Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1893
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- 1893-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1893
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59, 18. MSrz 1893. Nichtamtlicher Teil. 1583 Pressen und zwei Hilfsmaschinen thätig. Letztere liefern jährlich etwa eine halbe Million Kunstdrucke. Im Dienst der lithographischen Anstalt und Steindruckcrei stehen zwei Liniiermaschinen, sechs Schnell pressen, sechs Handpressen, eine Bronziermaschine, drei Hilssmaschinen. Hier werden jährlich etwa zehn Millionen Drucke fertig. Die Buch binderei besitzt eine Doppelsalzmaschine, elf Drahthestmaschinen, zwei Vergoldepressen, zwölf Beschneidemaschinen, sechzehn Hilfsmaschinen und vier Packpresscn. Zum Betrieb der maschinellen Anlagen dient eine siebzigpferdige unterirdische Kondensations-Dampfmaschine, welche aus zwei Kesseln von zusammen 220 gm Heizfläche gespeist wird. Zunächst wurde die erst 1892 vollendete unterirdische Maschinenanlage (von Hartman» in Chemnitz) besichtigt. Dann wandte man sich dem Schncllpressensaale zu. Von den Werken, welche unter den Augen Sr. Majestät gedruckt wurden, führen wir an: Konversations-Lexikon 14. Auslage, Orientreise des Czarcwitsch (Prachtausgabe in russischer Sprache), Schulbücher für Chile (spanisch), endlich die dieswöchentliche Nummer der seit ihrem jetzt fünfzigjährigen Bestehen von der Firma ge druckten Webcrschcn Jlluslrirten Zeitung. Eine besondere Wirkung machte es, als ans den Wink des Obermaschincnmeisters plötzlich sämtliche Maschinen zum Stillstand gebracht wurden. Im Setzersaal besichtigte Se. Majestät an erster Stelle den Satz des Konversations-Lexikon. In der Buchbinderei waren sämiliche Maschinen in Bewegung gesetzt, und es wurden Sr. Majestät alle Manipulationen, die im Buchbinderei- bctriebe Vorkommen, vorgeführt. Insbesondere die Doppelfalzmaschine erregte das Interesse Hochdesselben Im Privatkontor der Chefs waren Proben der artistischen Ge schäftszweige der Firma, die wegen Umbaues nicht besichtigt werden konnten, ausgelegt. Bei dem Umfang des Brockhaussichen Verlags konnten »nr einige Werke aus neuerer Zeit Sr. Majestät vorgelegt werden. Außer den Namen Schopenhauer, Gregorovius, Schliemann, Nordenfkiöld bemerkten wir eine reichhaltige Sammlung von Verlagswerken über Amerika. Se. Majestät begab sich hierauf in die Abteilung des Brockhaussichen Geschäfts, welche sich mit dem Import ausländischer und Export deutscher Litteratur befaßt. Se. Majestät ging durch die englische, fran zösische, italienische und slavische Abteilung und besichtigte mit eingehen dem Interesse die dort aufgestellten Prachtwerke der fremden Literaturen. Vorher hatten die beiden ältesten Mitarbeiter des Hauses, die Herren Mchley nnd Redakteur Cramer die Ehre, dem Könige vorgestellt zu werden. Erstercr gehört dem Hause Brockhaus bereits 58 Jahre an; beide sind mit dem Albrechtsorden geschmückt. Hierauf betrat Se. Majestät, durch die Damen des Hauses begrüßt, das Wohnhaus der beiden älteren Chefs an der Salomonstraße und nahm die ihm von dem vierjährigen Söhnchen des Herrn Albert Brockhaus überreichten Rosen freundlich entgegen. Nach einem kurzen Imbiß sprach Herr l)r. Eduard Brockhaus Sr. Majestät den wärmsten Dank namens der Firma und der Familie für die denselben durch den Besuch Sr. Majestät erwiesene hohe Ehre und Auszeichnung aus; er erwähnte da bei, daß es in allernächster Zeit sünfundsiebzig Jahre wäre, daß sich die Firma in Leipzig niedergelassen habe. Se. Majestät