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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1921
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- 1921-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1921
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197, 24. August 1921. Redaktioneller Teil. beharren zu müssen, der hauptsächlich auf der Überzeugung basiert, daß eine Aufhebung des Sortimenterzuschlags keine billigeren, sondern erhöhte Ladenpreise bringen würde. Da die verschiedenen Organisationen, Verlegelverein, Bür- senverein, Kreis- und Ortsvereine, diesen Gegensätzen innerhalb ihrer Mitgliedschaft machtlos gegenüberstehen, eine »neutrale Macht- zur Vermittlung in diesem Falle dem Buchhandel nicht zu Hilfe kommen kann, muß er unbedingt aus sich heraus zu einer Heilung des Chaos kommen — wenn der Buchhandel in seiner Gesamtheit überhaupt noch ethische und Psychologische Kräfte zu einer praktischen Interessengemeinschaft in sich fühlt. Was wir wohl alle glauben wollen. Folgender Vorschlag sei deshalb zur Erörterung gestellt: Die sich diametral gegcnüberstehenden Vec- legerfirmen, bzw. Gruppen finden sich zu einer gemeinsamen Be sprechung darüber: Ob unter ihnen, ganz gleich, welche Stellung die einzelne Firma gegenüber dem Sortimenlerzuschlag einnimmt, Neigung vor handen ist, in diesen Fragen das Sortiment in seiner Gesamt heit entscheiden zu lassen? Also zu einem Referendum mit folgenden Fragen an die organisierten Sortimenter: 1. Wünschen Sie die Aufhebung des Sortimenterzuschlags und damit den erhöhten Rabatt (ähnlich der Vereinbarung zwi schen Gilde und schSnwissenschaftlicherVcrlegcrocrcinlgung)? Ja oder nein? 2. Oder wünschen Sie, daß erst eine aus allen beteiligten Inter essengruppen delegierte paritätische Kommission Vorschläge zu dieser Frage dem Buchhandel unterbreitet, deren Ergeb nis zur allgemein verbindlichen Regelung dann maßgebend sein soll? Dieses Referendum würde die Regelung der strittigen Fragen bedeutend erleichtern: ist die Mehrzahl der Sortimenter für Auf hebung des Zuschlags, dann ist zweifellos die moralische Grund lage zu derselben gegeben, und entsprechende Beschlüsse in dieser Richtung werden sich viel leichter und zwangloser einführen las sen. Ist dies nicht der Fall, also ist nur eine Minderheit für die Aufhebung, dann ist die praktische Wirksamkeit der Notstands ordnung vom 13. Februar 1921 erwiesen, und es ist dann weit weniger bedenklich, wenn diese Minderheit, begünstigt durch ent sprechende Verlegerlieferungen, ohne Zuschlag verkauft, um so mehr, wenn sich faktisch mit der Zeit Herausstellen wird, daß die ser Modus keinerlei Verbilligung der Bücher gebracht hat. Sind doch auch sonst genügend Gründe dafür vorhanden, die zu der An nahme berechtigen, daß diese Sortimenter bald wieder von der Sehnsucht nach dem Sortimenterzuschlag ergriffen werden. Dieses Referendum bezweckt mit Absicht, das Schwergewicht bei der Entscheidung der Frage »Zuschlag oder nicht« dem Sor timenter zu überlassen. Niemand kann besser als der Sortimenter bei seinem täglichen Umgang mit dem Publikum die Stimmungen desselben beurteilen. Niemals sollte sich deshalb das Sortiment allein durch eine 10—157»ige höhere Rabattierung seitens des Verlegers in seiner Haltung in der Preispolitik beeinflussen las sen, noch dazu, wenn es diese höhere Rabattierung durch fest- gclegte Abnahmeziffern sich erkaufen muß. Für den Sortimenter als Mittler zwischen Verleger und Publikum ist es viel interessanter zu wissen, ob bei einer Aufhebung des Zuschlags in der Form der schönwissenschaftlichen Vereinigung tatsächlich eine Verbilligung des Buches herauskommt. Wer die Kalkulation unter den heuti gen Verhältnissen bei dieser festgesetzten Rabattierung kennt, wird wissen, daß dies nicht der Fall sein kann, wenn nicht die Quali tät des Buches — technisch und literarisch — darunter leiden soll. Die zweite Frage, die für den Sortimenter interessiert, ist, ob bei den vereinbarten Bedingungen er selbst nicht derjenige ist, der die wenigsten Vorteile aus dieser Regelung gewinnt. Schematisierte Abnahmeverpslichtungen der Sortimenter sind für diese immer gefährlich. Wenn er auch in der Praxis in der Lago ist, die Wünsche seines Publikums in der Richtung der vor handenen Verpflichtungen zu beeinflussen: daß er die für das kaufende Publikum maßgebenden Faktoren zu einem erheblichen Teil dadurch ausschalten kann, wird Wohl niemand glauben. Be sonders in der schönwissenschaftlichen Literatur wird vielfach nach der Mode gekauft, und außerdem: Bücher haben bekanntlich ihre Schicksale! Natürlich müßte das Ergebnis des Referendums auch für die Verleger ausschlaggebende Bedeutung haben, und das ist möglich, wenn in der gegenseitigen Stellungnahme nicht Kontur rcnzhofsnungen statt sachlicher