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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1893-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1893
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- Deutsch
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133 Nichtamtlicher Teil. AZ 6, 9. Januar 1893. In diesem Sinne, und sicherlich dem aller Leser, sendet heute Schreiber dieses, der, wenn er so sagen darf, mit als Pate Zeuge der Taufe der kleinen »Jllustrirten« war, der jetzt Groß gewordenen an ihrem Festtage ein herzliches Glückausl Leipzig, Neujahr 1893. Carl B Lorck Photographischer Farbendruck. Wir haben in letzter Zeit mehrfach willkommenen Anlaß gehabt, auf die Erfolge hinzuweisen, welche einerseits Herr ll>. E Albert in Mün chen, anderseits Professor Vogel und Chromolithograph Ulrich in Berlin mit ihre» Versuchen, den chromolithographischen Farbendruck zu verwirklichen, erreichi haben. Bekanntlich gründen sich beide Verfahren, sowohl das Albertffche als das Vogel-U lrich'sche, auf die Zerlegung der Gesaniifarbenmeuge des Naturbildes in die drei Grundfarben rot, gelb, blau. Es werden drei photographische Aufnahmen gemacht, zu deren jeder immer nur eine Art dieser Farbenstrahlcn zugclassen wird, wahrend die anderen durch geeignete Vorrichtungen zuriickgchaltcn werden So erhält man drei Platten, von denen jede nur diejenigen Stellen des Naturbildes bringt, die eine dieser drei Grundfarben, entweder allein oder in Mischung mit einer der beiden oder beiden anderen, zeigt. Werden die Platten nun, nachdem jede mit der ihr zukominenden Grundfarbe versehen ist, über einander gedruckt, so erhält man ein sehr vollkommenes farbiges Bild, das jeden Farbenton mit überraschender Naturtreue wiedergiebt. Wenn diesem Verfahren bisher noch ein Mangel anhaftete, so war es nur der, daß die durch sie gewonnenen Drucke als Lichtdrucke her gestellt, also, wie bei der Lithographie, abgesondert vom Text gedruckt werden mußten, was die Verwendung der Buchdruckschnellpresse für sie bisher ausschloß. Auch dieser Mangel ist nun beseitigt. Den Be mühungen der Herren W. Kurtz und E. Vogel jun. in New-Uork ist es soeben gelungen, die nach dem oben geschilderten Verfahren gewonnenen Druckplatten in Zink zu ätzen und somit ein Relief herzustellen, von dem in derselben Weise wie vom Holzschnitt und von gewöhnlichen Schrift leitern auf der Buchdruckschnellpresse gedruckt werden kann. Das neueste Heft der von Professor 1)r. H. W. Vogel und vr. E. Vogel herausgegebenen -Photographischen Mitteilungen« «Berlin, Robert Oppenheim) vom 1. Januar 1893 bringt eine vorzügliche Probe nach diesem Verfahren. Sie führt uns ein nach der Natur «nicht von, gemalten Bilde) aufgcnommcnes Stillleben, ein Fruchtstück vor, und es zeugt von der großen technischen Brauchbarkeit des neuen Verfahrens, daß es gerade diese Probe glänzend bestanden hat. Denn fast noch mehr als wechselnd beleuchtetes Wasser bietet eine naturgetreue Wiedergabe von Früchten, namentlich von saftig durchschimmerndem Veerenobst, Weintrauben und dergleichen mit ihrem auflagernden feinen Hauch «Flaum), dem Farbendrucke! Schwierigkeiten. Gerade diese Aufgabe ist hier in überraschender Weise gelöst. Das Bildchen giebt drei Traubensorten in ihren charakteristischen Farben, zwei vom Saft strahlende gelbe Pflaumen, (Reine Claude), eine Ananas, eine Gurke, von der leider eine stark gelbe gewählt wurde, eine Pfirsich, vortrefflich in der Darstellung ihrer Ueberreife, einen Apfel und je eine in der Mitte durchschnittene Citrone und Apfelsine. Dazwischen Krautstengel, die geschwungenen Blätter der Ananassrucht und andere