Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-02-16
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220216
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192202163
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220216
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-02
- Tag1922-02-16
- Monat1922-02
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.x° 40, 18. Februar 1922. Redaktioneller Teil. A malthea-Verlag, Wien, 1921. Ein Buch, das denen, die die Gelehrsamkeit um Dante verzagen ließ, Mut machen wird. So hohe Ziele wie Stefan George und Rudolf Borchardt dürfen sich die Umdeutscher orientalischer Werke nicht setzen, sie müssen zufrieden sein, wenn es gelingt, durch Annäherungen und Anpassungen einen Ausgleich zwischen Orient und Okzident her zustellen, dessen Umrisse von ungefährer Richtigkeit sind. Denn selbst wenn es ihnen glückte, die sachlichen und die sprachlichen Schwierigkeiten zu überwinden, sie können nicht ihren euro päischen Leser des zwanzigsten Jahrhunderts in den eines ihm wesentlich verschiedenen, eines fremden Volkes und einer fremden Zeit wandeln, dessen Lebens- und Weltanschauung nicht allein, dessen Art, Literatur zu verstehen und auszunehmen, von der des europäischen Buchlesers des zwanzigsten Jahrhunderts von Grund aus verschieden ist. Als Wilhelm v. Humboldt 1827 seine be rühmte Abhandlung -Über die unter dem Namen Bhagavad-GW bekannte Episode des MahSbhLrata- veröffentlichte, wurden in Deutschland zum ersten Male weitere Kreise auf eine philoso phische Dichtung aufmerksam, die einen Höhepunkt des Welt- schristtums bezeichnet. Man sollte nun eigentlich meinen, daß das vielgenannte Werk auch ein bielbekanntes geworden sei, zu mal da es an deutschen Übersetzungen nicht fehlte. Aber das trifft anscheinend nicht zu. Zwar haben Deussens und v. Schroe- ders Übertragungen einige Verbreitung gefunden, aber von der Richard Garbes erscheint eben erst das 2. bis 4. Tausend. <D i e BhagavadgNL. Aus dem Sanskrit übersetzt. Mit einer Einleitung über ihre ursprüngliche Ge st alt, ihre Lehren und ihr Alter von Richard Garbe, Zweite, verbesserte Auflage. H. Haessel, Leipzig, 1921.) Allerdings wendet sich diese Übersetzung an den Fachgelehrten, den Philosophen, den Religionshistoriker, den Sanskritisten. Sie ist jedoch auch dem Laien leicht verständlich, und sie hat vor allen Dingen einen Vorzug, den der Laie bei Übertragungen schwieriger orientalischer Texte vor allem schätzen sollte, den der Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Sie rührt von einem Manne her, der in einer halbhundertjährigen Beschäftigung mit der Ursprache des Werkes sich eine internationale Autorität als Sanskritist gewann. Man sollte eigentlich annehmen, daß das Bedürfnis, die BhagavadgM in einer verläßlichen deutschen Form kennenzulernen, ein etwas größeres sein müßte, als es die im Vergleich mit den Auflagen der Bücher Rabrindranath Tagores doch immerhin bescheidene Auslagenzif fer bezeichnet. Ein Schopenhauer bemühte sich sein ganzes Leben hindurch, zu den reinen Texten altindischer Weisheit borzudrin gen, getreu seiner Lebens- und Lesemaxime, sich immer nur an die besten Bücher zu halten, die ihm erreichbar waren, und sich mit den schlechteren nicht aufzuhalten. Ein sehr beherzigenswerter Grundsatz, an den man sich auch für die orientalischen Literaturen halten könnte, die gegenwärtig wieder in die literarische Mode zu kommen scheinen. Ihr verdanken wir manche anerkennens- und begrüßenswerte deutsche Neuausgabe, manche willkommene Be reicherung der Bibliophilenbibliothek. Der Insel-Ver lag hat die zweite Auslage seiner schön ausgestatteten Ausgabe der Erzählungen aus den Tausend und ein Näch ten Benno Littmann anvertraut, der sic nach der Calcut« taer Ausgabe von 1839 neu übersetzt und damit endlich einmal, soweit das möglich ist, eine getreue Verdeutschung des Originals liefern wird. Die berühmte englische Übersetzung Burtons erfreut sich auch bei den Bücherliebhabern einer großen und sicherlich verdienten Hochschätzung, zumal da sie in ihr etwas irrtümlich sehr viele sonst unterdrückte Stellen vermuten. Immerhin ist jedoch einmal daran zu erinnern, daß für Burton, so ausgezeich net er es auch verstand, in seiner Wiedergabe das ältere Arabisch sestzuhalten, nicht das literarhistorische Moment das ausschlag gebende war, sondern das ethnographische. Seine Ausgabe sollte die Grundlage eines ausführlichen, seine Forschungen verwerten den Kommentars bilden, dem das Ästhetische und Literarhisto rische nebensächlicher schien. In der ebenfalls wegen ihrer ge schmackvollen Ausstattung zu rühmenden Buchreihe: Dichtun