Amschlag zu .l- 195. Montag, den 22. August l92l. Adolf Bonz Lomp, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart Marche Renate Fischer feiert am 17. August ihren 70. Geburtstag. Hans Fredendorff schrieb igig in der Thüringer Allgem. Zeitung in Weimar : Marthe Renate Fischer. Man lann nicht von Marthe Renate Fischer als Dichterin Thüringens sprechen, ohne ans Helene Böhlau ja weisen. Während Helene Bühlau in der alten, rosenbemalten Truhe ihrer Thüringer Erinnerungen kramt, jicht Marthe Renate Fischer von Tal ju Tal und Dorf ju Dorf ihrer Thüringer Waldheimat und erlebt Menschen und Landschaften, die sie mit all ihrer gütigen, aber auch ein wenig strengen Liebe umfaßt. Sie kam als Fremde nach Thüringen. Ihre Heimat ist die Mark, wo ihre Ahne» und Vorahnen als Herren der Scholle lebten. Auch in ihr lebt noch die Mäklerin: man schlag- nur irgendein Buch von ihr auf und betrachte das F-stumrissene ihres Stils, das stellenweise au Selma iagerlöf erinnert. Ihre Augen sind scharf und doch gütig, und ihr Lächeln ist weicher, wohltuender den» ein Lachen. Dabei ist ihre Kunst stark und perstnlich; sie geht, bei Frauen eine größere Seltenheit, ihren eigenen Weg - und mit Erfolg. Sie pflegt weder den herkömmlichen Romandialog noch die blumenreichen Wendungen ihrer schriftstellernde» Genossinnen, sic ist eine Erzählerin, die immer fesselt und doch immer Frau bleibt. Ju ihrem Bauernromau „Die Aufrichtigen" (erschienen, wie alle Bücher, bei Ad. Bonz L Comp, in Stuttgart, i8->4) rückt sie zum ersten Mal dem Thüringischen näher. Die weibliche Hauptfigur ist eine Altenburger!». Schon ganz Thüringen ist ihr nächstes Buch, die unter dem Titel „Tosla baut" vereinigten Thüringer Geschichten „Toska baut" und „Die Kränzchen- frau" (igoL). Oie letztere Erzählung, mehr nur eine Skizze, ist voller Dust und Stimmung, unendlich fei» in der Beobachtung. Bereits ein Jahr später erschien ihr großer Roman „Das Patenkind", -in glänzender Ausschnitt aus dem Thüringer Volksleben. Groß ist Marthe Renate Fischer im Zeichnen von Landschaften. Immer knapp, niemals ermüdend, gibt sic mit wenigen Striche» ein stimmungsvolles Bild. Voll von feinster Beobachtung und stillem Zauber sind ihre Skizzen aus dem Altersheim „Oie letzte Station" (ipog). Ein Alimänuerheim und seine Bewohner, eine wunderliche Gesellschaft — und doch nicht wunderlich genug, um Stoff für einen ganzen Skizzcnband zu geben. Marthe Renate Fischer weiß aber von jedem einzelnen so viel Rührendes, Stilles zu erzählen, daß mau das Buch ganz versonnen aus der Hand legt und noch lange vom Widerschein dieser still-herbstlichen Sonne lebt. Oer Roman, der nach einem Brief, für die Verfasserin ein Stück Lebensarbeit bedeutet, erschien im solgenden Jahr und heißt „Die aus dem Drachcnhausc". Er ist der Roman, man möchte sagen der tragische Roman des Aberglaubens. In Thüringen ist der Aberglauben weit verbreitet und seiner Bekämpfung gilt die Lebensarbeit Marthe Renate Fischers. Großzügig hat sie das Thema in „Die auS dem Drachenhaus" ausgenommen und behandelt, und doch mit so viel feiner und kluger Zurückhaltung, daß es kein Tendeuzromau geworden ist. Und Stellen finden sich voll so stiller, tiefer Schönheit, die um so schöner leuchten in all dem Trübsal der ewigen Verfolgung. Marthe Renale Fischer ist längst als gute Kcnnerin und Schilderin Thüringens geschätzt, aber ihre Bücher sind noch zu wenig bekannt. Vielleicht erinnert man sich ihrer jetzt, da das alte Thüringen sich auflöst — äußerlich — und, «er weiß wie bald auch innerlich. Marthe Renate Fischer gibt uns nicht Thüringen gemeinhin, sondern in all seiner Buntheit von Sitten und Gebräuchen, deren leider schon so viele im Aussterben begriffen sind und deten jede Tälerkette neue, reizvolle Einzelheiten hat. Zur Versendung liegen bereit: Die Aufrichtigen Eine Bauerngcschichte Geh. M. z.6o, geb. M. 8.— Die aus dem Drachenhaus Thüringischer Roman Geh. M. , geb. M. 10.— Wir ziehen unsere LebenSftraße Thüringischer Roman Geh. M. iz.-, geb. M. 17.?° Toska baut Thüringer Geschichten Geh. M. -.6-, g-b. M z.6o Die letzte Station Skizzen ans dem Allersheim Geh. M. -.;c>, geb. M. 5.— Aus stillen Winkeln Novellen Geh. M. z.zo, geb. M. 4.;o Bar-Rabatt z?und 11/10, nicht gemischt ^ Einband der Freiexemplare netto Auf alle Preise ist ein Teuerungszuschlag von ;o°/„, der voll rabattiert wird, aufzuschlagen