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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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keine Idee und darum fallen auch seine Rettungspläne so hoch romantisch aus. Seine Vorschläge haben übrigens mit allen bis herigen Rettungsversuchen, welche von Verlegern ausgingen, die falsche Grundanschauung gemein, als existire factisch im Sortiments buchhandel im Allgemeinen noch die Lust, das Geschäft auf die alte von den Verlegern gepriesene Weise weiter zu betreiben, und bedürfe es nur reactionärer Zwangsmaßregeln, um die Möglichkeit hierfür wieder zu schaffen. Das ist aber eine arge Täuschung. Diese Herren machen die Beobachtung, daß das heutige Sortiment nicht mehr der gefügige Diener oder, wie Herr Grunow sagt, dem Verleger nicht mehr „zu Willen" ist, daß es nicht mehr wie früher, ohne zu murren, die Ueberproduction der Verleger sich aufbürden läßt und sich mit dem schmalen Gewinn, den ihm horrende Spesen übrig lassen, begnügt. Diese Beobachtung ist ganz richtig; das heutige Sortiment hat sich in der That emancipirt, es hat zu seinem Vor theil scharf rechnen und die Anwendung von Capital gelernt. Dieses Sortiment (ich meine damit nicht etwa das brutale Schleudergeschäft) hat sich infolge dessen eine Stellung errungen, aus der es sich nicht wird verdrängen lassen wollen, es darf vielmehr heute verlangen, daß die Herren Verleger mit ihm rechnen. Herr Grunow baut uns nun eine reizende Bescheerung auf: Da ist eine Behörde, welche bestimmt, wer Buchhändler ist und wer nicht, welche weise ermißt „wie viel Buchhandlungen zum Vertriebe der literarischen Producte nöthig sind" und die Bildungsqualification zu diesem Betriebe ertheilt. Also mit anderen Worten: Abschaffung der Gewerbefreiheit und Ein führung der mittelalterlichen Zucht! Er gräbt auch das be rüchtigte Gespenst des seligen Klasing'schen Staatsanwalts wieder aus und nennt ihn „Executivausschuß", construirt sogar mit diesem Ungethüm eine doppelte Strafanstalt, die er geistreich ein „Zweikammersystem" nennt. Ganz stilgerecht würde sich diesem schönen Apparate noch etwa die Einführung der Prügel strafe gegen renitente Sortimenter einfügen lassen. Für sich selbst, d. h. für das Wohl der Verleger, ist Herr Grunow vorsorglich be dacht und, merkwürdig, hierbei läßt er alle Romantik zu Hause und wird auffallend nüchtern und modern. „Der Verleger muß ganz freie Hand behalten", mit der er jederzeit, wenn ihm einmal die Sortimenter nicht „zu Willen" sind, über die Innung hinaus greifen und gelegentlich Hans und Kunz, Gevatter Schneider und Handschuhmacher mit dem Vertrieb seiner Waare betrauen kann. Vortrefflich, Herr Grunow! Geknebelt soll allein das Sortiment werden, welches sich von der Knechtschaft zu emancipiren Miene macht, und Sie wollen ihm dafür die Schlafmütze Ihres geträum ten Monopols freundlichst über die Ohren ziehen. Ob Sie wohl viele gläubige Kinder im Sortimente finden werden, die Ihre Gaben bewundernd hinnehmen? Werweiß? Es geschehen Zeichen und Wunder und möglich ist's immer, daß Ihr Lockruf Gehör und Zulanf findet und Sie, wie der Rattenfänger von Hameln, eines schönen Tags den Börsenverein in Ihren romantischen Zauberberg hineinlocken. Ich selbst würde schwerlich in Ihrem Gefolge sein, ich würde an dem Tage dem Buchhandel, dem ich allezeit gern an gehört habe, traurig den Rücken kehren und ein ander nährsam Handwerk ergreifen. Die Grunow'schen Ideen sind so phantastisch, daß man die selben schließlich, wie so Manches an dieser Stelle, lächelnd ge nießen und schweigen könnte; aber man darf doch nicht übersehen, daß zur Zeit auf allen Gebieten ein reactionärer Zug sich breit macht und der vielseitige Herr Grunow ist ein durchaus typischer Vertreter dieser