gen des Ostens. Hyperion-Verlag, München, er schien als vierter Band eine Sammlung Indische Liebes lyrik, eine sorgfältig von H. v. Glasenapp besorgte und er läuterte Ausgabe der hierhergehörigen Verdeutschungen Friedrich Rückerts. Die Rückert-Nachlese, die Leopold Hirschberg für die Gesellschaft der Bibliophilen herausgab, hatte sie bereits aus ihren Verstecken in entlegenen Zeitschriftenwinkcln usw. hervor- gezogen, um sie dann über ihre beiden Bände zu verteilen. Vor allen Dingen aber gab sie, ihrer Zweckbestimmung gemäß, nicht die den meisten Lesern notwendigen sachlichen und sprachlichen Erläuterungen. Das ist nun von H. v. Glasenapp in vorzüglicher Weise nachgeholt worden, der Bandrahmen, den er für diese Rückert-übersetzungen geschaffen hat, macht aus ihnen ein selb ständiges Buch, das sich ebenbürtig den anderen Büchern Rückerts anreiht, die die Meisterwerke seiner Übersetzungskunst verwahren. Was Nückert dem Dichter geschadet hat, hat Rückert dem Über- setzer genützt, seine unvergleichliche Reim- und Wortgelenkigkeit, die es ihm gestattete, den fremden Vorlagen auf ihren verschlun- gensten Verswegcn zu folgen. Deshalb ist es nicht der geringste Ruhm seiner Übertragungen, daß sie im allgemeinen treue Wie dergaben sind, die nach den Originalen gefertigt wurden. Ein anderes Verfahren befolgt Hans Bethge, dessen Nachdichtungen orientalischer Poesien sehr beliebt wurden. Er ist ein vielleicht notgedrungener Eklektiker, der von deren bereits in europäischen Sprachen bekanntgemachten Übersetzungen ausgeht und dem es, das sei gern zugestanden, bisweilen gelingt, mit erstaunlichem Einsühlungsbermögen den Stimmungsgehalt eines morgenlän dischen Gedichtes in der abendländischen Umformung sestzuhal ten. Davon geben wiederum eine glänzende Probe die Omar Khayam-Nachbildungen. Propyläen-Verlag, Berlin, 1921. Der materialistische Pessimismus, die Lebens- bejahung aus der Weltverneinung, die Omars Sinnsprüche ver künden, sind, seitdem sie durch Fitzgerald zu einem klassischen Be standteil der englischen Literatur wurden, allgemein bekannt. Die erlesene Fassung, die ihnen Hans Bethge gab, ist auch in einem erlesenen Schrein geborgen worden. Ein kostbarer, jedoch nicht kostspieliger Musterdruck der Hausdruckerei Gebr. Klingspor, Frank furt a. M., schließt die geistsprühendcn und witzfunkelnden Ju- welen des lachend weinenden persischen Dichters ein. In einer persischen Prachthandschrist strahlen sie freilich noch ganz anders. Da aber für die abendländische Buchkunst die Voraussetzungen der morgenländischen, insbesondere ihr intensiveres Schriftge fühl, nicht gegeben sind, scheint es nahezu unmöglich, auch solche Buchwerte aus dem Osten nach dem Westen zu bringen. Dafür darf man vielleicht von einer europäischen Orientalistcn-Buch- kunst reden, die naturgemäß nur den mit orientalischen Sprachen Vertrauten zugänglich wird. Die Orientalisten haben von jeher ans die Ausstattung ihrer in Europa gedruckten Ausgaben gro ßen Wert gelegt, und manches typographische Prachtwerk ist durch diese ihre Buchkunstpflege entstanden. Angleichungen der orien talischem Buchkunst an die okzidentalische zu erreichen hat mehr fach neuerdings Lazarus Goldschmidt mit Erfolg versucht. Da hin gehört auch der eben von ihm edierte schöne hebräische Druck: Mischte Schualim. Die Fuchsfabeln des Be- rekhja Ben Natronaj. Nach der ersten Ausgabe herausgegeben und eingeleitet von Lazarus Gold sch midt. Mit Holzschnitten von Leo Mi ch elfen. Erich Reiß, Berlin 1921. Das für die Ge schichte des Reinhart Fuchs-Stoffes literarhistorisch wichtige Werk darf ebenso einige Teilnahme von denen, die es angeht, er- warten, wie der löbliche Versuch des Verlags, auch morgenlän dische Texte in den Bereich der Liebhaberausgabe zu ziehen, dank barer Zustimmung sicher sein darf. Die Beigabe einer deutschen Übersetzung wäre wünschenswert gewesen, zumal da der Text auch für einen geübteren Kenner der hebräischen Sprache nicht überall leicht verständlich ist. Ein offenbarer Mangel der land läufigen Betrachtungsweise des orientalischen Schrifttums ist es, daß sie vom europäischen Standpunkt ausgehend immer wie der zu ihm zurückblickt und deshalb, teilweise auch durch eine europäische Terminologie vorbefangen, mehr oder minder auf die rechte Verständigung, auf das rechte Verständnis verzichten muß. Man sieht von diesem Standpunkt aus die asiatischen Kultur probleme in einer falschen oder wenigstens schiefen Wertung, in einer anderen, als die sie sich selbst geben; man beschäftigt sich mehr mit zerstückelten Teilen, als daß man den Blick aus das 207
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder