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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1864-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1864
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Dies ungefähr sind die Grundzüge, nach denen nach unserer Vorstellung ein Credit - Assecuranzverein gebildet werden müßte und bei allseitig gutem Willen gebildet werden könnte. Nur derjenige, der für das ,,Rauschen der Zeit" kein Ohr gehabt hat, und an dem das „Rollen der Begebenheiten" auf socialem Gebiete, ohne Eindruck zu hinterlassen, vorüber- gegangcn ist, wird an der Möglichkeit der Gründung eines sol chen Vereins und an seinem großen Nutzen zweifeln. Wir schlagen letzteren um so höher an, als ziemlich deutlich vorauszu sehen ist, daß dieser Verein wesentlich mit dazu beitragen wird, eines der ältesten Erbübel des Buchhandels, den stärksten Zopf, der ihm in der Meinung unserer volkswirthschaftlichen Zeitge nossen noch anhängt, zu beseitigen: die lange Creditgewäh- rung, die alljährlich nur einmal stattfindende Ab rechnung. Es ist klar, daß, wenn Jemand alle sechs Monate bezahlt, er gerade um die Hälfte weniger Credit gebraucht, als wenn er nur alle Jahre bezahlt. Macht Jemand z. B- einen jährlichen Rech nungsumsatz von 10000 Thlr., so würde er hierzu im letzteren Falle für 10000 Thlr. Credit, im erstern aber nur für 5000Thlr. nöthig haben. Da sich nun in unserm Ccedit-Assecuranzverein die Höhe der Prämie nach der Höhe des Credites richten soll und sich nach ihr mit Nothwcndigkeil richten muß, so folgt daraus, daß die Assecuranzgebühr, den Prämiensatz zu 1A> angenommen, indem einen Falle nur 50Thlr., imandercn abeclOOThlr. jährlich betragen würde. Eine ha lb jährlich c Abrechnung liegt daher im offenbaren Interesse der Betheiligten; durch diese verringern sie ihre Kosten, ohne damit ihren Umsatz zu beeinträchtigen. Die kürzere Zeit halbirt nur ihr Obligo, nicht aber ihren Gewinn. Diese Erkenntniß kann nur eine Folge haben. Sie muß die kleineren Sortimenter anspornen, die Creditfrist in der angege benen Weise zu verkürzen. Von ihnen daher wird die Bewe gung zur Erreichung dieses Zieles nicht allein keinen Widerstand erfahren, sondern auf's kräftigste gefördert werden. Ausgehen aber muß diese Bewegung von einflußreicheren Kreisen ; sic wird es auch gewiß und zwar, abgesehen von allen allgemeinen Grün den, aus ähnlichen, zwingenden Motiven. Verleger und Com- missionäre nämlich werden sich in dem Wunsche begegnen, die Creditlast, die sie zu tragen haben, und damit ihre Gefahr, nach Möglichkeit zu verringern. Die allgemeine Einführung der halbjährigen Abrechnung befreit sic mit Einem Schlage von der Hälfte ihrer Last; stehen sie einmüthig zusammen, so ist fast kein Widerstand möglich, und alsdann wird die von so Vielen herbeigesehnte definitive Aufhebung der Jahresrechnung nur Uoch eine Frage der Zeit sein. In diesem Ziele gipfelt denn auch unser Vorschlag in Be treff der Einrichtung des indirekten Verkehrs. Gehen wir auf die einzelnen Punkte unserer Darstellung zurück, so glauben wir r.achgewiesen zu haben, daß die Erreichung desselben mit Noth- wendigkeit daraus zu folgern ist. Die Vermittelung des Geschäftsverkehrs durch Commissionäre befreit die Sortimenter von ihrer unproductiven Arbeitslast, vermehrt dadurch ihren Ge winn, ermöglicht ihnen die Handhabung einer guten Ordnung und macht sie im allgemeinen zu besseren Zahlern. Aus dem Allen resultiren für die Verleger die größten Vortheile. Sie führt ferner eine Acndcrung des jetzigen Creditsystems herbei, welche die ungesunden Elemente ausscheiden, sowie den Zutritt neuer erschweren wird, und leitet schließlich auf das Gebiet der modernen Creditassociation über, das nicht betreten werden kann, ohne daß neue Anschauungen überall sich Bahn brechen und ein gewurzelte Voructheile zerstört werden. Das ganze Verkehrs wesen wird besser geregelt werden, dasJnteresse für dessen stetige Entwickelung überall