Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1922
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- 1922-02-08
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X: 33. 8. Februar 1922. RedaMoneller Teil. Kleine Mlellunnen. Frankfurter Buchmesse. — Im Nahmen der bevorstehenden Frank furter Internationalen Messe, die vom 2. bis 8. April 1922 stattfinöct, wird auch wieder eine Buchmesse abgchalten werden. Frankjurt, Hessen geistige und wirtschaftliche Bedeutung immer mehr wächst, ist für den deutschen Buch- und Kunstverlag ein wichtiger Platz ge worden, und so konnte es nicht ausbleibcn, das; die berühmten Frank furter Buchmessen des Mittelalters wieder erwachten und zur Taucr- einrichtung innerhalb der Franlfnrter Internationalen Messen wurden. Ter Buchmesse wird ein besonderes Haus — die Ofthalle v — zur Verfügung gestellt werden. Leider überschreiten aber auch hier schon die Standanmeldungen den verfügbaren Platz. Tie Franlfurler Meß leitung wird den größten Wert darauf legen, die Buchmesse weiter anszubauen, um die kulturpolitischen Ausgaben, die ihr gestellt sind, zu fördern. Eine Buchmesse innerhalb einer internationalen M >ster- messe mit ihren Einkänsermassen aus dem In- und Auslande bietet die beste Gelegenheit, deutsche Geistesarbeit und deutschen Gewerbe- slciß im Auslande cinzuführcn. Und der inländische Sortimenter, der zum Einkauf zur Buchmesse kommt, genießt all die Vorteile, die jede Messe bietet: er spart Geld, Zeit und Kraft, weil Angebot nnd Nachfrage hier planmäßig zusammengcführt werden. Auskünfte er teilt das Meßamt, Frankfurt a. M. Zur Erhöhung der Truckprcise (vgl. Bbl. Nr. 24 und 27) wird uns vom »Deutschen Buchdruckerverein« noch geschrieben: »Die Arbeit nehmer des Buchdruckgewerbes hatten das Ende November abgeschlos sene Lohnabkommen zum 1. Februar gekündigt und gleichzeitig unter der Begründung, daß die Lebenshaltung inzwischen eine weitere Ver teuerung erfahren habe, eine Lohnerhöhung von Mk. 1Ü0.— wöchent lich beantragt. Die Prinzipalsmitglieder des Tarifansschnsses der deutschen Buchdrucker haben sich angesichts der Mitte Februar cintretcn- dcn Brotprciscrhohung um 75°/« und in dem Bestreben, die Nutze im Gewerbe wenigstens für die Zeit bis Ende März zu erhalten, einer Lohnerhöhung nicht entziehen können. Angesichts der seitens der Neichs- und Staatsbehörden in der letzten Zeit erfolgten Bewilligun gen von Gehalts- und Lohnaufbesserungen waren die Prinzipale nicht in der Lage, für eine von verschiedenen Seiten empfohlene grund sätzliche Ablehnung aller Mchrfordcrungcn die Verantwortung zu über nehmen. Dies würde das Zeichen eines großen Lohnkampfes gewesen, sein, der mit Rücksicht auf die bevorstehende Brotvcrteuerung nicht die Sympathien weiter Kreise gehabt hätte. Diese Lohnerhöhung verur sacht im Verein mit der allgemeinen, vom Reichskanzler bereits vorausgcfagten neuen Teuerungswelle, von der das Buchdruckgewcrbe schon jetzt stark in Mitleidenschaft gezogen ist, eine Erhöhung der bis 31. Januar gültigen preistariflichen Sätze um 15°/,, im Hinblick auf die von anderen Industrien und Gewerben neuerdings beschlos senen Preiserhöhungen gewiß eine mäßige Preissteigerung. Ter deutsche Verlag und Zeitschriftenverlag wird der überaus schwierigen Lage des Buchdruckgewerbes volles Verständnis entgegenbringcn und diesem auch das gewähren, was ihm zu seinem iveitercn Bestände gebührt.