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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1866
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1866-12-10
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1866
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18661210
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Manipulationen berücksichtigt, welche vorzunehmen sind, bevor der Leser sein Blatt fix und fertig in die Hand bekommt.*) Hat der Setzer sein Manuscripc abgesetzt, so wird bekannt lich ein Correcturabzug des Satzes gemacht, was, nebenbei be merkt, in der Officin der Kölnischen Zeitung kheils in der bis herigen Weise, mittelst der Bürste, theils durch eine sehr einfache, aber sinnreiche Erfindung, mittelst einer schweren, mir Filz be kleideten eisernen Walze geschieht, welche bei nur einmaligem, schnellem Hinrollen über den auf den gesetzten Lettern liegenden Correcturstreifen den schönsten Abzug liefert. Zwischen Redaction, Setzerei und den Eorrecturzimmern wandert inzwischen unser Nstteur sn emsig hin und her; aus den letzteren bringt er die Correcturstreifen den betreffenden Setzern zurück, nicht ohne denselben mitunter ein nichts weniger als freundliches Compliment des Correctors zu bestellen, dessen Jeremiaden über fehlerhaften Satz wohl in jeder Druckerei ebenso stereotyp sind, wie die Klagen der Setzer über die schlechte Hand schrift der Herren Autoren, auf welche bekanntlich, mir einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen, die Devise: „Oooti mals xin- Aunt" (Die Gelehrten sind schlechte Maler) paßt. Den von den Fehlern gesäuberten Satz erhält nunmehr der Nettsur en xnA« zurück, um die Formirung desselben nach Kate gorien in Spalten und Columnen (ganze Seiten) zu bewerk stelligen. Alles Druckfertige muß übrigens, bevor cs in die Spalten- und Columnenform gebracht wird und in die Presse gelangt, in eignen Abzügen dem Chefredakteur zur Begutachtung vorgelegt werden, eine Weitläufigkeit, welche in der durch das Preßgesetz vorgcschriebenen Verantwortlichkeit des Redakteurs für jeden ge druckten Buchstaben der Zeitung, ja sogar für den Inhalt der Anzeigen, ihren Grund hat und sowohl für den technischen Be trieb des Zeitungsgeschäfres eine Fessel ist, als auch auf der gei stigen Wirksamkeit der deutschen Presse leider noch immer wie ein Alp lastet. Ist nunmehr das Geschäft des Formirens des Satzes be endigt und umfaßt der eiserne Rahinen die Lettern, so wird die auf solche Weise entstandene Zeitungsform an eine im Boden des Saales angebrachte Luke getragen und vermittelst eines Hebe werkes bis in den Keller Hinuntergelaffen, wo sie sich auf dem da selbst befindlichen steinernen Waschtische der bekannten Reinigung zu unterziehen hat, bevor sie stereotypier wird und in die Maschine kommt. Gehen wir nun, um das Schicksal der Form systematisch weiter zu verfolgen, derselben bis in den Keller nach. Wir steigen die Treppe hinunter und stehen, wie die In schrift sagt, vor dem ,,Großen Maschinensaale". Die darunter angebrachten Worte: „Verbotener Eingang" bilden natürlich für uns kein Hinderniß: wir treten ein und befinden uns zunächst in derjenigen Räumlichkeit, in welcher die Zeirungslräger und -Trägerinnen, fünfzig an der Zahl, Klein und Groß, kurz vor Beginn ihrer Thätigkeit sich aufzuhallen pflegen und des Mo mentes harren, in welchem sic, mit einem Pack Zeitungen versehen, ihre städtische Wanderung antreten können. „Sie haben jetzt", sprach der mich begleitende Factor der Druckerei beim Eintritt in den die Druckmaschinen enthaltenden und darum in den Druckereien schlechthin „Maschinensaal" ge *) Wie erstaunlich schnell auch andere Buchdruckereien ihre Arbeiten liefern, davon ist die Leipziger Officin, welche den Druck der Tages- Ziehungslisten der sächsischen Landeslotterie besorgt, ein eclatantes Lei- piel. Vormittags drei Viertel auf elf Uhr ist der Schluß der Ziehung und schon ein