Überzeugung maßgebend sind. Deutsche Einflüsse in der Literatur Bulgariens Von M. Büttner. während der Einfluß der russischen und französischen Literatur auf die bulgarische in der Tatsache begründet ist, daß die Werke dieser Länd'er in Bulgarien stark verbreitet sind, ist dies bei der deutschen Literatur nicht in demselben Maße der Fall. Der Einfluß der großen deutschen Dichter auf eine Anzahl bulgarischer Schriftsteller ist viel mehr dem engen persönlichen Verhältnis dieser letzteren zur deut schen Literatur zu verdanken. Trotz ihres großen Reichtums erfreut sich die deutsche Literatur in Bulgarien keiner so großen Popularität wie die russische und französische Dichtkunst. Die Namen und Werke eines Goethe, Schiller oder Lessing sind in Bulgarien wohl bekannt. Der »Faust« ist ebenso wie »Emilia Galotti« dreimal ins Bulgarische übersetzt worden; einige der Schillerschen Tragödien bil den noch heute einen Teil des Spielplans des bulgarischen Theaters — aber das ist auch alles. Viele andere große Namen der klassischen Lite ratur Deutschlands, wie Hebbel, Kleist, Grillparzer (mit Ausnahme der »Sappho«), Gottfried Keller, Novalis, Schelling, Hegel, Schopen hauer, sind völlig oder nahezu gänzlich unbekannt. Höchstens kennt man ihre Namen, aber nichts von ihren Werken. Nur wenige andere Dichter sind besser bekannt, wie Heine, Nietzsche, Hauptmann und Sudermann. Dabei muß allerdings festgestellt werden, daß die litera rischen Beziehungen zwischen Bulgarien und Deutschland erst sehr spät, vor etwa 15 oder 20 Jahren, ihren Anfang genommen haben. Die meiste Belebung hat die Literatur Bulgariens durch Heine und Nietzsche erfahren. Man kann den Einfluß dieser beiden so verschieden gearteten Meister bei demjenigen bulgarischen Schriftstel ler feststellcn, der am stärksten und fühlbarsten dem deutschen Einfluß unterworfen worden ist: Pentcho Slaveikoff. Seine zahlreichen Übersetzungen deutscher Poesie, die in dem 1911 erschienenen Band »Deutsche Dichter« vereint sind und durch die er die bulgarische Lite ratur bereichert hat, sprechen für seine engen Beziehungen zur deut schen Dichtkunst. In seinen Werken findet man namentlich die Spu ren Goethes und fast aller lyrischer Dichter des 19. Jahrhunderts, wie Lenau, Storni, Conrad Ferdinand Meyer, Liliencron, aber in erster Linie diejenigen Heines und Nietzsches. Seine erste, noch wenig glück liche und von ihm später selbst wieder vernichtete Sammlung lyrischer Poesien »Mädchentränen« zeigt auf jeder Seite den unbestreitbaren Einfluß Heines, der auch in der zweiten, 1907 erschienenen Sammlung »Der Traum vom Glück« zu erkennen ist, obwohl er hier bereits An regungen neuerer deutscher Lyriker, wie Storm, Falke und Greif, empfangen hat. Diese Einflüsse dnrchströmen die gesamte Lyrik Slavei- koffs einschließlich der Sammlung »Die Insel der Glücklichen« (1910) und die »Epischen Dichtungen« (1896, 1898, 1907), in denen der Ver fasser den lyrischen Ton verläßt und zu tief philosophischen Schöpfun gen übergeht, wie denn überhaupt seine Poesie von jetzt an zu einer ausgesprochen philosophischen wird. Er gehört nun völlig dem Jdccn- kreise der deutschen Philosophie an, in erster Linie derjenigen Scho penhauers und Nietzsches. Man spürt die Gedanken des »Also sprach Zarathustra« in den Dichtungen »Michelangelo« und »Fis-dnr«, »Hymnen ans den Tod des Übermenschen«, »Der Kämpfer gegen Gott« nsw., ebenso wie durch die ganze dreiteilige Dichtung »Das Lied des Bluts« (1912), die Verherrlichung des bulgarischen Aufstandes von 1876. Im übrigen ist »Also sprach Zarathustra« selbst ins Bulgarische übersetzt worden, und zwar durch die Dichterin Mara Beltcheff, die ihrerseits wieder völlig den literarischen Spuren Slaveikoffs nachge folgt ist. Der Einfluß Nietzsches findet sich ferner auch in den Werken des jungen bulgarischen Dichters Nicolas Nainoff, der vor etwa zwei Jahren eine neue Übersetzung des »Zarathustra« geschrieben hat, sowohl in seinen »Legenden Bognmils« (1912), wie auch in seinen an deren Werken, die immer im Ton der Legende oder apokryphen Chronik geschrieben sind. Besonders in seinem Roman »Zwischen Wüste und Leben« (1919) spiegelt sich überall der Widerschein der Moral und Philosophie Nietzsches, in der Hauptsache die Idee der Kraft und des starken Menschen. Nicolas Nainoff hat einen eigenen ausgeprägten Stil gefunden - eine Mischung von biblischem Archaismus mit un glaubhaften Antithesen —, der unverkennbar von der feinziselicrten und pathetischen Zarathustra-Sprache Nietzsches beeinflußt wurde. Ja, die Sprache Nainoffs, die eine der wertvollsten Qualitäten seiner Bücher ist, erinnert häufig sogar an diejenige der Bibel. Indessen darf nicht übersehen werden, daß die Schreibweise Nainoffs außer aus dem 1263
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