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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1864-11-02
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1864
- Sprache
- Deutsch
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136, 2. November. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2425 II. Eommissionär ist nach der im Art. 390. des deutschen Han delsgesetzbuchs gegebenen Begriffsbestimmung derjenige, der ge werbemäßig in eigenem Namen für Rechnung eines Auftrag gebers (Eommittenten) Handelsgeschäfte schließt. Seiner Ver mittelung bedienen sich im Waarenhandel vorzugsweise einer seits die Fabrikanten, die ihre Thätigkeit und Intelligenz haupt sächlich in der Erzeugung, anderseits die Kaufleute, die ihre Arbeit hauptsächlich im Verkauf der Waaren productiv, d. h. gewinnbringend werden sehen. Ohne den Eommissionär würde der eine Theil dem Verkaufe, der andere dem Einkäufe eine Thätigkeit widmen müssen, die beide vortheilhafter in der entgegengesetzten Richtung verwerthcn könnten. Er nimmt also, indem er Ein - und Verkauf in eigenem Namen, aber in ihrem Aufträge und für ihre Rechnung besorgt, beiden Theilen die un productive, d. h. die gewinnlose Arbeit in ihren Geschäften ab undtrittdamitals einnothwendiges und nützliches Glied in dieKette der Verbindungen ein, deren direkten Zusammenhang er unter bricht. Im Buchhandel findet eine derartige Unterbrechung der direk ten Beziehungen, eine Vermittelung des Verkehrs, nichtstatl. ! Der buchhändlerische Eommissionär kann weder im Sinne des Handelsgesetzbuches, welches bekanntlich auch für den Buchhan del maßgebend ist, als ein solcher bezeichnet werden, noch leistet er den Verlegern und Sortimentern, den buchhändlerischen Pro- ducenten und Kaufleuten, die Dienste, die im Waarenhandel der Eommissionär den Vertretern gleicher Richtungen zu leisten be rufen ist. Nichtsdestoweniger aber dürfte es für denselben kaum ein geeigneteres Feld für seine Wirksamkeit geben und nirgends würde er mit größerem Nutzen für alle Theile arbeiten, als gerade im Buchhandel. Denn wenn im Waarenhandel der Commis- sionär vorzugsweise da scincAufgabc zu lösen hat,wo der direkte Verkehr ein besonders weitläufiger, mühevoller und zeitraubender sein würde, und wo es sich auf der einen Seite um einen mög lichst raschen Absatz im Großen, auf der andern aber um die Be schaffung von verschiedenartigen Artikeln derselben Kategorie, die eine große Zahl von Urhebern haben, handelt, wenn wir sehen, daß — um nur einen Fall anzuführen — in Folge dessen das Kurz- und Quincaillcriewaarengeschaft fast ausschließlich durch die Hände von Eommissionären geht, so dürfte der Schluß wohl gerechtfertigt sein, daß auch im Buchhandel, wo ähnliche Verhältnisse obwalten, die Thätigkeit eines Vermittlers eine sehr ersprießliche sein würde. Der Sortimenter namentlich dürfte Ursache haben, dieselbe herbeizuwünschen. Man beachte nur, wie dieser durch die direkte Verbindung mit der großen Zahl von Ver legern, in welcher er steht, gcnöthigt ist, seine beste Arbeitskraft, die meiste Zeit auf die Seile seines Geschäfts zu verwenden, die ihm am wenigsten cinbringt. Beim Einkauf kann der Sorti menter — der nicht spekulativer „moderner Antiquar" sein will — selten gewinnen, da die Bezugsquellen Jedem bekannt und zugänglich, die Preise überall fest bestimmt sind; nur der Ver kauf bringt ihm Vortbeil; je höher er diesen steigert, desto grö ßer ist sein Gewinn. Nach dieser Richtung hin hat er also alle seine Kräfte zu entfalten; dem Verkauf eine weitere Ausdeh- nungzugebcn, sich immer mehr Käufer und Kundschaft;« verschaf fen, muß demnach folgerichtig sein unablässigesBemühen sein. Aber wie wenig kann unter den jetzigen Verhältnissen ein solches Be mühen zur Geltung kommen! Da sind unzählige Bestellzettel zu schreiben, unzählige Fakturen einzucragen, unzählige Packele auf- und zuzumachen; da ist mit einer unendlichen Menge von Firmen Rechnung zu führen, für jede wegen eines noch so klei