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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1893
- Strukturtyp
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- Band
- 1893-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1893
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- Deutsch
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136 Nichtamtlicher Teil. 6, 9. Januar 1893. und zweckdienlichste jener Künste bleiben wird, durch welche Bilder für den Hochdruck auf der Buchdruckpresse sich Herstellen .affen. Das von dem Bahnbrecher der illustrierten Blätter in Deutschland, Johann Jakob Weber, im Jahre 1832 ins Leben gerufene »Pfennig-Magazin« und andere ähnliche Blätter ver mochten nicht mit den englischen und französischen Vorbildern Schritt zu halten und lebten hauptsächlich von den Brosamen, die von den reichen Tafeln der letzteren adfielen, d. h. von Ab güssen oder Nachbildungen der Originale jener Blätter. Ebenso verhielt es sich mit den deutschen illustrierten Werken, deren Hauptsitz Stuttgart war. Die tüchtigen Schriftsteller hielten es mit seltenen Ausnahmen nicht für standesgemäß, für das große Publikum zu schreiben, oder sie verstanden es noch nicht für das Volk (nicht zu verwechseln mit den Kindern) zu arbeiten, und mit den Künstlern war dies noch mehr der Fall. Auch konnte der Geldbeutel der deutschen Verleger damals nicht in dem Grade wie jener ihrer Kollegen in Frankreich und England mit deren reicher, von kräftigem Nationalgesühl durchglühter Be völkerung dazu beitragen, den Schriftstellern und Künstlern die Zubereitung der ihnen ungewohnten Volksspeise lohnend genug zu machen. Der findige und mit Geschmack begabte Franzose eignete sich rasch das neue Verfahren an, erreichte sehr bald den Eng länder in der Technik und übertraf ihn in der künstlerische» Behandlung der Zeichnung. Die französischen Künstler — es fand sich bald eine Anzahl bedeutender Talente zusammen, die ausschließlich oder doch hauptsächlich nur für den Holzschnitt zeichneten — strebten nicht darnach, dem Stahlstich Konkurrenz zu machen, sondern eigneten sich eine dem Material und dem Druckverfahren angepaßte Zeichenmethode an, und der Holz schneider brachte außer einer geschickten Hand ein ausgebildetes Gefühl für die Behandlung der Zeichnung im Geiste des Künst lers mit, wo es nicht, wie in den alten Holzschnittzeichnungen, auf die unbedingte Befolgung der Linie ankam. England hatte den Reigen der illustrierten Blätter mit dem »ksnnz'-Uussa.rino« (1832) begonnen, dem zehn Jahre später (14. Mai 1842) die »Illustratoä Uonckonl>lo»vs« folgten. Frank reich brachte 1832 sein vortreffliches »Llag-arin xittoresgue« und 1843 seine »Illustration«, welch letztere jedoch nie das eng lische Vorbild erreichte. Deutschland folgte zwar Frankreich auf dem Fuße nach, war jedoch trotz großer künstlerischer und litterarischer Kräfte in der Holzschneidekunst und deren Verwertung sehr zurückge blieben. Nur wenig echte Künstlernaturen wandten sich mit Freudig keit und Interesse der neu aufgelebten Kunst zu. Allen voran ist der noch rüstig schassende Altmeister der Kunst Adolf Men zel als Bahnbrecher der neuen Buchillustrationsweise in Deutsch land zu nennen, der den Vertrag mit der Berlagshandlung über die Illustrationen zu dem Jubelwerke »Geschichte Friedrichs des Großen« (ein Werk, das allein genügt haben würde, Menzels Namen über Jahrhunderte hinauszutragen), nicht selbst vollziehen konnte, weil er damals noch ein in rechtlicher Be ziehung »Unmündiger« war. Einige andere wahre Künstler, wie Eduard Bendemann und Julius Hübner, wandten sich zwar ebenfalls der neubelebten Kunst zu, blieben jedoch in treuer Liebe dem Wesen des alten deutschen Holzschnittes ergeben. Unterstützt wurden diese Künstler nur durch einige wenige, eifrig strebende und künstlerisch feinfühlende Holzschneider, wie Friedrich Unzelmann, die Brüder Albert und Otto Vogel in Berlin, Hugo Bürckner in Dresden, Eduard Kretzschmar in Leipzig. Aber die zuerst Genannten waren ein paar Generale, unterstützt von einem aus den letzteren bestehenden, ebenfalls kleinen