcn wer den. In diesem Falle kann er die Lieferung verlangen. Nun aber die ebenfalls angeschnittene Frage: Wenn ein Verlag Titel und In halt ob gegen oder ohne besondere Bezahlung, ist gleich, — nur bei rechtzeitiger vorheriger Bestellung liefert, dann ist es ein unbilliges Verlangen seitens der Herren Bibliotheksleiter, solche Verzeichnisse auch dann noch zu liefern, wenn die Herren es »vergessen« oder »übersehen« haben, die Bestellung rechtzeitig zu machen. Ihre Arbeit ist doch wahrlich nicht so schwer und umfangreich, daß sie gerade solche kleinen »Wichtigkeiten« übersehen sollten; andernfalls müßte man ein sehr oberflächliches Arbeiten vermuten. Der Verleger einer Zeit schrift muß namentlich dann, wenn Lieferung von Titel und Inhalt nicht bereits in den Iahresbezug einkalknliert ist, ganz besonders aber in den Fällen, wo die Lieferung nur »auf Wunsch« stattfindet, also bei sehr beschränkter Auflage, sehr scharf kalkulieren, um wenig stens einigermaßen auf die Kosten zu kommen; das einzelne Exemplar solches Nachbezuges kann daher unter Umständen für beide Teile, für Verleger wie Bezieher, recht teuer werden. - Ziehen wir die Quintessenz! Wenn nicht unbedingt erforderlich, sollten nicht nur Privatbezieher, sondern auch Bibliotheken in Anbetracht der jetzt entsetzlich hohen Herstellungskosten auf Lieferung von Titel und In halt verzichten, namentlich aber auch dann, wenn die Herren die recht zeitige Anmerkung, bzw. Bestellung »vergessen« haben. Im Not- und Einzelfall, d. h. wenn es dringend wünschenswert ist, könnte ja doch auch einmal ein Verzeichnis handschriftlich hergestellt werden. Ein unbestreitbares Anrecht aber auf Lieferung eines Inhaltsverzeich nisses für Zeitschriften dürfte sehr schwer zu begründen sein; für in sich geschlossene Bücher, bzw. Werke ist das etwas anderes, sind Titel und Inhalt selbstverständlich, ja geradezu zur Sache gehörig, ein Teil derselben und auch im Bezugspreis mit einbegriffen. Interessenten mögen bedenken, daß jetzt — und wohl noch lange — kein Zeitschriften- Verleger auf Rosen gebettet ist; Hunderte von ihnen haben das Er scheinen ihrer Blätter jetzt fast sieben Jahre lang mit Mühe und Not, auch wohl mit schweren persönlichen Opfern durchgehaltcn; da stelle man — oft geschieht es aus bureaukratischem Prinzip — nicht klein liche Forderungen, mit denen wir recht gut noch warten können, bis es allen aufstrebenden Kreisen wieder besser geht. Und zum Schluß noch eins: Ich habe in größeren öffentlichen Bibliotheken zu Dutzenden von Malen die Beobachtung gemacht, daß selbst anscheinend wissen schaftlich gebildete Leute mit Inhalts-Verzeichnissen, Sach- oder Namen-Registern in Zeitschriften nicht viel anzufangen wußten und an Bibliothekare sowohl wie an andere »Leser« recht elementare Fragen stellten, die ihnen jedes Register ebenso schnell gegeben hätte. Prof. k)r. Kolb e. Der Streit zermalmt uns! Ist denn kein Friede möglich? Bei all dem Hin und Her über Teuerungszuschlag, Valutapreis und Mindestrabatt wird merkwürdigerweise immer die fast kata strophale Notlage übersehen, in die ein großer Teil des Verlags durch die verspätete Erhöhung der Büchcrpreise gekommen ist. Ist auch bei den meisten Verlegern eine entsprechende, manchmal sogar scheinbar glänzende Vermögensoermehrung eingetreten, so zeigt doch die Kehr seite der Medaille, das; diese scheinbare absolute Vcrmögensvermehrung in Wirklichkeit sich als eine wesentliche Vermögensverminderung prä sentiert, sobald wir uns von der sonst üblichen starren Art der Bi lanzierung frei machen. Darüber ist sich ja jeder Buchhändler, Verleger wie Sortimenter, klar, daß die Steigerung der Bücherpreise bei iveitem nicht dem Anwachsen der Herstellungskosten entspricht. Daraus müßte gefolgert werden: Entweder verdiente der Verleger früher so unsinnig viel am einzelnen