Reaction: da mag es doch wohl gerathen sein, die Augen offen zu haben und zu schauen, daß nicht durch denselben unsere gesunde moderne Entwicklung, wenn auch nicht aufgehalten, so doch gelegentlich Verwirrung und Aergerniß in dieselbe gebracht werde. Wir bedürfen, meineich, überhaupt keiner Rettung; das Sortiment ist, was man auch sagen möge, im Kerne völlig gesund; es braucht nur Raum zu seiner Entwicklung; nicht vermehrter Zwang, nicht Einengung der Bewegung, nicht mittelalterlicher Zunftdespotismus ist es, was uns fehlt, nein — Befreiung unseres Verkehrs von überlebten Formen, von dem lähmenden Druck, der unsere beste Kraft zu Gunsten einer bevorzugten Minorität ab- sorbirt, sei das nächste Ziel, welches wir unverrückt im Auge be halten wollen. Bonn, den 25. September 1883. Emil Strauß. Zur Entgegnung. Herr Strauß ist ein so energischer Vertreter der Prinzipien, welche ich zu bekämpfen suche, daß ich wohl auf einen Angriff von ihm gefaßt sein durfte. Daß er es aber zu nichts Anderem bringen werde, als zu vorstehenden wenig sachlichen Auslassungen, hätte ich nicht erwartet. Die Redaction d. Bl. war im Zweifel, ob sie dem selben ihres persönlichen Tones wegen Aufnahme zu gewähren habe. Ich bat sie aber darum; denn ich glaube, nichts kann für die Sache, die ich vertreten habe, ersprießlicher sein, als wenn man sieht, welche Kampfmittel auf jener Seite übrig bleiben und er griffen werden. So geschickt auch Herr Strauß den Spieß umzudrehen und meine Worte, die doch Jedermann Nachlesen kann, zu verdrehen sucht — er der Vorkämpfer der Sortimenter! Sie werden erbaut sein. Die Art und Weise, wie Herr Strauß die Standarte erhebt, wird aber den Verlegern zu denken geben; — so wenig wird es ihm helfen, denn seine Absicht ist zu durchsichtig und sein Stand punkt zu bekannt. Die Romantik liegt wohl auf seiner Seite, wenn er meint, daß man diesem Liede glauben werde. Ob man mir persönlich etwas anzuhängen versucht, läßt mich sehr kühl Mir gilt die Sache. Ist das, was ich für sie zu thun versucht habe, gut, so werden ihm die persönlichen Ausfälle des Herrn Strauß wenig anhaben. Ist es schlecht, so wird die Com mission besseren Rath finden, und ich werde ihn bereitwillig an erkennen. I- Grunow. Letztes Wort an die Hinstorff'schr Hofbuchh., Verlags-Conto in Wismar. Die von der Hinstorff'schen Hofbuchh., Verlags-Conto, er klärte Scheidung vom Sortiments - Conto derselben Firma und die daraus gewonnene Folgerung, daß die Interessen beider Conti nicht solidarisch seien, das „Kompliment des Brotneides" des halb keinen Boden fände, sind Behauptungen, die das Adreßbuch widerlegt. Der Correspondent beider Firmen ist Herr H. Witte, der für das Sortiments-Geschäft als alleiniger Besitzer, für das Verlags-Geschäft als Procurist fungirt. Ich war also völlig berechtigt, congruente Interessen vorauszusetzen. — Eine aber malige Unruhe bereitet der geschätzten Gegnerin meine Unter suchung der Handelsfähigkeit bestimmter Artikel. Ich bin hier nach berechtigt anzunchmen, daß dieselbe ebenso wenig die Praxis des Verlegers als berechtigt anerkennen wird, bei der Bemessung des Umfanges, der Ausstattung und des Preises eines Artikels die Concurrenz, die Kaufkraft des Publicums rc. gebührend ins Auge zu fassen, um nicht mit einer Novität zu debütircn, deren Handelsfähigkeit durch ältere Artikel bereits überboten worden ist. — Daß die Hinstorff'sche Hofbuchh., Verlags-Conto, den Lippe'- schen Kalender nicht mit 25U, sondern mit 33^o/o und 28/25 einführte, ist hiernach ein unbeabsichtigter Zufall, nach den Prinzi pien derselben sogar ein Mißgriff, der sicher für den kommenden Jahrgang Abstellung finden wird. Um die abfällige Kritik der von mir errichteten Filialen
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