Stabe strebsamer Offiziere. Von einer organisierten Armee, wie sie Frankreich und England in ihren xylographischen Instituten besaßen, war keine Rede, und wäre sie auch vorhanden gewesen, so hätte es an Material für den großen Krieg doch gefehlt. Die Buchdruckereien besaßen noch nicht die nötigen Maschinen verschiedener Art, um den Holz schnittdruck kunstgerecht, zugleich schnell auszusühren und diesem den Weg vorzubereiten. Die »Jllustrirte Zeitung« wurde so gar anfänglich auf einer sehr großen Handpresse gedruckt. Die Papierfabriken waren noch nicht genügend eingerichtet; Farbe, Buchsbaumplatten, selbst Bleistifte wurden von Paris bezogen, und Holzzeichnungen wanderten vielfach nach Paris, um von dort geschnitten, mitunter freilich auch verschnitten, zurückzu kommen. Die mit der Feder auf Papier gezeichneten Vorlagen erwiesen sich zum großen Teil für den Zweck unbrauchbar und mußten in praktischer Weise auf Holz umgezeichnet werden. Auf direkte Holzzeichnung ließen sich nur wenige Künstler ein, und diese selten mit Erfolg. Noch für Jahre mußte man sich mit Cliches aus England und Frankreich begnügen. Es war deshalb fast unmöglich, einem illustrierten Blatte das eigentliche nationale Ge präge zu geben. So war in Wirklichkeit die Lage in Deutschland um die Zeit, da nach dem Beispiele Englands und Frankreichs seine erste — und wir können, streng genommen, sagen: bis jetzt seine einzige — deutsche illustrierte Zeitung Las Licht der Welt erblickte, denn die übrigen illustrierten Blätter, darunter manche vortreffliche, pflegen doch hauptsächlich nur das unterhaltende Element. Es giebt heute nicht gar zu viele Berussgenossen, die an der künstlerischen oder buchgewerblichen Praxis des illustrierten Bücherwesens um das Jubeljahr 1843 teilgenommen haben und die als Zeugen für die Wahrheit der obigen Schilderung angerusen werden können. Wir möchten uns zunächst auf ein Zeugnis, welches aber viele aufwiegt, nämlich das Adolf Menzels, berufen, das uns schwarz auf weiß vorliegt in nahezu hundert, in der eigenartig drastisch-humoristischen und plastischen Weise des Künstlers abgefaßten Briefen anläßlich der Herstellung des Werkes »Geschichte Friedrich's des Großen«, in denen sich in Wahrheit »Menzel als Erzieher« auf dem Gebiete der Holzschnitt- Illustration zeigt. Glaubt uns der Leser immer noch nicht, nun so möge der Faksimiledruck der ersten Nummer der »Jllustrirten«, der der soeben erschienenen Jubelnummer als Festgabe beiliegt, ihm den Glauben in die Hand geben. Er wird darin neben 5 Original holzschnitten, darunter 3 sehr kleinen Porträts, 21 englische und französische Clischös vorfinden. Wenn wir oben, wie es scheinen könnte, fast ängstlich be müht waren zu beweisen, daß die »Jllustrirte- in ihren Be hauptungen, daß der Holzschnitt um 1843 bereits die Grenze, wo es heißt »bis hierher und nicht weiter«, erreicht hatte, und daß Deutschland in keiner Beziehung hinter seinen Vorgängern zurückgeblieben sei, unrecht gehabt habe, so wollen wir der »Jllustrirten« hieraus keinen andern Vorwurf herleiten als den einer zu großen und unklug angebrachten-Bescheidenheit. Denn das liegt doch ans der Hand, daß das Programm, indem es die Verhältnisse glänzender darstellt, als sie wirklich damals waren, das eigene Verdienst, das gerade darin besteht, die außer ordentlichen Schwierigkeiten überwunden zu haben, schmälert. Es anticipierte damit den Standpunkt, worauf ein Verleger von heute steht, wenn er an die Herausgabe eines ähnlichen Unternehmens schreitet, jetzt, zu einer Zeit, wo die Schwierig keiten von damals längst überwunden sind, wo in Wirklichkeit die deutsche Holzschneidekunst nahe an die Grenze des »Nicht weiter« gelangt ist und in wohleingerichteten Anstalten gepflegt wird, wo Schriftsteller und Künstler, die gern Hand ans Werk legen, in genügender Zahl vorhanden sind, wo Deutschland an Druckereien und Papierfabriken erster Klasse reich ist, und wo, Isst not least, für Geld alles zu haben ist, was die Sache leicht macht. Je weniger günstig die Lage damals war, je größere
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