nen Wcrthbetrages Eonto zu eröffnen, da kommen Abschlüsse, Reklamationen und Differenzen, deren Erledigung kostbare Zeit in Anspruch nimmt, da kommen noch so viele andere geringfügige Arbeiten aller Art, daß für den Verkaufsbetrieb, das Forschen und Suchen nach neue» Absatzwegen, das im Buchhandel leider so norhwendige Heranziehen von Käufern nur wenig Zeit — und was das schlimmste ist — nur wenig Lust übrig bleibt. Wo her sollte diese Lust, die schaffensfreudige Lust auch kommen? Sieht man doch, daß man bei aller Arbeit und Plage nur wenig vorwärts kommt, daß der Gewinn ein unverhältnißmäßig gerin ger ist und daß den sich täglich steigernden Ansprüchen, die die vorwärts schreitende Zeit und die Familie an uns stellen, trotz aller Anstrengungen keine in gleichem Maße wachsende Einnahme gegenüber gestellt werden kann. Sollte der Grund für diese Er scheinung allein in der Eoncurrenz, in dem „modernen Anti quariat", allein in dem Uebermaß der Production, mit dem die Eonsumtion nicht Schrill halte, zu suchen sein? Wir glau ben es nicht; wir glauben vielmehr nach Obigem die einzig rich tige Erklärung nur in dem Umstande finden zu können, daß die productive Arbeit des Sortimcntsbuchhändlers durch die un- productive Arbeitslast, die in Folge des unvermittelten Verkehrs auf seinen Schultern ruht, zu sehr durchkreuzt und in ihrer gedeihlichen Entwickelung gehemmt wird. Wir haben aber noch auf einen andern Uebelstand aufmerk sam zu machen, der durch dieses Verhälkniß hervorgerufen wird, theilweise auch mit dem eben erwähnten Mangel an Verdienst in Zusammenhang steht. Wir meinen die Saumseligkeit im Zählen, über die seitens der Verleger so vielfach geklagt wird. Pünkt lichkeit ist abhängig von der Ordnung; letztere bedingt aber in jedem kaufmännischen Geschäft eine fortwährende Uebersichklich- keit der Verbindlichkeiten, die man übernommen, den rechtzeiti gen Abschluß aller Rechnungen, eine genaue Ermittelung des er zielten Gewinnes, nach welchem sich die Ausgaben zu richten ha ben, und vor allen Dingen die regelmäßige Aufstellung einer Bilanz, die über den Stand des Vermögens richtigen Aufschluß gibt. Das Handelsgesetzbuch verlangt letztere von jedem Kauf manne mindestens alle zwei Jahre. Wo diese Bedingungen nicht erfüllt werden, da wird auch von einer pünktlichen Erledigung der eingegangenen Verpflichtungen nicht die Rede sein können. Im Buchhandel aber ist es kaum möglich, eine solche Ordnung aufrecht zu erhalten. Die übermäßige Zahl der Eonten, das Durcheinander der Beziehungen', wie es der direkte Verkehr mit sich bringt, spotten aller Bemühungen. Wenn man noch im Oktober aller Orten die Abschluß-, Mahn- und Differenzzetkel umhcrschwirren sieht, wenn augenscheinlich nur die herannahende Weihnachtszeit dem rastlosen Fluge dieser Wandervögel ein un freiwilliges Ende macht, so kann man daraus wohl schließen, daß die Zahl derer, die ihre Bücher zu rechter Zeit nur einigermaßen in Ordnung gebracht haben, keine sehr große sein wird. Daß ! dieser Mangel an Ordnung aber nicht bloß für die Gläubiger, sondern auch für die Schuldner vom empfindlichsten Nachtheil ist, bedarf kaum eines Nachweises. Er verbirgt letzter» den Zeit punkt, wo vielleicht die Ausgaben anfangen, die Einnahmen zu übersteigen, und verhindert sie daher, rechtzeitig Maßregeln zur Wiederherstellung des gestörten Gleichgewichts zu treffen. Wenn die von Jahr zu Jahr wachsende Summe der Ucberträge den Säumigen endlich die Augen öffnet, wenn sie einsehen, daß sie letztere nur noch durch die Erträgnisse des laufenden Geschäfts jahres zu decken im Stande sind, dann ist es in der Regel zu spät, dem Verderben Einhalt zu thun. Die eigenthümlichcn Credir- verhältnisse, die wieder eng mit dem Mißstande des direkten Ver kehrs Zusammenhängen, begünstigen die Verheimlichung des De- sicits, und aus dem säumigen Schuldner, der anfangs nur aus Unkenntniß seiner Vermögensverbältnisse fehlte, wird schließlich
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