Buche, daß ihm jetzt trotz enormer Er höhung der Herstellungskosten immer noch ein gewisser Nutzen bleibt, oder aber er setzt zu und deckt diesen Verlust auf irgendeine andere Weise. Das Letztere geschah und geschieht in der Tat in bedeutendem Umfange durch Preiserhöhung der von früher her gedruckt vorliegen den Sachen, geschieht unter anderem durch den freilich wenig erfolg reichen Valutazuschlag und leider auch durch die verschiedenartige Ver kürzung des Sortimentergewinns. So unangenehm dies für das Sortiment ist, so darf doch nicht übersehen werden, daß ein nicht kleiner Teil der Verleger den Boden unter den Füßen wanken sieht, während er das Sortiment weiter in seinen fetten Jahren lebend glaubt. Charakteristisch für diesen Teil des Verlags ist nämlich die Tat sache, daß die Lagcrwertc ständig zunehmen, das mobile Betriebs kapital aber abnimmt. Mir ist ein Verlag bekannt, der vor dem Kriege einen Lagerbestand von 1000 000 und ein Bankkapital von 200 000.— aufwics, dem heute ein Warenbestand von 4 000 000 und ein Bankkredit von .// 300 000.— gegeniiberstehen. Die beiden Herren besaßen also vor dem Kriege 1 200 000 Goldmark, heute, dazu noch unsicher genug, 3 700 000 Papiermark: Das Defizit floß in die Taschen der B ii ch e r k ä n f c r. Aber das ist nicht ein mal das Schlimmste! Will nämlich die Firma ein Buch in neuer Auflage heransbringen, so kann dies mit Rücksicht auf ihre Betriebsmittel, die nicht zu lange festgelegt werden dürfen, nur in kleinen Auf lagen geschehen; ein neuer Grund zur Verteuerung des Buches. Da der Absatz stockt, steigt der Lagcrwert, und mit ihm der Bankkredit in unerwünschter Weise weiter an, bis eben der Moment kommt, wo die Bank nicht mehr mittut usw. usw. In dieser Notlage befinden sich vermutlich nicht wenige Verleger, wenngleich es natur gemäß keiner zugeben wird. Und da begreift man es eher, daß viele Verleger lieber das ganze Sortiment anffliegen lassen möchten, als selbst zugrunde zu gehen. Damit soll durchaus nicht gerechtfertigt werden, daß Ver legergruppen durch unzutreffende Inserate das Publikum gegen den Buchhandel mobil machten, daß sic ihm vorredeten, das Sortiment verteuere das Buch usw. Noch weniger will ich entschuldigen, daß das Sortiment von manchen Verlegern systematisch und unter Anwendung von allerlei Mitteln unterboten wurde und noch derart unterboten wird, daß man aus naheliegenden Gründen die Studentenschaft kaum noch anders als in der zweiten Monatshälfte im Laden sieht. Aber, um es noch einmal zu betonen, diese Vorkommnisse werden begreiflich, wenn man den Ursachen ans den Grund geht, und erst recht dann, wenn man bedenkt, wie das Sortiment den wissen schaftlichen Verlag in der Frage der Valutazuschläge nicht nur im Stiche ließ, sondern sogar umgekehrt die Bücherkäufcr gegen den Ver lag einnahm. Ich habe Bücherexport vor dem Kriege gehabt und habe ihn jetzt wieder. Hätte nicht das exportierende Sortiment Zetcr-Mordio geschrien, die Kunden hätten sich beruhigen lassen, wie ich bisher mit all meinen Kunden auskommen konnte, nachdem ich ihnen die Sach lage erklärt, und die Verminderung des Bücherexports wäre mindestens nicht in dem Maße eingetreten. So haben ihrerseits die opponierenden Sortimenter unfern augenblicklichen Gegnern (Brentano usw.) törichterweise unzutreffendes Material geliefert und ähnlich die aus ländischen Bücherkäufer förmlich mobil gemacht, wie der Verlag die inländischen. Doch dies sind geschehene Dinge. Heute ist es notwendig, im Innern wieder zur Einheitsfront zu gelangen, und das kann nur noch ge schehen durch bessere Anerkennung des gegenseitigen guten Willens, durch Vertrauen gegen Vertrauen, durch Treue gegen Treue. Liegt einmal die Sache so, daß zur Heilung früherer Schäden Opfer gebracht 1207
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