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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1883
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- Deutsch
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272, 24. November. Künftig erscheinende Bücher u. s. w. 5389 s55525.j Soeben versandte ich folgendes Circular: Die Heilige Caecilie von kaikael 8aii1i. Als Aquarell reproducirt in der Artistischen Anstalt in Wandsbeck. Verlegt durch die Kunsthandlung Gustav W. Seih (Am. Meyer) in Hamburg. Die Legende erzählt, die Heilige Cäcilie sei eine Römerin aus edlem Geschlecht, die um das Jahr 177 den Märtyrertod in einem Kessel mit siedendem Oel erlitt. — Als letzte Gnade erbat sie sich, das Lob des Christcnthums noch einmal mit Orgelbegleitung singen zu dürfen, was ihr gestattet wurde, und habe sie, heißt cs weiter, nach dem Gesang das Orgelwerk zer trümmert. — Bei der Herstellung der Katakomben ent deckte Giov. Batt. Rosst das Grabmal. — Der 22. Nov. ist als Gedächtnißtag der Heiligen gestiftet, zn dessen Feier Händel den „Messias" in London componirte. - Aus den vorliegenden Quellen erhellt nicht, wie die H. C. zur Erfindung der Orgel kam. daß sie aber als Patronin kirchlicher Musik angesehen werden konnte, dafür bietet die Legende den Anhalt. — Palestrina gründete unter Gregor XIII. mit seinen Schülern den Berein der H. Cäcilie, der sich um die Ausbildung geistlicher Musik große Verdienste erworben und deshalb von den Päpsten mit Vorrechten belehnt wurde. — Pius IX. gestaltete den Verein in eine päpst liche Akademie um und stiftete am 15. Nov. 1847 den Cäcilienorden *) zur Auszeichnung hervorragender Verdienste. Raffael Santi malte das Tafelbild 1516 in Rom und über sandte es an Francesco Francia nach Bo logna, woselbst es sich noch in der Pinakothek der Bologneser Akademie befindet. — Francia hatte mit seinen Schülern, in der später zu einer offenen Passage gewordenen Cäcilien- kirche in Bologna, ln einem großen Fresken werke das Leben der Heiligen dargestellt. — Die beiden Compositionen: „Vermählung der Heiligen" und „Begräbniß" find ganz von seiner Hand. — Der Ruf dieses Werkes veran laßt wohl, Raffael's Composition und darnach *) Ein weißemaillirtes Kreuz, dessen Flü gel zweispitzig mit Gold eingefaßt sind. — Ein mit goldenem Rande umwundener grün- emaillirter Kranz ist auf dem Kreuz mit gol denen Kettchen befestigt. — Die dreifache Krone in der Mitte mit blauem Emaillerand enthält die Schrift: „kius IX. Loutit'sx insti- tuit ^nns 1847." — Aus der Rückseite stehen unter Musikemblemen die Worte: „Lockalrtas ei aeacksinia pontiLoi» 8. Lasoilius urdis." — das Bild an Francia zu übersenden, — der seine tiefempfundene Freude in dem feinen Epigramm aussprach: „Uiv^ant solu alii rsksruntguo oolorivus ora.;" „Oanoilias os kaxbasl atgus aniruuru sxpliouib." *) Wahrlich, ein hohes Zengniß, weil von Francia ausgegangen. — Es ist nun wohl anzunehmen, daß Raffael mit seiner Composition die Fresken Francia's durch eine Apotheose abschließen und inhaltlich zusammenfassen wollte und sich deswegen der Legende entäußerte. — Cäcilie singt nicht, sondern lauscht in himmlischer Verzückung des Sphärengesanges von Engellippen. — Und um zu zeigen, wie alle Elemente die Verherrlichung des Christenthums durch die Musik anerkennen, umgeben Cäcilie der sinnende und heldenhafte Apostel Paulus mit Schwert und Brief; der sanfte schwärmerische Johannes, dessen hohen Gedankenflug sein Symbol, der Adler, an- dentct; der mächtige und lehrhafte Kirchenfürst S. Augustinus mit dem Bischofsstab, und die von sinnlicher Wcltlust bekehrte Magda lena, mit dem Salz enthaltenden Gefäß: die Entsühnung symbolisirend; — zu ihren Füßen aber zertrümmerte Musikinstrumente, die im Dienste frivoler Weltlichkeit Verwendung fanden. Sie alle sind nach Maßgabe ihres Wesens lebendige Glieder