Blätter, zu deren Bestimmung unsere botanischen Kenntnisfe nicht ausreichen, die wir aber für Kirschcnblätter Hallen. Weinblätter, die beim Ueberwiegen der Trauben hier vielleicht angebracht gewesen wären, haben wir ungern vermißt, wie denn überhaupt die richtige malerische Anordnung einiges zu wünschen übrig läßt; aber diese ist für unsere Betrachtung ja Nebensache. Am besten gefiel uns die halbierte Citrone im Vordergründe, die einen vollen Blick auf ihre Schnittfläche gestattet und das eigentümlich Saftige des Fleisches mit dem feinen Geäder des inneren Baues in ent schiedener Vollendung zur Anschauung bringt. Fast die gleiche Vollen dung zeigt die Schnittfläche der Apfelsine, die wir mehr von der Seite sehen. Auch der daneben liegende Apfel ist tadellos naturgetreu und sehr appetitlich. Vorzüglich gelungen ist das knorrige und eigentümlich welke Aussehen der reisen Ananas. Von Trauben zeigt das Mld eine Helle und zwei dunkle, deren charakteristische Erscheinung mit erstaunlicher Naturtreue zur Geltung kommt, und säst noch überzeugender wirkt diese Naturähnlichkeit in den beiden eingestreuten hochgelben Rundpslaumen mit dem verlockenden Schmelz durchschimmernden Saftes. Weniger als diese Hauptsache befriedigten uns die Nebendinge. Als nächster Hintergrund und als Bestandteil des Ausbaues dient eine aus den Rand gestellte bunte Schale. Es ist nicht zu erkennen, aus welchem Stoffe sie besteht, jedenfalls hat der Glanz ihrer Oberfläche störend eingewirkt und auf ihrem gemusterten Rande große weiße Flächen geschaffen, die dem Auge wehe thun Der weitere Hintergrund besteht aus einem leider etwas salopp angebrachten Stoffvorhange, in dessen Farbengemisch sich die drei Grundfarben gelb, rot und blau durchaus brüderlich teilen Es scheint uns, als wenn hier noch Verbesserung möglich wäre. Das gleiche mag vom Tischtuch gelten, von dem wir im natürlichen Original doch wohl weiß als einzige Farbe voraussctzen dürfen. Auch hier spielen, wie uns scheinen will, die drei Grundfarben des Photographen eine"un- heilvolle Rolle und bringen etn fleckiges Chamois zu Wege, ,das->wohl nicht beabsichtigt war. Diese augenscheinlichen Mängel, die vielleicht nur einer mangelhaften Auswahl und Anordnung zuzuschreiben sind, fallen indes nicht ins Ge wicht gegenüber der großen Vollendung dessen, was als Hauptsache vor Augen geführt werden soll. Mit dieser unmittelbaren Naturtreue, die uns hier vor Augen tritt, wird bei zu erwartender weiterer Vervoll kommnung künftig kein Maler mehr wetteifern können. Inzwischen wollen wir abwarten, ob und wie weit sich das neue Verfahren als ein brauchbares Hilfsmittel des Kunst- und Buchverlagshandels erweisen wird. Bemerkenswert ist, daß die Erfinder bei Durchsicht der 1500 Drucke dieses Blattes eine größere Gleichmäßigkeit fanden, als bei einer gleich großen Auflage guter Chromolithographieen. Vermischtes. Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Neu ausgestellt ist eine Auswahl von englischen Accidenzarbeiteu und Stahlstichkalendern, die das Museum der schon öfter bewährten Liebenswürdigkeit des Herrn Theo dor Goebel in Stuttgart verdankt. Die englischen Accidenzarbeiten stammen alle aus der Druckerei von Naithby, Lawrence L Co., De Montfort Preß in Leicester und legen alle beredtes Zeugnis dafür ab, wie die Firma bestrebt ist nur das Beste und Vollkommenste zu leisten. Den meisten unserer Leser dürfte es bekannt sein, daß sie eine Reihe von Fachjournalen, wie den llritisv ?cint«r, ö»>>Icwa,lc»c re., herausgiebt, von denen eine jede Nummer ein kleines Kunstwerk ist. Die Stahlstichkalender, von denen eine große Anzahl in den ver schiedensten Formaten