erwiederte in huldvollster Weise, dem Brockhaus'schen Geschäft ferneres Gedeihen wünschend. Se. Majestät geruhte noch das Besucherbuch der Firma einzusehen, auf dessen erster Seite sich König Friedrich August, Johann, Herzog zu Sachsen, und Albert, Herzog zu Sachsen am 19. September 1844 eingeschrieben hatten, und ein neues Besucherbuch mit seiner Namens einzeichnung einzuweihen. Nachdem Se. Majestät auf den Balkon hinaus getreten war, brachte ihm das in der Zwischenzeit ans der Salomonstraße versammelte Personal erneute Ovationen dar. Gegen 5 Uhr verließ der König mit seinem Gefolge das Haus, von jubelnden Hochrufen der harrenden Menge umbraust Vom Reichstage. — Die Kommission zur Vorberatung der An träge Gröber und Genossen wegen Abänderung der Gewerbeordnung setzte am 6 d. M. abends die Beratung fort und schritt zur Beratung deS tz 5b. Derselbe wurde, ebenso wie tz 55a, angenommen. Zu H 56 wur den die vom Centrum beantragten prinzipiellen Zusätze, vom Ankaus oder Feilbiete» im Umherziehen neu auszuschließen Cigarren und Tabak, mit 7 gegen 6, Waren aller Art mit 8 gegen 5, in Lieferungen ver triebene Druckschriften mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt und dafür die Eventualanträge Spahn mit 10 gegen 3 Stimmen an ge nommen: Druckschriften au szuschließen, welche in Lieferungen erscheinen, sofern nicht die Zahl der Lieferungen des Werks und dessen Gesamtpreis auf jeder einzelnen Lieferung an einer in die Augen fallenden Stelle verzeichnet ist. In den Verzeichnissen ist bei in Lieferungen erscheinenden Werken die Zahl der Lieferungen des Werkes und dessen Gejamtpreis anzugeben. Die Ge nehmigung ist nur zu versagen, soweit das Verzeichnis Druckschriften oder Bildwerke bedenklicher Art enthält oder bei Lieferungswerken der vor stehenden Bestimmung nicht gemäß ist. Volksbibliotheken. — Auch in den Vororten Berlins sollen, wie der -N. Pr. Z.- mitgetellt wird, nun Volksbibliotheken eingerichtet werden auf Anregung der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, die jeder der sich neu bildenden Bibliotheken einen Grundstock von hundert Bänden überweist. Die erste dieser Volksbibliothcken ist in Zehlendorf am 1. März eröffnet worden; in Neu-Weißensee und Südende ist die Ein richtung beschlossen und in der Ausführung begriffen; in Erkner, Herms dorf u. a. O. werden Vorbereitungen getroffen Vortrag. — In der Buchhändler-Vereinigung des Christlichen Vereins junger Männer zu Berlin (8. IV., Wilhelmstr. 34) wird am Dienstag, den 14. März, abends 9 Uhr, Herr tue. tbooi. Breest über das Thema: -Die revidierte Bibel und ihr Vertrieb- sprechen. Die Versammlungen der Bereinigung finden jeden Dienstag statt. Gäste sind stets willkommen. Ein buchhändlerisches Parteiunternehmen. — Die sozial demokratische »Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer L Co.» ist ein sehr einträgliches Parteiunternehmen, dessen jetziger Gesamtwert aus 400 000 .F geschätzt wird. Im Jahre 1892 zahlte das Geschäft 204 000 Löhne aus (gegen 141 500 ^ im Vorjahre) an durchschnitt lich 125 (100) Personen. Der Durchschnittslohn stellt sich demnach auf 1632 (1415 im Vorjahre). Davon entfielen an Wochenlohn auf Zeitungssetzer 43 (40 ^>, Werksetzer und Drucker 31 ^ 50 ^ (28 50 H), Hilfs- und Handarbeiter 25 ^ 50 ^ (20 ^ 50 H), das weibliche Personal 16 ,/6 50 -- (12 V6), Buchbinder 25 ^ 50 <21 ^). An die sozialdemokratische Parteikasse wurden 1892 abgesührt 55 000 ^ und in diesem Jahre 20 000 Entscheidung der Preis-Konkurrenz des »Universum». — Infolge des im August v I von der illustrierten