« 21 431 Kronen Wocheulohn beziehen seit dem 23. Januar d. I. die Wiener Buchöruckergchilfen (Lohnstufe O). Die neue Teuerungs zulage beläuft sich auf 4007 Kronen. In den Stufen ^ und 6 be trägt der Mindcstwochcnlohn in Wien 14 572, bzw. 17 831 Kronen. Ter Mindest-Monatsgehalt eines Faktors betrug im J-annar 99 772 Kronen, für den Monat Februar ist er auf 103 099 Kronen festgesetzt worden. Es ist aber noch mit einer Erhöhung des Feöru-rr- gchalts zu rechnen, da die Teuerungszulagen für die Gehilfen nur bis zum 18. Februar d. I. festgesetzt worden sind. Diese Ziffern kenn zeichnen so recht die enorme Geldentwertung in Österreich. Die riesige Verteuerung des Druckpapiers (siehe auch Bbl. Nr. 13 und 18) stellt die deutschen Zeitungen nnd Zeitschriften vor die größten Schwierigkeiten. Der Preis ist gegenwärtig fünfunddrcißigmal so hoch wie im Frieden, denn ein Waggon ZcitungSpapier kostet heute rund 70 000 Mark (im Jahre 1914 rund 2000 Mark). Das »Ham burger Fremdenblatt« weist darauf hin, daß über diese enormen Preise hinaus große Zeitungsverlagc auch noch gezwungen sind, ständig weitere erhebliche Aufwendungen für Eilgutliefcrungcn zu machen, -da sie immer nur von Tag zu Tag beliefert werden, nie mals zu einem Vorrat — auch nur für einige Tage — kommen, der es ihnen ermöglichen würde, gewöhnliche Frachtscndungen in Betracht zu ziehen. Das »Hamburger Fremdenblatt« z. B., das sein Papier fast ausschließlich aus Sachsen erhält, ist seit dem 12. Dezember vorigen Jahres ausschließlich ans Eilgutsendungcn angewiesen gewesen, von denen jede Ladung von 10 000 Kilogramm zirka 8000 Mark an Mehr ausgaben gegenüber gewöhnlichem Frachtgut erfordert. Bei einem Monatsverbrauch von annähernd 60 Waggons ergeben sich also monat lich etwa eine halbe Million Mark Mehrkosten für Eilgutliescrungen, die erspart werden könnten, wenn nicht die kläglichen Zustände in der Druckpapierindustrie herrschten. Die von Verlcgerseite an die Ver tretung der Truckpapicrsabriken und an das Ncichswirtschastsl.lnii- sterium unter Darlegung der Sachlage gerichteten Ersuchen um bessere Papicrbelicferung sind erfolglos geblieben. Kürzlich wurde dem ge nannten Verlage sogar mitgctcilt, daß noch eine wesentliche Verschlim merung der Lage eingctreten sei, da neuerdings ein halbes Dutzend sächsischer Papierfabriken, meist wegen ungenügender Belieferung mit Zellstoff, einige wegen Ausbleibens der Kohlcnlieferungcn, zum Still stand gekommen seien. Das Unerhörteste an der Sache ist, daß die Zellstosfabrikanten, denen vom Ncichswirtschaftsministerinm aufgegcben war, die Not wendigkeit der Berechnung eines 95°/vigen Aufschlags auf den Dc- zemberpreis nachzuweisen, diesen Nachweis bis heute schuldig geblieben sind. Cie haben einfach erklärt, sie müßten ihren Preis von 340 auf 660 Mark ab 1. Januar d. I. er höhen; sie sind auch zu einer vom Neichswirtschastsmin,ster>um auf Ende Dezember v. I. anberaumten Sitzung, an der die Verleger nnd Fabrikanten zwecks Preisfestsetzung teilnahmen, nicht erschienen. Die Zellstofsfabrikanten meinen offenbar, sie haben das Inland nicht nötig, da ja die gewinnbringende Zellstoff a u s f u h r im zweiten Halb jahr 1921 erheblich gestiegen ist (siehe Bbl. Nr. 13). Die einfachste Lösung wäre das völlige Verbot der Ausfuhr; die Interessen Deutscii- lands an der Erhaltung der Tuges- und Fachpresse müssen bcn Be dürfnissen des Auslands vorangcstcllt