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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1893
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 137 6, S. Januar 1893. Schwierigkeiten sich damals häuften, die der heute Wirkende kaum sich vorstellen kann, und von deren Vorhandensein selbst die meisten der damaligen Zeitgenossen kaum eine Ahnung hatten; um so mehr verdient der Mut oder, wenn man will, die Kühn heit, gepaart mit dem klaren Blick in die Zukunft, die nie wankend gewordene Ueberzeugungstreue und die Unermüdlichkeit des Urhebers der »Jllustrirten Zeitung« ungeschmälerte Aner kennung. Denn nicht weil Deutschland in jeder Beziehung sich mit England und Frankreich messen konnte, sondern trotzdem dies fast in keiner Beziehung auf dem Gebiete, um das es sich hier handelt, der Fall war, wagte er den Kampf und gelangte zum Ziele! Und wenn der im Schoße der Erde ruhende I. I. Weber »och unter uns weilte, so würde auch trotz seiner Bescheidenheit sein Auge in einem nicht unberechtigten Stolze geglänzt haben, wenn die erste neben der heutigen Nummer der »Jllustrirten Zeitung« vor ihm gelegen hätte. Sicherlich würde er dem Schreiber dieser Zeilen beistimmend zugenickt haben, wenn letzterer, ohne Widerspruch befürchten zu müssen, unumwunden erklärt: Wenn heute Deutschland, ohne Dichtung, behaupten darf, daß es sich im Jllustrationswesen kühn mit England und Frankreich messen könne, so hat die »Jllustrirte Zeitung« einen sehr wesent lichen Anteil daran. Was in der ersten Nummer vom 1. Juli 1843 gedruckt stand, war das Zukunftsbild eines schönen Traumes, das aber nicht mit einem ernüchternden Erwachen verschwinden sollte, sondern schon lange vor dem Erscheinen der heutigen Nummer zur vollen Wahrheit geworden ist. * * * Hiermit könnten wir eigentlich unfern Artikel schließen; denn wenn auch die Anfänge der »Jllustrirten« für die weit aus überwiegende Mehrzahl der heutigen Leser in Nebel gehüllt sind, so wird man doch durch den Wiederabdruck der ersten Nummer selbst und durch die obigen Worte in jene Verhältnisse einigermaßen Einblick gewinnen, während die heutige Nummer und die vielen ihr vorangegangenen jedem Leser sagen, welche Forderungen an den Fortschritt das Blatt als Minimum für die Zukunst erfüllen wird. Dies erklärt auch die Spannung, mit der man sich fragt: »Was wird uns die »Jllustrirte« in dieser Woche bringen?« Wir wissen, daß es etwas von dem ist, was das Herz des Volkes mit Freude oder Schmerz, mit Genug- thunng über die Gegenwart oder mit banger Sorge für die Zu kunft erfüllt, sei es auf dem Gebiete der Tagesgeschichte, der Kunst, der Wissenschaft, der Kultur, der Naturereignisse, des technischen oder gewerblichen Schaffens u. dgl. m. Aber betreffs dieses Etwas sind wir noch nicht klar, ob gerade das, worauf wir mit besonderem Interesse warten, in dieser oder in einer folgenden Woche kommen wird. Daher die Spannung; denn die »Jllustrirte« ist eine Zeitung, kein illustriertes Unter haltungsblatt. Deshalb kann und muß auch eine die Muße stunden angenehm aussüllende leichte Unterhaltung immer nur eine untergeordnete Stellung in ihr einnehmen. Die »Jllustrirte« darf im wesentlichen nicht in anderer Weise unterhalten, als indem sie zugleich die Kenntnisse erweitert und das Urteil schärst. Darum wird das »Uos sevsra verum Aauäiuw«, wie bisher, sicherlich auch ferner ihr Wahlspruch bleiben! Verlockend konnte es wohl sein, der »Jllustrirten« bei ihrem Besteigen der neunundneunzig Stufen, die sie hinter sich hat, zu folgen und auf dem Absatz, an welchen die nächsten neunundneunzig Stufen sich schließen, ausruhend zurückzuschauen. Dies um so mehr, als die spezielle Geschichte der »Jllustrirten« zugleich die allgemeine Geschichte der druckenden Kunst während der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts der Erfindung Guten bergs in sich fassen würde. Jedoch in einem Zeitungsartikel ist ein solches Beginnen ausgeschlossen, und wir müssen uns aus wenige allgemeine Bemerkungen beschränken. Will jemand sich überzeugen, welchen hohen Wert die »Jllustrirte Zeitung« für die geschichtliche und kulturelle Ent- Sechztgster Jahrgang. Wickelung der letzten fünfzig Jahre hat; welch eine Schatzkammer für Gegenwart und Zukunst wir in den 50 000 geschichtliche» Bildern und Porträts namhafter Persönlichkeiten besitzen; welche Sorgfalt darauf verwendet wird, daß kein Glied der großen Kette fehlt, so hat er nicht nötig, die neunundneunzig Bände zu durchblättern. Er möge nur einen Blick werfen in die aus der »Jllustrirten Zeitung« entsprungenen Kriegschroniken, Porträts- galerieen, architektonischen, landschaftlichen, militärischen und andern Sammelwerke, vor allen in einen der vierzehn bis jetzt erschienenen Bände der »Meisterwerke der Holzschneidekunst«, ei» monuwontuw asre porsnniuo der Xylographie. Johann Jakob Weber und seine Nachfolger haben für und durch den Holzschnitt Großes vollbracht. Mögen letztere nie vergessen, daß die Firma I I. Weber gegenüber den Gefahren, die dem Holzschnitt drohen, die Devise zu führen hat: »lle maintisnärai.« Die lange Liste der Schriftsteller, Maler, Zeichner und Holz- schneider, die zu dem Ruf der Zeitung redlich beigetragen haben, können wir hier nicht aufführen; sie gehören zum größten Teil auch zu den Förderern anderer Zeitschriften. Selbst des kleinen, ausschließlich der »Jllustrirten« angehörenden Stabes können wir nur mit einigen Worten gedenken. Wenige ähnliche Unter nehmungen können sich einer solchen Stetigkeit rühmen in Be zug aus die Verlagshandlung, die litterarische und artistische Redaktion, die artistische und die typographische Anstalt, welcher die technische Herstellung anvsrtraut ist. Der Gründer I. I. Weber blieb bis an die letzten Tage seines langen Lebens, fast fünfundzwanzig Jahre lang der Leitstern des Unternehmens. Ihm folgten seine drei Söhne Johannes, Hermann und Felix im gemeinsamen Wirken. Die beiden ersten starben im kräftigsten Mannesalter. Seitdem ist der überlebende vr. Felix Weber der alleinige Träger der Firma, treu festhaltend an deren guten alten Traditionen. Die Redaktion liegt seit 1866 in den Händen von Franz Metsch, das Zeichenatelier ist seit 1872 der Leitung des Malers Fritz Waibler anvertraut, und die von Eduard Kretzschmar im Interesse der »Jllustrirten Zeitung« errichtete und nach seinem Tode in Weber's Besitz übergegangene Lylo- graphische Anstalt wird seit 1872 von Karl Schmetzer geleitet. Viele der tüchtigsten Lylographen Deutschlands und des Aus landes sind aus dieser Anstalt hervorgegangen. Den Druck der Zeitung besorgt seit Beginn des Unternehmens die Druckerei von F. A. Brockhaus, von 1886 ab im Verein mit der Druckerei von I. I. Weber. Es mag sein, daß eine solche Stetigkeit der Leitung bei einer mit Parteipolitik oder mit dem wechselnden Geschmack in der Unterhaltungs- und Modelitteratur sich befassenden Zeitung oder Zeitschrift nicht möglich ist, nicht einmal gut wäre. Für ein Unternehmen wie die »Jllustrirte Zeitung«, von welchem man in der Politik nur ein treues und tüchtiges nationales Streben verlangen darf, das sich nicht in den Parteistrudel Hinein wirbeln läßt und auf dem Gebiet der Unterhaltung nicht de» Launen des Publikums frönen darf, ist Stetigkeit eine Lebensbedingung, denn sein Leserkreis ist nicht ein eng begrenzter und in sich abgeschlossener. Die »Jllustrirte« muß nicht allein im Norden und Süden des Deutschen Reiches, sondern »soweit die deutsche Zunge klingt«, sei es in Europa, sei es in den ent fernten Weltteilen, ein lieber Hausfreund sein; sie muß von Protestanten und Katholiken, von Gelehrten und einfachen Handwerkern, von Männern und Frauen sowie von der auf strebenden Jugend gern gelesen werden. Sie muß, wie sie es bis jetzt immer war, von einer festen, aber gemäßigten Gesin nung durchdrungen sein und keinen Schritt von der Wahrheit abweichen. Steht die »Jllustrirte« auch künftig wie bisher treu zu diesen Grundsätzen, so kann sie die Ueberzeugung haben, daß sie aus den einhunderlneunundneunzigsten Band mit eben der selben Befriedigung wird zurückblicke» können wie jetzt aus den neunuudneunzigsten. Sie braucht dann, wie heute, die Kritik nicht zu scheuen; der Reklame ist sie nicht bedürftig. 19
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