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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1883
- Strukturtyp
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- 1883-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1883
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- Deutsch
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Truckherei, sondern mit Notturften und Schriften wohl versehen, sondern auch eine ganze Schriftgießerei, wodurch die Truckherei allzeit erneuert und verändert werden könnte, zu unserm italie nischen Hofbuchdrucker allergnädigist aufzunemen." Dieses Pri vilegium wurde van Ghelen am 25. Juni 1714 für ihn und seinen Sohn Johann von Kaiser Karl VI. neuerdings bestätigt. Am 6. November wurde ihm von demselben Kaiser das Diplom des Jahres 1699 zum Drucken der welschen Zeitungen abermals bekräftigt nnd ihm zugleich die nach dem Erlöschen der wirklichen Hofbuchdruckerei bei den Cosmerovischen Erben erledigte Stelle eines wirklichen Hofbuchdruckers verliehen, die selbe auch am 11. März 1720 infolge seiner Bitte und „wegen seiner langen Experienz in den meisten europäischen Sprachen", sowie seiner Verdienste um die Wissenschaft wegen auf seinen Sohn Johann Peter für die Zeit von zehn Jahren übertragen. In diesen sich wiederholenden kaiserlichen Gnadenbezeuguugen sind Ghelen's Verdienste rückhaltlos und nach damaliger Sitte weitschweifig anerkannt. Man kann nicht sagen, daß Ghelen nur Geschäftsmann gewesen sei, daß ihn ausschließlich persönliche Motive geleitet hätten. Er zählte vielmehr zu jenen „Frem den" in Wien und Oesterreich, welche zur Ehre ihrer neuen Heimath und mit gleichem, ja oft größerem Patriotismus als die geborenen Wiener gewirkt haben. Wie edel und menschen freundlich tritt uns nicht seine Gestalt in den Tagen des Un glücks, die zur Zeit der Pest und der Türken-Belagerung über die Stadt hereingebrochen waren, entgegen! Hochgebildet und weltmännisch klug, nimmt er unter den Wiener Buchdruckern eine hervorragende Stelle ein. Mit rastlosem Fleiß und aller Umsicht leitet er seine Officin und macht sie zu einer der ersten nicht nur in Wien, sondern auch in den kaiserlichen Erblanden. Er hält aber auch die schönen Traditionen seiner Familie hoch und empfiehlt sie eindringlich seinem ältesten Sohne, welchen er durch sorgfältiges Studium und längere Thätigkeit in der Fremde eben falls zu einem tüchtigen Buchdrucker herangebildet hatte. Sein Familienleben war ein äußerst glückliches. Eine gebildete Frau stand ihm durch das ganze Leben treu zur Seite und sechs wohlerzogene Kinder pflanzten das Andenken seines Hauses in ihren Kreisen fort. Ein dauernderes bleibt ihm aber seiner Werke wegen in der Geschichte der Wiener Buchdruckerkunst. Am 2. Juni 1720 machte der 75-jährige Greis sein Testa ment. Er bestimmte darin seinen Vetter Peter Paul van Ghelen zum Executor. Von der Leitung der Buchdruckerci hatte er sich schon in den letzten Jahren seines Lebens mehr und mehr zurück gezogen und sie seinem Sohne Johann Peter, welches bisher die Redaction der welschen Zeitungen besorgt hatte, übertragen. Er Nluß wohl einen schönen ruhigen Lebensabend gehabt haben, denn er durfte mit der Vollbringung seines irdischen Tagewerks zufrieden sein. Am 13. Mai 1721 starb er, nahezu 76 Jahre alt. Nach den Bestimmungen seines Testaments wurde er in der Gruft von St. Michael begraben; auf seinen Wunsch wurden bei dem Leichenbegängniß die Wappen seiner Voreltern, „wie in einem gemahlten Bildnuß und in seinem ordinari Pöttschaft zu ersehen sei", an gehörigen Orten angeheftet. Noch heute ist im Privatbesitze das auf Pergament schön gemalte Wappen van Ghelen's vorhanden. Dasselbe zeigt einen quadrirten, unten abgerundeten Schild, in dessen oberem rechten goldenen Felde drei von rechts nach links schräg stehende schwarze Winkelhaken und in dessen unterem linken Felde von gleicher Farbe drei senkrecht stehende schwarze Kesselhaken zu sehen sind. Im linken oberen Felde befinden