werden. Deutschland — ein Zeitungsfricdhof. — Fast jede neue Nummer des »Zeitungsverlags«, des amtlichen Organs des Vereins deutscher Zeitungsvcrleger, bringt den Grabgesang irgendeiner deutschen Zei tung. Blättern mit ruhmreicher, jahrzehntelanger Vergangenheit hat namentlich der heutige Papierpreis das Todesurteil gesprochen, und ernste Anzeichen deuten darauf hin, daß über Deutschland, einst das Land des ausgebreitctsten und kulturell höchststehenden Presse wesens, das große Zeitungssterben kommt, weil es den Verlegern nicht mehr möglich ist, ihre Betriebe bei den heutigen Papierpreiscn und der Höhe aller übrigen allgemeinen Unkosten, die mit der Her ausgabe einer Zeitung verbunden sind, aufrechtzucrhalten. Allein in den letzten vierzehn Tagen wurde das Eingehen von nahezu einem Dutzend deutscher Zeitungen gemeldet, darunter solcher, die wohl ein halbes Jahrhundert lang Kulturarbeit am deutschen Volke verrichtet haben. In allen Fällen haben die hohen Herstellungskosten das Ein gehen der Zeitungen — es handelt sich durchweg um mittlere und kleinere Provinzblätter — herbeigesllhrt. Verbotene Jugcndschriftcn. — Wie die Wiener »Neichspost« meldet, ordnet ein Erlaß des Landesschulprä'sidcnten Glöckel die so fortige Entfernung aller Bücher aus den Wiener Schulbiblio theken an, die als Jugendschriften ungeeignet erscheinen. Fast alle Bücher, die vom habsburgischcn Oesterreich und dem Weltkrieg han deln, stehen auf der Liste der verbotenen Bücher, ferner alle Schriften von Franz Brentano, Oskar Höcker, Karl May, Gustav Nieritz, Luise Pichler, Frieda Schauz, Christoph v. Schmid, Toni Schumacher, Spill mann und Ottilie Wildermuth. In dem Erlaß heißt cs, daß von der Ausmerzung sämtlicher einer modernen Jugendschristenkritik nicht mehr standhaltenden Jugendbücher zurzeit abgesehen werde, da d>e Be stände der Schülerbibliotheken sonst auf einen völlig belanglosen Be stand zusammenschrumpfcn würden. Ein buchhändlerischer Fachmann, dem die »Neichspost« den Glöckel- Jndex vorgelegt hat, urteilt darüber: Das Verzeichnis enthält die Namen von 137 Dichtern, Schriftstellern, Historikern und Pädagogen, darunter Autoren, deren Werke zu den beliebtesten und im Buchhandel gangbarsten gehören. Schnlbibliothckcn, die ganze Ans gaben der Antoren besitzen, die hier zum Teil mit dem Vcrbotsschlagwort »alles« bezeichnet sind, erleiden ungeheure Verluste. Die trefflichen Jugendbücher Spillmanns, die zu den besten neuerer deutscher Jugendliteratur gehören, kosten heute 10 600 Kronen, die 200 Bände Franz Hofmanns 30 000 Kronen, die 30 Bände Karl May 45000 Kronen, die 12 Bände Hcrchenbach 40 000 Kronen, die 7 Bände Ottilie Wildermuth 6000 Kronen. Die harmlose Jugendzeitschrift »Mein Oesterreich« ist, wie viele andere der konfis zierten Bücher, in ihrer prächtigen technischen Ausgabe, die heute infolge der hohen Kosten ähnlich gar nicht mehr hcrzustcllcn ist, ganz unersetzbar. Und der anstößige Inhalt? Ich zitiere hier den Lesern den Inhalt eines Monatsheftes: Die Naalburg — Die Er öffnung des österreichischen Neichsratcs vor fünfzig Jahren — Das Zigeunermädchen — Naturphotographie — Ter Wert turnerischer Übungen für die Körperentwicklung — Knabcnspiele — Freundcs-- liebe, Gedicht — Das Saatreitcn im Kuhländchen — Ein Wiener »Freiwilliger« — Experimente mit dem Elektrophor Frühlings- Wanderung, Gedicht 175
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