ausgestellt ist, sind eine Spezialität der Firnia JohnA. LowellLCo in Boston, Amerika. Die zum Aushängen an der Wand bestimmten Kalender geben in flotter, frischer Manier ge zeichnete Scenen aus dem Sportleben, Landschaftliches, Blumenstudien, Porträts re in buntester Abwechselung in vortrefflicher Gravierung wieder; darunter befindet sich ein zum Abreißen bestimmter Block mit den Mo naten. Herrn Goebel sei auch an dieser Stelle für diese hübsche Samm lung vortrefflicher Arbeiten bestens gedankt. Abzahlungsgeschäfte. — Den Aeltesten der Berliner Kauf mannschaft ist, wie wir der Leipziger Zeitung entnehmen, eine Petition der deutschen Nähmaschinensabrikanlen an den Reichstag überreicht worden, die sich gegen den Entwurf eines Gesetzes über die Abzahlungs geschäfte wendet. Sie führt aus. daß das Abzahlungsgeschäft in seiner bishecigen Form für den Verkauf der Nähmaschinen unewbehrltch sei, da 9l)o/g aller Nähmaschinen auf diesem Wege abgesctzt würden; versperre man diesen Weg, so würde man zahlreichen kleinen Arbeitern die Be schaffung ihres notwendigsten Arbeitsgerätes unmöglich machen und so die unerwünschtesten Folgen herbeiführen. Der Entwurf aber sei geeignet, dem Fabrikanten unmöglich zu machen, Nähmaschinen an wenig bemittelte Leute auf Abzablung zu verkaufen, da er ihm nur eine völlig ungenügende Sicherheit gegen Verluste biete. Wenn nach dem Entwürfe der wegen Säumig keit des Käufers vom Vertrage zurücktrelende Verkäufer nur einen Ersatz für Abnutzung und eine Vergütung für die überlassene Nutzung in einer im Streitfälle gerichtlich festzusetzenden Höhe zu sordecn, nicht aber die schon erlegten Teilzahlungen einzubehalten berechtigt sein solle, so müßten die dabei nach der Natur der Sache (der starken Abnutzung der Maschinen, der häufigen Unbciireiblichkeit der Forderungen rc.) entstehenden Verluste seinen Gewinn auszehren. Wegen der außerordentlichen sozialen Bedeutung einer weiten Verbreitung der kleinen Arbeitsmaschinen sei cs daher not wendig, für diese eine Ausnahme von dem Gesetze zuzulassen. Die Aeltesten haben dieie Ausführungen anerkannt und wollen der Petition die erbetene Unterstützung gern gewähren. — Was die Nähmaschinen fabrikanten in Odigem ansühren, dürste mutatis wutanckis auch auf die meisten buchhändlcrischen Abzahlung?- und Reisegeschäfte zutreffen und ebenso aus denjenigen Verlagsbuchhandel, dessen nützliche und kostspielige Erzeugnisse von diesen Geschäften verbreitet werden. Wir verweisen in dieser Hinsicht aus die Petition des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler an die beiden Häuser des Reichsrates, die unter der Ueber- schrist »Der Ratenhandel» im Börsenblatt 1890 Nr. 300 und 1891 Nr. 3 und lO im Wortlaute mitgeteilt ist. Strafgesetznovelle § 184. — Gegen den Gesetzentwurf, betreffend Verschärfung des 8 184 Str.-G.-B. (Verbreitung unzüchtiger Schriften) hat eine am 2. d. M. in München abgehaltene und zahlreich besuchte Protestversammlung von Münchener Künstlern und Schriftstellern folgende Resolution angenommen: Die Versammlung erblickt in den Bestimmungen der lei Hei ritze, welche sich aus Kunst und Litteratur beziehen, eine feindliche und gefähr liche Bedrohung der Freiheitsrechte, ohne welche keine Kunst bestehen kann, und sieht namentlich in der gleichartigen Behandlung von Prosti tution und Kunst eine das Ansehen der letzteren tief schädigende Demü tigung. Die Versanimlung trennt sich in der sicheren Erwartung, ein hoher Reichstag werde dem Gesetzentwürfe, betreffend die Aenderung des Paragraphen 184 des Reichsstrafgesetzbuchs, seine Zustimmung versagen.»
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