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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1921
- Strukturtyp
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- 1921-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1921
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X: 185, 22. August 1S2I. frühesten Blättern zu viel Staffage anbringt, den Baumschlag akademisch bildet, betont auch den Einfluß der mehr handwerker- lichcn holländischen Stecher und zeigt, wie Merian diese Hemm nisse überwindet und sich zu einfacher Landschaftswiedergabe in seinen Ausnahmen durcharbeitet; ich glaube, man kann diese An sicht als die richtige gelten lassen. Der Reiz, den die kleinen Blätter auf den empfänglichen Beschauer ausüben, liegt in der Einfachheit und Wahrheit der Landschaftsbilder und der Ört lichkeiten, wobei noch der kulturgeschichtliche Einschlag mitwirkt, deutsche und schweizer Ortschaften und Schlösser zu sehen, wie sie unzerstört vor dem großen Krieg ausschautcn, belebt durch zeitgenössische Figuren in ihrem Tun und Treiben, so z. B. die Ansicht des Züricher Sees, auf welchem Blatte zweifellos der Künstler sich selbst zeichnend am Seegestade angebracht hat. Als besonders anziehende Darstellungen möchte ich auf folgende Blätter Hinweisen: den bereits erwähnten Züricher See, in zwei Darstellungen, zu Mentz, Lauffeu, Waldl an der Birst, Gebirgsbach mit zwei Brückeustegen, einige Waldbilder mit zersplitterten Bäumen im Vordergründe, eine Waldwicse mit zwei Bauern als Staffage, Schloß Münchenstein, Fischers Häuslein, Hiltclingen, Dellsperg, unbezeichucter Waldsee, Angeu- stein, Bergk bei Stuttgart, bey Hinningen, Neckar bei Cannstadt, Wolfsbrunn bei Heidelberg, Rheininseln mit zwei Mönchen im Vordergründe, bey Liechstahl, Kleyben bei Basel, Lustgarten in Stuttgart usw., Beim Betrachten dieser Landschaftsfolgen, vielfach gerade der unbezeichneteu Blätter, kommt einem der Vergleich, daß der Künstler gewissermaßen, wie ei» allein phanta sierender Musiker, sich den Stimmungen hingegcben habe, die die Gegend, Luft und Licht in ihm erregt hatten und ihn zur Fixie rung des Bildes drängten, ohne irgendwelche Nebenabsicht, ent gegengesetzt dem späteren Merian der Frankfurier Zeit, wo in seinen Platten das berechnende und kaufmännische Denken die künstlerische Handhabung vielfach hindernd beeinträchtigt. Ter Frankfurter Merian kommt aber noch vielleicht in Betracht durch die schon in Frankfurt herausgegebene Bilderbibel, von der Burck« Hardt nachweist, daß die landschaftlichen Hintergründe fast durch weg Motive sind, die der Baseler Umgebung entnommen sind und deren Platten noch irr der Baseler Zeit radiert worden sein mögen; sie tragen auch die charakteristischen Merkmale der hier geschilder ten Landschaften der Epoche 1615—25. — Vielleicht geben diese Zeilen einem Kunsthistoriker Veranlassung, den Merian-Landschaf- ten dieser Jahre einmal nachzugehcu, sic kritisch zu sichten und Plattenzustündc, Gegendrücke und Kopien festzustellcu, deren es zahlreiche gibt, über Matthaens Merian und seine Söhne und Nachfolger gibt es noch keine erschöpfende Monographie. Unser Kollege Eckardt hat Wohl ein verdienstliches Buch über den Künstler geschrieben, das sich aber in der Hauptsache doch nur mit den Topographien beschäftigt (der Herr Verfasser macht uns Hoffnung aus eine neue Bearbeitung): eine Gesamtdarstellung des Oeuvre von Matthaens Merian bleibt »och der Zukunft Vorbe halten'). Noch möchte ich allerdings des so liebenswürdig ge schriebenen Buches des Schweizers D. Burckhardt-Werthemann gedenken, welches von einer gründlichen Kenntnis und liebevoller Versenkung in das Schaffen des Baseler Landsmannes erfüllt ist und das sich sehr angenehm liest; ich verdanke der feinsinnigen Arbeit manche Anregung, auch einige örtliche Bezeichnungen mancher Blätter der Baseler Umgegend habe ich dem Buche ent nommen, dessen erste Abteilung Merians Jugendjahrc behandelt. Als Abschluß möchte ich noch auf einige Merian-Porträts Hinweisen, die in meinem Sammelbande eingeklebt sind. Por trät eil lack nach rechts, Brustbild in Mantel mit übergeschlagenem Hcmdenkragcn, barhäuptig, mit Vollbart und der Unterschrift dtattlraeus slerjan, Ovaleogi-aglius, lü-aneolui'tl N. 0. kxcuä., in KleiN- quart. Der Künstler mag in dieser Abbildung in der Mitte der Drei ßig dargestcllt sein; das Porträt ist nicht hervorragend. Weit künst lerisch wertvoller ist eine ungefähr gleich große Radierung, welche Merian ebenfalls sn lace, aber links blickend darstcllt, auch bar häuptig, dichtes, schwarzes Haar und Vollbart, etwas kürzer gehalten, in einem gestreiften Wams mit Spitzenkragen; Brust- ") Ein bekannter Mecklenburgischer Sammler arbeitet schon seit Jahren daran. 12SK bild auf einem Sockel von zwei geflügelten Genien getragen, ln dem leeren Schild Rod. Meyer wo. Der Ausdruck der Züge ist hier feiner und geistiger, ein ernster, denkender Kopf blickt uns an. Beide Porträts sind nicht häufig. Am bekanntesten ist das dritte Bildnis, ein Gürtelbild nach links, en lace, mit Mantel und übergeschlagenem Hemdenkragen; in der rechten Hand hält Merian einen Kupferstich, links oben das Zeichen Merians, der Storch, unten die Unterschrift ülrttivakus Nerian, LidUoxoia et Icouogrsxkus csledeim. und achtzeilige lateinische Widmung. Das Haupthaar etwas gelichtet, der Bart ergraut, dürfte das Kupfer den Künstler als höheren Fünfziger darstellen; ein etwas lei dender Gesichtsausdruck ist unverkennbar. Dieses Porträt ähnelt am meisten der Darstellung des Künstlers aus dem Familien bilde, das 1641 von der Hand M. Merians des Jüngeren ange- fertigt wurde, welches sich nach Angabe Burckhardts in dem Be sitze von Alfred Merian-Thurncysen befindet, doch erscheint Merian auf der Radierung älter, sodaß man nach der lateinischen Lobpreisung annehmen kann, daß das Porträt nach seinem Tode 1650 ediert worden ist. Matthaeus Merian ist nur siebenrmd- fünfzig Jahre alt geworden und in Schwalbach gestorben, wohin er krankheitshalber übergesiedelt war; in diese Zeit mag das Porträt zu setzen sein; ein schmerzlich nachdenkender Zug umspielt die Lippen und spricht aus den Augen. So verklingt das ar beitsreiche Leben des großen Frankfurter Verlegers still in dem kleinen von Waldbergen umschlossenen Langenschwalbach, wäh rend seine Sühne Matthias der Jüngere und Caspar den Kunst verlag weiterführten, ausbauten und der Betrieb sich noch in weiteren Generationen erfolgreich erhielt. Daniel Sander, ein Berliner Verleger vor hundert Jahren. Von M arimilian M ü l l e r - I a b u s ch. In dem lebendigsten literarischen Porträt Berlins im Jahre 1806, in Fontanes »Schach von Wuthenow«, wird der Berliner Bürger- sland durch eine einzige Person vertreten, den Buchhändler Daniel Sander, den wir im Salon der Frau von Carayon so gut trefsen wie in der Villa des genialen Prinzen Louis Ferdinand. Als Fon tane diese Figur in seine Erzählung einfügtc, wird er noch aus münd licher Überlieferung geschöpft haben, Beweis genug, welches Ansehens sich das historische Vorbild dieser Nomanfigur einmal erfreut hat. Daniel Sander hat im literarischen Leben Berlins in der Zeit spanne von etwa 1798—1807 tatsächlich eine bedeutsame Nolle ge spielt, als Verleger wie als Mensch. Archivstudien, die ich für eine Ncuausgabe der Erinnerungen Garlieb Merkels treiben muhte (sie sind dieser Tage unter dem Titel »Thersites« bei der Deutschen Verlags gesellschaft für Politik und Geschichte in Berlin erschienen), führten ganz zwanglos ans Sander, dessen Briefwechsel mit K. A. Böttigcr, Ge heimem Konsistorialrat in Weimar und Dresden, jenem ungemein be triebsamen Vielschreiber, den Goethe und Schiller wenig liebten, eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte jener Tage in Berlin dar stellt. In der mikroskopisch kleinen Schrift fiillt dieser Briefwechsel zwei dicke Bände, die die Landesbibliothek in Dresden aufbewahrt. Tausenderlei steht darin, Kleines und Großes, Wertloses und Wert' volles, genug, um auch eiu Bild von der eigentümlichen Persönlich keit des Briefschreibers zu entwerfen. Sander war Geschäftsführer der Vossischen Buchhandlung, als er gegen Ende des Jahrhunderts den Entschluß faßte, sich selbständig zu machen. Die Umstände waren die allerbesten, denn Berlin hatte literarischen Ehrgeiz, ohne aber Verleger größeren Stils zu haben. Sein Hauptgeschäft freilich machte er mit einem Antor, den wir heute bestenfalls der Marlitt gleich- stcllen können, mit jenem August Lafontaine, der, bei Halle in einem Häuschen sitzend, eine kaninchcnhaftc literarische Fruchtbarkeit entfal tete. Seine Nomane hießen etwa: »Die Familicnpapierc oder die Ge fahren des Umgangs« und »Der Hausvater oder Das liebt sich! und warum?« Er selbst äußerte sich Merkel gegenüber: »Das Schreiben macht mir keine Mühe. Den Plan zu einem Nvman ersinne ich in einer Viertelstunde, und wenn ich mich ans Pult setze, sind ein paar Druck bogen geschrieben, ehe ich anfstehen mag«. »Aber die .Feile«, wirft Merkel ein. »Nach einem Stocken gestand er mir , fährt Merkel fort, »daß er selten zu überlesen pflege, was er geschrieben. Er verlasse sich wegen der Nichtigkeit ans seinen Freund Sander in Berlin. Fn der Tat gehört diesem das Verdienst ded reinen Stils wie sogar oft des
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