des visionären Vorganges. — Vier Jahre vor seinem Tode schuf Raffael dieses Bild und in derselben Periode seiner schöpferischen Thätigkeit, aus der sein geistig freiestes Werk: Die Madonna Sixtina, hervor gegangen. — An die Stelle jener anziehenden Zartheit, mit der Raffael in früheren Perioden seine Werke durchbildete, war eine energische, dem elastischen Stile entsprechende Vortrags weise getreten und unverkennbar kommt seine geistige Reife und Sicherheit in der vollendeten Conception und deren farbenharmonischen Be handlung zur Geltung. — Raffael konnte nun erst seinen erhabenen Geistesreichthum über zeugend offenbaren; froh und dankbar lassen wir diese Offenbarung an und auf uns wirken, weil sie mit unwiderstehlicher Anziehungs kraft die Seele und Sinne in ihren erhabenen Kreis zieht. Was Raffael uns hier geboten, wird noch überzeugender im Vergleich mit den Auf fassungen Carlo Dolci's, der verschiedene Com positionen hinterlassen. Ein in Malmaison befindliches Bild stellt, in süßlicher Empfindclei, die Heilige singend dar, wofür sie ein Engel mit einem Lilienkranz belohnt. *) In freier Uebersetzung etwa: „Andere zwar haben mit strahlenden Farben das Antlitz Caecilia's gebildet, „Doch Keiner wie Raffael, Du, der Heiligen Seele gemalt." — Die Reproduction eines solchen Werkes ohne Farben stellt eine unlösbare Aufgabe. Der intuitivste und selbst kunstvertraute Beschauer wird bei sehr gestei gerter Illusion durch den Vergleich mit den verschiedenen sehr ungleichwerthigcn Kupfer stichen empfinden, daß nur mit Farben eine diesem Original gerecht werdende Wiedergabe denkbar ist. — Abgesehen davon, daß nur der unmeßbar und unzählbar abgestuste Leucht werth der Localfarben Stoffliches, Modellirung und Perspective zu einem nicht nur natur gemäßen, sondern auch überzeugenden Aus druck verhelfen können, ist die durch sie ent stehende Stimmung ein Haupiziel künstlerischer Absicht, wie auch nur von der Colorirt-Wirkung stets der Gesammteindruck zunächst bedingt wird. — Für solche Wirkungen stehen dem Stich keine entsprechenden Mittel zu Gebot. Die sonstigen Mängel der Stichblätter des in Rede stehenden Bildes zu besprechen, ist selbstverständ lich hier ausgeschlossen. — Die Harmonieverwandtschast der Musik und Malerei wird durch ein Bild klar, in dem uns Sphärenmusik dargestcllt ist und sie durch eine vollendete sarbenharmonische Stimmung in den drei Grundfarben und deren Varianten unwill kürlich und unbewußt dem geistigen Ohre entgegen klingt. — Eine aquarellartige Uebersetzung des Oel- bildes war der Bestimmung der Reproduction als Zimmer- und Saaldecoration allein an gemessen, da es nicht nur wünschenswerth, jeden Reflex zu vermeiden, der den Genuß in engeren Räumen meistens verkümmert, sondern auch, gegenüber Kirchen- und Galcrieräumcn, hier eine mildere Farbe natur- und sachgemäß den dort nothwendigen schärferen Contrasten ent gegen gestellt werden muß, wenn eine ent sprechende Wirkung erzielt werden soll. Die Wiedergabe dieses elastischen Bildes gibt von dem ernsten Voraustrebcn und den dadurch gesteigerten Kunstkritiken der Wands- beckcr Anstalt beredtes Zeugniß. Der schwie rige Druck mit vielen Platten wird mit der größten Sorgfalt überwacht und jede Unvoll kommenheit sofort beseitigt oder erneut, was sich als mangelhaft anläßt. — Demnach ge langt kein unvollkommenes Exemplar zur Aus gabe und soll dieses Werk zur Freude aller Freunde der edlen Musika und Malkunst und zur Ehre der Chromographie von nun an ver breitet werden. Hamburg, im November 1883. Die Kunsthandlung Gustav W. Seih (Am. Meyer). Jedes revidirte Exemplar ist auf der Rückseite numerirt und kostet gerahmt unter Passepartout und Glas ISO ^ ord. — Höhe 104, Breite 74 Centimeter ohne Rand. — Anfang December erfolgt die all gemeine Versendung.
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