sich in einem horizontalen blauen (lasurfarbenen) Querbalken (Binde) drei goldene achteckige Sterne, darüber drei goldene, in einer Reihe stehende Lerchen im silber nen Felde; rechts unten im silbernen Felde aber ein aufrecht fortschreitender rother Löwe mit rother Zunge und aufwärts ge schlungenem Doppelschwanz; in seinen Tatzen hält er eine rothe Fahne, lieber dem Schilde ist ein rcchtsgekehrter, freiadcliger Turnierhelm mit goldenem Rost und gleichem Kleinod. Auf dem Helme steht ein rother, krähender Hahn mit roth ausgeschlagener Zunge. Die an beiden Seiten hcrabhängenden, durch einander vermischten Helmdecken sind rechts schwarz-gold, links roth-silber. Tie Bestimmungen des von Johann van Ghelen gemachten Testaments zeigen den Alles wohl überdenkenden, fürsorglichen Haus- und Familienvater. Nachdem zunächst für die Todten- messen, für fromme Stiftungen an Bruderschaften und die Ar men Beträge ausgeworfen waren, wurde weiter Folgendes an geordnet: Sein Sohn Justus, Franziscaner-Pater der strengen Observanz, solle jährlich die Zinsen von tausend Gulden erhalten, die Buchdruckerei aber sammt den Privilegien für Zeitungen und die Evangelienbücher, die zur Uebersetzung gehörigen Bücher und Dictionnäre, „der Gesellen Winter- und Sommer-Betten", die Geschirre zum Oelsieden, die Kupferpresse, sämmtliche Schriften, Pressen, Regale und anderes Holzwerk, Stöcke und Kessel, 26 ge setzte Formen des Evangclii in 16". und die 6 des Canisii in 16°, ingleichen die gebundenen Zeitungsbücher, alle zur Druckerei ge hörigen Geräthschaften, mit Ausnahme der Gießerei, des Papiers und des Buchhandels, der Kupferplatten und der gedruckten Evan- gelia, was Alles seiner Frau Maria Elisabeth als Universal erbin zufalle, müsse seinem Sohn Johann Peter mit der Be dingung der Fortführung des Geschäfts verbleiben. Würde der selbe jedoch kinderlos sterben, so habe die Buchdruckerei auf eine der Töchter und deren Nachkommen überzugehen unter dem Titel „van Ghelensche Erben"; ein Factor habe dann, wie ge bräuchlich und auch gesetzlich vorgeschrieben sei, die technische Leitung des Geschäfts zu führen. Auf diese Weise sei die Druckerei so viel wie möglich bei dem Namen van Ghelen zu erhalten, „als welche sie schon vor fast 200 Jahren in den Niederlanden Kaiser Karls V. geschworen und privilegirte Buch drucker gewesen und seither die Buchdruckerei fortgeführt haben." Seine anderen Kinder: Franz Heinrich, Weltpriester, Olympia Anna, verehelichte Gottlieb Fleckhammer von Erzstetten, Maria Christina, verehelichte Edle von Hauer, und Rosina Theresia, verehelichte Nagel, sollten je 3000 Gulden erhalten. Das van Ghelensche Geschäft ist so gewissermaßen ein Fideicommiß geblieben, in welchem der Name seines Gründers fortgelebt hat. Johann van Ghelen war ein Mann voll Energie und Geist, die sich auch in seinem Gesicht abspiegelten. Güte des Herzens, wahre Religiosität, Vaterlandsliebe und treue Anhänglichkeit an die neue Stätte seines Wirkens kennzeichnen seinen edlen Cha rakter. Im Privatbesitz befindet sich noch jetzt ein vortreffliches Portrait (Oelgemälde) van Ghelen's, das wahrscheinlich nach einem guten gleichzeitigen Bilde angefertigt worden ist. Das Mayer'sche Buch zeigt eine Wiedergabe dieses Bildes in Holz schnitt, von F. W. Bader ausgeführt, über dessen wohlgelungene Herstellung wir einige Worte sagen müssen. Das Portrait zeigt uns das würdige Gesicht eines älteren Herrn mit überaus wohl wollendem und klugem Ausdrucke; die hohe Stirn deutet auf Tiefe der Gedanken hin, welche sich hinter ihr bergen. Das be reits ergraute Haar wird von einem schwarzen Käppchen bedeckt, welches, verbunden mit dem übrigen Anzuge, der Erscheinung etwas Würdevolles, Patriarchalisches gibt; der wohlwollende alte Herr hätte ganz das Ansehen eines gelehrten Denkers, auch wenn seine rechte Hand nicht die ruhende Feder hielte und die linke mit der Brille sich sanft auf dqs aufgeschlageue Blatt gelegt 781*
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