Familien-Zeitschrift »Universum» veröffentlichten Preisausschreibens für kurze Novellen sind 262 Bewerbungen aus Deutschland, Oesterreich, Rußland, Amerika u. s. w. eingegangen. Das Preisrichter-Kollegium, bestehend aus den Herren Victor Blüthgen, Ludwig Ganghoser nnd Franz Koppel-Ellfeld, sowie der Redaktion des »Universum-, hat dahin entschieden, daß der I. Preis keiner der eingegangenen Arbeiten zuerkannt werden kann. Das Kollegium hat ferner beschlossen, den I Preis in zwei gleiche Teile zu zerlegen und den Betrag von je 300 ^ für zwei Arbeiten zwischen dem II. und III. Preise einzuschalten. Preisgekrönt wurden folgende Novellen: 1. -Der Menschenkenner.- II. Preis 400 V6. 2. -Onkel Fritz.» 300 3. »Aus dem Leben eines Arztes.- 300 4. »Im Hochzeitshause.» III. Preis 200 Nach Oeffnung der Kouverts ergaben sich folgende Verfasser: -Der Menschenkenner»: Gertrud Francke -Schievelbein, Göttingen. -Onkel Fritz-: E. Krickeberg, Berlin -Aus dem Leben eines Arztes-: L. Massalien, Dresden. -Im Hochzeitshause-: E. Marburg, Wien. Freie' Bereinigung -Alte Hallenser», Berlin. — Die »Alten Hallenser- in Berlin traten am 3. d. M. zum ersten Male in diesem Jahre mit einer größeren Festlichkeit — mit einem Herrenabend — in die Oeffentlichkeit. Den ergangenen Einladungen war zahlreich Folge gegeben, ein Beweis dafür, daß die -Alten Hallenser Berlins» es ver standen haben, sich die Sympathieen, welche ihnen bislang entgegengebracht wurden, auch zu wahren. Der Abend wurde durch 'einige begrüßende Worte von Seiten des Vorsitzenden und durch das daraus folgende erste allgemeine: -Willkommen hier vielliebe Brüder» cingeleitet. In einer Sonderbegrüßung bot die Vereinigung den zahlreich erschienenen Herren Kollegen vom »Krebs» ein besonders herzliches Willkommen, das von dem Vorstands-Vertreter des »Krebs» in warmen Worten erwidert wurde. Ein Hoch aus das fernere treue Zusammenstehen und ein ferneres gutes Einvernehmen der beiden Vereine fand freudigen Wiederhall. Nun folgten Gesang und Vorträge in buntem Wechsel, und alle derselben wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Besonders hervor zuheben sind die Leistungen des Herrn Kollegen Palmis, welcher als Primadonna der -A.-H.« rauschenden Applaus erntete, ferner die Vor träge der Herren Klett, Lau und Jahmann, welcher letztere Scheffels herrliches »Behüt dich Gott- ganz reizend in Trillerform pfeifend unter Klavierbegleitung vortrug. Eine recht interessante lleberraschung bereitete Herr Maler Palmiö, ein lieber Freund der Vereinigung, welcher als ausländischer Künstler ausging, einen charakteristischen Kops zu suchen — zum Modellieren. Bald war dieser gefunden, und eine Sitzung wurde bewilligt. Begeistert von den Klängen der russischen Nationalhymne, zauberte der Künstler in kurzer Zeit das Profil des Kopfes unter seiner Meisterhand hervor. — Nur zu schnell verstrichen die Stunden; Kol legialität und Freundschaft verschönten den Abend und erst der frühe Morgen konnte zum Aufbruch gemahnen. Personalnachrichten. Jubiläum.— Auf Einladung des Stuttgarter Buchhandlungs-Ge- Hilsen-Vereins und des Kreises Schwaben des allgemeinen deutschen Buch- handlungsgehilsen-Verbandes hatte sich am Sonnabend, den 4. März im Mozartsaal der Liederhalle in Stuttgart eine zahlreiche Versammlung eingefunden; galt es doch, den Ehrentag eines Kollegen zu feiern, dessen Name ob seiner hervorragenden Verdienste um den Verband und ganz speziell um die Gründung der Witwen- und Waisenkasse weit über 213*
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