mächtig erwachen und das Bedürfniß die jenigen Bedenken besiegen, die jetzt noch gegen die Einführung kürzerer Crcditfristen geltend gemacht werden. Sei cs uns gestattet, auf eines dieser Bedenken nur mit wenigen Worten einzugehen. Die Vertheidiger des herrschenden Creditsystems und der Jahresabrechnung behaupten fortwährend, daß es deshalb nicht in ihrer Macht stände, die Zahlungsfrist zu verkürzen, weil diese von der Zahlungszeit des Publikums abhängig sei und letzteres sich nicht zu einer früherenRcgulirungderRechnungenbestimmen ließe. Dies ist entschieden falsch. Das Publicum bezahlt im Gcgcnthcil lieber in kurzen Fristen kleine Beträge, als große Summen in langen Terminen. Wenn dasselbe jetzt noch nach letzterem Modus bezahlt, so sind lediglich seine Credicoren daran schuld, die ihnen die Rechnungen nicht früher präsentiren. Was aber verhindert es, daß dies nicht früher und nicht min destens zweimal im Jahre geschieht? Unleugbar nur der jetzt be stehende Mangel der Nöthigung, das in den Rechnungen steckende Geld schneller und öfter flüssig zu machen, und sodann die leicht erklärliche Unlust, eineArbeit in eincmJahre zweimal zu machen, zu der die vielen übrigen Arbeiten ohnehin kaum einmal Zeit lassen. Wir müßten uns sehr irren, wenn hierin nicht haupt sächlich der Stein des Anstoßes läge. Ist dies aber der Fall, so gibt es, ihn zu beseitigen, nur ein Mittel. Wir brauchen auf dasselbe nur hinzudeuten, da wir sonst am Schlüsse unserer Be trachtungen bei deren Anfang wieder anknüpfcn müßten. Aus dieser Verkettung unserer Folgerungen aber, so sollten wir meinen, müsse sich unbedingt die Richtigkeit unserer Rech nung ergeben, als deren Facit wir die Einführung kürzerer Creditfristen im deutschen Buchhandel bezeichnen. Dasselbe ist von so hoher Bedeutung für den ganzen Stand, für Alle, die in ihm wirken und von ihm abhängig sind, daß zu dessen Errei chung alle Kräfte sich vereinigen sollten. Man bedenke, daß da mit erst der Buchhandel sich die Voctheile verschaffen wird, die das Resultat der stetig vorwärts schreitenden Entwickelung der flnanciellen und intellcctuellen Kräfte auf allen anderen Erwerbs- fcldern geworden sind. Ueberall erblicken wir Zeichen des wach senden Wohlstandes, überall Zeichen, daß sich der Reichthum des Volkes vermehrt hat. Ueberall aber bemerken wir auch, daß die Krücken der langen Creditfristen, die aus der Vorzeit des Auf schwungs des Handels und der Industrie stammen, weggeworfen sind und der Umsatz des Capitals ein schnellerer geworden ist. Je öfter aber dasselbe seinen Kreislauf vollzieht, je kürzer also der Zeitraum ist, in welchem dies geschieht, desto schneller wächst es an, desto höher steigt der Credit, desto sicherer hilft letzterer das crsterc vermehren. Diese Erkenntniß, deren Wahrheit nur ein Blinder bestreiten kann, ist allcrwäcts von entschei dendem Erfolge gewesen. Nur der Buchhandel hat sich bis jetzt von derselben nicht leiten lassen, trotzdem er selbst so wesentlich zu deren Verbreitung bcigetragcn, trotzdem ec selbst den Geist colportirt hat, dem wir den segensreichen Umschwung im öffent lichen Vcrkehrslebcn zu verdanken haben. Will man noch länger säumen, sich desselben zum eigenen Vortheil zu bemächtigen? Will man noch länger zugeben, daß der Buchhandel das Aschenbrödel im Welthandel bleibe, welches überall vor denThü- ren der großen Bankinstitute zurückgewiesen wird, ohne von den belebenden Strömen, die ihren Reservoiren entfließen, auch nur ein bescheidenes Bächlein in sein Fahrwasser leiten zu können, und zwar lediglich deshalb nicht, weil dieses Fahrwasser keinen ordnungs-, keinen zeitgemäßen Lauf hat und sein Bettstellen weise versandet, das Fahren darauf demnach gefährlich ist? Wir hoffen es nicht; wir glauben vielmehr, so wahr der Geist der Zeit mächtiger ist, als der Wille und die Bequemlichkeitslicbe der Menschen, daß auch der Buchhandel bald in die richtigen Bahnen
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