Viertel zwölf Uhr find die erwähnten Listen gesetzt, cor- rigirt, gedruckt, gefalzt, couverlirt, adresfirl und frankirt auf der Post zur Reise durch das Land. D. Red. d. „Gartenlaube". Dreiuuddrclßlgster Jahrgang. nannten großen Raum mit einem Anflug diabolischen Humors, „lange genug auf der Oberwelt geweilt und werden sich nunmehr in die Unterwelt begeben müssen, zu welchem Ende ich Sie der Obhut dieses modernen Charon anvertraue." Bei diesen Worten winkle er Jemanden zu sich heran, den er mir als den Ober- maschinenmeister vorstellte und mit meinem Anliegen bekannt machte, woraus er sich mir freundlichst empfahl. Im Gefolge meines neuen Führers durchschrill ich den großen Maschinensaal, dessen Besichtigung wir später Vornahmen, und stieg in die unteren Räume hinab. Soeben gab eine an der Decke des Raumes, in welchen wir zunächst eintraten, befindliche Klingel das Signal, daß eine jener oben erwähnten Druckformen Herabkommen werde, während zu gleicher Zeit einige auf die vor zunehmende Manipulation bezügliche Worte durch ein neben der eisernen Leitung für die Formen bis zum Setzersaale laufendes Sprachrohr herabgerufen und rasch beantwortet wurden. In dem selben Raum, in welchem die Formen, d. h. der von denselben umschlossene Letternsatz, behufs deutlichen und reinen Drucks gewaschen werden, befindet sich ferner noch ein Hebewerk, welches das zum Druck der Zeitungen zu verwendende Papier in großen Quantitäten heraufbefördert. Der Papierverbrauch der Kölnischen Zeitung ist bei einer Auflage von zwanzigtausend Exemplaren natürlich ein sehr enormer; er beläuft sich auf durchschnittlich sieben Ballen oder fünfunddreißigtausend Bogen per Tag, was ein Capital von etwa achttausend Thalern monatlich repräsentirt.*) Ein eigens eingerichtetes Bahngeleise führt die Papierballen auf einer schiefen Ebene vom Hofe direct in die unterirdischen Lager räume, welche sich neben dem Zimmer ausdehnen, in dem wir uns augenblicklich befinden. Treten wir nun in die Räumlichkeit ein, in welcher die For men stereotypirt werden. Es dürfte wohl zweckmäßig erscheinen, bei diesem dem großen Publicum weniger bekannten Verfahren etwas eingehender zu verweilen. Dasselbe gehr folgendermaßen vor sich. Nachdem die Feuch tigkeit der frisch gewaschenen Form auf einer warmen Ofenplatte verdampft ist, wird zur Anfertigung der sogenannten Mater oder Matrize geschritten, unter welcher Bezeichnung man das in einer Papiermasse reproducirte, vertiefte Bild der Druckform versteht, ähnlich, wie es der Bildhauer zur Vervielfältigung seines plasti schen Kunstwerkes durch den Guß aus Gyps ansertigt. Diese Matrize wird nunmehr in eine sogenannte Gießflaschc gebracht, einen eisernen Behälter, welcher die flüssige Bleimasse aufnimmt, die, den ursprünglichen Satz reproducicend, die zum Druck zu ver wendende Form bildet, welche nach ihrer konstanten Beschaffen heit die stereotype Form genannt wird. Es ist natürlich, daß bei diesem Verfahren, obgleich cs kaum zwanzig Minuten in Anspruch nimmt, noch eine Menge kleiner Einzelnheiten zur Anwendung kommen, welche jedoch mehr für den Techniker von Fach bedeu tungsvoll sind. Ist aus diese Weise die Zeitungsform je nach den Umständen zwei bis drei Mal stereotypisch vervielfältigt worden, so werden die erhaltenen Abgüsse mittelst des im Nebenzimmer befindlichen, uns bereits bekannten Hebewerkes an die Druckerei hinaufbeför- derl und in die Druckmaschinen gebracht. Steigen wir also aus unseren unterirdischen Aufenthalts orten wieder hinauf in den großen Maschinensaal, um uns in dieser Räumlichkeit zu orientiren. Wir befinden uns in einem aus zwei Abthcilungen bestehen den Raume, dessen Verbindung durch zwei hohe, bogenförmige *) Die „Gartenlaube", bekanntlich doch nur eine Wochenschrift, be darf im Jahre für fü nfjigtause n d Thaler Druckpapier mehr als die Kölnische Zeitung. D. Red. d. „Gartenlaube". 368
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